Trockengewickelt liefert sogar die besseren Ergebnisse. Hab's ausprobiert. Handgezwirbelt geht auch, die Garnrolle vom "Kleidefaden" reicht als Gewicht aus. Ich bleibe erst mal bei der Handarbeit, ist halt eine Manufaktur ;-) Jedenfalls bin ich nun stolzer Besitzer eines Vorstagkragens.
Vor langer Zeit war ich über eine Aussage in Arming and Fitting gestoßen, dass ab 1740 alle Schiffe ein weiteres Kettenpumpenpaar bekamen. Erste vorsichtige Nachfragen meinerseits erbrachten keine Ergebnisse. Mittlerweile im NMM fündig geworden, zeigten die Pläne der Vic aus dem Jahr 1788 genau dieses, eine weitere Pumpe im Mitteldeck. Auch die Schnitte und fast alle anderen Risse ab ca. 1740 zeigen die ähnliche Anordnung der Pumpen.
Hier eine Vergrößerung des Pumpenbereichs mit den drei zusammengefassten Decks.
Man sieht hier die übliche Anordnung: Das einstöckige Pumpenpaar mit Zisterne verbunden, die Doppelstöckigen Pumpen mit Zisterne im Unterdeck und ohne Verbindungen untereinander. Doch die konstruktiven Details fehlen alle.
Die einzige detailliert Darstellung, die ich auf Tipp von Achilles gefunden habe, ist das Buch von Rob Napier über das zeitgenössische Modell der HMS PRINCESS ROYAL 1773. Hier ist die obere Verbindung der Doppelstockpumpe als Kasten ausgeformt, die unteren Zisterne der Doppelstockpumpen haben je einen Adapter für ein Dale und die Kurbelstange der Einstockpumpe geht durch den Kasten der Doppelstockpumpe.
Warum dieses fast nie gezeigt wird und nur die einstöckige Doppelpumpe dar Vic aus P ??? Keine Ahnung. Museumsschiffvorgabe schätze ich. Der erste, der es meines Wissens gezeigt hat ist Achilles an seiner Queen Charlotte.
So dann frisch fromm fröhlich frei die Pumpenteile aktualisiert ...
... ein bisschen Farbe, Highlights und Tusche ...
... die Halteklammer (clamp) für das runde Ende des Dales an der Bordwand vorbereitet, je einen Satz offen für ein Dale und einmal mit Schieber verschlossen ...
... an den Platz bugsiert ...
... und das überarbeitete Pumpenensemble hinterhergeschubst.
Interessant ist natürlich die Führung der Dales ...
... die vor allem an einem Geschütz gerade so vorbei passt.
Schön auch die Durchsicht durch die Admiralitätspforte - jajajaja, ich weiß, bei aufgesetztem Dale hätte der Schieber rausgezogen gehört.
Und jetzt geht´s dann noch an die Kurbelstangen und natürlich müssen ja auch noch die Peigatts gebohrt werden ...
Super dafinistisch wie immer. Aber was denkste wie viele Modellbauer, die deinen Baubericht verfolgen und eventuell etwas davon nachbauen, schlagen jetzt die Hände übern Kopf zusammen .
Als ich dort mit meinem Baubericht angefangen hatte, waren auch Bilder der Ulmenholz-Pumpen dabei. Du glaubst gar nicht wie viele Schwengelpumpen kurz darauf Einzug auf den verschiedensten Schiffen gefunden hatten ...
... und das Gleiche mit der Kupferung, es hat alle angesteckt :-)
Aber das ist ja auch gut so, so probiert jeder was Neues aus, was er vorher niht gemacht hätte. Und hin und wieder find auch ich Mal was, was ich nachbau :-) :-) :-)
Auch wenn ich es versuche annähernd den Deckaufbau so hinzubekommen wie in Deinen Bauberichten beschrieben, müßte ich wegen der Optik schon alleine meine halbe Bugstruktur wegfräsen. Dann wird mir wohl die Struktur des Bugbereiches zusammenbrechen. Am Heckbereich ist es zwar schwer, aber da sollte es realisierbar sein. Dennoch werde ich die Feinheiten Deiner Bauteile wohl nicht erreichen. Macht aber nix. Ich gebe mein bestes. Na und der Rumpf wird auch noch länger dauern als gedacht, da ich hier versuche einfachere Wege einzuschlagen. Ob dieses letztendlich der bessere Weg sein wird, wird sich zeigen.
