Zitat von archjofo im Beitrag #2925 Aber Kleiden bei diesen Taustärken ginge auch unproblematisch, z. B. mit einem feinen Garn in geeigneter Farbe. Würde möglicherweise auch nicht schlecht aussehen. Ich denke der Aufwand wäre auch nicht größer.
...hatte ich bei der CONSTITUTION ( 1 : 96 ) gemacht und bei der ORIENT ebenfalls, ist aber noch etwas grob. Mit Alterfil 400 wäre es top, würde ich jetzt so machen.
Danke für eure Feedbacks! Tatsächlich hatte ich schon einige Versuche mit richtigen Kleidungen gemacht, war aber mit den Resultaten in der Menge und vor allen im damit verbundenen Aufwand nicht zufrieden. Bei den dickeren Tauen ging es noch ganz gut an, aber je dünner sie wurden und je länger die Strecke wird, umso herausfordernder wird es durch die Elastizität und die sich reckenden Taue.
Auch je dünner das gekleidete Tau, umso dicker erscheint die Kleidung dafür. Auch lassen sich die dünneren Taue bei den Blöcken schlecht als Stropp biegen ohne aufzuplatzen.
Schnell haben sich dort sich dort zu viele Unsauberheiten und Unebenheiten eingeschlichen, die für mich zu sehr Aufmerksamkeit erhaschen. Verglichen mit dem Original sollte die Kleidung doch immer unauffällig bleiben. Da bin ich mit meinem Maßstab schon sehr an der Kante.
Auch dass ich mit meiner Technik sehr dünne Tau noch bearbeiten kann und dadurch eine einheitliche Erscheinung bekommen war ein wichtiger Faktor.
Deswegen war für mich in Bezug auf flüssiges Arbeiten, einheitliche Erscheinung bei dicken wie bei dünnen, Tauen, maßstabsgerechte Erscheinung der Details das für mich beste Kompromiss für alle Arbeitstechniken. Vergesst nicht den Maßstab von 1 zu 100, auf den Bildern sieht es alles bedeutend größer aus.
Ich möchte jetzt nicht, daß der Faden hier abdriftet, aber hat schon einmal jemand versucht, die selbstgeschlagenen 'Taue' (sagen wir 0,5 mm Durchmesser) nur zu trensen? Der Hintergrund meiner Frage ist, daß Biddlecombe feststellt, daß alle Wanten getrenst werden sollten.
Als nächstes ging es natürlicherweise den Jungfern an den Kragen :-)
Vor dem beginn noch sicherheitshalber die Mars angehoben und geschaut, ob auch alle Wanten sauber der Reihenfolge nach liegen. Und tatsächlich gab es steuerbords im Bereich des Soldatengatts zwei Paare, die über Kreuz lagen.
Dann wurden die Wanten unten ihren Juffern zugeordnet. Gott segne den Erfinder der Haarklämmerchen!
Zum Vorstraffen gibt es fast nichts besseres als Holzwäscheklammern in Verbindung mit Schwerkraft.
Dann kam eine grobe Einbindung auf beiden Seiten, um einen gleichmäßigen Zug auf beiden Seiten zu bekommen. Da ich den Mast seinerzeit gut mit einem Holzstab ausgesteift hatte, war keine Bewegung in irgendeine Richtung festzustellen. Sieht noch wild aus, aber tut seinen Zweck.
Dann ging es um die Wurst. Zum weiteren Stabilisieren hab ich die obere Schwichtungslatte eingezogen. Damit die Wanten noch arbeiten können sind nur die äußeren Wanten befestigt. Dennoch steift dies die ganze Konstruktion dadurch bereits schon gut aus. Diese Wurst ist auf der ganzen Länge gekleidet, im Original ein Tau etwas dünner als die Want, ich habe aus Stabilitätsgründen einen 0,5 mm Messingdraht gewählt.
Die offizielle Berechnung ist etwas anders aufgebaut, aber analog dazu ergibt folgende Maßnahme die gleichen Werte: Distanz Oberkante Saling bis Unterkante Eselshaupt ...
... ist die gleiche wie Oberkante Saling bis Wurst.
Die Wurst/Schwichtungslatte/Spreizlatte am Platz und meine Ponalummantelung wurde auch noch auf die richtige Länge gebracht.
Im Nachgang werde ich die Kleidung auch unterhalb der Wurst gleichmäßig wenige Millimeter fortsetzen und auch mit schwarzer Farbe für eine einheitliche Erscheinung sorgen.
Somit konnte ich auch anfangen, die Juffern aufzuräumen. Vier Bindselungen für die Juffer in der Want, und Überkreuzung des Juffernreeps auf der Rückseite der Juffer und nach einigen Wicklungen seitlich angebunden.
Und weiter geht´s dann beim fröhlichen Jufferbinden :-)
Man könnte fast meinen, dass tatsächlich die Möglichkeit besteht, dass Deine kleine Dicke mit den Streifen, wo schlank machen, irgendwann fertig werden könnte Und das nach nur 21 Jahren...?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
...andererseits ein Beispiel, was jahrelange Recherche auf höchsten Niveau bewirken kann: Ein Lehrstück intensivster Modellbauaktivität, die , trotz aller "Abrisstätigkeiten", dem Normalbastler als Vorbild dienen kann. Deshalb in tiefer Verbeugung
Hier sieht man schön den Unterschied zwischen den unten liegenden Holzjuffern aus der Frühzeit meines Modells und den neuen gedruckten Juffern oben an der Want.
Bei den Holzjuffern musste ich die zu ungleichmäßigen Löcher aufwendig verschließen und wieder neu bohren. War viel Arbeit. Außerdem haben die unteren Juffern eine falsche umlaufende Hohlkehle: Diese ist wie für die oberen Juffern breit angelegt, um das dicke Wanttau aufnehmen zu können. Für die unteren Juffern sollte die Hohlkehle aber bedeutend schmaler sein, also nur eine Nut, die ja nur den dünneren Eisenbeschlag aufnehmen musste.
Auch ist die Erscheinung ebenmäßiger.
Zusätzlich ist die Hohlkehle nicht umlaufend, sondern im Bereich der Anbindung an das Eisen bzw die Want unterbrochen. Dies verhindert auch etwas das Verdrehen der Juffer. Und auch ein unachtsamer Modellbauer wie ich bekommt einen dezenten Hinweis durch die sich ergebende Beule der Want, wenn er gerade die Juffer falsch herum einbinden will ...
Auf dem Bild sieht man den Vergleich der unteren Juffer links mit der schmalen Nut und rechts die obere mit der breiten Hohlkehle.
Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen, aber dann war es doch so weit ...
... beide Seiten die Juffern in die Want eingebunden und aufgeräumt. Finale Ausrichtung der Jufferwinkel kommt wenn ich die Reeps spanne.
Auch der Winkel stimmt fast. Meine natürlich den Mast, die Mars hängt absichtlich so schief ;-)
Mittlerweile habe ich auch ein gutes System zum Einbinden der Juffern.
Materialien, 1 Satz obere Juffern steuerbords und backbords, ein Kabel 0,9 mm, Reeps mit der Hälfte 0,45 mm und die Bindselungen mit 0,15 mm
Zuerst alle Wanten den unteren Juffern zuteilen. Mit einem Hilfsfaden fixieren.
Sieht dann so aus wie schon zu sehen war.
Der Übersicht halber geht es jetzt mit einer einzelnen Want weiter.
Die Juffern sind mit einer spitzen Pinzette gut zu halten, die Enden stehen idealerweise hinten über.
Eine Pappschablone auf dem Rüstbrett hilft die richtige Höhe zu erhalten. Eine Hand hält die Want in der richtigen Linie zur unteren Zieljuffer, eine Mikroportion Sekundenkleber kommt auf 3 Uhr in die Hohlkehle der Juffer, und durch aufsetzen der überstehenden Pinzettenspitzen auf der Schablone wird die Juffer im richtigen Drehungswinkel an die Want gedrückt.
Danach evtl. noch eine Mikroportion Sekundenkleber auf 9 Uhr und das freie Ende hinter der Want durchgeführt.
Danach mit 2 Knoten das Auge geschlossen. Hierbei muss etwas Platz zwischen der Juffer und dem Knoten freibleiben, da in einer späteren Phase noch 3-4 Knoten für das Auge dazukommen müssen und auch das dickere Reep dort durchgeführt werden muss. Die beiden Knoten klebe ich in diesem Stadium noch nicht, denn so kann ich notfalls das Auge noch korrigieren.
Danach kommt noch die untere Bindselung zur Sicherung und Ausrichtung. Je nach Epoche und Nation laufen Want und freies Ende entweder spiegelbildlich oder assymetrisch mit der Want auf den Juffernmittelpunkt gerichtet und das freie Ende tangential rauslaufend und dann nach oben beigebunden.
Und dann kann schon das Reep eingebunden werden und provisorisch oberhalb belegt werden.
Erst wenn alle Wanten so versorgt sind kommen die restlichen Umwicklungen beim Augbindsel und die Fertigstellung der 3 oberen Bindselungen, siehe oben.
Finisch wird sein, das Reep über den Juffern unter dem Auge nach vorne zu holen und oberhalb beizubinden.
Geht so tatsächlich recht flott, wurde ebenmäßig genug und vor allem war das Frustpotential überschaubar.
Das war ja der letzte Stand, die Juffern in die Want eingebunden und die Jufferreeps zum Spannen eingezogen aber noch locker.
Nächster Schritt war dann die Reeps über der Juffer und unter dem Wantauåçge durchzuziehen. Dazu nehme ich immer einen Einfädler aus dem Nähbedarf, ist einfach die beste Hilfe für so was.
Danach noch das Reep beim Umwickeln um die Want unter der letzten Bahn zwischen den Juffern durchgeführt, so dass es sich selbst bekneift, danach noch 5 weiter Wicklungen und das Ende an die Want beigebunden.
Juchhu, wieder ein Etappensieg!
Da meine Wanttau leicht elastisch sind, habe ich dies auch verwendet, beim Spannen der Reeps die oberen Juffern noch etwas anzugleichen. Ganz gerade mag ich es sowieso nicht, da auch im Original und bei zeitgenössischen Modellen zu sehen ist, dass die unterschiedliche Elastizität der manuell erstellten Taue doch beim Spannen zu unterschiedlichen Längen der Want und dadurch zu leicht varierenden Höhen der Juffern führt.
Hallo Daniel, nichts liegt mir ferner als Deine herausragenden Fähigkeiten zum Bau des einmaligen Modells der HMS Victory kritisieren zu wollen. Ich verfolge diesen Baubericht schon seit den Zeiten von Bo... (einige wollen hier den Namen nicht erwähnt sehen ... ) mit größtem Interesse, also mehr als 20 Jahre und kenne das Modell auch von Forumstreffen. Ich bin also ein absoluter Fan von diesem Modell, dem Baubericht und den höchst interessanten Rechercheergebnissen.
Insofern sei es mir erlaubt, folgende Anmerkung machen zu dürfen: Das Beibinden der Reeptampen ist meines Wissens wie ausgeführt historisch korrekt. Trotzdem würde ich mir ein wenig mehr "Ordnung" wünschen. Ich denke es würde dem doch etwas unruhigen Erscheinungsbild entgegenwirken. Vielleicht liege ich da mit meiner ästhetischen Wahrnehmung auch nicht richtig.
Nur zur Anregung: post-14925-0-42050500-1463112877.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Plattbändsel sind auf diesem Bild leider nicht korrekt dargestellt!
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner