Hallo, zuerst möchte ich mich für eure Kommentare bedanken. Es geht weiter mit dem Anbringen der Wanten am Mizzenmast. Zum Thema „Wanten“ ist in vielen Foren und Büchern schon viel geschrieben worden: Schlagrichtung, Anzahl der Kardeele, beigebundene Enden nach hinten oder nach vorn ….. In den mir zur Verfügung stehenden Quellen fand ich verschiede, z.T. gegensätzliche Angaben dazu. Letztlich richtete ich mich nach K.-H. Marquardt. Die Wantspans wurden im Bereich des Masttop gekleidet und nach dem Seitentakel über diesen gelegt:
Zur Methode des Ausrichtens der Wantjuffern in gleichem Abstand zu den Rüstjuffern sind schon einige Beiträge geschrieben worden, ich werde meine kurz beschreiben – vielleicht interessiert es den einen oder anderen: Zuerst schliff ich einen Rundstab mit einer Länge der längsten Rüste auf den Rillen-Durchmesser der Juffern, weiterhin fräste ich eine Rille über die gesamte Länge. Diesen Rundstab brachte ich mit Hilfe von Draht an den äußeren Rüstjuffern im erforderlichen Abstand Rüstjuffer – Wantjuffer an. Dabei muß eine eventuelle Restdehnung beim späteren Spannen der Wanten berücksichtigt werden. (Irgendwie habe ich das Gefühl, daß es eine etwas umständliche Beschreibung wird. Ich denke aber, die Bilder machen es verständlich.)
Die Enden der über das Masttop gelegten Spann’s wurden nun über den zugehörigen Rüstjuffern um den Rundstab unter Beachtung der Lage der beizubindenden Enden geschlungen. Mit Nadel und Faden eine Öse festgelegt. Dabei war die gefräste Rille hilfreich.
Nachdem alle Ösen gebunden waren wurde die Rundstäbe abgezogen und die vorher gekennzeichneten Wantspanns vom Masttop genommen. Es wurden in die Ösen die Juffern eingesetzt und die Enden beigebunden. Die komplettierten Wantspans wurden entsprechen ihrer Kennzeichnung wieder übers Masttop gelegt und die Rüst- und Wantjuffern über Zurrings verbunden.
Als Ergebnis sind doch ziemlich gleiche Abstände erreicht worden. Die Zurrings werden später nach Abstimmung mit dem Stag endgültig festgelegt.
Mittlerweile wurde das stehende Gut der Untermasten und des Bugspriet angebracht. Zu schreiben gibt es da nicht allzuviel, hier ein paar Bilder:
Rüsten von Groß- und Fockmast:
Masttop vom Fockmast:
Masttop vom Großmast:
Die Schwichtungen werden Später im Zusammenspiel mit den Püttingwanten steifgesetzt.
Mizzenstag und Mizzenstagsegelstag:
Bugspriet mit Wanten, Wasserstagen, Pferd mit Bugsprietnetz und Vorstagen sowie der Halsbaum mit seinen Stagen:
Hallo Daniel, das muß ich vielleicht noch etwas richten: das sollen nicht die Hanger sein, sondern die Masttakel-Schenkel (lt. Marquardt) oder auch Seitentakel (lt. Mondfeld).
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
Hallo Bernd! Dein Schiff sieht echt schick aus! und auch mir ist - wie Marcel gerade eben, positiv aufgefallen, in welchem doch recht kleinen Maßstab du das baust! Sehr sauber gebaut.
Ich habe ein Frage: Du hast einige Zurrings - z.B. bei den Wanten und den Vorstagen, mit hellem Garn ausgeführt. Ich war davon ausgegangen, dass diese generell geteert waren... hast du Informationen dazu - ich kann leider nicht mehr finden, wo ich das gelesen habe... oder besser: gelesen zu haben denke.
Zitat von bvl im Beitrag #65 Du hast einige Zurrings - z.B. bei den Wanten und den Vorstagen, mit hellem Garn ausgeführt. Ich war davon ausgegangen, dass diese generell geteert waren... hast du Informationen dazu - ich kann leider nicht mehr finden, wo ich das gelesen habe... oder besser: gelesen zu haben denke.
