Die Gaffel und der Besanbaum wurden mit ihrem Fall, Perlenracks, Gaffelniederholer, Spann, Brassen, Baumschot etc. fertig getakelt. Ich hielt mich hier bis auf den Baumschotblock und den Niederholer eher an die Bauzeichnung, von daher kann das ein oder andere fehlen oder falsch dargestellt worden seien. Der Baum bekam noch ein Baumpferd, dass so in meiner Literatur dargestellt wurde und ich es als sinnvoll empfand, dieses entgegen der Bauzeichnung anzubringen.
Der Baumschotblock; sind lt. Zeichnung 2 Doppelblöcke, die links und rechts am Baum hängen und dementsprechend werden sie seitlich an Deck mit einer Talje angebracht. Da haben wir aber das Stolperproblem. Außerdem schreibt Marquardt, dies wäre ein doppeltgestroppter Einscheibenblock, der über den zweischeibigen Gegenblock lief, der auf dem Leuwagen saß. Dies ist auf der Fly nicht zu verwirklichen. Wenn ich jedoch den Gegenblock mittig an Deck anbringe, ist die Ruderpinne nicht mehr steuerbar. Da ich keine vernünftige Lösung fand, bleibt der Baumschotblock (bis jetzt) unfertig.
Die Konstellation, wie Marquardt sie beschreibt, sollte auch bei Dir machbar sein. Der Leuwagen ist ja nichts weiter, als ein eiserner Bügel, entweder an Deck oder an der Innenseite des Taferells befestigt, der die Ruderpinne quasi überbrückt. Auf dem Bügel läuft eine Kausch, an die dann der untere Baumschotblock gestroppt ist.
Dass der untere Block zwei, der obere nur eine Scheibe hat, hat den Sinn, die holende Part der Baumschot aus dem unteren Block kommen zu lassen. Bei umgekehrter Anordnung käme sie aus dem oberen Block. Gegeben hat es wohl beides, die Frage, was besser sei wurde hier schon a.a.O. lebhaft diskutiert, ohne belastbares Ergebnis, wie ich meine.
Aber auch die Variante, mit zwei Doppelblöcken am Baum hat es gegeben und gibt es immer noch, ist also auch nicht falsch. Ob sie einen Anachronismus für Deine Zeit darstellt, weiß ich aber nicht.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Vielen Dank für deine ausführliche Erklärung Willi! 🙏 Den eisernen Bügel quasi über die Ruderpinne laufen zu lassen ist eine gute Option. Mir fällt beim Betrachten des Schiffes gerade auf, doch einen zweischeibigen Baumschotblock verwendet zu haben.
Der doppeltgestroppte Zweischeibenblock wurde am Baum durch einen Doppeltgestroppten Einscheibenblock ersetzt. An Deck wurde nun der Leuwagen, wie Willi beschrieben hat ein eiserner Bügel angebracht. Die Bewegung der Ruderpinne wird nicht beeinträchtigt. Auf dem Bügel läuft ein Doppelblock. Festgesetzt wurde es an der Klampe auf dem Ruderhäusschen. Dies habe ich irgendwo auf einem Model oder in der Literatur schonmal entdeckt und gefiel mir besser als eine weitere Klampe an Deck.
Mit der Klampe auf dem Hüttendach hat der Baum nun aber einen eingeschränkten Aktionsraum. Wenn die Klampe direkt auf dem Block platziert wäre, kann die Wagenbreite voll ausgenutzt werden.
Das gab es tatsächlich auch. Es wurde dann beispielsweise die Achse für die beiden Scheiben durch einen Belegnagel aus Metall ersetzt, dessen Griff aus der einen Seite des Blocks und dessen Schaft ein gutes Stück aus der anderen Seite herausragte, so dass man problemlos einen Klemmschlag darauf legen konnte (wobei anzumerken wäre, dass eine Schot nur selten mit einem Klemmschlag fest belegt wurde. Auf der Utrecht konnte man das gut beobachten. So konnte der Rudergänger/Skipper sie schnell loswerfen, wenn dies z.B. bei seitlichem Einfall einer plötzlichen Bö nötig werden sollte).
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Hallo Andreas, ein sehr schönes Modell baust du da! Deine Takelarbeiten sind sehr gut! Wenn man da versucht alles exakt wie beim Original zu machen ist das schon eine schwierige Sache. Wie die Antwort von Willi zeigt gab es immer verschiedene Möglichkeiten. Diese Details sind nur selten so genau für ein Schiff dieser Zeit dokumentiert. Und es wurden auch immer Veränderungen vorgenommen. Es wurde experimentiert, es wurden Erfahrungen von anderen Schiffen übernommen, und manchmal hat man es dann doch wieder anders gemacht weil gerade das Material so zur Verfügung stand.
Sehr gute Arbeit! Herbert
Im Bau: Bomb Ketch / Bombarde "Cacafuego" In Vorbereitung: Schärenboot Elgen
Vielen Dank Matthias für deine schlüssige Erklärung. Wieder etwas gelernt, wobei ich es nun so lassen werde an der Fly! Vielen Dank an Willi für deine ausführliche Erklärung. Einen großen Dank an deine lobenden Worte Herbert, das freut und motiviert einen sehr! Auch wenn ich mich bemühe und viel recherchiere, wie du Herbert schreibst ist es schwierig alles genau zu verwirklichen.
Ich hab mich gestern mal an die Anker gemacht. Den Ankerstock vom Bausatz hab ich direkt weggeschmissen und möchte wenigstens dieses Teil selbst aus Birne machen. Von den Proportionen her hab ich mich an Mondfeld's Buch gehalten, wo dies sehr schön dargestellt ist. Allerdings finde ich den Stock nun etwas zu klobig, wenn ich mir hier eure schönen Ankerstöcke so betrachte, vorallem was die Breite (Dicke) angeht.
Der Anker selber ist von der Form her korrekt, der Stock aber doch zu wuchtig.
Hier findest du zeitgenössische Hinweise zu den Proportionen. Auch sollte bei englischen Schhiffen der Schaft etwas breiter sein als die Aussparung im Stock. Über den entstehenden Spalt ließ sich der Schaft über die Bänder gut einklemmen.
Der Ankerstock wurde entfernt und wurde dank @dafi 's Verlinkung nochmal angefertigt. Ich habe mich eher an Steel gehalten, da mir die Eckigen äußeren Kanten mehr zusagten als abgerundet wie bei McKay. Die Aussparung im Stock habe ich nun auch so gewählt damit der Spalt entsteht, um den Eindruck zu erwecken, der Schaft wäre über die Bänder eingeklemmt, wie Daniel es erwähnte ;) In meinem Fall ist es jedoch wieder das mit schwarzer Tusche eingefärbte Modellbaukrepp.
Vielen Dank @dafi für deine Hilfe und ich bin nun sehr zufrieden mit den Ankerstöcken.
Der Ankerring wurde bekleidet und an verschiedenen Stellen nochmal mit geraden Schlägen fixiert. Um davon ein akzeptables Ergebnis zu bekommen fiel mir die Challenge in @dafi 's Baubericht ein, wo sehr schön die Arbeitsschritte und Tricks zum bekleiden eines Rings erklärt werden.