Eine kleine Geschichte ... Spätsommer 1805, die Sonne brennt, der Wind ist komplett eingeschlafen, die See ist spiegelglatt.
Die Depeschen wurden bereits übergeben. Der Master des Nachrichtenkutters ist bereits auf sein kleines Schiff zurückgekehrt. Dahinter thront riesig der schwarz-ocker gestreifte Dreidecker. Durch die offenen Stückpforten sind die festgezurrten Geschütze gut zu sehen. Wie auch die Offizierskabinen sind diese auf Anordnung des Kapitäns weit geöffnet um eine bestmögliche Belüftung der heißen unteren Decks sicherzustellen.
Hektische Betriebsamkeit an einigen ausgerannten Geschützen durchschneidet die Stille. Das Poltern der Lafetten schwerer Geschütze über das Deck und das Trampeln von unzähligen nackten Füßen und die kurzen von Handzeichen unterstützten Kommandorufe stammen vom befohlenen Gundrill für neue Mannschaften und deren Geschützleitungen. Im Wettstreit zwischen den drei Decks wird um die schnellste Schussfolge gerungen. Der Rest der Mannschaft ist mit Putzen und Flicken beschäftigt. Die Holystones kratzen über das Deck.
Über all diesem hängen die Segel lasch an den Rahen. Kein Windhauch bewegt sie. Sie schmiegen sich schwer über Stage und Marsen. Der Kapitän nutzt die heiße Stille aus, um alles zum Lüften zu setzen was gesetzt werden kann. Auf der Schifferschaukel sitzend, beendet die Mannschaft gerade die Übermalung der ursprünglich schwarzen Maststreifen durch Ocker. Ein Leesegel ist abgeschlagen, die Spiere nach oben gebunden, damit Reparaturarbeiten an dieser Leesegelbrille vorgenommen werden können.
Auf dem Poop überwacht Kapitän Hardy die Unterweisung der jungen Kadetten in Navigation, unterstützt von Lord Nelson, der die Gelegenheit nützt, um die Kadetten mit seinen eigenen Erfahrungen und taktischen Vorstellungen weiter zu bilden.
Und über allem schwebt die allgegenwärtige Frage der Besatzung der HMS Victory: Wann kommt endlich wieder Wind auf?
Oha das verspricht großes.... (obwohl ich es eigentlich besser wissen müsste das es sehr klein wird ) Schöne einleitung Bin schon gespannt wie es bei deinem schwarz, Ocker gestreiften Dreidecker weiter geht
Was soll man bei diesem Bausatz noch sagen? Viele schöne Umsetzungen hierzu sind im Netz zu finden.
Deswegen möchte ich den Schwerpunkt auch weg von den Themen legen, die schon überall beschrieben wurden und etwas mehr auf die vielen kleinen und vielleicht auch großen Änderungen, die ich vornehmen möchte. Ziel und Anspruch sind weder, dass Beste oder (Trafalgar-)-historische Schiff zu bauen, sondern viel mehr die Freude am Finden von Lösungen die dieses Modell für mich persönlich weiterentwickeln können.
Der Baubeginn war vor 8 Jahren während meiner Soleil-Royal-Phase, um Abwechslung zum Wantenknüpfen zu haben. Viel Zeit ging seither in die Recherche, um nicht wieder in die gleiche Falle zu dappen, erst zu bauen, und sich dann zu ärgern, weil man etwas, dass einem nicht mehr gefällt nicht mehr korrigieren kann oder möchte. Mittlerweile ist für mich die Recherche mindestens ebenso spannend wie das Bauen und integraler Bestandteil der Arbeit.
Mein Ziel: ein hübsches Modell, bei dem einiges ausprobiert werden kann; Mal schaun, was noch geht. Dabei steht das Lernen über dieses Zeitalter, das Verstehen der Schiffstechnik und das Ausprobieren neuer Modellbautechniken für mich im Vordergrund. Die Bauzeit ist hier wie oben gesagt zweitrangig, je länger es mich beschäftigt halten kann, um so besser :-)
Da der genaue Zustand von Trafelger nicht mehr festgestellt werden kann, nutze ich diesen Spielraum für Interpretationen ;-)
Hauptquellen: 3 Besuche, hunderte Bilder (eigen und Netz), "HMS Victory" von Alan McGowan," The 100-Gun Ship Victory (Anatomy of the Ship Series") by John McKay, Construction and Fitting und Arming and Fitting. Gewürzt mit einer Prise Steel und vielem anderen mehr.
Doch lasst mich so nach und nach von meiner Odyssee erzählen :-)
Der Baubeginn war noch OOB. Zumindest fast. Da war doch noch das Teil schier endloser Diskussionen – der Seiteneingang, auch Admiralitätspforte genannt.
Ich persönlich denke, dass der Seiteneingang in Trafalgar nicht existierte, fast alle zeitgenösischen Bilder zeigen das Schiff ohne. Trotzdem wollte ich mir diese Herausforderung nicht entgehen lassen. Ist einfach ein zu schönes Detail :-) Durch das Fräsen kommen die Stufen in horizontaler Ausrichtung und nicht 90° zur Bordwand und die Abstände werden sehr genau.
Der Portikus ist aus Polysterolstreifen, die in der Grundform zusammengeklebt wurden, die Seitenwangen haben eine fräsgeschnitzte Struktur. Die Skulptur unter dem Dächle sind frei geschnitzt.
Auch die Breite der Stufen wurde angepast, hier noch die erste einfache Version.
Dann kam nach einer längeren Pause, die für Recherche genutzt wurde - und nebenbei meine königliche Sonne in den Zenit gestellt habe - doch ein erster folgenschwerer Entschluss: Die Bordwände wurden aufgedoppelt. Rahmen sind aus Holz. Bei den horizontalen Balken ist folgendes zu beachten: Der untere muss etwas in die Pforte überstehen und beide müssen in eine horizontale Fläche gefeilt werden. Geht mit Holz ganz schnell, etwas Spachtel und den Rest macht erst ein Mal die Farbe. Je Deck nach oben geht die Wandstärke 1 mm zurück. also ca. 6, 5, 4, 3 mm, jeweils senkrecht zur Bordwand, was ungefähr zu den Plänen passt. Innen mit 0,2 mm Sheetpolysterol ausgekleidet und die Durchbrüche geschnitten.
Farbgebung: Wandfarbe und Deckenfarbe der unteren beiden Battriedecks ist weiss, Deck ist Holz, Grätings und Stützen dunkelbraun - das Heller-Rot hab ich mir dann doch verkniffen ;-)
Und dass hat einen Rattenschwanz hinter sich hergezogen, an dem ich heute noch schleppe: Raus aus der Box und hinein ins pralle Modellerleben!
Zuerst ging es ein Mal darum, die neuen Standards für mich zu finden. An vielen Ecken und Enden wurde versucht, an anderen Stellen ausprobiert und langsam bekam ich ein klareres Bild von dem, was ich wollte. Hier die damaligen ersten Ergebnisse, die die Marschrichtung festgelegt hatten.
Das dachte Heller über Rüsteisen ...
... und was dafi darüber denkt :-)
Scheg wurde verlängert damit die Gallionsfigur nicht im Leeren steht (passt jetzt so auch mit den Plänen)
Die Putten bekamen die Arme und Beine freigeschabt und die Krone wurde innen ausgehöhlt: Kleinigkeiten mit großer Wirkung :-)
Die Türen zu den Seitentaschen wurden aufgebrochen
Die Seitentaschen und das Heck waren zu diesem Zeitpunkt schon längst angeklebt. Da ich langsam baue, verbringe ich viel Zeit damit, das Modell zu betrachten und wirken zu lassen. Dabei kam nach einiger Zeit die Erleuchtung was mich schon die ganze Zeit unbewusst unzufrieden gemacht hatte: die Fensterstreben.
Ein scharfes Skalpell und zack-zack Operation am offenen Herzen und ab waren Heck und Seitentaschen. Ganz rechts die zurechtgeschliffe Schlüsselfeile und juchhui in ein richtiges Abenteuer, das Ausdünnen der Streben.
Ging viel leichter als gedacht. Man muss nur ohne Druck arbeiten – sowohl mental als auch feilentechnisch :-) Hier die Vorher-Nachher-Geschichte
Des Gleichen beim Heckspiegel: Hier einige Fenster noch in Originalstärke und einige schon bearbeitet.
In den oberen beiden Reihen wurden die Fenster zum Öffnen komplett nach unten in einen Hohlraum geschoben. Die untere Reihe der Fenster wurde zum Öffnen nach oben geschoben, so dass die unteren sechs Felder hinter dem obersten drei vorbeiglitten (Nach unten ging nicht, da das Heck hier nach innen gebogen ist), und waren so nur zu einem Drittel zu öffnen. Deshalb gibt es hier auch einen Versatz in der Tiefe des Rahmens (im Foto schlecht sichtbar an den Fenstern 2 und 3 der unteren Fensterreihe) zwischen den unteren 6 Feldern und den oberen 3. Die Fenster der Seitentaschen waren auf der Heckseite meines Erachtens nicht zum Öffnen.
Vielleicht öffne ich noch je ein Fenster pro Reihe zum besser Hineinschauen. Schaun mer mal.
Die Strebendicke ist ca. 0,3 mm :-)
Die neue Leichtigkeit am Heck ...
... und in den Seitentaschen. Man kann auch die damals neu gemachten achteren Davits erkennen. Teile sind erst hingeheftet und werden zur weiteren Farbbearbeitung wieder abgenommen.
Das nennt sich der dafi-touch: dran und ab - dran und ab dran und ab - ... ;-)
Beim Öffnen der Heckpforten viel auf, dass die Pforten viel zu hoch saßen und direkt in die dahinter liegeneden Deckenbalken gingen.
Die Bordüre im hinteren Bereich des Hecks habe ich daraufhin tiefer gesetzt, so dass sie jetzt dort liegt, wo die Planken des Unterwasserschiffs enden. Die neue Bordüren sind aus Holz, meine ersten selbstgebauten Profilleisten. Nun können die beiden Pforten tiefer gesetzt werden. Die Backbordseite schon gemacht, die Steuerbordseite noch zum Vergleich an "Lieferposition". Die neue Pforte erscheint nur überhöht, da 90° zum Überhang fotografiert.
In der neuen Fassung ist jetzt auch der Abschluss des Plankenverlaufs des Unterwasserschiffes bedeutend harmonischer, da jetzt diese komisch Knickkante entfallen ist.
Carronaden wurden mit Höhenverstellung, Augbolzen und Rädern vervollständigt, Takel kommen noch. Auch die am Deck angegossene angewinkelte Bodenplatte auf dem Deck wurde entfernt um die Carronade richtig platzieren zu können.
Bei den großen Geschützrohren wurden die Ringe für das Brooktau aufgebohrt, die kleinen Rohre bekamen dort einen Ring aus Messingdraht spendiert. Alle Augbolzen sind dran, der Große für das Brooktau. Takel kommen auch hier noch.
Der Kamin bekam seine vordere Abdeckung, die Seitenauszüge und Handgriffe, der Glockenstuhl bekam seinen Klöppel, Grätings werden bestimmt auch noch überarbeitet.
Innenraumprobe mit 36-Pfündern und den Pumpen. Unser Werftleiter scheint bisher zufrieden zu sein ... :-)
Original und Fälschung: Die Bilgepumpe
So bis hierher war´s ja noch ganz normal - ab hier ging der Wahnsinn aber richtig los! Demnächst mehr, liebe Grüße, Daniel
Zu den Fenstern des Hecks hatten wir bei Bolitho eine Diskussion in Bezug auf die Verglasung: War hinten die seitliche Reihe verglast und wie sah es bei den Seitentaschen aus? Bei kleinen Fregatten und französischen Linienschiffen waren diese blind. Macht auch Sinn, bei schwerer See nicht mit einem Kristallshop rumzufahren.
Im englischen Forum von Pete Coleman wurde ich auf zwei Zeichungen von John Livesay hingewiesen, die dieser von den rückkehrenden Schiffen gemacht hatte. Scheinbar kommen die aus "The Ships of Trafalgar by Peter Goodwin", welches noch mehr solcher Zeichnungen enthält. Den Band hab ich leider nicht, war damals leider über meiner Etatgrenze :-(
Wenn ich es richtig interpretiere heißt dies: "Victory Dez (?) 1806, had two boats lowerd down astern during the whole action"
Schön zu sehen sind folgende Details: Es wird das Heck so gezeigt, wie wir es heute kennen. Einige Verschwörungstheoretiker zweifeln da ja noch immer dran und vermuten eine Übergangsform, die evtl. sogar noch offen war. Die 3 Federn des Prince of Wales fehlen, es ist leider nicht erkennbar, was sich an deren Stelle befindet. Der Schutz über dem Hennegatt hat eine komische rundliche Form. Zwei Heckpforten passt auch :-)
Jetzt kommen die interessanten Beobachtungen:
Die Äußeren Fenster sind etwas dunkler hinterlegt. - Soll dies bedeuten, dass sie blind waren? Auf dem Poop sind seitlich Strukturen zu erkennen - Können je nach Sichtweise nur als Hängematten aber auch als eine festere Verkleidung interpretiert werden. Die Heckdavits fehlen! Warum Dez 1806?
Interessant auch das Bild der noch reichlich mitgenommenen Temeraire, die als bedeutend jüngeres Schiff (1798) scheinbar immer noch offene Galerien und 4 Heckpforten hatte. Durch dieses Bild habe ich endlich auch den komischen Bogen in der Girlande oben/außen der Victory verstanen: Dies ist der Überbleibsel des alten Fensterbogens :-)
Ach wie fand ich die auf den Teilen dargestellte Holzmaserung am Anfang des Baus toll!
Als mir dann nach der Beschäftigung mit dem Modell der Maßstab aufging, kam der Umdenkprozess. Zusammen damit, dass mir die alte Bemalung mit den Revell/Humbrol-Farben nicht mehr gefiel war es plötzlich eine reine Bauchentscheidung, dass, egal wie der Aufwand wird, das für mich entschärft werden muss :-)
Also - es war schon nach 22 Uhr des Nachts, Penschleifer raus und die erste Bresche in die omnipräsente Phalanx der Maserung geschlagen. In mehreren Stufen habe ich mich dann an die von mir gewünschte Reststärke rangetastet, was ca einem Restwert von 10 Prozent der ursprünglichen Maserung entspricht. Neben dem Schleifer habe ich noch mit Klingen und Skalpellen abgezogen, da ich nicht mehr alle bereits angebrachten Teile entfernen wollte/konnte. Zwischenzeitlich sah mein Hübsche dann ganz schön zerfleddert aus ...
Anbei noch die Bemerkung: Wer sich daran wagt, sollte wirklich wissen, auf was er sich einlässt! Persönlich bin ich froh es gemacht zu haben :-)
Diese Aktion hatte natürlich einige Auswirkungen auf andere Aspekte des Rumpfes: Die Farbtrennlinie verschwand, und das war auch gut so, da beide Seiten unterschiedlich und keine so richtig korrekt war :-)
Und die Rigols hatte ich eh schon auf dem Kieker! Doch zu diesem Zeitpunkt noch keine Lösung sondern nur Vertrauen dahingehend, dass mir noch was infällt. Das Risiko hat sich gelohnt ...
Die ersten Handmuster haben schnell den Weg gezeigt, links noch das Original
Jetzt hieß es den Weg zu finden, die Teile sauberer und in Serie herzustellen. Das hat etwas gedauert auszubaldovern, aber so geht´s:
Im Architekturmodellbau gibt es Polysterolleisten in Winkelform mit 1,5 x 1,5 mm. Diese werden mittels Höhenschablone auf 1 x 1 mm zurechtgefeilt (im Bild auf 5 Uhr), dann mit einem Stempel und Matrize gebogen (9 Uhr), der Winkel geprüft, in einer Schablone auf Höhe gebracht (12 Uhr) und dann nach Aussehen sortiert. Geht bedeutend fixer und genauer als befürchtet (für die Rüsteisen hab ich viel länger benötigt, sowohl in der Planung wie in der Herstellung). Die geschweiften bekommen eine andere Pressform und einen Entlastungseinschnitt in der Mitte innen und werden dann dort geknickt.
