Hallo liebe Freunde der Victory, wie ich in meinem Willkommens-Thread schon erwähnte, baue ich nun seit über neun Jahren an meiner Victory. Neben Beruf und anderen Tätigkeiten kommt man ja nicht jeden Tag an das Modell, sodass schnell mal etwas Zeit ins Land geht… Außerdem ist die Victory mein viertes Modell. Die drei vorherigen stehen bei mir in der Wohnung in Vitrinen, damit sie nicht verstauben. Nach diesen drei Modellen kam mir dann die Erkenntnis, dass es nicht so weitergehen kann, im Abstand von ein bis zwei Jahren ein neues großes Modell herzustellen. Somit entschied ich mich das nächste Modell möglichst detailliert und originalgetreu zu bauen. Da ich nun mal kein Marinehistoriker oder ähnliches bin und somit nicht über ein riesiges Fachwissen im Schiffbau verfüge, entschied ich mich ein Schiff zu bauen, das es tatsächlich noch gibt. So war für mich schnell die Victory gefunden. Die vielen Bilder von Touristen, die vielen Bücher oder ein tatsächlicher Besuch (der jedoch noch aussteht) sollen mir dabei helfen, das Schiff möglichst genau nachzubauen. Zunächst lieferte mir der Baukasten von Panart eine Grundlage, um loszulegen. Wie Ihr Euch aber vielleicht vorstellen könnt, wurde die anfängliche Begeisterung leider immer häufiger durch Enttäuschungen ersetzt, da die Pläne und die vorgefertigten Teile leider immer weniger meinen Vorstellungen entsprachen. Bitte versteht es nicht falsch. Dies soll keine grundlegende Kritik an Baukästen sein, aber ich musste leider lernen, dass Baukästen und individuelle Modellbauer-Vorstellungen immer mehr aneinandergeraten, je detaillierter und originalgetreuer man bauen möchte. Somit nutze ich nach längerem Bau den Baukasten meistens nur noch als „Baustofflager“. Immer mehr Details wurden von mir mit neuen Materialien erstellt, die ich zusätzlich kaufte und herstellte.
Nun aber zu meinem Modell: Da ich die letzten neun Jahre regelmäßig Fotos gemacht habe, verfüge ich mittlerweile über so viel Bildmaterial, dass ich gar nicht alles auf einmal hier einstellen kann. Daher werde ich meinen Bau im Laufe der nächsten Zeit stückchenweise einstellen. Los geht es natürlich mit der groben Herstellung des Rumpfes: IMG_0429.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_0691.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
An dieser Stelle sei erwähnt, dass diese Teile aus dem Baukasten hervorragend zusammenpassten und die Rumpfform an sich auch im weiteren Verlauf keine Fehler zeigte.
Weiter ging es dann natürlich mit der Beplankung. Dadurch, dass ja viele Stückpforten in den Rumpf geschnitten wurden, führte ich eine doppelte Beplankung aus. Zusätzlich konnte ich Unebenheiten der ersten Beplankung sogar noch durch Spachtelmasse ausgleichen, sodass die zweite Beplankung eine optimale Form erhielt. Die Leimschicht zwischen den beiden Beplankungen sorgte folglich für die nötige Festigkeit. IMG_0932.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_1054.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_1126.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_1134.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_1317.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_1412.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Da ich ja wusste, dass das Modell komplett lackiert wird, sah meine Victory anschließend so aus wie auf dem folgenden Foto. Die Flecken auf dem Rumpf sind vom Kleber (manchmal darf man unprofessionell sein, oder?). IMG_1414.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
So, für heute soll es zunächst reichen. Damit Ihr aber schon mal sehen könnt, bis wohin es in den nächsten Tagen hier geht: IMG_3271a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die vielen Schritte, die dazwischen liegen gibt es also bald...
schön Deine Bilder zu sehen. Sieht schon richtig gut aus.
Die Victory aus Berlin hat im Prinzip den gleichen Weg genommen und auch ausreichend Bauzeit (mit längeren Pausen). Ich nehme an Du baust auch 1:78?
