Zitat von bela im Beitrag #4244Ist so ein Windsack nicht am Ende offen?
Eine berechtigte Frage. Aber ich orientiere mich hierbei am Windsack der I´Inflexible. Bei der gezeigten Aufnahme kann ich nur einen spitzen und geschlossenen Windsack erkennen. Weitere Quellen habe ich leider nicht. Aber die Windsäcke (rot-weiß) die man so üblicherweise kennt, sind fest am Boden verankert. Wenn aber der Windsack mitfährt, wie bei einem Schiff, wäre eine Durchströmung meiner Meinung nach kontraproduktiv, oder? Ein Segel wird ja auch nicht durchströmt, was letztlich den Vortrieb ermöglicht. Das sind meine Überlegungen auf die Schnelle. Ob sie richtig sind, weiß ich letztlich nicht, da ich kein Aerodynamiker bin. Letztlich könnte ich immer noch mit der Schere die Spitze abschneiden ...
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
So richtig einsichtig ist ein (geschlossener) Windsack eigentlich nicht. Vor seiner Öffnung wird sich ein Rückstau ausbilden und außen am Ring eine Karman'sche Wirbelstraße, wobei die Strömung leicht abreißt, wodurch dann der Sack hin- und herzappeln wird. Die Frage ist, was mehr er anzeigen sollte, als die Richtung des scheinbaren Windes ?
Die Windsäcke an den Flugplätzen sollen neben der Richtung auch einen Eindruck von der Stärke des Windes geben: der Ring am Ende ist etwas beschwert und die Windstärke wird dadurch angezeigt, wie gestreckt er ist. Das funktioniert aber eben nur bei einem durchströmten Sack.
Man müßte mal in der französischen Literatur zur Seemannschaft und Navigation schauen, ob es Hinweise zu diesem 'gadget' gibt.
ein Gedanke dazu ... in meiner Zeit des Drachenfliegens hatten wir Cody-Drachen mit einer Breite von bis zu 5 m in der Luft. Diese haben ein sehr stabiles Flugverhalten und den entsprechenden Zug auf die Leine. Es war daher möglich, an den Leinen Turbinen von bis zu 2,5 m Länge an Wirbeln anzubringen. Diese Turbinen waren auch hinten offen um eine gewisse Stabilität/ Ruhe zu gewährleisten ...
Übertragen auf die Funktion als "Verklicker" auf Schiffen war sicherlich auch eine gewisse Stabilität und Trägheit gefragt (besser als Flaggen oder Wimpel), welche mit einer Durchströmung besser erreicht werden konnte. Ein geschlossener "Sack" würde im Wind unruhig tanzen. Es kann gut sein, dass der Windsack offen und dennoch spitz ausgearbeitet war. Die Windgeschwindigkeit mag auch im Verhältnis zu einem fahrenden Schiff noch different genug sein um die Funktion des "Verklickers" aufrecht zu erhalten. Ich würde zu einem offenen Gebilde tendieren, welches aber auch optisch spitz auslaufen mag.
Danke für eure Anmerkungen und Hinweise. Ihr habt beide grundsätzlich recht, was ich mittlerweile auch im Internet so nachlesen konnte. Auch das Hin- und Herzappeln kann ich durch einen Versuch am Modell bestätigen. Wenn ich den den winzigen Windsack blase, dann richtet sich die Wetterfahne sehr schön aus, aber er beginnt zu zappeln. Leider besitze ich nur dieses eine Bild von @dafi. Bei nochmaliger genauer Betrachtung und höchstmöglicher Vergrößerung der mir zur Verfügung stehenden Aufnahme, wo noch etwas erkennbar ist, könnte es möglicherweise so sein wie es Matthias @victory78 angedeutet hat. Aber warum ist der Sack dann nicht gerade/senkrecht zur Achse abgeschnitten? Windsack_Inflexible_vergr2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Oder ist es überhaupt kein Sack, sondern nur ein dreieckiger Lappen/Stofftuch ? Auf der anderen Seite ist ein 3-dimensionales Gebilde, ein Kegel, erkennbar und ein kleiner Windsack würde zur Ausrichtung der Wetterfahne aus Metall durchaus Sinn machen. Es gibt ja nichts vergleichbares, zumindest ist mir nichts dergleichen bekannt. Für eure geschätzte Meinung wäre ich sehr dankbar.
Viele Grüße Johann
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aus praktischen Sicht spricht für eine Öffnung auch noch, dass sich der Sack nicht mit Regenwasser füllt und somit seine Funktion einbüßt. Das spitz verlaufende Ende könnte auch für eine bessere Stabilität (Wirbelabriss) sorgen ... ich weiß es nicht.
Vielleicht lassen sich noch weitere Quellen finden; eine Modifikation wäre ja für Dich kein Hindernis.