Und hier noch ein Vergleich, um die Erscheinung der Rigols gegenüber dem Original abschätzen zu können
Und dann kam an einem späteren Zeitpunkt die Rigolsorgie. Der Engländer hätte gesagt: Simply rigolous!
Nachdem mir die Finger einen Krampf bekamen beim Tieferschleifen der 1,5 x 1,5 mm Winkelprofile, habe ich einen kleinen Halter gebaut, in den das Profil (hier rot) seitlich eingeschoben wird und der Überstand einfach runtergefeilt werden kann :-)
Das Biegen mit dem schon vorgestellten Stempel hat super funktioniert. Links im Bild die Sammlung der Halbzeuge. Auch die Ablängvorrichtung konnte ich handlicher gestalten und daneben rechts das Ergebnis der Serienproduktion. Die Resultate sind gleichmäßiger, als ich es mir je erhofft hatte :-)
Der spannende Moment, erste Farbprobe. In weiß erscheinen die Rigolen noch sehr mächtig, mit Farbe erscheint die Größe genau richtig.
Die geschweiften Rigolen der oberen Decks habe ich aus den gleichen Teilen wie die unteren hergestellt. Diese wurden in der Mitte durchgeschnitten und der Gegenbogen mit der Pinzette hineingewürgt; Dies ging schneller und genauer als die Versuche, die ich mit weiteren Stempel/Matritzen gemacht hatte. Feinheiten kann man noch beim Aufkleben oder anschließend mit der Feile nachkorrigieren. Die Glanzstellen kommen vom Dichlormethan, welches ich zum Kleben verwendet habe, und die unter der Lackierung nicht mehr zu sehen sein werden.
Auch das Auskleiden der Tempelrahmen mit 0,25 Polysterol hat sehr zu einem saubereren Erscheinungsbild beigetragen. So sind die Innenkanten jetzt wieder schön crisp definiert und auch der Anschlag des Pfortendeckels, der der Schleiforgie der Bordwandaufdopplung zum Opfer gefallen war, ist wieder da.
Einen Neubeginn wollte ich auch mit mit anderen Farben machen. Obwohl ich von meiner Jugend Modellbau mit Lösungsmitteldämpfen wie Nitro und anderem verbinde war als Wohnzimmerbastler die Familie nie so ganz mit dieser miner eigenen Präferenz einverstanden.
Für den Neubeginn habe ich mich für die Farben von Citadell entschieden(hab ich über meinen Sohn bei Herr der Ringe/Warhammer Tabletop kennengelernt). Die angebotenen Farbtöne entsprachen auch genau dem, was ich gerne haben wollte. Durch meine lange Bauzeit benötige ich Farben, die ich noch in langer Zeit nachkaufen kann – Mischen ist strategisch ungünstig, bei der Soleil ist mir ein Mal der Hauptfarbton ausgetrocknet :-(
Die Farben des Originals sind nicht so hochglänzend wie oft im Modell dargestellt. Durch die leichte Rauheit im darunterliegenden Holz und den Umwelteinflüssen ist es heute im Original eher ein seidenmatter Ton.
Die von mir gewählten Farben sind matt, wenn man diese mit Watte etwas aufpoliert hat man ungefähr den Glanzgrad der aktuellen Bemalung. Stellen, an die man beim Polieren nicht drankommt, bekommen so auch etwas Tiefe. Mehr werde ich wahrscheinlich in der Alterung an diesen Stellen auch gar nicht machen. Insgesamt werde ich nur sehr dezent altern (das Schiff natürlich), am Liebsten nehme ich dazu Pastellkreidenstaub, aufgetragen mit Wattebausch, Q-Tip oder Pfeifenreinigern je nach Fläche. Gibt bei Holz mit Dunkelbraun einen wunderschönen matten Holzton, bei Grafit/Schwarz gute Tiefe bei Metall.
Auf der ganzen Victory ist im Original an der Außenwand keine einzige Holzstruktur zu erkennen, das Oberdeck ist auch so glatt, dass es Plastik sein könnte. Das einzige richtige organische und lebendige Holzgebilde ist das untere Batteriedeck (mit hoher Wahrscheinlichkeit eines der wenigen Originalteile von 1765). Spalte zwischen den Planken gibt es sowieso keine, es zeichnen sich an den Bordwänden durch die Kalfaterung sogar leicht erhabene Strukturen ab (fast wie die erhabenen Gravuren beim alten Modell der Golden Hind von Revell).
Auch ist auf alten Fotografien selbst in Zeiten der Vernachlässigung des Schiffs kaum sichtbare Spuren der Alterung zu erkennen. Immer alles gut mit Farbe zugekleistert. Kein Vergleich zum Bild der Rose, das man im Internet finden kann und wo der Kahn vollkommen abgewrackt im Hafen liegt, fast wie nach der ersten Schlacht mit dem Franzosen.
Tests am Wrack meiner Revenge haben wunderbare Resultate ergeben. Die Farben haben super Deckkraft, können leicht während des Malens durch Anfeuchten des Pinsels auf die richtige Viskosität gebracht werden und Gelb und Schwarz bekommen durch etwas Polieren mit Watte genau den Glanzgrad, den ich mir wünsche.
Fast sind sie zu gut, da der Untergrund extrem sauber sein muss, da durch den möglichen dünnen Farbauftrag alle Verschmutzungen sowie Kleb- und Schleiffehler sofort sichtbar werden. Und so geduldig ich beim Bauen sein kann, so ungeduldig bin ich beim Trocknen der Farbe: und diese Farben trocknen extrem schnell!
Hier die von mir verwendeten Farbtöne:
Colors: Chaos Black 61-51 Skull White 61-54 Enchanted blue 61-34 Scorched Brown 61-12 (Dunkelbraun)
Foundation: Iyanden Darksun 68-04 (Unser Majagelb) Mechrite Red 68-01 (Rotocker)
Ich hab mich für die Farben von Citadel entschieden, die kenne ich von den Table-Top-Spielen meines Kleinen – Herr der Ringe, man weiß Bescheid – da hab ich ihm schon ganze Armeen anmalen müssen. Aus dem Hintergrund kann man auch die exotischen Farbnamen verstehen:
Red Gore, Vomit Brown, Rotting Flesh und Graveyard Earth klingen auch toll, und ich habe es dann doch noch geschafft sie für Schattierungen ins Farbkonzept hineinzupassen ;-)
Damit das eigene Ego auch weiß, was es sich wieder geleistet hat und ob es der Aufwand gerechtfertigt war, mache ich immer gerne für mich den kleinen Vorher-Nachher-Shop.
Im Anhang dazu ein paar Gegenüberstellungen zum Thema Bausatz und gemoddet. Ihr dürft selber raten, was alt und was neu ist ;-)
Und auch hier noch ein Mal ganz explizit : Dies ist nicht um den Bausatz schlecht zu reden – er ist immerhin einer der Besten, die es in Plastik gibt und ich bin froh ihn zu bauen – und auch nicht um andere Vics daraus herabzuwürdigen, nein, es sollte als Anregung für alle dienen, selber nach eigenen persönlichen Lösungen für die eigenen Arbeiten zu suchen. Frei nach dem Motte: Sie musse lebendisch sein diese Mode-elle :-)
Liebe Grüße und habt Freude an dem was Ihr hier hier tut, Daniel
Da hab ich doch außen glatt noch einiges Unterschlagen:
Zuerst die neue Treppe ...
... die Täfelung der Seitenwangen ...
Ich hatte mich eine ganze Zeit gefragt, warum ich den alten Baldachin (siehe Eintrag 1 http://mediaharmonists.de/bilder/640-victory-porticus.jpg so lange nicht wieder hingemacht habe. Zuerst hab ich die Bemalung verfeinert und hingeheftet. Immer noch nicht das Wahre.
Bis dann der Groschen fiel: Dach 2 mm kürzer und Dicke von 1,5 mm auf 1 mm.
Für die Bleidächer hab ich endlich ein gutes Material gefunden:
Aluminiumfolie TF2 von Hasegawa ...
... aufgeklebt ...
... und mit mehreren Schichten Lasur aus Schwarzer Ink und weißer Farbe - mit Spüli und stark verdünnt - überzogen ...
... sieht das ganz gut aus. Auch wenn das Original ultramattes hellgrau ist, kommt dies so am Modell ganz verständlich rüber, weil das Silber ein ganz wenig durchschimmert :-)
Hier noch bei den Rundhäusern, das Netz gehört so natürlich nicht hin ;-)
Und damit das Gut läuft *Achtung, das war ein Wortspiel* hab ich einige Umlenkrollen am Rumpf eingebaut.
Das war gegeben für Fockschot/links und Großhals/rechts ...
... deshalb ein paar Rollen fabriziert und Gehäuse gebaut ...
... das Ganze zusammengeleimt ...
... einzementiert ...
... Röllchen rein und Probestrick.
Hier ein Detail, die Rollen hab ich absichtlich Holz gelassen, die originalen Schwarzen wären nicht sichtbar gewesen. Es kommt noch ein kleiner Tuschestrich für die Rille an die Seite - und besseres Takelgarn sowieso :-)
Interessant ist, dass die Großschot nicht über Umlenkrollen, sondern über eine Diagonalbohrung mit Bleirohr nach innen geholt wurden:
Und auch die Snatchblocks für Anker und Großbrasse bekamen Röllchen, 0,8 mm hoch und 2 mm Durchmesser - eine Freude diese zu schneiden :-)
So jetzt erhole ich meine Augen ein bisschen und mache wieder was Größeres - z.B. Ameisen zählen ...
Auch in der Kleinviehabteilung hab ich noch einige Kleinigkeiten gefunden - man ahnt gar nicht, was noch alles auftaucht, wenn hinter der nächsten Ecke 100 Kanonen warten ;-)
An der Besanrüste waren die Halterungen der Seitendavits viel zu heftig und der D-Block - ein halbrunder Knecht mit Scheibe für die Kreuzrahtopnanten - viel zu klein, um ihn anständig aufbohren zu können; Wahrscheinlich schlägt Heller deshalb vor, diese gleich in der Besanmars zu belegen ;-)
Den Block aus Ureol neu gezimmert, am Stengel, damit er etwas handlicher ist, und die Winkel der Davits aus Sheet neu gefertigt und die Balken seitlich eingelassen ...
... und wie üblich verdeckt die Farbe den Rest der Unebenheiten ;-)
Und dann die Frage: Wo wurden diese Topnanten dann eigentlich angeschlagen? An den Rüsten? Ring an der Bordwand? Ring im Rüstbrett?