Viele Teile, wie ich das so sehe, sind wohl oft die gleichen wie im Sergal-Kasten. Deiner Baukasteneinschätzung kann ich nur zustimmen. Die Gußteile sehen sehr lieblos aus. Mal sehen ob ich mich ans Schnitzen wage. Da kann man hier Einiges bewundern. Ich bin derzeit an den Quarterdeck Kabinen und an den Seitentaschen.
Bekommt das Unterschiff noch die Kupferbeplankung?
Hallo Victory78, das Unterwasserschiff hat bereits die Kupferbeplankung. Das ist evtl. im letzten Bild nicht so gut zu sehen. Es kommen aber noch aufschlussreichere Fotos. Im Bezug auf die Gußteile und auch auf andere Kleinigkeiten, die im letzten Bild schon zu sehen sind, habe ich ganz verschiedene Bezugsquellen benutzt. Manche Teile sind selber hergestellt, andere wiederum aber auch von irgendwoher bestellt. Solche Details versuche ich im Laufe der nächsten Zeit zu beschreiben. Solltest Du spezielle Teile suchen, so kannst Du mir ja auch eine Mail schreiben. Vielleicht habe ich sie ja irgendwo in guter Qualität bestellt und kann Dir die Quelle nennen. Richtig, das Modell ist im Maßstab 1:78. Grüße Jochen
Ich bin gerade auf dem Weg manche Teile selbst herzustellen. Im Moment noch ohne Präzisionsmaschinen. Man steigert sich. Auf Dein Angebot komme ich bei Bedarf gern zurück.
Hallo liebe Modellbaugemeinde, ich habe wieder etwas Zeit und so soll die Beschreibung meines Baus weitergehen. Zunächst die Beantwortung Eurer Fragen: Meine vorherigen Modell waren Baukastenmodelle von Artesania Latina. Hiervon ein französischer Schoner, die U.S. Constellation und die spanische Elcano. Diese Modelle sind zwar schöne Dekorationsobjekte, historisch korrekt sind sie jedoch nicht unbedingt. Dies liegt daran, da man ja klein anfängt und erst im Laufe der Zeit seine Anforderungen erhöht. Trotzdem brachten sie mir natürlich eine höhere Fertigkeit zum Erstellen von Modellen, sodass sich deren Bau auch neben dem eigentlichen Objekt gelohnt hat.
Nun aber zurück zur Victory: Ich verwende folgende Pläne und Unterlagen: Zum einen besitze ich "Historische Schiffsmodelle" von Wolfram zu Mondfeld (wer kennt es nicht?). Darüber hinaus "HMS Victory" von Noel Hackney einschließlich der beiliegenden Pläne und "Victory" von Alan McGowan. Zusätzlich natürlich die vielen Bilder aus dem Internet, die aber logischerweise mehr über Details, Farben und Anordnung von Teilen berichten als über exakte Maße. Außerdem habe ich mir eine CD-ROM aus dem Museum in Portsmouth schicken lassen, mit deren Hilfe man einen virtuellen Durchgang durch und über die Victory machen kann. Mit diesen Daten ließ sich der Rumpf bisher sehr gut konstruieren. Jetzt, wo es an die Takelage geht, kommen jedoch Fragen auf, die ich nicht mehr hiermit beantworten kann. Somit suche ich nun nach weiteren Büchern und Plänen. Über Erfahrungen und Tipps wäre ich hier sehr dankbar.
Weiter zum Baubericht: Nachdem der Rumpf nun zwei Mal beplankt war, ging es darum das Heck vollständig zu verkleiden: IMG_1443.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_1444.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Als der Rumpf dann soweit "geschlossen" war, ging es darum, die Positionen der Stückpforten zu ermitteln. Nach langem Hin und Her entschied ich mich dafür, alle Stückpforten zunächst mit Bleistift aufzuzeichnen. Anschließend schaute ich, wie und wo die Barkhölzer angebracht werden müssen. Hierbei ergaben sich folgende Probleme: Zum einen ist es sehr schwer auf dem Rumpf die richtigen Positionen zu finden, da er gerade am Bug eine kugelförmige Struktur besitzt. Sämtliche (zweidimensionale) Zeichnungen liefern nur schwierig die richtigen Positionen. Außerdem sieht die Victory mit ihren Streifen und Stückpforten zunächst recht gleichmäßig aus. beim genauen Ausmessen stellt man jedoch fest, dass die Decks und somit auch die Stückpforten nicht genau mit den äußeren Streifen des Schiffes übereinstimmen. Die Stückpforten laufen nach vorne und achtern meistens aus den ockerfarbenen Streifen nach unten heraus. Zusätzlich kommt durch die Bauweise der echten Victory hinzu, dass die Anordnung der Spanten und verstärkenden Teile keine regelmäßigen Abstände zwischen den Stückpforten zulassen. Somit ergeben sich an manchen Stellen Stückpforten, die scheinbar aus dem regelmäßigen Muster ausbrechen. Da aber der komplette Rumpf lackiert wird, konnte ich problemlos alle möglichen Stückpforten mit Bleistift auf ihn zeichnen und bei Bedarf noch deren Position bearbeiten. Zur Orientiereng brachte ich zunächst die nötigen Barkhölzer mit Nägeln an. Dann zeichnete ich die Stückpforten auf. Als ich mir dann über die Positionen der Stückpforten sicher war, nahm ich die Barkhölzer wieder ab, schnitt die Stückpforten aus, lackierte die Bereiche um die Stückpforten ockergelb und brachte zuletzt die lackierten Barkhölzer wieder an. IMG_1638.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_1641.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_1766.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_1768.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Als nächstes ging es dann an die Kupferbeplankung, deren Erstellung ich in den kommenden Tagen beschreiben werde. Grüße Jochen
Weiter geht es mit der Kupferbeplankung. Das Buch "Victory" von Alan McGowan gab zur Anordnung der Kupferplatten die nötigen Informationen. Als Kupferplatten verwendete ich die von Krick angebotenen. Zunächst legte ich eine Kunstfasergardine auf einen alten Wäscheständer und platzierte anschließend alle Kupferplatten mit der Oberseite nach oben auf der Gardine. Anschließend konnte ich alle Kupferplättchen mit seidenmattem Klarlack besprühen, damit diese nicht unregelmäßig anlaufen oder dass Fingerabdrücke auf ihnen sichtbar werden. Zu diesem Zeitpunkt musste ich mir natürlich auch Gedanken darüber machen, in welchem Zustand ich meine Victory letztlich präsentieren möchte. Mein Entschluss war und ist nun, dass ich sie in einem fiktiven Zustand erstellen werden. Zum einen soll sie eine Takelage ohne Segel erhalten. Somit soll sie den generellen Eindruck erzeugen, den auch das Original in Portmouth macht. Zwei Unterschiede wird sie aber zum Original aufweisen: Zum einen besitzt sie die Kupferbeplankung (und zwar in richtiger Kupferfarbe ohne Patina) und ihre Kanonen sind komplett vertaut (diese Stolperfallen gibt es auf dem Museumsschiff logischerweise auch nicht). Schaut man sich die Anordnung der Kupferplatten von vorne an, so sieht man am Bug auf jeder Seite zwei diagonale Linien, an denen die Platten zusammenlaufen. Diese müssen auf beiden Seiten symmetrisch verlaufen. Daher habe ich diese Linien zuerst angezeichnet und an diesen Linien die ersten Kupferplatten angebracht. IMG_1843.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_1844.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2174.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Weiß eigentlich jemand von Euch, wann die Arbeiten an der Original-Victory beendet sein sollen, sodass man sie wieder mit voller Takelage bewundern kann?
Nachdem nun der Rumpf in seiner groben Form fertiggestellt war, ging es um die ersten Verzierungen. Dabei knüpfte ich mir zunächst das Galion vor (dies ist zum Teil schon in einem der vorherigen Bilder zu sehen). Zur Herstellung verwendete ich Biegeleisten aus Buche, die ich zunächst so schliff, dass sie überall die richtige Dicke hatten. Dann durchbohrte ich die Leisten an geeigneten Stellen, um hier Nägel durchstechen zu können. Den Verlauf der Leisten zeichnete ich auf Papierstücke, die ich anschließend am Modell mit Klebeband befestigte. Somit zeigten mir die Striche auf dem Papier, wo die Leisten später angebracht werden müssen. Dann nagelte ich die Biegeleisten an den Rumpf und ließ die Nägel aber noch mehrere Millimeter herausragen. Mit Hilfe von Wasser konnte ich die Leisten besser davon überzeugen in die gewünschten Formen zu gehen. Als die Biegeleisten getrocknet waren konnte ich sie auf den Nägeln wie auf Schienen für wenige Millimeter vom Rumpf wegziehen. Dieser kleine Abstand reichte aber aus, um sie anschließend lackieren zu können. Nach dem Trocknen des Lackes und dem Herausreißen des Papieres konnte ich sie dann wieder an den Rumpf zurückschieben und festkleben. IMG_1845.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Anschließend konnte ich die Nägel ziehen, die Nagellöcher zuspachteln und ebenfalls lackieren. IMG_2172.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Eine passende Galionsfigur fand ich bei jotika in England (Protest der Schnitzer und Selbstbauer!). Diese ist vom Maßstab her nur so gering abweichend, dass ich über diese wenigen Millimeter Größenunterschied hinwegsah. IMG_2171.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2704.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2710.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Deine Vic wird ein richtiges Schmuckstück! Es ist schön, den Aufbau etwas im Zeitraffer zu geniessen. Ich bleibe gerne dran.
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Danke für die bisherigen Kommentare und positiven Rückmeldungen. Nachdem der Rumpf nun weitestgehend fertiggestellt war, ging es an die "Inneneinrichtung". Zunächst fertigte ich sämtliche Kanonen an. Dabei überlegte ich auch, wie detailliert die Kanonen darzustellen sind. Nach meinen Vorstellungen sollten die Kanonen komplett vertäut und mit sämtlichem Putzwerkzeug versehen werden. IMG_2396.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Um eine generelle Ordnung beim Einrichten aller Ausrüstungsgegenstände zu erhalten und um nicht zu vergessen, stattete ich meine Victory von achtern nach vorne aus. Ganz hinten ging es also mit dem Flaggenstock und dem Flaggenschrank los. Die Flaggen sind aus Teebeuteln hergestellt, da sie sehr dünn sind und am ehesten nach dünnem Stoff aussehen. IMG_2866.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2957a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die Finknetze stellte ich aus Verbandsmaterial aus der Apotheke her. In Tee getränkt erhielten sie den richtigen Naturfarbton. IMG_2954a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Die zu sehenden Eimer sind aus Luftgewehrprojektilen hergestellt. Da sie sehr weich sind, kann man ihnen leicht mit dem Messer die vordere Verdickung abschneiden. Außerdem sind sie hohl, sodass sie dann wirklich wie kleine Eimer aussehen. Anschließend muss man nur einen Henkel drankleben und den Eimer lackieren. Weiter ging es dann mit dem oberen Kanonendeck: IMG_2711.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2861.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2862.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2917.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2973a.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Soweit zunächst für heute.
Danke für die freundlichen und positiven Kommentare. Folgendes kann ich zu den hier beschriebenen Details noch ergänzen: Die Fenster der Heckgalerien und das Glas des Kompass-Häuschens sind aus echtem Glas hergestellt. Hierzu habe ich Deckgläser aus dem Mikroskopierbedarf verwendet. Kurze Erklärung hierzu: Beim Mikroskopieren von biologischen Präparaten legt man diese bei der Betrachtung mit einem Durchlichtmikroskop in einen Tropfen Wasser auf einen Objektträger aus Glas. Damit das Wasser aber nicht zu schnell verdunstet und zum Betrachten gleichmäßige Brechungseigenschaften entstehen, deckt man das Präparat im Wassertropfen mit einem sogenannten Deckglas ab. Diese Deckgläser sind schätzungsweise einen Zehntel Millimeter dick und haben eine Größe von ca. 15 mal 15 Millimetern. Man kann sie mit der Kante eines geknickten Schmirgelpapieres anritzen und anschließend entlang des Ritzes brechen, sodass man sie recht gut "zuschneiden" kann. IMG_2956.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2708.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) IMG_2709.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Grüße und schöne Feiertage