Zitat von victory78 im Beitrag #4252Hallo Johann, .... Vielleicht lassen sich noch weitere Quellen finden; eine Modifikation wäre ja für Dich kein Hindernis.
Da sag ich nur Schnipp-Schnapp und die Spitze ist ab ... Aber im Ernst, mich würde es sehr interessieren, ob diese Windsäcke nur eine temporäre Erscheinung so Anfang des 19. Jahrhunderts als französische Besonderheit war, oder ob auch andere Marinen diese im Einsatz hatten. Möglicherweise ein Detail, dass bei den Werftmodellbauern sich keiner Beliebtheit erfreute. Vielleicht werde ich noch fündig.
Viele Grüße Johann
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Um keinen falschen Eindruck zu erwecken. Ich bewundere die Leistungen, die Akribie, die Ausdauer auch bei diffizilsten Details und die Umsetzung außerordentlich. Selbst die unscheinbarsten Kleinigkeiten werden höchst korrekt ausgeführt und sind, soweit ich das beurteilen kann, historisch belegt. Da fällt so eine Winzigkeit wie offener oder geschlossener Windsack überhaupt nicht ins Gewicht.
(Wenn ich daran denke, dass bei meinem Projekt eigentlich ALLES Spekulation ist . . .)
Fortsetzung: Hauptmasttop mit Wetterfahne und Heimat- / Kriegswimpel (flamme de guerre) Um der interessanten Diskussion zur Strömungstechnik eines Windsackes Rechnung zu tragen, fertigte ich nun die Windsäcke mit einer kleinen Öffnung an der Spitze für die drei Masttops. Die Seide färbte ich noch etwas dunkler. DSC00396.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das nächst Bild zeigt die Wetterfahne ( Girouette) mit Windsack (Manche de vent) am Fockmasttop. DSC00402.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC00403.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Und hier nochmals in geänderter Form, die Anordnung der Wetterfahne mit Windsack am Großmasttop. DSC00405.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nun werde ich die ersten Versuche für den Heimatwimpel starten. Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
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Hallo Johann, Klasse umgesetzt. Möchtest Du für Die "La Creole" auch Segel darstellen, Geborgen oder im Wind? Wenn im Wind , müsste der Windsack etwas in die waagerechte flattern. Ich freue mich auf Deine Umsetzung und bleibe gespannt. Lieben Gruß Frank
Fortsetzung: Hauptmasttop mit Wetterfahne und Heimat- / Kriegswimpel (flamme de guerre)
Mittlerweile habe ich weitere Beispiele von Schiffen gefunden, die mit diesen Details an den Mastspitzen ausgestattet waren. So sind mir nun Folgende bekannt:
- La Créole - L´Inflexible - Le Napoleon - Le Tage
Das Bild zur Le Tage hat mir G. Delacroix zur Verfügung gestellt. Offensichtlich scheint diese Ausführung bei den Franzosen doch nicht so unüblich gewesen zu sein. Zeitlich lässt sie sich nach den bisherigen Erkenntnissen so um 1830 bis etwa Mitte 19. Jahrhundert einordnen. L´Inflexible.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ausschnitt L´Inflexible
LeNapoleon.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ausschnitt Napoleon
tage-girouette.jpg.6b739be61c1db83235884e762a40cc92.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Ausschnitt Le Tage
Sicherlich gibt es noch mehr Beispiele.
Viele Grüße Johann
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Heimat- / Kriegswimpel (flamme de guerre) Nach dem ich soweit klären konnte (Details hier LINK) wie groß der Heimatwimpel der französischen Korvette war, kam die Überlegung aus welchem Material dieser angefertigt werden soll. Um die Leichtigkeit der Originalwimpel in die Maßstäblichkeit zu übertragen, kam für mich insofern eigentlich nur feines Seidengewebe in Frage, dass ich noch entsprechend einfärben musste. DSC00407.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wie im Original setzte ich den Wimpel dann aus drei Teilen (Tricolore) zusammen. Mit Weißleim wurden die Wimpelränder entsprechend der Vorlage vorsichtig bestrichen. Nach dem Trocknen des Leims konnten die Wimpelteile mit dem Skalpell ausgeschnitten und zusammengeklebt werden. DSC00411.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die verwendete Seide ist ein sehr filigranes Gewebe und leicht durchschimmernd, was auch so beabsichtigt war. Daher passierte beim Zuschneiden des Wimpels eim Missgeschick. So ist die auslaufende Spitze des Wimpels etwas krum geworden. Trotzdem wollte ich sehen, wie der lange Wimpel am Modell wirkt und hisste ihn dann provisorisch für ein Bild am Großmast und bin mit dem Ergebnis soweit zufrieden. DSC00417.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Letztlich weiß ich nun wie ich den Wimpel anfertigen muss und kann mich an die finale und exakte Anfertigung des Wimpels machen. Mit der gleichen Methode werde ich auch noch die Flaggen herstellen. Bis demnächst …
Viele Grüße Johann
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