Lieber Willi! Vielen Dank für Deine Vorschläge. Hierbei stosse ich jedoch angesichts der Größe des Objekts an meine Grenzen. Evtl. könnte ich die "hintere Platte" entfernen und separat anfertigen. Damit wäre der Schwanz besser darstellbar? Andererseits hatte diese Platte, neben der Skulptur, eine zusätzliche Stützfunktion im Bereich der unterschiedlich gestuften Railboards.
Liebe Grüße Volker
achilles
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crouching dog 3.jpg
Im Regen wurden die seitlichen Gangways und die Großmastbeting fertig. Bei der Aufstellung des "Galgen" (engl.: "gallow", Stützgerüst zur Lagerung der Reservespieren über der Kuhl) wurde mir plötzlich bewusst, warum diese Einrichtung bei den meisten, zeitgenössischen Modellen dieser Epoche nicht gezeigt wird. Sie erweist sich als Tretmine im ästhetischen Gesamtbild. Wenn sie dann noch als "einfüssiger Galgen" (daher der Name), wie bei der LENOX und ihrem Schwesterschiff HAMPTON COURT, auftaucht, erzeugt sie furchterregende Nähe zum gleichgenannten Tötungsgerät. Mit Einführung der zentralen Gangway ( um 1710) und dort integrierten Querbalgen ("Kreuzholz bzw. "gross piece") ergab sich ein freundlicheres Bild. Die einfüssige Konstruktion des Galgen bei den genannten Schiffen war offenbar nicht die Regel. In den meisten Fällen lag das Kreuzholz auf den verlängerten Stützen der vorderen Betingsäulen. Interessanterweise wird auch dies kaum gezeigt. Vermutlich verzichtete man auch hier aus äthetischen Gründen auf das hoch aufragende, vordere Säulenpaar mit dem mächtigen Querbalken.
achilles
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Gallow 1.JPG
Gallow 2.JPG
sehr interessant. Das ist wieder ein Hinweis, dass die zeitgenössischen Navy-Board Modelle ein geschöntes und somit nicht unbedingt authentisches Abbild der Vorbilder zeigen. Über ein extremes Beispiel hatten wir uns ja erst Freitag unterhalten: Das Modell der Jacht "Soesdijk" aus Annapolis.
Die Gangway ist dir samt Treppe und kleinem Kopf auf dem Treppenpfosten hervorragend gelungen.
Viele Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Ich bin da nicht so der Spezialist, aber ich meine, daß die meisten (regelmäßig benutzten) Galgen, auch in England, aus zwei oder mehrer Ständern bzw. steinernen Säulen mit der entsprechenden Anzahl Querbalken bestanden. Außerdem hatten die meisten Kräne der Zeit die einarmige Galgenform. Deswegen glaube ich nicht, daß die assoziative Kraft der 'gallows' auf dem Schiff allzugroß war.
Hallo Volker, Mal wieder klasse gebaut. Du hast auf dem Galgen nur auf einer Seite eine halbrunde Vertiefung für die Reservespieren dargestellt, kommt die auf der anderen Seite noch? Lieben Gruß Frank
Danke, Alexander (@Foxtrott ), Ja, ich glaube auch, dass man die Mehrzahl der zeitgenössischen Modelle dieser Epoche eher als "Schmuckstück" in privaten Händen vermuten muss. "Störende" Elemente, wie beispielweise der Galgen, wurden dabei weggelassen und dekorative Ausschmückung (Friese u.a.) hinzu erfunden. Erstaunlicherweise zeigt auch Endsor in der zeichnerischen Seitenansicht diesen "Galgen", während er ihn bei seinem Modell weglässt. Phil Read dagegen stellt ihn bei seiner ANNE dar.
Eberhard (@wefalck ), Deine Anmerkung ist sicherlich richtig. Der Galgenvergleich entstand subjektiv bei mir eher aus heutiger Sicht. Lediglich die Höhe des Gerüsts (die Reservespieren sollten ja möglichst horizontal und parallel zum Decksverlauf gelagert werden) störte wohl das ästhetische Empfinden der Zeitgenossen.
Auch Dir Danke für die Anerkennung, Frank (@Frank ). Die einseitige Vertiefung habe ich von Endsor übernommen. Er gibt keine Erklärung hierzu ab. Ich könnte mir vorstellen, dass sie für die stärkeren Hölzer (Grossmaststenge ?) vorgesehen war, um besseren Halt zu geben. Die weniger voluminösen Stengen (Pfahlstengen?) konnten vermutlich ohne Vertiefung festgezurrt werden.
Die nächste Herausforderung im Regen war die Konstruktion der Seitentaschen. Ihr Aufbau und ihre Form änderte sich bei englischen Schiffen des 17. Jahrhunderts ständig, sodass fast jedes Schiff eine andere Erscheinungsform aufwies. Von "five-sided" bis "flat", mit und ohne "Türmchen" (turrets) war alles vertreten und je nach Zeitraum bevorzugt. Gemeinsam war allen, dass sich im Laufe der Jahre die Länge der Galerien verkürzte und das obere Finish selten bis zum Abschluss des Hecks (Quarterpiece) reichte. Um die 70er Jahre kam die "bottle-shaped" (Flaschenform) Galerie in Mode, wie bei der LENOX zu erkennen ist. Die weit heckwärts reichende Fensterreihe zeigt jedoch bereits den zukünftigen Trend zur offenen, umlaufenden Seitengalerie in den 20er Jahren des 18. Jahrhunderts. Auffällig ist zudem, dass sich die Linien der Seitentaschen nach dem Verlauf der Berghölzer, nicht nach dem des Decks richteten.
achilles
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Quarter Gallerie 2.JPG
Quarter Gallerie.JPG
Mir ist nach wie vor schleierhaft, wie diese Seitentaschen am Rumpf befestigt wurden. Im Modellbau ist das alles, dank Holzleim und geringen Gewichten kein Problem. Wie aber war die Konstruktion beschaffen, damit sie Seeschlag und andere Belastungen aushielt. Bisher habe ich noch keine (idealerweise) Bildquelle gefunden (da ist auch der Plan meiner La Vénus keine Ausnahme), aus der ich eine wirklich schlüssige Erklärung ziehen konnte, gefunden. Was ich gefunden habe, ist so filigran, dass ich nicht recht an die Seetauglichkeit glauben mag.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zitat von Willi im Beitrag #310Mir ist nach wie vor schleierhaft, wie diese Seitentaschen am Rumpf befestigt wurden.
....liefen nicht die Deckbalken -aus einem oder zwei Decks, je nach Größe der Seitengalerie- durch die Bordwand so zu sagen als Träger der Seitengalerien, ähnlich wie bei einem Balkon am Haus ? -hier entsprechende Bilder von J.P. Boer bzw. G. Delacroix zum Modell der COMMERCE DE MARSEILLES in 1 : 48
Screenshot 2023-04-20 at 17-42-42 Le Commerce de Marseille.png - Bild entfernt (keine Rechte)
Goodwin (The Construction and Fitting of the Sailing Man of War, S. 200) beschreibt sehr anschaulich die Konstruktion der Seitentaschen am Beispiel englischer Schiffe. Entscheidend war wohl der "stool" und sein eichener, horizontal am Rumpf verbolzter Stützbalken im unteren Abschnitt der Quarter Gallerie, der die Gesamtlast trug. Hier vertikal aufgesetzte Balken zwischen den Fenstern gaben zusätzlichen, seitlichen Halt. Relativ dünne und leichte Kiefern (fichten)bretter dienten als Verschalung. Das Ganze erwiss sich offenbar als stabil genug. Laut Literatur meckerten lediglich einige Kapitäne über die ausladende Form der Seitentaschen im 17. Jahrhundert. Diese würden das Schiff "windempfindlich" machen. Das Navy Board reagierte mit einer Order zur Verringerung der seitlichen Breite um 1700. Wie o.a. waren die Quarter Galleries dem Verlauf der Barkhölzer angepasst und separate Konstruktionen. Aus dem Rumpf herausragende Decksbalken hätten daher keinen Sinn ergeben.
Die Pläne: 8, Zeichng. D +E, sowie 18-20 der Mono CdM sind da eindeutig, es laufen keine Decksbalken durch zu den Seitentaschen. Im Beiheft zu den Plänen wird zu Pl 8 D+E auf S. 30 die Konstruktion der Seitentaschen beschrieben, die Böden werden angebolzt.
In Boudriot 74, Bd 2 S.45ff werden zusätzlich noch eiserne Konsolen zur Verbindung mit dem Rumpf angeführt.
[Eine nähere Beschäftigung mit den Seitentaschen stehen mir bei La Bretagne & Boudriot74 noch bevor]
Hallo Volker, es ist mir immer eine Freude die Fortschritte an Deiner Lenox zu bestaunen, die Exkursionen in die Geschichte zu den jeweiligen Themen sind immer sehr informativ. Lieben Gruß Frank
Ich weiß dass Fotos nicht immer dem Original entsprechen, aber ich bin der Meinung, dass der Giebel deiner Seitengallerie in seiner Form nicht ganz korrekt ist. Natürlich kann ich mich auch täuschen, da das Foto der Seitenansicht deines Modells sehr klein ist. Ich sende dir Bilder zum Vergleich. Die beiden Fotos des Modells von Richard Endsor sollen dir einen Vergleich ermöglichen. Richard war mit seinem Modell nicht zufrieden. Er hat es mir in der Woche die ich bei ihm, auf seine Einladung hin, verbrachte gezeigt und mir damals erzählt dass er ein Buch über die Lenox schreiben will. Eigentlich wollte er das Modell der Lenox noch einmal bauen und hat daher auch nichts über sein Modell im Buch veröffentlicht.
schifferlbauer
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hampton court endsor 006
hampton court endsor 006
Mut ist - wenn man die Angst durch eigene Kraft überwindet.