Geplant ist, das Schiffchen im Maßstab 1:20 zu bauen und es soll natürlich ferngesteuert segeln. Details zur Inneneinrichtung sind zwar interessant, aber bei diesem Projekt wohl eher nicht von Bedeutung. Dafür ergeben sich viele andere Fragen und vielleicht weiß der Eine oder Andere etwas dazu. Aber zunächst einmal zeige ich Euch, was ich schon habe. Vorschiff Ansicht von vorne.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Anhand des Spantenrisses habe ich diese Bugansicht entworfen, bei der allerdings noch die Galionsregel fehlen. Auffällig ist, das der vorderste Spant an seinem oberen Ende stark nach außen weist. Da die Oberauflanger der Spanten in diesem Bereich den Schandeckel durchstoßen und als Poller fungieren, müssten diese also auch entsprechend geneigt sein. Die perspektivische Darstellung in der Architctura Navalis, Tafel III und ein hervorragend gebautes Modell der "Fleuron" (guckst Du hier: http://gerard.delacroix.pagesperso-orang.../08-2007/12.jpg) scheinen meine Vermutung zu bestätigen. Die weit aus meisten Modelle, die ich bisher so kennengelernt habe, zeigen aber auf der Back durchweg vertikal ausgerichtete Poller und auf der "Victory" kann man das auch so sehen. Welche Schlüsse darf ich jetzt daraus für meine Fregatte ziehen?
Die nach außen fallenden Bugspanten sind offensichtlich Indiz für das Vorhandensein eines Backfrontschotts. Dieses befand sich dann ein kleines Stück hinter dem Vorsteven und schuf Platz für ein kleines, halbrundes Deck, über das man Zugang zur Galion und damit zum Bugsprit und den Latrinen hatte. Bei anderen Schiffen wird die Schanz der Back der Rundung des Bugs folgend bis zum Vorsteven durchgezogen, das kleine Deck gibt es dann nicht. Anhand der Pläne von Chapman ist man da auf seine eigene Vorstellungskraft angewiesen, wie das bei dieser Fregatte wohl genau ausgesehen haben mag. Ich stelle mir das so vor: Vorschiff Draufsicht.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) bzw. von innen gesehen so: Vorschiff Ansicht von achtern.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Hat jemand bessere Ideen/andere Informationen?
Etwas achterlich des Großmastes ist undeutlich ein Niedergang und ein Steuerrad zu erkennen. Das stelle ich mir in etwa so vor: Halbdeck.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Hier habe ich den Niedergang steuerbordseitig gezeichnet. Der Plan von Chapman schien mir das so herzugeben. Fotos von Modellen der Yachten von Charles II zeigen die Niedergänge, wenn nicht in der Mitte, dann aber auf der Backbordseite. Interpretiere ich den Plan von Chapman falsch, gibt es eine Regel dafür oder ist die Positionierung, abgesehen von der Funktionalität ansonsten völlig wurscht?
Und dann wären da noch die Schitzereien. Über die habe ich schon mit Willibald M. disskutiert. Nach seinen Tipps habe ich den Heckspiegel so gezeichnet: Heckspiegel Fregatte2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Galionsfigur, Pfortenkränze usw. könnten so ausgesehen haben: Galionsfigur div. Teile Entwürfe.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) die Seitentaschen so: Seitentaschen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Neben der Frage, ob die Schnitzereien so stimmig sein könnten, komme ich angesichts der Fenster in den Seitentaschen ins Grübeln. Haben die Fensterbauer damals tatsächlich so verquaste Formen gebaut, oder haben sie mehr oder weniger einfache Geometrien in entsprechend angepasste Holzrahmen gesetzt? Außedem ist auf Chapmans Plänen nicht erkennbar, ob die Seitentaschen über die eigentliche Bordwand hinaus Tiefe hatten oder nur als eine Art Platte oder Flachrelief aufgesetzt waren. Wie seht Ihr das?
Ich bin sehr gespannt auf Eure Meinung.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
hervorragende Zeichnungen! Das wird bestimmt ein schönes Projekt! Deine Modelle kenne ich von Minisail Webseite, freue mich über Bauberichte hier! Bezüglich Vorderspanten und Poller, da gab es verschiedene Ausführungen. Hier bei der Yacht ist anscheinend so wie Du bei Le Fleron gesehen hast, also geneigt. Deine Zeichnungen zeigen dies sehr anschaulich.
Super, dass hier eine Rekonstruktion vorgestellt wird, die, wie es auch aus dem Plan hervorgeht, viele Möglichkeiten zulässt.
Ein Tip zu den floralen Elementen (Blättern) der Schnitzereien. Acanthus war ein sehr beliebtes Motiv, ich glaube, der Großteil stellt solche Blätter dar. Hier ein paar Bilder über Google Wünsche viel Erfolg. Der CHAPMAN hat aber auch tolle Schiffe entworfen.
Grüße!
In der Werft: *Fregatte nach CHAPMAN Tafel XXXI und XXXII der Architectura. * 29 1/3 feet Launch nach CHAPMAN Tafel XLVIII Nr.: 2
Hallo an alle Da sind ja schon mal brauchbare Tipps dabei. Was die Poller angeht, neige ich auch dazu, sie geneigt darzustellen (was für ein Wortspiel). Da der Plan, so wie es aussieht, keinem Schiffchen zugeordnet werden kann, das es wirklich gegeben hat, kann man wohl kaum sagen, dass das ganz falsch ist. Insofern ist meine Position und die Tatsache, dass der Plan viele Möglichkeiten zulässt recht komfortabel. Manchmal allerdings wünsche ich mir ein paar Möglichkeiten weniger. @Revier: was habe ich mir einen Wolf gegoogelt, aber anscheinend habe ich immer den falschen Suchbegriff eingegeben. Tolles Suchergebnis mit tollen Zeichnungen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Wie ist das eigentlich mit den Fenstern? Über diese Frage sinnierend, sind ein paar Bilder in meinem Kopf entstanden, die ihren Weg über den Stift auf das Papier gefunden haben. Guckst Du hier: Fenstervariationen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Im Entwurf des HeckspiegelsHeckspiegel Fregatte2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) war die Unterteilung der Fenster in kleine Scheiben gröber. Wie groß waren diese Einzelscheibchen eigentlich so im Schnitt? Bei meinen Entwürfen hätten sie im Original eine Kantenlänge von 16 (kleine Version) bis 26 cm gehabt. Welche Variante ist wohl authentischer, was meint Ihr?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Vergleiche mal den Plan XLIX der Architectura, der in Nr. 1 und Nr 3 weitere Fenster zeigt sowie Plan X, Plan XXXI, Plan XXXIV, oder extravagant designt Plan XL (No. 12), Plan XLI (No. 3) Plan XLII (No 4) und übertrage das auf Deinen Maßstab. CHAPMAN hat ja oft TYP-Schiffe gezeichnet, da werden die Fensterunterteilungen wohl Standarts gewesen sein. Körpergrößen waren wohl bei maximal 1,80 angesiedelt, da die menschen eher kleiner waren als heute und damit die Deckshöhen eher niedriger ausfielen als heute.
Grüße!
In der Werft: *Fregatte nach CHAPMAN Tafel XXXI und XXXII der Architectura. * 29 1/3 feet Launch nach CHAPMAN Tafel XLVIII Nr.: 2
Auf das naheliegendste kommt man nicht. Vielen Dank für den Wink, demnach variierten die Kantenlängen der Einzelscheiben zwischen 6 und ca. 13'' (schwedisch). Ich wäre also völlig frei, alle Versionen wären möglich gewesen, jetzt kommt es nur noch auf die Optik an. Da hat mein Weib schon angedeutet, dass sie die Version unten rechts am hübschesten findet. Warum auch einfach, wenn's auch kompliziert geht. Na ja, solange noch Platz in der Mülltonne ist, kann ich ja munter drauf los experimentieren.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Geht nach vielen probieren eigentlich ganz einfach. Schau mal in meinem BB nach, da hatte ich es beschrieben Royal William 1719 (2). Zu deinen Zeichnungen muss ich sagen, dass ich dich da beneide. Gerade was das Zeichnen angeht habe ich noch meilenweit Nachholebedarf.
Danke für den Tipp. Gesehen hatte ich Deine Bilder und die Beschreibung schon, aber bei der Fülle der Infos, die man hier so finden kann, war das nicht mehr so ganz präsent. Tatsächlich hätte ich es zuerst mit Biegen versucht. Scheint ja aber nicht optimal zu sein. Dann säge ich lieber gleich.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Eigentlich bin ich noch nicht so weit. Bevor ich mit dem Bauen anfangen kann, ist noch einiges an Vorbereitung und Kopfarbeit nötig. Außerdem muss ich meine Werkzeuge mal wieder ergänzen. Der Bandschleifer ist platt (ohne den geht bei mir fast gar nichts), ein paar Sägeblätter für die große und die Mini-Kreissäge, evtl. einen Tellerschleifer (ächz, da kommen grob überschlagen und bei aller Zurückhaltung schon mind. 250,--€ zusammen) Trotzdem juckte es mir in den Fingern. Nach so langer Abstinenz musste ich jetzt mal wieder etwas machen, herstellen, bauen... irgendwas (bei der Gelegenheit könnte man über die Gründung einer Selbsthilfegruppe "Die anonymen Modellbausüchtigen" nachdenken). Die Lady vom Heckspiegel sollte es sein und ich will Euch davon berichten:
Die Dame am Heck ist ja nun mal eine menschliche Figur. Dazu also ein paar Vorüberlegungen insbesondere das Gesicht betreffend. Wichtig, um ein menschlich wirkendes Gesicht herzustellen, ist die Beachtung seiner Symmetrie. Dazu mal eine Skizze: Gesicht.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Man sieht, dass die Augen genau in der Mitte zwischen Kinn und Scheitel liegen. Kinder bekommen das nicht hin, wenn sie ein Gesicht malen sollen, die Augen sind bei ihnen fast immer zu hoch im Kopf, das sieht komisch aus und kommt wohl daher, dass sie den hinter Haaren liegenden Teil des Kopfes in ihrer Prioritätenliste der Wahrnehmung ganz nach hinten stellen. Im unbedeckten Teil des Kopfes ist ihre Beobachtung vollkommen richtig. Betrachtet man diesen isoliert, liegen die Augen tatsächlich im oberen Drittel. Für uns, die wir ja aber ein realistisches Bild von einem Kopf machen wollen ist es von entscheidender Bedeutung, die Augen in dessen Mitte zu packen.
Auf dem Originalplan von Chapman sieht die Dame so aus: Figur Heckspiegel original.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)Nicht besonders viel erkennbar, nicht wahr? Das hat natürlich den Vorteil, dass ich sie nach meinem Gusto gestalten kann.
Und so stelle ich mir die Dame vor:Figur Heckspiegel eigen.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Jetzt brauchte ich noch ein paar Ansichten:Ansichten Figur Heckspiegel.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zu beachten galt es auch, dass es sich um barocke Schnitzereien handelt. Willibald Meischl hat ja hier ein paar sehr schöne Fotos eingestellt, die Köpfe in diesem Stil zeigen. Nun habe ich für die Galionsfigur meiner Yacht ein Vorbild gesucht und auch gefunden (in einem Katalog und natürlich bei der Damenunterwäsche, dann erkläre mal Deiner Frau, dass man gerade an seinem Schiffchen arbeitet...), das wollte ich auch für diese Dame verwenden.: Gesichtssymetrie0002.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Sie ist ja ganz hübsch, aber um stilecht zu sein musste sie zum Friseur: Gesichtssymetrie0003.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
So weit so gut. Jetzt galt es nur noch, die Figur zu befreien, die steckte nämlich fest und zwar hier drin: Schnitzen Figur Heck 2.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)Schnitzen Figur Heck 1.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Kein Ding an und für sich, man braucht ja nur alles wegschneiden, was nicht nach Figur aussieht und schon ist man fertig...fix und fertig unter Umständen, denn der Teufel steckt hier in der Größe. Dat Mädsche ist nämlich aufrecht stehend 4,6cm groß, das Gesicht demnach nur noch 7 x 5 mm. Wie das vor sich ging, unterscheidet sich nicht sehr von dem, dass hier schon mehrfach und so gut beschrieben wurde (z.B. hier: Schnitzen einer Figur - "Der edle Krieger" ), dass ich das nicht alles wiederholen muss. Anstelle dessen hier ein paar Bilder: 101_1778.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1780.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1781.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1782.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1783.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1784.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1785.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1786.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1787.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1788.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1790.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1791.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1792.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1793.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1794.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1795.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1796.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1797.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1803.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)101_1804.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
So weit der Stand bis jetzt. Ganz fertig ist sie noch nicht (ich muss sie also noch fertig machen, hehe), es fehlt noch die Schale, die sie in den Händen hält (hat inzwischen einer eine Idee, was das sein könnte, was da in der Schale ist?) und der obere Teil ihres Kleides gefällt mir noch nicht so gut, da könnten noch ein paar Fältchen in die Ärmel und noch verschiedene andere Kleinigkeiten. Mit dem Gesichtchen werde ich mich wohl zufrieden geben müssen. Ich stoße da an die Grenzen meiner motorischen und visuellen Fähigkeiten. Dadurch, dass es so winzig ist, kann selbst der geringste Spanabhub zu einer völligen Veränderung des Ausdrucks führen. Schätze, da könnte ich nur noch verschlimmbessern. Aber wenn man Lupe und Makroobjektiv mal weg lässt, ist das Ergebnis einigermaßen akzeptabel.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.