Ich habe mich für die Pappmethode entschieden... jetzt geht es mit den Dübeln weiter, also Bambuszahnstocher einfärben und so weiter. Bin nur noch nicht sicher welche Beize ich nehme.
Zitat von Phil81 im Beitrag #121Bambuszahnstocher einfärben
Bambus ist hochgradig feuchtigkeitsresistent und nimmt Beize sehr schlecht an, zumindest die auf Wasserbasis, der Querschnitt/Stirnholz kann dann so etwas wie ein Mosaikmuster aufweisen, Bild (Reihe 1):
874283.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Reihe 2 sind mit Schleifstaub gefüllte Bohrlöcher, aber z.B. bei nachfolgender Firnisbehandlung, fransen die Ränder aus. Reihe 3 und 4 helles und dunkles Holzwachs, Fa. Clou aus dem Baumarkt, die gewünschte Farbe kann gemischt werden, völlig unproblematisch zu realisieren, ziehe ich mittlerweile den Zahnstochern vor:
Es finden einige Bauberichte, bei den diese Methode angewendet wurde:
Hallo Phillip, ich nehme auch die Bambuszahnstocher und beize sie mit Wasserbeize von Clou. Ich Bündel ein paar (so 10 Stk) mit einem Gummi zusammen und tauche sie gleich in die Flasche, in welcher ich die Beize eingerührt habe, ein. bleibt bis zum nächsten Tag drin liegen. Ab und zu schüttel ich die Flasche. Dann raus, Gummi durchschneiden und auf Tempotaschentuch trocknen lassen.
Diese Dübel nehme ich aber nur für die Nagelung, welche etwas rausgucken sollen. Für die Deckdübelung siehe mal hier: Klick klick
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Ich habe endlich wieder die Zeit gefunden etwas weiter zu machen. Eine Frage habe ich an euch: Auf dem Bauplan ist dort (rot umkringelt) etwas eingezeichnet. Ohne Beschriftung. Ich würde vermuten, dies soll ein Kompasshäuschen sein. Weiß jemand ob es eines ist? Gab es diese auf Fleuten? Wenn ja: Wie sahen sie aus? So wie ein kleiner Schrank? Der Größe auf dem Plan nach zu urteilen ist es so eien Art Kommode.
So in der Art: Binnacle.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ja, das ist ein Nachthaus, in dem der Kompass untergebracht ist. Meist auch eine Öllampe zur Beleuchtung.
Das Häuschen ist dir sehr gut gelungen, allerdings sind die Ringbolzen zur Befestigung viel zu mächtig. Die Bausätze haben meist nur eine Standardgröße für diese Bauteile . Wenn Du keine kleineren Ringbolzen selbst fertigen willst, würde ich dieses Detail einfach weglassen. Sähe eigentlich besser aus.
Hier und hier habe ich mal gezeigt, wie ich die Ringbolzen herstelle.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Ich habe zufällig gerade den Beitrag von Cor Emke zur Fleute ANNA MARIA (1694) im Model Shipwright 126 gelesen. In den gezeigten Plänen ist kein Nachthaus eingetragen. Der Kolderstock steht nah am Besanmast, da passt kein Kompaßschrank mehr hin. Aber irgendwo muss der Rudergänger doch den Kurs abgelesen haben? Vielleicht können hier die Spezialisten zum niederländischen Schiffbau weiterhelfen?
Der Rudergänger am Kolderstock war wohl eigentlich kaum mehr, als eine Art menschlicher Servomotor - er bekam von der Schiffsführung zugerufen, wann er was zu tun hatte, anders als in späteren Zeiten, wo der Rudergänger einen bestimmten Kompaßkurs angesagt bekam, den er einhalten mußte.
Auch konnte der Rudergänger kaum die Segel sehen - in späteren Zeiten wurde den Rudergängern z.B. angesagt, daß sie gerade so hoch an den Wind steuern sollten, daß die Segel nicht killten, um Höhe zu gewinnen.
Ich farge mich auch immer wieder, ob die Rudergänger ständig zu tun hatten oder ob man nicht viel mit unterschiedlichem Trimmen erledigt hat. Also ich bin ja blutiger Laie, aber ein Schiff mit dem Klderstock auf Kurs oder hart am Wind zu halten, also auf Dauer, ich hab da so bisschen Zweifel...
Man kann ein Segelschiff/-boot fast alleine durch Trimmen bzw. Setzen oder Wegnehmen von Segeln auf Kurs halten bzw. auf einen neuen Kurs legen. Es hängt davon ab, wieviel Segelfläche vor bzw. hinter dem sogen. Metazentrum, dem Flächenschwerpunkt des Lateralplanes liegt.
Das Ruder wird vorallem zum Einleiten von Manövern, wie Halsen oder Wenden gebraucht, um die Massenträgheit des Schiffes zu überwinden. Auf Rahseglern ist auch das Trimmen recht aufwendig, so daß kleine Kurskorrekturen einfacher durch kurzes Ruderlegen zu bewerkstelligen sind.
Auf einer Yacht oder einer Jolle, wo man die Schoten unbelegt fährt, genügt oft ein leichtes Fieren oder Dichtholen der Fock bzw. des Großsegels.
Also, ganz so ein "menschlicher Servo" kann ich keinesfalls glauben. Zwar bin ich selbst nie ein Schiff dieser Art gesegelt, aber bin seit 40 Jahre mit verschiedenen Yachten unterwegs. Ein Schiff nur mit dem Trimm zu segeln ist schwer möglich. Dazu muss der Wind wirklich sehr konstant sein und das habe ich noch nie erlebt. Und ein Umtrimmen ist schon bei Yachten viel zu aufwändig. Ein paar Böen mehr oder weniger und das Schiff weicht schon deutlich vom Kurs ab. Typischerweise ist der Trimm immer ein klein wenig luvgierieg eingestellt, schon der Sicherheit wegen. Es muss also immer korrigiert werden. Es hört sich in der Theorie alles so gut an, aber in der Realität ist es nicht ganz so. Ein Ruder ist nicht nur zum Einleiten von Manövern zuständig, das ist graue Theorie. Auf einer Yacht können Schoten niemals unbelegt gefahren werden, die Kräfte sind viel zu groß. Sie lassen sich auch nicht ganz so einfach mal eben fieren oder dicht holen, wie es sich anhört. Und selbst auf Jollen macht man die Schoten immer wieder kurz in Klemmen fest, man würde das von Hand nicht lange aushalten.
Solch ein Kolderstock ist ja nichts anderes als die Verlängerung der Pinne, aber in Grunde wird über die Pinne gesteuert. Auch ein größeres Schiff reagiert auf die Windverhältnisse, träger als eine Yacht, aber dennoch. Also muss der Rudergänger auch immer den Kurs korrigieren. Bei guten Windverhältnissen geht es mal kurze Zeit ohne Korrektur, aber mehr auch nicht. Natürlich hat der Rudergänger auf die Kommandos gehorcht, früher hieß es eben beispielsweise, er solle 2 Strich nach Backbord abfallen. Später hat er selbst einen Kompaßkurs gehalten. Das kann ihn aber niemals aus der Verantwortung enthoben haben, den angegebenen Kurs zu halten, wie auch immer der ihm angesagt wurde. Auch mit seiner beschränkten Sicht ist das sehr gut möglich. Wenn kein Land in Sicht ist, genügt schon der Blick auf die Wolken um recht gut Kurs halten zu können. Und damit Kurshalten mit dem Kolderstock überhaupt klappt, wird die Pinne unter Deck mit Taljen zu beiden Seiten gehalten. Wäre dies nicht so, könnte der Rudergänger niemals gegen die kleinsten seitlichen Wellen am Ruder ankommen. Die Taljen sind eine Kräfteübersetzung. Übrigens, wer damals auf dem Ijsselmeer dabei war, konnte das ja schon mit der relativ kleinen holländischen Jacht erleben.
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
hab da gerade was gelesen von Leuten die mit einer Hoogaars segenl. Spannende Sache. Riesen Ruderblatt, bremst wie irre, soll wo immer in Mittelstellung bleiben. Kurskorrekturen durch trimmen z.B. Piekfall lockern, schon ist der Segelschwerpunkt nach vorn gerutscht. Spannende Sache. Würd ich gern alles mal ausprobieren. Im nächsten Leben werd ich Skipper!
Man versucht natürlich als Segler das Ruder so wenig, wie möglich zu bewegen, kostet alles Kraft und Geschwindigkeit. Hängt alles auch ein wenig vom Schiffstyp ab. Selbst bei Segelyachten ist das sehr unterschiedlich, ob Langkieler, Kurzkieler, Katamaran, Trimaran, 30Fuß-Schiff, 60Fuß-Schiff, ... war immer wieder überrascht.
Auf meinen verschiedenen Törns hatte ich verschiedentlich versucht, möglichst durch den Trimm das Schiff zu steuern, teilweise aus der Not heraus bedingt. Solltet ihr mal probieren, ist verdammt schwer. Und kaum hat man den Segeldruckpunkt an der richtigen Stelle, lässt der Wind etwas nach oder frischt auf, und schon passt gar nichts mehr.
Übrigens, wenn wir hier von Kurskorrekturen reden, dann bedeutet das ja nicht, dass man ständig wie wild am Steuerrad dreht, oder die Pinne kräftig hin und her bewegt. Diese Korrekturen sind nur vergleichsweise kleine Bewegungen, aber sie sind nötig. Das Schiff muss natürlich auf seinen Kurs getrimmt sein, mit Einbeziehung der durchschnittlichen Windstärke und Richtung, Strömung, etc.. Nur wenn da sich generell etwas ändert, wird umgetrimmt. Kurshalten, indem man nur gen Himmel blickt, ist auch gar nicht so schwer, selbst meine Kinder haben das schnell gelernt, als sie noch klein waren. Wann und wieweit eine Korrektur wirklich nötig ist, hat man nach einiger Zeit gut im Gefühl. Also muss auch ein Rudergänger auf den frühen Schiffen gar nicht unbedingt den Horizont und die Umgebung hatte sehen müssen. Und was Segelyachten betrifft, kein Segler würde auf die Idee kommen, diese kleinen Korrekturen durch Änderung an den Schoten durchzuführen. Dies hieße ja, im Minutentakt die Leinen auf unterschiedliche Winschen umzulegen, die Kräfte beim Aufmachen der Klemmen abzufangen, immer mit dem Risiko sich Hände einzuklemmen, ggf. müssten Niederholer etc. verändert werden... Und wer mal bei Starkwind versucht hat, ein Segel über die Winschkurbeln dichtzuholen, der wird oftmals feststellen, dass dies gar nicht immer ohne weiteres geht. Oft hilft dann nur, leicht in den Wind zu fahren um so weit Kraft aus dem Segel zu nehmen, dass die Schot dicht geholt werden kann. Die Kräfte, die da wirken, können echt enorm sein, selbst auf Segelyachten.
Schöne Grüße Joachim
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Ich denke, daß Du die Ruderarbeit sehr treffend darstellst. Im weiteren hatten die Rudergänger bei den Schiffen Des 17. Jahrhunderts durchaus Sicht nach draußen und zumindestens auf Teile der Segel, da man die Standflächen für die Ruderwache soweit erhöht hatte, daß der Rudergänger mit dem Kopf über Deck war. Daher auch die „Kappen“ über dem Ruderstand .in diversen Bauformen. Und das reichte dann auch aus den Kahn auf dem vorher eingesteuerten und getrimmten Kurs zu halten.
Die Ruder der Pinassen usw waren verhältnismäßig klein, und bedingt durch den Ausschlag des Kolderstockes konnte „Hartruder“ kaum gelegt werden. Was aber wohl gut ging war m.E. nach den Kahn, der gut getrimmt, lief beim Versatz durch die Dünung auf dem getrimmtem Kurs zu halten. Wenn ich an die atlantische Dünung denke kann ich mir gut vorstellen, daß diese nicht sehr großen Schiffe bei jedem Durchlaufen einer Welle schon kräftig aus dem Kurs gedrängt worden wären, wenn da der Rudergänger nicht sofort gegengehalten hätte.
Hartmut
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving