Deine modellbauerische Authentizität begeistert mich immer wieder! Herrlich! Wie Frank bereits anmerkte, glaube ich auch dass die Takelanordnung der Geschütze von der Situation abhängig war. Falsch ist die "Flämische Scheibe" (Taurolle) sicher nicht ("Das Ashley Buch der Knoten"), allerdings wurde sie in einer einzigen Ebene ausgerollt. Nur so konnte man an Deck gefahrlos darüber gehen. Dies war ja ihr Vorteil. Nachteilig war die langsame Trocknung von feuchten Tauwerk in dieser Lage und die Schmutzansammlung zwischen den Strängen. Deshalb glaube ich, dass sie eher im Hafen zur Anwendung kam. Du wirst Dich richtig entscheiden.
Forstsetzung: Geschützdetails Zur finalen Ausstattung der vier 18-Pfünder der französischen Korvette dürfen natürlich die Abdeckungen der Steinschlösser nicht fehlen. Diese dienten dem Schutz der doch sehr filigranen Steinschlösser vor Witterungseinflüssen, jedoch insbesondere natürlich gegen überkommendes Seewasser. In der Regel bestanden diese Abdeckhauben aus Blei, da sich diese sehr leicht an das Geschützrohr anschmiegen ließen und zudem wasserdicht waren. Da dieses Detail auch auf dem Pariser Modell zu finden ist, will ich es nicht unversucht lassen, es nachzubilden. Auf dem Bildausschnitt einer Darstellung eines französischen Geschützes Anfang des 19. Jahrhunderts von Morel-Fatio ist eine Abdeckhaube zu erkennen, die eine große Ähnlichkeit mit einer Ausführung auf einem Geschütz der HMS Victory aufweist. SteinschlossabdeckungFatioAusschnitt.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Wogegen die Ausführung der Steinschlossabdeckung auf dem Pariser Originalmodell eher von prinzipieller Natur ist, und eine weniger reale Anmutung besitzt. Insofern habe ich mich bei meinem ersten Versuch an der Darstellung von Morel-Fatio orientiert. Da ich erst mal sehen wollte wie es wirkt, habe ich vorerst auf die zweite Befestigung verzichtet. Als Material verwendete ich wie beim Original Blei. Mit einem Stempel, der der Grundform entspricht, ließ sich der erste Prototyp relativ einfach formen.
DSC07514_wett.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
An der weiteren Ausformung ist noch ein wenig zu arbeiten. Bis demnächst …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Forstsetzung: Geschützdetails Nach weiteren Recherchen zur Abdeckung der Steinschlösser bzw. Zündplatten ist festzustellen, dass es sehr unterschiedliche Formen gab. Dies ist sicherlich in Abhängigkeit der jeweiligen Situation zu sehen, ob z. B. das Steinschloss montiert oder nur die Zündplatte abgedeckt worden war. Das Gleiche gilt auch für die Karronaden.
Wäre denkbar, daß Geschütze die auf dem Oberdeck standen eine Bleikappe gegen überkommende See und Regen erhielten (teuer, nicht leicht herzustellen, begrenzt verfügbar), während man sich auf den Batteriedecks mit Abdeckungen aus Segeltuch begnügte. Auf deinen Bildern sieht es auch so aus, als wenn auf die Bleikappe Sonnenlicht fiele, auf die anderen nicht.
Soweit ich es gesehen und teilweise gelesen habe, wurde in der Regel immer eine Bleischürze (lead apron) verwendet. Blei bietet hierbei mehrere Vorteile. Neben der Wasserdichtheit schmiegt es sich sehr leicht an die Konturen des Geschützes an, was auch einen relativ dichten Abschluss ermöglicht und ist leicht zu verarbeiten. Insofern nehme ich an, dass auch bei den unteren Decks Bleischürzen Verwendung fanden. Gerade in den unteren Decks war die Luft sehr feucht und salzhaltig. Es ist denkbar, dass bei längerem Nichtgebrauch der Kanonen, die Steinschlösser abgenommen wurden, und dann keine Blei- hauben, sondern Schürzen zum Einsatz kamen.