So Deine Bilder sind wie immer Top. Dem kann ich nix hinzufügen. Ach eins noch sie sind so gut das ich einen Großteil Deiner Bilder gut als Kontrollmöglichkeit meines Modells verwenden kann. Dafür nochmal ein großes Lob.
wenn man Deinen Baubericht mit Interesse verfolgt, bestärkt mich das in meiner Erkenntnis, dass es bei den Schiffen eigentlich keinen fixen Ausrüstungsstand und somit Zustand gegeben haben konnte. Die Schiffe unterlagen ständigen Änderungen, Anpassungen, zum Einen einsatzbedingt und natürlich zum Anderen auch der damalligen technischen Entwicklung geschuldet. Insofern werden sich im Laufe der Jahre und des Einsatzes Dinge an den Schiffen geändert haben, sei es in der Werft bei Überholungsarbeiten oder direkt im Einsatz. Man wird sich beim Bau eines historischen Modellschiffs also nie sicher sein können, dass man mit Angabe der Jahreszahl sozusagen auch das korrekte Aussehen des Vorbildes zu diesem Zeitpunkt getroffen hat. Das kann sowohl das äußere Erscheinungsbild (z. B. den Anstrich) betreffen als auch die Ausrüstung des Schiffes.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Stefan, mein junger Padavan, nicht so hart versuchen du sollst. Spüre die Kraft in dir! Von ihr lenken dich lass! Mache das, was für dich richtig ist und was du im Rahmen deiner Erfahrung mit Freude hinbekommst. Schwere Ecken gibt es auch in der Pflicht noch genug, da musst du dich noch nicht in der Kür verzetteln :-)
Und wenn das klappt, dann hast du ja bestimmt noch einige andere Schiffe vor dir, an denen du dich austoben kannst ;-)
Johann, das ist ja gerade das Schöne. Solange etwas nicht genau widerlegt werden kann, solange freue ich mich, auch etwas andere Lösungen als das "handelsübliche" zu suchen :-)
Wobei ich doch immer wieder gerne und penetrant nachfrage, ob die Recherche meinerseits richtig und vollständig ist oder ich die Ergebnisse evtl. falsch interpretiere. Mittlerweile glaube ich nämlich den heutigen Sekundärquellen aus Erfahrung nicht mehr, und wenn ich zeitgenössische habe, dann ist da immer wieder die Frage der Datierung. Und das macht es spannend. Hat man ja bei der Diskussion um die Hinterräder deiner Kreolin gemerkt: gleiches Schiff, zwei unterschiedliche Ausstattungen.
... und wem ist es aufgefallen? Wenn man den Plan der drei Decks zu den Kettenpumpen genau anschaut, dann sieht man kleine Kreise, dort wo normalerweise die Ulmenholzpumpen sind. Sonst sieht man auf Modellen von Dreideckern immer nur 2 Stück - je eine im unteren und im oberen Deck - wie auf der Vic in P. halt.
Doch da im Plan sind drei Kreise im Unteren Deck und zwei im mittleren, siehe die blauen Kreise :-)
Und da der Plan kleine Unsauberheiten hat, denke ich, dass im oberen Deck eine Pumpe ergänzt werden kann, siehe grüner Kreis. So hätten wir dann in jedem der Decks Frischwasser :-)
Also schon Mal 3 Pumpen vorbereitet.
Fast wie die Dalton-Brüder, nur dass Averell scheinbar gerade was zum Essen suchen ist ...
... und was ist das Zeichen, dass die Daltons da waren? Viele-viele-kleine Löcher ...
... nachdem Joe schon wieder einen Wutanfall hatte, sind viele Löcher im Deck ...
... bzw, der tolle Metallhalter für die kleinen Bohrer war zu dick und das Loch für die Pumpenbefestigung 2 mm zu weit drüben. Also Loch zu und ein neues, diesmal mit Dr. dafis original Schaschlikbohrer, bohrt auch in den gottverlassendsten Orten :-)
Tja, es dürfte sich ja mittlerweile herumgesprochen haben, ich habe eine kleine Schwäche dafür, die technischen Zusammenhänge zu verstehen. Hinter den Pumpen fielen mir seit jeher bei den Bildern der Vic die beiden Führungen für das Messengerkabel auf. Richtig heavy und solide, beste englische Eiche und das ganz dicke.
Als ich die ersten Dales festgemacht hatte, wusste ich warum diese Führung so hoch lag, und in der ersten Version wurde sofort die unteren Führungsrollen eingebaut, damit das Messenger über den Dales freigehalten wird. Aber wie immer, wenn man etwas nicht ganz versteht, habe ich mir die seitliche Führung geschenkt ...
... man will ja nicht als Nietenzähler gezählt werden ...
... aber!
Aber mittlerweile habe ich dann das Messengerkabel etwas besser verstanden. Ja, ein kleines bisschen. :-)
Auf der Zugseite kommt das Kabel von der Hauptluke - in der das Ankerkabel verschwindet - fast parallel zur Schiffsachse leicht ansteigend am Pumpenbereich vorbei und wird hier nach schräg unten und nach innen zum Spill umgeleitet. Die ganze Kraft dieser Richtungsänderung des die Anker hochziehenden Kabels wirkt nun auf diesen einen Pfosten. Deshalb richtig heavy und solide, beste englische Eiche und das ganz dicke.
Und natürlich benötigt das Seil dafür die seitliche Umlenkrolle, die der kleine dafi unterschlagen hatte ...
Und noch etwas fiel meinen entzündeten Augen auf ...
... natürlich muss auch die Pumpe mit Zisterne freigehalten werden. Dazu muss das Kabel weiter nach außen. Abweichung zu groß um da ambulant etwas beheben zu können, und damit dürfte die übliche Vorgehensweise mittlerweile bekannt sein ...
... ein freundlich überzeugend lieblich erklingendes Kracks, hervorgerufen durch den gefühlvoll gewalttätigen Einsatz der Rückseite eines Skalpells ...
... und die Ergänzung der zweiten Rolle inklusive der Lager und der fehlenden Belegklampe (auch wenn bis jetzt noch keine Verwendung bekannt ist - aber man kann nie genug Klampen haben) ...
... und positiv prüfen, dass beide Richtingsänderungen funktionieren :-)
Und alles zurückgewürfelt in den Rumpf, noch zum Teil nur gesteckt und dementsprechend noch nicht ausgerichtet ...
... man sieht, wie eng es zugeht ...
... oben angedeutet der Deckenbalken des oberen Batteriedecks ...
... darüber liegt sogar noch das Quarterdeck.
Tief unten wird das Kabel jetzt sauber an der Pumpe vorbeigeführt ...
... was auch von schräg oben schön zu sehen ist.
Damit steht einer schönen Messengerkabelführung nun nichts mehr im Wege - nicht nur bildlich gesprochen :-)
Mir waren die Rollen hier im Forum irgendwo auf einem Foto von der echten Victory aufgefallen, hatte aber keine Ahnung, wozu sie gut sein sollen und wo sie überhaupt gesessen haben. Wieder was gelernt.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Ein Wahnsinn, was du da veranstaltest, und immer wieder neu dein Schiff fast zerlegt - Da bekommt Lust, es doch einmal selbst zu probieren. Soweit ich es beurteilen kann: Sehr schöne und akkurate Arbeit! Weiter so!
Edit: Ist das Messengerkabel das gleiche wie das (der?) Kabelaar, also ein Endlosseil zum Heben des Ankers?