"Tout le monde connaît le nom du Vengeur, combien peu connaissent celui du Redoutable!" -- Auguste Jal, 1867 ----------------------------------------------------------------------------------------------
in work: La Belle POF 1/36 Le Redoutable POF 1/48 ; 74-Gun Temeraire-Class by Jacques-Noël Sané Bucentaure, POF 1/48; 80-Gun Bucentaure/Tonnant-Class by Jacques-Noël Sané (Projektierungsphase)
Treppe und Kompasshäuschen sind eingebaut. Der Mann am Kolderstock sieht in diesem Bereich des Middledecks praktisch nichts. Er kann sich lediglich am Kompass orientieren. Der aktuelle Kurs wird ihm von Offizieren des höheren Decks (Quarterdeck) zugerufen. Dafür hat der Kapitän einen feudalen Zugang nach oben.
achilles
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Quarterdeck post..jpg
Der regnerische letzte Weihnachtstag erlaubte die Installation der Decksbalken auf den letzten Deck (poop). Damit sind alle Decks nun mit Balken bewehrt. Auffällig sind hier die minimalen Dimensionen der Balken (am Original: 4 1/2 inch im Quadrat) und ihre minimale Unterstützung durch hängende Knie lediglich bei jedem 2. Balken (bei Moddellen jedoch meist nicht gezeigt). Dies ist umso erstaunlicher als das Deck zwar mit kleinen, jedoch durchaus gewichtigen Geschützen bestückt war. Man arbeitete jedoch nach der Grundregel, die hochgelegten Decks möglichst leicht zu bauen, um die Balance des Schiffes zu verbessern. Eine höhere Tragfähigkeit erreichte man zudem an dieser Stelle durch deutliche Erhöhung der Balkenbucht, wie schon lange Zeit in der Architektur (Kirchenbauten) bekannt. Ein rascherer Wasserablauf war auf dieser Höhe nicht entscheidend.
achilles
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poopdeck 1.JPG
poopdeck 2.JPG
Auch die Luken und Fensteröffnungen im Rumpf sind schon erkennbar. Das sind interessante Details der englischen Schiffe dieser Zeit. Ich dachte, dass sich dahinter Kabinen für hochgestellte Passagiere oder für Offiziere befanden. Allerdings zeigt Edsors Plan des Quarterdecks nichts dergleichen. Weisst du da Näheres, Volker?
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Lieber Alexander, tatsächlich befanden sich hinter den Bordwandfenstern die kleinen, festen Kabinen auf dem Quarterdeck. Hier waren der Leutnant, der Landofficer, Midshipsmen, Zimmermann und der Bootsmann untergebracht. Seit dem 1673 Establishment war ihre Größe (6 Fuss im Quadrat) und Anzahl allerdings beschränkt worden. Die zahlreichen feste Kabinen, wie bis Mitte des Jahrhunderts noch üblich, waren nach diesem Zeitpunkt obsolet, da sie die Belüftung der Decks behinderten, im Gefecht die Bewegungsfreiheit behinderten und zudem gefährliche Splitterquellen darstellten. Man ging dazu über, mehr "hanging canvas cabins" (Segeltuchkabinen) zu installieren. Auf dem Middledeck wurden daher die "festen" Kabinen auf Schiffen des 1. und 2. Ranges verboten. Auch die wachhabende Offiziere im Bereich der "Roundhouses" (höchstes hinteres Deck) hatten "hanging cabins". Hier waren keine Fenster, sondern schiebbare Klappen zur Belüftung eingebaut.
Am trüben Wochenende konnte die Teibeplankung der Decks und der Heckabschluss abgeschlossen werden. Zuvor war allerdings noch die Installation einer eher "mystischen" Einrichtung auf dem Quarterdeck notwendig, "the helmsman´s companion" (die deutsche Übersetzung ist mir unbekannt). Eine direkt hinter dem Poopschott und dem Besanmast aufgestellte, mit Gräting versehene, kastenartige Abdeckung (companion) eines Deckdurchbruchs sollte Raum für das verlängerte, obere Ende des Kolderstocks geben. Der Zweck dieser selten auf 2-3 Deckern Mitte bis Ende des 17. Jahrhunderts dargestellten Box (Boyne, 1792) wird bei Franklin (Navy Board Ship Models) kritisch hinterfragt. Immerhin lag diese Einrichtung ein Deck höher (Quarterdeck) als die Position des Rudergängers und ihre Dimension reichte für die seitliche Bewegung des Kolderstocks kaum aus. Zur Sichtverbesserung des Steuermann konnte sie zudem nicht beitragen. Endsor (The Restoration Warship) hingegen sieht sie jedoch als wichtigen Kommunikationsort zwischen dem "conning officer" (Führung durch Zurufe) auf dem Quarterdeck und dem Rudergänger ein Deck niedriger. Er stellt sie in seinem Buch zudem zeichnerisch dar. Der Rudergänger hat dort lediglich über die "bell stair" eine Teilsicht auf das Großsegel nach oben und war somit auf die Zurufe des Officers und dem Kompasshäuschen vor ihm abhängig. Ein zweites Nachthäuschen auf dem vorderen Quarterdeck erlaubte beiden einen entsprechenden Abgleich.
achilles
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Hallo Volker Ich könnte mir vorstellen, dass die Plattform sehr wohl dem Rudergänger zur Erlangung von visuellen Informationen gedient haben könnte Bei größeren Kurswechseln (Wende, Halse) war er sicherlich auf Kommandos angewiesen, da er dann für größere Ruderausschläge sorgen musste, für die er unter Deck arbeiten musste.
Wenn es aber darum ging, beispielsweise einen Am-Wind-Kurs zu halten, dann reichten hierfür i.d.R. schon Ausschläge von wenigen Grad aus, für die der Kolderstock nur geringfügig bewegt werden müsste, was wiederum bewirkt, dass er in seiner erhöhten Position hätte bleiben können, mit Blick auf die Segel des Großmasts und der Möglichkeit, auf deren Killen unmittelbar zu reagieren.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Hallo Willi, danke für Deine interessante Anmerkung. Im Prinzip möglich. Dagegen spricht allerdings die geringe Höhe der "Companionbox" (nach den Zeichnungen von Endsor ca. kniehoch = freie Länge des Kolderstockendes über der Quarterdeckebene). Der Rudergänger hätte demnach gebückt arbeiten müssen. Bei rasch wechselnden Windrichtungen wäre jeder Kurswechsel zudem mit einem Standortwechsel zwischen den einzelnen Decks notwendig gewesen. Auch am Beispiel der VASA mit ihrem langen Kolderstock und kaum Sicht auf die Segel war der Steuermann, nach Auffassung von Winter und Ketting, in erster Linie von den Zurufen des Conn-Offiziers abhängig (Harland, Seamanship in the Age of Sail). Besonders herausfordernd dürfte die Steuerung des Schiffes bei schwerer See gewesen sein. Hier soll es Todesfälle bei Rudergängern durch hin-und-her schlagende Kolderstöcke gegeben haben. Man behalf sich ab Mitte 17.Jahrhundert mit "retrieving tackles" (Behelfstaue), die doppelt zwischen Eisenaugen im Tiller und gestroppte Scheibenblöcke in der jeweiligen Bordwand gespannt wurden. Hier musste der conning officer vermutlich ziemlich laut seine Befehle bis ins "untere Deck" hinunter schreien.