Es ging weiter mit der Anbringung der Großrah. Dieses bekam ein doppeltes Trossenrack und wurde mit einer Doppel-/Einzelblock-Kombi mittels Hakenblock an einem Ringbolzen an Deck eingehakt und an der Beting belegt.
Die Besanrah oder Kreuzrah wurde nun final mittels einfachem Trossenrack um den Mast angebracht. Das holende dieser Talje wurde an der Marssegelschotklampe am Besanmast belegt.
Der stehende Part der Toppnanten waren am Eselshaupt festgemacht. Wie genau diese angebracht waren habe ich nicht rauslesen können. Ich denke nicht dass sie um das Eselshaupt geworfen wurden. Die Zeichnung sieht jedoch auch keinen Ringbolzen vor. Bei der schönen Vanguard von @jarno.knaus wurden sie am Toppnantblock eingebunden. Da dies bei mir nicht mehr möglich ist, entschied ich mich trotzdem für den Ringbolzen am Eselshaupt. Danach liefen sie über die dementsprechenden Blöcke, liefen hinab zum Deck und wurden ebenfalls an dieser Belegstation am Mast angebracht.
War die Marsegelschotklampe mehrfach belegt? Dem Namen nach sollte hier nur die Marssegelschot belegt werden. Die holende Part der Talje für das Trossenrack könnte z.B. auch am unteren Block der Talje mit ein paar Rundtörns und einem Klemmschlag belegt werden. Manchmal wurde zu diesem Zweck die Scheibenachsen verlängert und wie ein Belegnagel verwendet. Ich kann allerdings gerade nicht auf Literatur zugreifen, um das zu verifizieren.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Herr Marquardt schreibt in seinem Buch "Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jahrhunderts", dass auf englischen Schiffen bis ca.1770 ein Blindetaurack ähnliches und danach ein einfaches Trossenrack benutzt wurde. Ein Blindetaurack sieht auch die Zeichnung vor.
Hier muss ich gestehen war ich so im Lesetunnel des Bauberichts von @jarno.knaus mit seiner Vanguard, der das Blindetaurack wieder entfernte und ein Trossenrack anbrachte und ich dies so übernahm, obwohl die Vanguard ja erst später fertiggestellt wurde und meine Fly so wie es aussieht wirklich ein Blindetaurack hatte. Dies jetzt zu entfernen wäre viel Aufwand, da alles andere Tauwerk schon angebracht wurde. Bei meiner Fly gehen wir eben einfach davon aus, dass das Rack der Kreuzrah nach 1770 angebracht wurde und schon bin ich wieder in der richtigen Spur:)
Bzgl der Marssegelschotklampe wunderte ich mich ebenso bzgl dessen Namen, wobei ich hier wieder nach Herrn Marquardt's Buch gehe. Ob hier wirklich nur die Marssegelschot belegt wurde entzieht sich meiner Recherche. Die Bauzeichnung sieht hier jedoch vor unter anderem auch die Toppnanten dort zu belegen. Auf der Fly sind generell sehr wenig Belegstellen vorgesehen.
Ich bräuchte euer Wissen für den nächsten Arbeitsgang der Vormarsrah. Es heißt, die Toppnant in ein um das Eselshaupt geschlagenen Spann einzubinden, lief dann über den an der Rahnock befindlichen Block, des weiteren über einen im Spann unter der Saling hängenden Block und wurde auf dem Mars mit zwei halben Schlägen unter einer Juffer festgesetzt. Wie muss man sich diese Art der Festsetzung an der Juffer vorstellen? Fotos finde ich nicht direkt, von daher kann mir vll von euch jemand weiterhelfen. Vielen Dank;)
Hallo Andreas Die Topnanten der Marsrahen hast Du m.E.n. richtig beschrieben, nur dass die von der Rahnock kommende Part laut AotS " The Frigate Diana" und AotS "The 24-Gun-Frigate Pandora" nicht über einen Block unter der Saling geführt wird Anstatt dessen war direkt unter der Saling ein sog. "Sister Block" zwischen zwei Hoofdtaue der Stengewanten eingebunden. Über die untere der beiden Scheiben fuhr dann die holende Part in Richtung Belegstelle.
Zu der Art, wie diese dann an den Juffern belegt worden sind, kann ich Dir leider nicht viel sagen. Tatsächlich habe ich die Part an zwei Modellen einfach irgendwie um den Metallbeschlag der unteren Juffern gebunden. In der Realität vermute ich hier eine spezielle Technik, da der Tampen eine gewisse Länge haben muss, um auch bei gefierter Rah noch gehandhabt werden zu können. Genau diese Länge muss ja auch bei jedem Törn komplett durchgeholt werden, was das Belegen und Loswerfen doch einigermaßen erschwert. Dazu habe ich aber keine Idee.
Edit Habe gerade nochmals im Schrage nachgelesen. Demnach waren die Blöcke zwischen den Hoofdtauen der Stengewanten ab ca. 1790 üblich. Bis dahin war tatsächlich die von Dir beschriebene Variante in Gebrauch. Marsrahtopnanten vor 1790 wurde auch nur gefahren, wenn kein Brahmsegel gesetzt war. Wurde eines gesetzt, dann würde die stehende Part des Topnants zur Brahmsegelschot.
Für französische Schiffe hat Jean Boudriot den Kutter Le Cerf bereits mit den Sister-Blocks ausgestattet, obwohl dieser von 1779 war.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Ich danke dir für diese ausführliche Beschreibung, Top! Um mit meiner Richtigstellung sicherzugehen wollte ich Abends noch nachschlagen und dann Antworten, wobei du es ja nun selbst berichtigt hast bzgl diesen Schwesterblöcken (oder Zwillingsblöcke?). Wie du beschrieben hast waren diese sehr viel später in Gebrauch und so steht es auch in Marquardt's Buch. Bzgl der Festsetzung werde ich es so handhaben wie du es beschrieben hast. Nämlich an den Metallbeschlag der unteren Juffern mit halben Schlägen belegen und einen Rest an Tauwerk auf der Mars bündeln. Vielen Dank für deine zügige Antwort und deiner nachträglichen Recherche;)
Ich lasse diesmal Bilder sämtlicher Mars und Bramrahen sprechen. Die finale Darstellung des einzelnen Tauwerks an Deck wurde zum Teil noch nicht verwirklicht.
Dazu wurde Fliegennetz benutzt, diagonal zugeschnitten um die Rautenform zu erhalten. Dazu habe ich mir eine Papierschablone zurechtgeschnitten, die an das Geländer angepasst wurde. Das Netz wurde dementsprechend ausgeschnitten und in schwarze Tusche gelegt bzw geschwärzt. Anschließend an das Geländer gebunden.
Bevor es mir der Takelage weitergeht wollte ich die Gaffel bzw Gaffelbaum anfertigen. Ein schöner Buchenrundstab, gefolgt von Birne für die Klaue. Ich denke die Bilder sprechen wieder für sich. Die "Eisenbänder" sind aus sehr dünnem Modellbauabdeckkreppband:), das ich davor mit schwarzer Tusche bemalt habe. Danach schneidet man die dünnen Streifen aus und es kann sauber angebracht werden ohne mit Klebstoff arbeiten zu müssen. (Falls man sich für dünnen Karton entscheidet). Als finish wurde mit Stahlwolle poliert und Ballenmattierung aufgetragen und mit einem weichen Tuch abgewischt.
Applaus, Applaus, Applaus! Ich kann nur begeistert Deinen Erklärungen und Deinen Bilder folgen. Und ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus. Vielen Dank, das Du uns über die Schulter blicken läßt.
Die letzten 7 Stunden verbrachte ich in der Werft, um die Gaffel bzw Gaffelbaum fertig zu machen, inkl. Baumsattel. Ich hielt mich hier zu 90% an die Bauzeichnungen. Ich lasse hier wieder die Bilder für sich sprechen:
Hallo Andreas Auf dem letzten Bild ist das Steuerrad zu sehen und bei dem irritiert mich die Führung des Steuerreeps. Es wird von der Oberseite der Trommel direkt zu den Blöcken am Decksrand geführt. Das ergibt ungünstige Winkelkonstellationen, die zu Stolperfallen an Deck werden können. Um das zu vermeiden, wurde das Reep von der Trommel aus über Blöcke, verschiedentlich auch über längliche, drehbar gelagerte Walzen geführt, um dann dicht über Deck zum Decksrand zu laufen.
Danke für deine Erklärung und das schöne Foto deines Schiffs. Da merk ich wieder den Qualitätsunterschied zu meiner Arbeit. Einfach wunderschön, da habe ich noch viele Lehrjahre vor mir um an diese Qualität zu kommen. Bzgl des Steuerreeps weiß ich genau was du meinst und hatte damals diesbezüglich im Nachbarforum auch die Diskussion. Die Bauzeichnung sieht ebenfalls einen Block direkt unter der Trommel vor. Damals entschied ich mich jedoch, mich an Mondfeld's Buch zu halten und hab es so umgesetzt wie er es zeigt. Aber wie gesagt gebe ich dir bzgl der Solperstelle recht.