Bodo
Hallo Bodo Zu diesem Thema wird es wohl unter den Modellbauern immer unterschiedliche Meinungen geben, ganz krass wird es bei den Webleinen. Ich denke, daß diese Zurrings nicht geteert waren, da die Wanten in zeitlichen Abständen sicher nachgespannt werden mußten und daß sie bei den engen Biegungen durch die Juffern möglichst beweglich bleiben mußten. Wie gesagt: Eine Begründung, wie ich sie mir zurechtgelegt habe K.-H. Marquardt schreibt dazu etwas in "Bemastung und Takelung ..., S365 etwas, wenn auch nicht speziell zu den von Dir genannten Zurrings. Im Napoleon-Forum ist hier mal etwas dazu angesprochen worden:
Hallo Modellbaukollegen, ich bedanke mich für eure Beiträge. Nach langem Überlegen und habe ich mich entschieden die Pandora mit allen in AotS dargestellten Segeln – außer Leesegel – im gerefften/geborgenen Zustand auszurüsten. Zu der Darstellung der Segel im gesetzten Zustand hatte ich genügend Bildmaterial, für den gerefften/geborgenen Zustand von Rahsegeln, Stagsegel vorm Vormast – außer Vorstagsegel - und Besan auch, für die restlichen zwischen den Masten sehr sehr wenig. Ich habe immer versucht mir die Handhabung der Segel vorzustellen und daraus das Aussehen im gerefften/geborgenen Zustand abzuleiten. Mir standen folgende Unterlagen zur Verfügung: AotS Pandora, K.-H. Marquardt „Bemastung und Takelung …“ Peterson „Rigging …“, James Lees „The Masting and Rigging…“ und K. Schrage „Rundhölzer ….“. Dabei habe ich in dem einen oder anderen Buch Darstellungen zur Takelage gefunden wo ich der Meinung bin, daß es so eigentlich nicht funktionieren kann (vielleicht habe ich es auch nur nicht verstanden). Letztlich habe ich eine zumindest für mich plausible Darstellung der gerefften/geborgenen Segel gefunden. Als Ausgangsmaterial verwendete ich Papiertaschentücher, die ich auf zwei Lagen reduziert und mit verdünnten und ein wenig braun gefärbten Ponal-Express getränkt habe. Zunächst die Stagsegel, „untere Etage“, d.h. Vorstagsegel, Großstagsegel, Mizzenstagsegel und Besan: Die Herstellung war immer ähnlich, ich bin immer von der in AotS angegebenen Form und Größe ausgegangen, beim Mizzenstagsegel und beim Besan habe ich allerdings etwas Volumen rausgenommen. Beim Reffen habe ich versucht so vorzugehen wie ich es mir beim Vorbild vorstellen könnte. Meine Herstellung der Segel will ich am Beispiel des Mizzenstagsegel versuchen darzustellen: Zunächst wurden die Stagreiter durch Wickeln von Kupferdraht über zwei parallel gehalten Bohrerschäfte zu einer Spirale, deren Schwärzung und Vereinzelung durch Trennen der Spirale hergestellt.
Es wurde das Liektau abgelängt, die erforderliche Anzahl der Stagreiter aufgefädelt, die notwendigen Ösen für Schoten, Halse und Brails angebracht sowie die Blöcke für Fall und Niederholer eingebunden. Die Stagreiter wurden mit Sekundenkleber am entsprechenden Teil des Liektau‘s festgelegt. Das ist eine ziemlich zittrige Angelegenheit, deshalb stellte ich mir dafür eine einfache Lehre her: In eine Holzleiste wurden eine der Anzahl der Stagreiter entsprechende Menge Löcher mit Durchmesser etwas größer dem der Stagreiter mit dem vorgegebenen Abstand in einer Reihe gebohrt. Der entsprechende Teil des Liektau’s mit den aufgefädelten Stagreitern wurde entlang der Lochreihe auf der Lehre angeheftet, jeder Stagreiter bekam „sein“ Loch. Mit einem Tropfen Sekundenkleber wurden die Stagreiter am Liektau befestigt.
Eine Kopie des Segels wurde auf einer Korkplatte angeheftet, eine Plastefolie dazwischen, und das vorbereitete Liektau entsprechend der Form des Segels mit Stecknadeln befestigt.
Die Kopie wurde entfernt und dafür das Taschentuchpapier mit Form des Segels in das umlaufende Liektau gelegt werden. Wichtig ist eine gute Anpassung der Kontur des Papiers an das angeheftete Liektau. Notwendige kleine Korrekturen sollten jetzt noch vorgenommen werden. Das Ankleben des Papiers an das Liektau erfolgt mit wasserfestem Ponal. Der Kleber darf nicht verdünnt werden, er zieht sonst schnell in das Papier ein und es entstehen Flecke. Ich hatte versucht, so entstandene Flecke durch Anbringen einer Dopplung zu kaschieren, diese macht aber Probleme beim späteren Zusammenreffen. Es folgte eine Wiedeholung mit unverdünntem Kleber. Die Folie verhindert ein Festkleben an der Korkunterlage. Nach ordentlichem Trocknen des Klebers und Kontrolle der Klebenaht mit ggf. erforderlicher Nacharbeit kann das Segel durch Reffen in die gewünschte Form gebracht werden.
Das Mizzenstagsegel hat ein Brail, das macht das Reffen etwas schwierig, es sei denn, man hat mehr als zwei Hände. Aus diesem Grund wurde die spätere Anordnung auf dem Modell nachgebildet, das heißt zwei Masten, das spätere Stag wurde durch ein Stück Stahldraht nachgebildet. Damit das Papier beim Reffen nicht einfach knittert sondern sich möglichst in geschwungene Falten legt wurde es vorsichtig mit Wasser durchfeuchtet, dabei weicht der vom Tränken vorhandene Ponal-Express etwas auf und wird geschmeidig. Die geklebte Naht zu Liektau muß dabei besonders vorsichtig behandelt werden, dieser Kleber nennt sich zwar wasserfest… . Das durchfeuchtete Segel wurde jetzt auf die Modellnachbildung gebracht.
Fall und Halse befestigt, das Segel gerefft und bis zum ordentlichen Durchtrocknen stehen gelassen.
Die so hergestellten Stagsegel wurden am Modell angebracht. Das Vorstagsegel wurde am Vorborgstag befestigt. Dazu mußte dieses, da es schon angebracht war, nochmals abgebaut werden:
Das Großstagsegel bekam ein eigenes zusätzliches Segelstag:
Das Mizzenstagsegel wurde an seinem Segelstag angebracht, wie das Vorborgstag wurde es nochmal abgebaut:
Beim Besan war es notwendig, Mars, Eselshaupt und damit auch die Marsstenge vorher anzubringen.
Die Marsstenge läßt sich zwar auch hier beim Modell wie beim Vorbild von unten einschieben aber ich befürchtete dabei für später eine ziemliche Fummelei. Die Mars war notwendig, weil Teile der relativ umfangreichen Takelung von Gaffel und Baum durch deren Öffnungen geführt werden, am Eselshaupt werden Teile der Takelung befestigt.
Wunderbare Arbeit! Richtig prima mit den ganzen Teilschritten, das gefällt mir am Besten.
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Hallo Bernd , Es ist ein sehr schönes Model bis hierher und wen es fertig ist wird es mit Sicherheit ein Topmodel sein. Bin sehr begeistert. Eine Frage habe ich : Du schreibst das du nach Aots McKay baust, für mich als nicht englischmächtigen macht so ein Buch für mich Sinn? Gruß Frank und weiter gutes Gelingen
Zitat von Frank im Beitrag #71...für mich als nicht englischmächtigen macht so ein Buch für mich Sinn?
Hallo Frank, kann ich schwer zu sagen, es kommt drauf an, was man will. Ich denke mal, zusammen mit den anderen bekannten Büchern schon. Speziell enthält AotS Pandora nur 14 von 128 Seiten reinen Text, der sich allerdings auch speziell auf die Pandora bezieht. Vielleicht kann man sich da mit Übersetzungshilfen weiterhelfen, ist ja nicht unendlich viel. Anhand der bildlichen Darstellungen und der üblichen Literatur kann man schon ein Modell danach bauen, besser jedenfalls als mit dem im Handel angebotenen Bausatz- denke ich.
Ich stimme Bernd zu, das wichtige bei den AOTS sind die Bilder und nicht der Text. Das man zusätzlich über die Legende auch die englischen Fachausdrücke eigentlich nebenbei lernt, ist ein angenehmer Nebeneffekt.
Auch von mir bewundernde Anerkennung, Bernd! Selten ein derart gekonnt "aufgepimptes" Modell gesehen, bei dem alles passt! Obwohl ich normalerweise kein Freund von Beseglung bin, ist Dir eine sehr realistische Darstellung gelungen. Die hervorragend Arbeit einer "realistischen Segeltuchfaltung" sucht seinesgleichen. Beeindruckend!