Tja was soll man sagen. Da ist man nur kurz einige Wochen wegen der Arbeit abgängig, schon wollte mein Bastelraum mich nicht mehr reinlassen ...
"Was will DIESER fremde Mann hier?!?" war noch eine der netteren Fragen, die ich mir anhören musste ...
Nach gutem Zureden à la "Bastelhöhlenflüsterer" durfte ich dann doch etwas drin machen. In der Zwischenzeit hatte ich meine Blocklisten für die Victory nochmals überarbeitet. Mir war aufgefallen, dass McKay im AOTS doch einige Blöcke auslässt und es auch einige Fehler darunter gab. Deshalb hatte ich den ganzen Steel von 1795 durchgeackert und die diversen Einträge durchgearbeitet, verglichen und die mir plausibelste Variante ausgesucht, evtl. noch Varianten dazugenommen. Insgesamt kamen nochmals deutlich mehr Blöcke hinzu, sowohl die Standardblöcke wie auch die Spezialformen. Aber dazu nachher mehr.
Als letztes hatte ich ja die eckigen Schulterblöcke, die heute auf dem Schiff verwendet werden und die auch McKay zeigt, durch zeitgenössische runde ersetzt. Als Musterspielfeld dient weiterhin die Großrah. Hier zur Erinnerung der letzte Stand.
Als nächstes kamen je Seite 3 x 2,5 mm Blöcke dran, für die Bauch- und Nockgordings.
Auf der Pinzette prüfen, ob der Farbauftrag vollständig ist und entweder gleich auf der Pinzette nachpinseln ...
... oder nachdem der Block aufgespießt ist. Am so fixierten Block wie schon vorher beschrieben ein Stropp rumgelegt ...
... und die Länge am Platz geprüft. Da der Block vor der Rah hängt müssen die Schenkel natürlich unterschiedlich lang sein.
Die spitze Pinzette mit Klemmfunktion leistet da gute Dienste, erst eine Seite ...
... und schön versäubert, und die andere und fertig :-)
Hier als Gegenüberstellung die vereinfachte Variante mit einfachem Knoten auf der Rahoberseite und die korrektere Lösung mit Laschung.
Da die Laschung schwierig einzufädeln ist, hilft ganz klassische eine Nadel.
Und so sollte das dann aussehen :-)
Mit dieser Technik bin ich für die kleinen Blöcke mittlerweile genauso schnell wie für die großen :-)
Nachdem das mit den Gordingblöcken so schön geklappt hat, ging es weiter mit den Tricing Lines / innere und äußere Aufholern (Einholer) der Nocktakel.
Mit dem äußeren Aufholer wurde der Block am Hanger an die Rah geholt, mit dem inneren der untere Block mit Haken zu den Püttingswanten, um dort eingehängt/befestigt zu werden. Die Nocktakel wurden entgegen anderen Lasttakeln bei Nichtgebrauch nicht abgeschlagen, sondern dienten auch als Hilftsbrasse oder anderen zu Zwecken.
Und damit das Ganze nicht zu langweilig wird, sind die Blöcke diesmal 7" und 8", also in meinem Maßstab 2 mm. Macht aber nichts, geht genau wie die anderen auch :-)
Zuerst auf die angefeilte Nadel, dann wie gehabt eingestroppt ...
... und Funktionstest gemacht.
Passt. Dann wie gehabt an der spitzen Klemmpinzette die Augen gebunden und alle schnell an die Leine gelegt, so ein gestroppter Block ist schnell weggeatmet.
Ganz klar ein Wettstreit der Giganten - Daniel & Johann. Zwar quasi David gegen Goliath (maßstabsgetreu), aber in meinem Augen ein Unentschieden in der Premier League 👏 Grüße Torsten
@Tarjack Eigentlich ist einen Dreidecker zu takeln der gleiche Aufwand wie eine Dreimastfregatte. Nur mehr Webleinen halt. Ansonsten ist ja alles gleich ;-)
@torstenmay Sehr wagemutige Aussage ob seines Wissens und Könnens, außer dass mein Kruscht kleiner ist immer noch keine Konkurrenz für Sir Johann :-)
Aber nur zum Zeigen, dass man auch mit Wurstfingern wie meinen diese Blöcke an den Mann beziehungsweise an die Rah bringen kan ...
... man muss nur schauen, dass man sich ...
... nicht verheddert. Und schon fertig.
Schön zu sehen ist der doch wahrnehmbare Unterschied des 2 mm Blocks der Aufholleine und der 2,5 mm Blöcke der Gordings.
Die Aufholleine ist eine der dünnsten im gesamten Tauwerk, hier locker hängend bei benutztem Nocktakel ...
... und mit eingeholtem Nocktakel.
Der Vollständigkeit halber noch der innere Einholer neben dem 4 mm Geitaublock.
Und irgendwann wurde es dann ernst mit den Fußpferden. Zuerst die Kauschen in die Springpferde eingebunden und der Viererpack jeder Seite gegen Wegatmen gesichert.
Danach die Abstände für die Springpferde ausgemittelt.
Für den Abstand der Kausch zum oberen Bezugspunkt habe ich eine kleine 9 mm Lehre gebaut, damit der Abstand beim Festkleben gleichmäßig wird. Dann 3 Rundungen mit dem freien Ende und auch das angeklebt. Als alle 4 Springpferde dran waren, wurde das Fußpferd durch die Kauschen gezogen und mit einem externen Knoten vor und hinter der Kausch gegen Durchflutschen gesichert.
Danach eine kurze Stehprobe, und siehe da, es sieht ganz plausibel aus.
Dann am Fußpferd das Auge zur Befestigung innen geknotet. Es war DAS perfekte Auge. Nur hatte ich übersehen, dass auf der anderen Seite der Rah die Klammer weiter nach außen ging als angenommen, siehe oranger Faden ...
... also das Auge abgeschnitten und eine Verlängerung eingespleißt, fällt an der Stelle zum Glück kaum auf, uffz.
Diesmal war die Länge besser und das Auge wurde mit 4 Umwicklungen auf der anderen Rahseite angelascht.
Hier das fertige Ensemble und ...
... auch unser kleiner Topgast war es damit zufrieden da oben.
in diesem Maßstab ist das Takeln und Ausrüsten einer Rah eine sehr diffizile Angelegenheit, vor allen Dingen wenn man es in dieser hervorragenden Qualität erledigt. Das Ergebnis sieht schon top aus. Die Fußpferde zeigst Du als nicht geteert, oder?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Ich hatte es immer so verstanden, dass die Springpferde geteert waren und die Fußpferde nicht. Für andere Hinweise bin ich wie üblich dankbar.
Auch werde ich das ganze Gestüt sobald die Rahen final angeschlagen werden noch mit Kleister in Form bringen. Monemtan ist mir das dann noch zu fragil und ich weiß auch noch nicht, wo die Pferde dann gerade der Schwerkraft folgend herabhängen und wo sie von den arbeitenden Topgasten schräg hinten hochgedrückt werden.
Das nächste Abenteuer und kleines Intermezzo waren die Blöcke unter dem Fockmars. Hier laufen Bauch- und Nockgordings bunt gemischt mit den Brassen der Blinde und Oberblinde durch eine wunderherrliche Blockansammlung..
Der erste Versuch war der klassische Weg, erst den Stropp zu machen ...
... und dann von unten durch das Top zu ziehen und oben den Knebel durchzustecken.
Hat zwar funktioniert, war aber eine recht unsaubere und ungleichmäßige Nummer.
Daraufhin nochmal einen Block vorbereitet, aber die obere Schlaufe nicht gebunden ...
... und das freie Ende von unten nach oben geschoben, dort eine Schlaufe mit einem Hilfsfaden gebunden und das freie Ende wieder nach unten geführt.
Jetzt konnte ich die oben liegende Schlaufe von unten her gut zuziehen, dabei den Knebel einschieben und mit den freien Enden der Bindselung die Länge gut einstellen, alles verknoten und das Ganze versäubern.
Sieht schon viel besser aus :-)
Man sieht schön die 3 unterschiedlichen Blöcke, wobei der äußere zwei unterschiedlich große Scheiben hat.
Das kommt daher, dass an dieser Stelle vier Taustärken im Einsatz sind, einfach schöne Details, die sich dadurch ergeben.
Und auch von oben sieht das dann ganz aufgeräumt aus.
Auch die Rah war jetzt so weit fertig, hier die Übersicht der Ansammlung aller Blöcke, die sich jetzt angekuschelt haben. Jeweils immer von vorne und von achtern. Und wie schon weiter vorne geschrieben, die Spring- und Fußpferde werden erst bei der finalen Installation geglättet und mit Schwerkraft versehen.
Die Mitte der Rah mit dem Kettenhanger...
... und das Nock, 8 Blöcke in 7 Größen :-0
Dann kam der spannende Moment, das Probehängen :-)
Zuerst die Topnanten.
Dann die Nocktakel mit äußerem Aufholer.
Und als normalerweise letztes die Brassen.
Und noch ein kleines Schmankerl, das normalerweise auf Modellen nicht zu sehen ist. Nach Steel wurden die Taurahhanger in Kriegszeiten durch Kettenhanger ersetzt, zu sehen auf den Bildern der Topnanten. Konsequenter Weise sollten dann auch die nach vorne gerichteten Borgbrassen angebracht sein. Diese ersetzten den doppelten Hanger der Brassen der 1760er Jahre. Dazu war die Brasse an der hintersten Want des Fockmasts befestigt, lief zu einem Block auf der Vorderseite der Rah, zurück zu einem Block an der hintersten Want und von dort zur Back.