Wenn die Geien durch Kausche laufen, braucht man sogar die Toppnannten zur Lagestabilisierung der Rah, weil die Rah ja beweglich gelagert ist.
In späterer Zeit liefen die Geien durch die Enden eiserner Gabeln die fest am Eselshaupt angebracht waren und deren Winkel sich dadurch nicht veränderte.
Ich stimme völlig mit Willi überein, daß nicht alles, was geriggt wurde mechanisch völlig sind macht, sondern oft traditionsgebunden war.
weiter ging's mit einbinden kleinerer Blöcke in den Wanten, die in der nähe der Schwichtungen liegen. Diese werden später noch für das Rahtakel an der Fockrahnock benötigt.
Das doppelte Trossenrack wurde angebracht, wobei mir auffiel, dass mir ein bestimmtes Takelgarn ausging, um die Taljen des Racks anzubringen. Somit wurde eine mittelgroße Bestellung aufgegeben und bis dahin wurden Kleinigkeiten erledigt, wie die Belegnägel am Heck. Das Brettchen ist aus Birne, die Nägel wurden mittels "Schablone" an die Welle gehalten, um die gleichbleibende Kontur zu gewährleisten. Die Feinheiten wurden mit Diamantfeile noch ausgearbeitet.
Die Besan-/Kreuzrah besaß kein Fall, sondern ein Hanger und blieb steif. Es lief über das Eselshaupt und wurde eingebunden. Auf den Bildern ist auch schon das angebrachte einfache Trossenrack der Kreuzrah zu sehen. Dazu aber mehr im nächsten Update. Bis dahin ist hoffentlich auch mein Tauwerk angekommen.
An dieser Stelle ein großes Dankeschön für die "Likes" und begutachtung meines Berichts!
Was noch fehlt, sind die kleinen Klampen an den Wanten, um das eingeholte Rahtakel am Fock und Großmast später festzusetzen. Die Anfertigung der Klampen habe ich mir von @jarno.knaus abgeguckt, der einen tollen Bericht seiner Vanguard hier im Forum zeigt. Vielen Dank an dieser Stelle für das zeigen dieser Arbeitsschritte, auch wenn meine nicht annähern so gut geworden sind:) Schlussendlich wurden sie an den jeweiligen Wanten angebracht. Hier zeigt sich mir auch wieder, dass der Maßstab ein ruhiges Händchen voraussetzt.
Natürlich nahm ich mir heute die Zeit um mit der Takelage fortzufahren.... Auch im größeren Teil des 18. Jahrhunderts dominierte das Perlenrack für die Rahbefestigung zum Mast. In der englischen Marine wurde um 1760 das Perlenrack an den Unterrahen durch eine Neuerung ersetzt, nämlich das Trossenrack. In den verschiedensten Weisen wurde dieses Rack gefahren, ich entschied mich an der Unterrah für das doppelte Trossenrack, wo man 2 Taue um die Rah legte und sie so einband, dass die Kauschen an jedem Ende eines Taus direkt an der Rah frei hingen. Die beiden Trossen wurden innerhalb der Rahklampen angebracht. Die langen Enden legte man um den Mast, führte sie durch die Kauschen und gingen hinab zum Deck, wo sie in Doppel-Einzelblocktaljen ausliefern, die am Mast in Ringbolzen eingehakt wurden. Belegt hab ich sie anschließend an der vorderen Beting.
Bei Racks die zum Deck führten befestigte man eine Naveleine (Aufholer) in der Mitte der Trossen und ein an der Rückseite des Marses eingehängter Block leitete diese hinab zum Deck. Belegt wurde dies vorerst provisorisch neben dem Glockenstuhl.
Das Fall selbst war neben den Blöcken an der Rah beigebunden, lief über den Mastblock, dann durch den Rahblock usw, bis es zum Deck führte, wo es über eine Scheibe im Pfosten der hinter dem Mast stehenden Beting lief und dort belegt wurde.
Das Rahtakel bzw Nocktakel kann nun final angebracht werden. Dieses Takel mit dem Violinblock, in Verbindung mit einem einfachen Hakenblock wurde so eine Talje geschaffen, die zum Aussetzen der Boote und vielen anderen Arbeiten diente. War dieses Takel nicht in Gebrauch, dann wurde es mit einem inneren und äußeren Einholers an der Rah beigeholt. Die äußere Einholleine war am Stropp des Violinblocks eingebunden, führte über einen kleinen Block an der Rah, weiter durch den Block in der Want nahe der Schwichtungen und lief an die untere Klampe in der Want, wo sie belegt wurde. Der innere Einholer wies eine Kausche (in meinem Fall gebundenes Auge) auf, die man in den Haken des unteren Takelblocks einhängte. Die Leine lief über den Block neben dem vorgenannten und wurde an der zweiten Klampe belegt. Auf dem letzten Bild zu sehen die Toppnanten, die schon in einem bekleideten Tau eingebunden sind. Dazu mehr im nächsten Update.
Sehr schön gemacht und so kenne ich es aus der (Sekundär-)Literatur, aber trotzdem dazu mal eine Frage. Ist diese Art der Leinenführung in der Primärliteratur belegt? Mir will scheinen, dass die beiden Führungsleinen des Takels, vor allem ihre Umlenkung über Blöcke in den Wanten, beim Brassen doch sehr hinderlich waren, bzw. jedes Mal auf der Luvseite gefiert werden mussten. Das erforderte zusätzliche Mannschaft, oder kostete Zeit, die nicht immer ausreichend vorhanden war.
Bei meiner ferngesteuerten Fregatte "Lucia" wollte ich diese Takel zeigen, habe sie aber wieder entfernt, weil die Rahen mit ihnen nicht mehr zufriedenstellend zu brassen waren.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Im Rahmen der Takelung der Rahen für meine französische Korvette habe ich in verschiedenen Quellen nachgelesen, dass es auch allgemein durchaus üblich war, bei Nichtgebrauch der Rahtakel, diese abzuschlagen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Eventuell wurde das Einholtau an den Klampen gelöst, ebenso an den Wanten der Haken aus der Kausch geholt um frei schwingen zu können oder so belassen und nur die Talje dieser Rahtakel verlängert, um der Rah beim anbrassen genügend Freiraum zu geben. So wie ich es aus @jarno.knaus Baubericht seiner Vanguard erkennen kann, hat er den Hakenblock am Rüstbrett eingehakt und an der Reling belegt, ohne Einholer an den Schwichtungen. Somit wäre auch die Rah immer bereit zum Anbrassen.
Der Haken des Rahtakels wurde in die Rüste eingehakt, um einen Gegenpart zu erzeugen, wenn auf der ggü.- liegenden Seite eine Last gehoben werden sollte und ansonsten alle Last in die Topnanten gegangen wäre. Als Alternative zur lediglich temporären Installation, wie von Johann geschildert, könnte ich mir lediglich für jedes Rahtakel einen Doppelblock innerhalb der Rahklampen vorstellen, durch die die beiden Führungsleinen laufen und zum Deck geführt werden. Diese Anordnung hätte, bei gleicher Funktionalität des Takels, keine Einschränkung der Brassfunktion zur Folge. Aber das ist jetzt nur Spekulation.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zitat von archjofo im Beitrag #84Im Rahmen der Takelung der Rahen für meine französische Korvette habe ich in verschiedenen Quellen nachgelesen, dass es auch allgemein durchaus üblich war, bei Nichtgebrauch der Rahtakel, diese abzuschlagen.
Ich wollte die diesbezüglichen Beiträge nur um eine Information ergänzen, es ist beides möglich und richtig, nicht das da was falsch rüberkommt. Speziell bei der Creole wurden eben nur gestroppte Kauschen über die Rahnocken gezogen, wo bei Bedarf die Rahtakel eingehakt worden sind.
Die Anordnung von permanent angeschlagenen Rahtakeln bei britischen Schiffen, kann man auch im Marquardt auf S. 110 Tafel 31 sehen.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
@archjofo Danke für Dein Statement Johann. Ja, die kenne ich, bei Schrage sehen sie auch so aus und Hackney beschreibt sie für HMS Victory ebenso. Das ist aber alles Sekundärliteratur und mit entsprechender Vorsicht zu genießen. Meine Frage war, ob die Anordnung durch Primärliteratur belegt ist.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
K. H. Marquardt können wir leider nicht mehr fragen. Aber ich denke, er muss sich dazu der einschlägigen Primärliteratur bedient haben. Woher sonst, könnte er diese Informationen in Erfahrung gebracht haben?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Einen großen Dank für den Zuspruch meines letztes Bauberichtes und ein Dankeschön an @Willi und @archjofo für den Informationsaustausch in meinem Bericht. Für mich persönlich ist dies sehr viel wert und ich kann die ein oder andere Information abspeichern, wie, wann, warum man was damals so anfertigte oder anbrachte.
Wie im letzten Update gezeigt, ging's weiter mit den Toppnanten der Fockrah. Im Falle eines Violinsblockes am Eselshaupt (wie bei der Fly) war der stehende Part an der Rahnock fest. Ein bekleidetes Tau erhielt ein Auge, um das Tau anschließend an der Nock anzubringen. Das laufende Gut wurde mit einem gebundenen Auge in das Auge an der nun sitzenden Nock gebunden. Durch die Blöcke laufend, endete die Toppnant in einer Talje, die im Rüstbrett einhakte und an der Reling belegt wurde. Die Bauzeichnung sieht vor, die Toppnanten ohne Talje über einen Fußblock an der Reling zu belegen. Die Version aus der Literatur erschien mir passender und setzte diese Art so um. Final belegt wird sämtlich angebrachtes Tauwerk erst später. Die Blinderah und Bovenblinderah erhielt ebenfalls ihre Brassenführung, die von der Rahnock über einen Doppelblock unter der Mars hinab ging und an der Beting am Mast belegt wurde. Bei der Blinderah war der stehende Part am Vorstagkragen fest, lief durch den Brassenblock zurück durch den Doppelblock unterhalb der Mars und wurde ebenfalls an der Beting belegt. Die Bovenblinderah bekam ein neues Perlenrack, da mir das schwarze nicht zusagte.