Ergebnis meiner Spurensuche war der Plan eines First Rates wie er um 1800 zur Wiederherstellung der Victory ausgesehen haben könnte. Als Träger zeitgenössischer Formelemente habe ich dazu die Pläne von Queen Charlotte und Dreadnought mit dem alten Slade-Plan der Victory vermischt, um dem Great Repair die Handschrift John Henslows zu geben, dem damaligen Surveyor of the Navy.
Modell-Basis ist der Revell-Bausatz in 1:225. Und das ist auch der Maßstab, auf den ich den zeichnerisch etwas überarbeiteten Plan mit Hilfe einer eingescannten Rumpfhälfte herunterskaliert habe.
Damit das Modell aus dem Plan wachsen kann, wird dieser zusätzlich gespiegelt, um mit den Ausdrucken zwei Hartfaserplatten zu beziehen - Rückseitig werden die Hellingen auch mit Papier stabilisiert.
Zwei Polystyrlol-Laschen an der Rumpfschale werden in die entspechende Haltevorrichtung auf der Unterlage geschoben. Später kommen Arretierungen hinzu, um die Rumpfhälften besser in Position zu halten.
Äußerlich steht Revell mit seiner Proportionierung ganz gut da. Die Wellenline der Bugform ist anzugleichen, und das Ruderblatt ist anders zugeschnitten. Geschützpforten und andere Applikationen am Überwasserschiff spielen keine Rolle; die werden beidseitig plangeschliffen.
Schablone zur Erhöhung der Bordwand ...
auf Polystyrol übertragen.
Nicht im Bild festgehalten: der abgeschliffene Rumpf ist von innen mit Yoghurt-Becher Streifen abgedichtet. Anstelle von Spachtelmasse verwende ich Resin und gieße damit die zu verschließenden Öffnungen aus. Bug und Seitengalerien werden nach dem Glätten bearbeitet.
Auf einer ähnlichen Spur war ich vor Jahren auch mal: Aus einer Revell-VICTORY die wahre Trafalgar-VICTORY bauen. Dein Start sieht deutlich radikaler und geplanter aus ala mein Start damals. Ich schaue sehr interessiert zu, nehme Deinen Baustart als Ostergeschenk an und drücke die Daumen dass alles so gelingt, wie Du es Dir vorstellst und dem Forschungsstand entspricht.
Klaus, natürlich erinnere ich mich an dein Victory-Abenteuer.
Der neue Ansatz nach Plan unterscheidet sich etwas von meinen vorherigen Versuchen; nur nach Gefühl und Augenmaß bringt einen am Ende in Schwierigkeiten, und deshalb ist alles Vorherige aus meinem Gesichtskreis geräumt - wichtiger sind ohnehin die gewonnenen Erfahrungen und hoffentlich daraus resultierenden Fähigkeiten. Ob das Ziel im Auge den neuesten Forschungsstand spiegelt, bezweifle ich, meine Sicht ist nicht allzu wissenschaftlich ausgerichtet. Die Beschäftigung mit Constables und Turners Skizzen war der Beginn meines Victory-Abenteuers.
Ich bin jetzt also »drin«, und was ich sogleich feststelle: das Resin, welches ich gestern in 5 Minuten über die Rumpfhälften geträufelt habe, hat fast den ganzen Tag gekostet, um es nur von einer der beiden wieder sauber abzuschleifen.
I have been going down the same route for several years now, Dafi is currently reviewing my research - which is incomplete awaiting the UK’s Library of the National Museum of the Royal Navy to reopen (COVID-19 got in the way). Your profile looks very similar to mine (below), which is reassuring. In my view the Wales were not as the 1765 profile, but as the Boyne (1810) plans which were based on the Victory’s draughts for her pre-Trafalgar refit (adjusted for the gunport disposition as Boyne was a 98). This means the Wales were lower and that the painted stripes naturally followed these.
@Morgan most interesting, I did not realize that the blueprint of HMS Boyne is so closely related to Victory's Great Repair. Convincing is the date 1801 and the leading John Henslow, but even more that the Gun Deck with 186 ft in length corresponds to that of the Victory. So far I have combined the plans using the dimension bar and was initially surprised that HMS Boyne appeared much smaller than the Dreadnought afterwards, but it seems you can't go by that.
If you layer the plans of Victory and Boyne according to the measurements of the Gun Deck, I don't see any dramatic changes in the hull shape, Boyne's nose is slightly longer, the stern slightly steeper and the rudder further aft. In the front half, the Wales match.
Do you know what effect the lowering of the Wales was expected to have? In any case, I will give your approach some more thought.
* After further study of the plans, I have updated the image; now they fit together even better.
@Klabauter beim Heckspiegel werde ich mich am Vantomspiegel orientieren. Der Heckspiegel des Boyne-Plans bestärkt mich jetzt auch in diesem Vorhaben, stellt er doch eine direkte Verbindung zum Vollrumpfmodell im NMM her. Die Differenzierung von First und Second Rates nach Anzahl der Fenster pro Zeile erübrigt sich damit wohl auch, die neun Fenster des Vollrumpfmodells scheinen gar nicht mehr so verkehrt.
Ach ja, Modell im "Trafalgar-Zustand" wird neu gezüchtet. Das Abschleifen greift die Rumpfform an, deshalb habe ich zur Stabilisierung formgebend ein halbes Oberdeck (provisorisch) eingeklebt.
Ich hoffe die zweite Rumpfhäfte verursacht nicht so viel Aufregung.
I used full size 1:48 copies of the Victory 1765, 1788, and 1801 Boyne / Union plans from the NMM and have overlain them all to produce my profile. There is some marginal growth creep in the plans with modern copying practices, but we are talking of the width of lines differences.
The Boyne and Union are ‘Victory class’ ships, something that appears to be relatively unknown. Also, the Boyne Bow or stem, being somewhat longer allows for the 3-cheek configuration as per Dreadnaught, something you capture in your first post, but Boyne probably gives you the definitive shape for 1803 having been rebuilt once the enormous 1765 figurehead was removed. This bow shape also reflects the Turner sketches.
@Morgan Gary, danke für den Input, wie du sicherlich weißt, baue ich im Wesentlichen auf Constable und Turner und kam über die Betrachtung ihrer Skizzen schließlich zum Plan der Queen Charlotte. Mit deinem Plan bewegt sich das Schiffsbild in die Nähe zum Vollrumpfmodell im NMM, was natürlich gut den Namen an dessen Spiegel erklärt.
Zitat von Morgan im Beitrag #9The Boyne and Union are ‘Victory class’ ships, something that appears to be relatively unknown.
Ich muss gestehen, mir war es auch nicht bekannt. Ist »Victory class« eine offizielle Bezeichnung? Regelgemäß sollte doch die 1810 vom Stapel gelaufene HMS Boyne Namensgeber sein; Wikipedia erwähnt Brian Lavery als Referenz.
Ein Bumblebee-Muster, das den Linien der Barkhölzer folgt, vermisse ich in der Marinemalerei, vor allem in Richard Livesays Skizzen der Trafalgar-Heimkehrer. Tonnant z.B. hat ähnlich verlaufende Barkhözer wie der Boyne-Plan, doch gibt es in beiden Ansichten des Schiffes keine Überschneidungen wie beim Vollrumfmodell; auch nicht bei Colossus. Und diese Schiffe waren ja die ersten, welche dem Muster des Flaggschiffs folgten. Eine kurze Linie unter der zweiten Geschützpforte der Tonnant (Ansicht schräg von vorn) zeigt in etwa wo das untere Barkholz laut Plan verläuft (der Plan zeigt allerdings den Zustand nach Trafalgar, bzw. dem Refit von Januar bis März 1806).
Bei Newark, einem Brot- und Buttermodell von 1747, hatte ich auf das Streifenmuster zu einem frühen Zeitpunkt hingewiesen, tatsächlich gibt es zahlreiche ähnliche Modelle noch früheren Datums, sogar eines der Balchen-Victory von 1725. Ich denke, bei diesen aufs Wesentliche reduzierten Modellen handelt es sich weniger um eine Farbvorgabe als vielmehr eine Visualisierung der Linienführung des Schiffes auf dem glatten Rumpf.
Dass die Halbmodelle ganz anders funktionieren, in der Farbgebung aber ebenso eigene Wege gehen, hatte ich ja schon festgestellt, und das Halbmodell der Victory macht dabei keine Ausnahme. Merkwürdig erscheint bei diesem das Achterdeck mit der langen Poop - die Form klärt sich, legt man den Boyne-Plan drüber.
Nur um ein kleines Detail abweichend, ansonsten deckungsgleich, ist das Galion. Die zweite Galionsregel geht beim Modell in die Drückerkonsole über - so wie ich es auch aus Turners Skizze heraussehe.
Einfach achtern zwei Pforten ergänzen - macht das aus der Boyne eine Victory? Die letzte Pforte in Turners Deckszeichnung ist mit Sicherheit ein Nachbearbeitungsfehler, der die Symmetrie zerstört und die Tür zur Seitengallerie unterschlägt. Zudem zeigt Turner (abgesehen vom falschen Verlauf des Gun-Decks) in der Seitensicht das gewohnte Bild, d.h., drei Pforten unter der Poop und die vierte unter dem decksverlängernden Treppenabsatz. Ähnliches beim Vollrumpfmodell, nur fehlen da die Decksvorsprünge an den Gangways.
Der Überlegung folgend, dass in den drei Jahren des »Great Repair« das Spantengerüst nicht verändert wurde und es somit bei der Stückpfortenverteilung blieb, ändert sich nur Heck, Gallion und Barkhölzer. Vor allem eine Stelle fällt mir dabei auf, in der sich auch Garys Plan von der Boyne und damit ebenfalls vom Halb- und Vollrumpfmodell der Victory unterscheidet. Bei der siebten Pforte im mittleren Deck (also da, wo immer die Admiralspforte verortet wird) entsteht ein etwas größerer Abstand im Schachbrettmuster, der für das Fallreep reserviert ist; im Fall Victory ist es (steuerbord) direkt rechts neben der siebten Pforte angebracht, bei den 98ern rechts neben den folgenden Pforten im oberen und unteren Batteriedeck.
Ist das vielleicht ein Merkmal, an welchem man erkennt, ob ein Schiff als First Rate oder als Linienschiff zweiten Ranges gebaut wurde? Die Caledonia hat mich zu dieser Frage leicht verwirrt, was ich meine:
Der letzte Ausschnitt stammt von einem rätselhaften Modell, bei dem im Unterschied zum vorherigen die Steuerbordseite nach Seppings Prinzipien gestaltet ist - räselhaft, weil das Heck vertauscht scheint. Schaut man nicht genau hin, könnte man meinen, das Schiff sei später nach der 98er-Variante hin verändert worden; deshalb das Ausschnittformat, denn in Wirklichkeit ist die Admiralspforte von 9 zu 8 gewandert und erzeugt dadurch den Effekt.
D.h. meiner Überlegung nach dürfte beim »Great Repair« die zusätzliche Pforte vorn im unteren Batteriedeck die auffälligste Änderung im Stückpfortenmuster gewesen sein. Und so entwickelt sich das neue Schiffsbild anhand der alten, als First Rate gebauten, Victory.
Wunderbar, das einzige, wo ich mir noch nicht so ganz sicher bin ist das Heck. Steiler stimmt, aber ich hätte auf etwas länger getippt. Aber muss ich selber nochmals in ruhe nachvollziehen, @Morgan hat eine ähnliche Lösung.
Auch wenn das Schiff seit 1816 mehrfach grundlegend umgebaut wurde, ist der Pfortensprung zwischen der Eingangspforte und den Umliegenden Pforten heute noch sichtbar? Wenn nicht alle Pforten neu gesetzt wurden, müsste es so sein.
Schau mal, neben Pforte Nr. 7 - nur beim oberen Batteriedeck ist dieser Pfortensprung verschwunden und bringt das Muster aus dem Tritt, d.h der Abstand ist unter die Fockrüsten gewandert zwischen Pforte 1 und 2, und so ist es geblieben.
bw-victory.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich muss mich korrigieren, diesen Abstand zwischen der ersten und zweiten Pforte (von vorne gesehen) im oberen Batteriedeck gibt es schon im Slade-Plan, und so ist es deshalb auch in meiner Abbildung.
Hallo Maik, Danke, kannst du bei deinen Streifen auch die Pforten achtern der Seitenpforte mit einbeziehen?
Die Versetzung der oberen Pforte neben dem Fallreep halte ich jetzt für nicht so unmöglich, wobei genau durch diesen Versatz die Tritte geschälert werden mussten :-)