Hier ist ein Beispiel einer Bleihaube für eine Karronade zu sehen, zum einen wohl zur Abdeckung des Percussions- oder Steinschlosses: LeadApronCarronade1.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Quelle: APRONS OF LEAD: EXAMINATION OF AN ARTIFACT ASSEMBLAGE FROM THE QUEEN ANNE’S REVENGE SHIPWRECK SITE by Laura Kate SchnitzerJanuary 2012
Zum anderen wieder nur als Schürze, ohne montiertem Zündschloss:
LeadApronCarronade.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Quelle: APRONS OF LEAD: EXAMINATION OF AN ARTIFACT ASSEMBLAGE FROM THE QUEEN ANNE’S REVENGE SHIPWRECK SITE by Laura Kate SchnitzerJanuary 2012
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Forstsetzung: Geschützdetails Für die Herstellung der Abdeckhauben verwende ich wie beim Original Blei. Nach dem ich das Walzblei mit einer Dicke von 1,25 mm mit dem Hammer auf die erforderliche Dicke von etwa 0,4 mm gebracht habe, lege ich es über eine vorher aus Messing angefertigte Positivform. Mit einem Hölzchen wird dann das dünne Bleiblech in Form gebracht, was sich sehr leicht machen lässt. Dem Problem des Bleifraßes (Bleikorrosion) begegne ich dadurch, indem ich die Teile mit Zaponlack überziehe. DSC07524.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Mittels vier Bohrungen, durch die zwei Schnüre gezogen werden, kann dann die Haube auf dem Kanonenrohr im Bereich der Zündplatte befestigt werden. So sieht dann das Arrangement des 18-Pfünders aus: DSC07530.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bis bald …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Forstsetzung: Geschützdetails Ergänzend zum letzten Bericht ein paar Bilder zur Herstellung der Bleihauben für die Abdeckung der Steinschlösser der 18-Pfünder der La Crèole sollen ein Eindruck vermitteln, wie man sich das schrittweise vorstellen muss. DSC07534.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC07535.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC07536.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nach der Befestigung der Haube mit einem Garn wird der Knoten nach unten gezogen, wo er nicht mehr sichtbar ist. DSC07533.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
O,4 mm Materialdicke entspricht knapp 2 cm im Original. Das ist nicht viel. Mir erscheint es aber noch etwas zu dick im Vergleich zu den zeitgenössischen Bildern.
Viele Grüße Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
bei den etwa O,4 mm handelt es sich um das Ausgangsmaterial. Durch das "Überziehen" über die Messingform verdünnt es sich zwangsläufig noch weiter. Bei den ersten Versuchen mit dünnerem Ausgangsmaterial kam es dazu, das Löcher entstanden sind, weil es beim "Formziehen" einfach zu dünn geworden und dadurch gerissen ist. Zudem ist zu beachten, das Blei sehr weich ist und je dünner das Material umso instabiler wird diese Haube und wäre dann auch nicht mehr zu händeln, sprich man würde sie schlichtweg mit den Finger zerdrücken. Insofern glaube ich einen guten Kompromiss. zwischen dem was bei dieser Größe materialtechnisch herstellbar und was maßstäblich vertretbar ist, gefunden zu haben. Ich habe immer mehr oder weniger das Problem, dass ein Detail "modellmäßig" erscheint, sei es dem Material oder dem was von der Größe her umsetzbar ist geschuldet.
Alexander, Deine Anforderungen an die Detailausbildung sind aber ganz schön hoch, …
Aber es ist gut zu wissen, dass noch Luft nach oben ist …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Du meinst wohl: "wer im Glashaus sitzt.. " ;-). Nein, das ist schon gut, aber vielleicht gibts noch etwas dünneres? Ich denke da am das Material an Schampusflaschen. Unser Ehrentag kommt ja demnächst in diesem Theater (^)
Grüße Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Die Folie an Sektflaschen war mir auch in den Sinn gekommen. Die wirft aber wahrscheinlich beim überziehen über den Messingkern Falten, während das dünne Blei sich verhält, wie beim Tiefziehverfahren.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.