... und mit den Davits hatte ich mich ja schon selber verladen ...
... mühevoll die Löcher gebohrt und noch mühevoller wieder verschlossen ...
... und für beide Lösungen hab ich selbstgeschossene "Beleg"-Bilder aus Portsmouth ...
... man sieht also, der Recherchestand ändert sich stündlich ;-)
Und Farbprobe und Musterbau für Pfortendeckel sind auch passiert: in den unteren Decks werde ich die Deckel noch mit 0,5 und 0,25 mm aufdoppeln – dann sind auch die Auswurfmarken weg :-) – Scharnierbänder sind neu, Ringe innen parallel zu den Stückrohren, die beiden Unteren Decks mit zwei Innenringen, die beiden oberen Decks mit nur einem, Wriggel ist am Platz, nur für die Befestigung des Tampens muss ich mir noch etwas überlegen ...
festgemacht ist der Deckel über zweimal 0,5 mm Messingdraht, die senkrecht in den 1 mm Deckel gebohrt wurden. Gegenbohrung an der Bordwand. Fototechnisch nicht so prickelnd, ich hoffe, man erkennt was.
Der Draht hat die notwendige Flexibilität, so dass man den Deckel leicht in der richtigen Lage justieren kann, sowohl Höhe, Seite wie auch Drehrichtung. Außerdem kann man so den Spalt zur Bordwand herstellen, der im Original gut 5 bis 10 cm beträgt.
Zum Bohren halte ich den Deckel an dieser Stelle mit einer guten Elektroflachzange, so kann das Material nicht ausweichen. Außerdem sind die neuen Scharnierbänder gut zum Abdecken eventueller Aufwürfe geeignet.
Nun zur Kupferung: Die Technik hatte ich aus Bolitho abgekupfert, wo ein Mitglied seine Santissima Trindat so verkupfert hatte. Das Material kommt aus dem Tiffany-Lampen-DIY_Bereich.
Schiff auf den Kopf gestellt, dazu die Mastaufnahmen zweckentfremdet.
Und dann losgelegt
Ich hatte von meinem unlocal Dealer (Internet) neben 4 mm auch 4,4 mm bestellt, damit ich etwas Ausgleichsmöglichkeiten habe. Doch dann habe ich mit Schrecken festgestellt, dass das dickere Band weniger intensiv im Farbton ist :-( Also wieder runterreißen - daher die ausgefressenen Stellen in der Kupfergrundierung im unteren Bild. Es genügt die Biene Maja im oberen Bereich, in der Kupferung brauche ich keine zusätzlich! Minispalten fallen übrigens nicht so auf, da ich Kupfergrundierung druntergetan hatte. Auf den Bildern schön zu sehen der Unterschied zwischen der echten Kupferung und der reinen Bemalung. Durch das Arbeiten mit ganzen Streifen geht es echt zügig voran, angerubbelt habe ich mit einem Q-Tip und die Struktur mit einem Schachlikspieß nachgezogen, der im 45° Winkel abgeschnitten und dessen Kanten gut geschliffen wurden. Hier noch folgender Hinweise: Damit das Kupferband die schwarze Farbe nicht wieder runterholt, Maskierband an die Kante - ratet Mal, woher ich das mit der abblätternden Farbe weiß :-(
Später hab ich meine Kupferung fertiggestellt, damit die Kante mit unterschiedlichen Alterungsstufen nicht zu stark wird. Und auch der falsche Kiel ist ungekupfert darunter. Damit ist auch das erste im Endzustand sichtbare Holz eingebaut. Für evtentuelle Landratten unter euch, dieses Stück Holz sollte bei Grundberührung den (konstruktiv) echten Kiel und die Kupferung schützen, indem er so befestigt war, dass er sich leicht abscherern konnte.
Dann ging es extrem weit hinten weiter: Bei Heller ist der Hintersteven/Sternpost flach, dann kommen 3 mm Leere und das Ruder hat eine dreieckige Vorderkante. Das muss nicht sein :-) Im richtigen Zusammenspiel ist der Hintersteven dreieckig im Profil und das Ruder halbrund, was einfach von der Geometrie einer Drehung mehr Sinn macht. Auch sollte der Spalt nicht so breit sein. Deswegen alte Scharniere ab und einen flachen Streifen Ureol (*) draufgeklebt ...
... dreieckig gefeilt ...
... und verkupfert. Man beachte wieder den falschen Kiel.
Die Quereinstiche habe ich dann noch entfernt um neue Scharniere zu befestigen. Diese sind aus 1 mm Sheetplastik. Hier wieder ein Blick in die dafinische Bastelstube: Teilchen auf Klebeband gesichert, Höhe angerissen und eine Klinge als Abstandshalter angelegt ...
... vorsichtig gebohrt und noch auf dem Klebeband geschnitten ...
... und dann das Ganze in die Spalten im Steven.
Das Ruder bekam die abgerundete Kante zum Steven, neue Beschläge und Zapfen ...
... ein bisschen Farbe und Kupfer und eine Pinne ...
... und wird ganz einfach "wie ein Ruder" eingehängt.
Es fehlen noch einige Kerben zur Plattenandeutung auf dem Ruder.
Und ein persönliches Highlight, die Wassereinlässe der Ulmenpumpen.
Auf die Andeutung der Nägel habe ich bis jetzt bewusst verzichtet. Alle mir zur Verfügung stehenden Muster von existierenden Kupferungen wie HMS Triconmalee, HMS Rose und alte Muster http://forum.aceboard.net/5500-1899-2887...e-Marseille.htm zeigen eine Nagelung, die so feinteillig und unauffällig ist, dass ich diese bisher in 1/100 noch nicht zufriedenstellend nachbilden konnte.
An anderer Stelle wurde mein Augenmerk auf die Abschlussleite der Kupferung gelenkt. Schön auch zu sehen an der Triconmalee. An Modellen leider selten dokumentiert.
Länger hatte ich ja schon diese Abschlussleiste vor mir hergeschoben, um auch sicher zu gehen, dass ich mit der Kupferung nichts versaue. Versuche mit Polysterol waren beim Schneiden und Kleben (zu lummelig) nicht so gut, die ersten Holzversuche auf der Kreissäge haben auch nur Bruch gemacht: das gute Stück sollte ja nur 0,3 mm dick werden und max 1 mm hoch werden - als Ausgleich dafür aber 50 cm lang.
Die Erkenntnis der letzten Aktion war: Traue deinen Händen :-)
Ich fand dann noch 0,4 mm Leistchen von meinen Plankenversuchen, lang genug um jede Seite aus einem Stück zu machen, klebte diese - ausgerichtet am Schneidelineal - auf die Schneideplatte, damit nichts verrutschen kann ...
... dann mit dem Cutter geschnitten. Natürlich trotzdem resultierend in unterschiedliche Breiten ...
... also eine Schablone gebaut, hinten der Anschlag 1 mm hoch, vorne ein beweglicher Anschlag auch 1 mm zum Andrücken, Leiste hochkant dazwischen und mit dem Schmirgelpapier den Überstand weg. Gibt wunderbar gleichmäßige Leistchen :-)
Gleich angeklebt hat mit der flexiblen Steifigkeit des Holzes wunderbar funktioniert ...
... zumindest vorne. Hinten - ach seht selbst ...
... die von Heller vorgegeben Beule war schon immer da, jetzt hat sie aber so laut HIER geschrien, dass ich was dagegen tun musste - war ja klar, kein Dafibau käme ohne solche Aktionen aus ...
... mittels Tape die richtige Höhe gesucht, Abweichung fast 3 mm (!) ...
... Leiste wieder herunteroperiert, überstehende Kupferplatten wegoperiert und die Leiste wieder neu und diesmal gerade hingeklebt :-)
Und weil es so schön war, vorne ...
... ein ähnliches Heller-Problem - diesmal nur 1 mm - beseitigt, ...
... dazu mit der Klinge unter die Leiste zum Lösen und dann neu positioniert :-)
Und dann ist da jetzt ein echt hübscher und logischer Abschluss der Kupferung, der das Ganze gleich schön sauber erscheinen lässt.
... oder etwas was fürs Herz tun - nein nicht Ginseng, sondern einfach ´ne Ecke fertig machen ;-)
Die Vorbereitung hierzu ...
... der Einbau ...
... und das Ganze am Stück :-) Bei diesen Bildern bin ich wieder saufroh, dass ich die Profilleiste damals 2 mm tiefer gesetzt hatte, da so dass Unterwasserschiff einen harmonischen Abschluss bekommt und dieser blöde Knick weg ist. (siehe Beitrag 3, letztes Bild)
Das Tau ist noch nicht das Original, da kommt noch bessere Ware hin :-)
Als kleine Zwischenmahlzeit habe ich mich an das Ruder gemacht.
Im Bausatz geht dieses mit 4 mm von oben bis unten in gleicher Stärke durch. Nachdem ich es wegen des Deckumbaus sowieso schon in der Hand hatte, kommt hier das Ruder Version 3 - nach Original und erstem Umbau ;-)
In Construction and Fitting gibt Goodwin eine Tabelle an, bei der es aber, wenn ich es richtig interpretiere, das Ruder hinten/unten nur ca. 10 cm breit wäre ?!? Das war mir doch etwas gewagt. Hier auch Dank an Lamy für die nette Diskussion dazu. Ich habe mich dann an den Zeichnungen in den AOTS orientiert, die sich deutlich verjüngen, aber dann doch nicht ganz so extrem. Da sich der Achtersteven in meinem Modell auch nicht verjüngt - diese Änderung tue nicht mal ich mir an - muss ich sowieso etwas bescheißen :-)
Ich habe mich auch entschlossen, auf die Turbulenzrille zu verzichten. Weder Goodwin noch einer der mir bekannten AOTS-Bände erwähnen oder zeigen sie. Gefunden habe ich sie nur bei französischen Schiffen, die aber dafür nicht die so extreme Verjüngung am Achterliek des Ruders haben. Eventuell treten durch die englische Verjüngung die Turbulenzen nicht so stark auf ???
So, genug palavert, los geht´s mit dem Umbau. Zuerst ein 2 mm Schlitz entlang dem Achterliek ...
... einen siebten Befestigungsbeschlag - lt. Goodwin, am oberen Ende dort wo rot - hinzugefügt, das Blatt etwas nach oben verlängert und einen anständigen Kopf gebastelt ...
... und sieht schon richtig impressive aus :-)
Natürlich kam auch Passprobe für die Pinne unterhalb des Deckbalkens ...
... Dokumentation des maximalen Ausschlagwinkels ...
und noch ein schönes Schlussbild :-)
Ja, der kleine weiße Blopp links neben dem Ruder ist mein kleiner fleißiger Werftarbeiter.
Ein Thema, was mich von Anfang beschäftigte waren die Rüsteisen. Schon bei der Soleil hatte ich ja nachgerüstet. Viel zeit und Hirnschmalz gingen hineien. Fotoätz mag ich nicht so sehr, da es zu flach für solchen Einsatz ist, Zukaufteile für mich immer wie Zukaufteile aussehen, punzen und Kunststoffteile hab ich ausprobiert, um dann zum Schluss ENDLICH zur Originalbauweise zu finden – nur etwas kleiner halt. Lustig war wieder die Serienproduktion dafür zu erarbeiten.
Als nächstes sind die Rüsten dran, damit das farbige Finish der Seiten gemacht werden kann. Da ich damals bei den Tests keine Dokumentation gemacht hatte, ärgere ich mich jetzt einfach nicht über die Jungfern, die in den Arbeiten der letzten Zeit gelitten haben, sondern nutze die Chance, den Vorgang der Fertigung bei der Reparatur gleich festzuhalten.
Nachdem ich seinerzeit nirgendwo Hinweise zu einer gleichbleibenden Massenproduktion gefunden hatte, war ich einige Monate mit dem Problem beschäftigt, musste Löten lernen und einige Schablonen und viel Draht ausprobieren. Anbei die von mir verwendete Methode für die nachfolgenden Generationen:
Zuerst den Draht um die Jungfer ...
... dann in eine Schablone mit drei Stahlstiften ...
... ablängen und Oberteil ist fertig gebogen.
Der Ring darunter als mehrlagiger Drahtwickel ...
... am Stück geschnitten, die Kerbe unterhalb hilft beim Schneiden ...
... zuerst etwas lommelig ...
... und ausgerichtet.
Hier noch das untere Teil der Fock- und Hauptmastrüsten ...
... um zwei Stahlstifte gedengelt und in der Mitte zusammengedrückt.
Für die Haltebolzen nehme ich Nadeln, deren Kopfhöhe am Dremel mit der Trennscheibe flachgemacht und anschließend der Durchmesser verringert wurde. Abgelängt wird noch auf ca 4 mm. Ganz links die Originalnadel.
Und hier die Montage:
Zuerst den unteren Ring gelötet, dann in den Jungfernteil eingefädelt, in die dritte Hand zum Löten (keine Angst, die Lupe hab ich abmontiert) ...
... und einbaufertig. Das Schwarze ist nicht vergockelt sondern Farbe :-)
Hier das Ensemble bereits in Position, der Teil, der in die Bordwand gehen soll, wird an Ort und Stelle in der Länge angepasst und angewinkelt, ...
... danach ins Loch in der Bordwand eingefädelt und die gekürzte Nadel hinterhergeschoben. Mit dem Faden Richtung Mars gezogen, kommen die Teile auf Zug und der Winkel stimmt auch. Als Abschluss die Jungfer mit einem Tropfen Sekundenkleber von unten am Durchgang des Rüstbrettes fixieren.
Und hier ein Dreierpack mit verschiedenen Längen.
In diesem an Schnapsideen nicht gerade armen Baubericht hatte ich mir wieder etwas Tolles ausgedacht: Die verwendeten Krickjungfern haben von Haus aus - wie auf den Bildern leicht zu sehen - ein sehr ungleichmäßiges Bohrungsbild. In der Annahme, dass dies leicht zu beheben sei - ich wollte meine mühevoll gelöteten Teile nicht einem Neukauf der Jungfern opfern - , folgende Aktion: Zahnstocher mit Klebstoff in die Löcher, abgekniffen und verschliffen:
Im Vorfeld hatte ich mir eine schöne Bohrschablone überlegt, aber dann die Erkenntnis: Durch die "Größe" und die Bombierung der Teile geht das nicht so einfach wie gewollt :-( (Jetzt weiß ich wenigstens auch, warum die so krumm gebohrt sind)
Alle Versuche schlugen fehl und es blieb nur die gute alte Handarbeit: Einspannen im Schraubstock und Anreißen der Mitte der Jungfer, auf der die beiden mittleren Bohrungen liegen ...
... mit einer Abstandsschablone und viel Augenmaß mit einem 0,5 mm Bohrer die beiden Bohrung anreißen und vorbohren, die dritte äußere Bohrung nach Augenmaß setzen (eine Schablone mit einer kleinen Kerbe verhindert Verlaufen) ...
... und mit 0,8 aufbohren.
Bohren wie bei mir üblich nur in Handarbeit mit im Rundstab befestigten Bohrern – so hat man mehr Gefühl.
Ein kniffeliges Thema ist das Geraderichten der kleinen Drahtteile: Am besten hat es dann über eine aufgespannte Cutterklinge funktioniert, sogar für die kleinen Schlaufen :-)
Zum Schluss hatte ich dann endlich einen hübschen kleinen Beschlagsatz für eine Seite Hauptmastrüsten auf meinem Klebeband :-)
Hurrah
Und da man auch nicht mehr der Jüngste ist, hatte ich zur Erheiterung meines Juniors die Nahbereichslinse meines Fotoapparates in die Dritte Hand gespannt, die bessere optische Qualität als alle mitgelieferten Elektronikerlupen bietet.
... und dann endlich: an einem Sonntage erfolgte die Montage :-)
Zuerst noch à la nature ...
und dann noch ein bisschen Farbe drauf ...
... und das Ganze sieht doch eigentlich ganz einfach aus ;-)