@wefalck - Danke für die Ausführungen. Bezüglich des letzten Beitrags, stellt sich mir dann die frage, ob ich das Segel dann nicht auch mit verdünnter Holzbeize einfärben könnte?
Selbstverständlich hat wefalck in technischer Hinsicht vollkommen recht, was die verschiedenen Farben betrifft.
Allerdings könnte man auch bedenken, was man eigentlich darzustellen versucht. In diesem Falle Naturstoffe die durch Sonne ausgebleicht durch Staub, Schmutz und Stockflecken dunkel und fleckig wurden und sich eigentlich Zeit ihrer Benutzung dauernd veränderten. Insofern gibt es keine 'richtige' Farbe, sicher war jedes Segel ein klein bisschen anders.
In sofern würde es nicht mal etwas nutzen, wenn ich mit meiner Zeitmaschine ein Photo einer Kogge im Originalzustand machen würde, denn das Segel der Nächsten sähe anders aus und das Segel derselben ein Jahr früher oder später auch.
Wenn man also nicht unbedingt sehr großen Wert darauf legt, dass die Farbgestaltung eines Modells immer exakt gleich bleibt, dann kann man durchaus Tee oder Kaffee oder sonstige Naturprodukte verwenden. Auch wegen der Haltbarkeit würde ich mir keine allzugroßen Sorgen machen, denn ich bin sicher, dass das Segel meiner Kogge, trotz Rooibos, wesentlich länger hält als ich :)
Du hast natürlich recht, nur die wenigsten unserer Modelle werden es in ein Museum schaffen und dann möglicherweise einmal den Konservatoren Kopfzerbrechen bereiten.
Allerdings bereiten bereits viele 'Kunstwerke' der 1960er und 1970er Probleme, da sich die Maler und Bildhauer von den erprobten Materialien und Anwendungstechniken entfernt haben. Viele dieser 'Kunstwerke' waren vielleicht garnicht auf Langlebigkeit und museale Bewahrung hin angelegt, müssen aber nicht zuletzt zur Erhaltung ihres Marktwertes konservatorisch behandelt werden.
Andererseits, gehen solche Prozesse manchmal auch erstaunlich schnell. Früher wurde Wolle mit Eisensulfaten schwarz(braun) gefärbt; über die Zeit setzt sich immer etwas des FeSO4 mit der Luftfeuchtigkeit zu Schwefelsäure um, so daß die Fasern angegriffen werden. Ich habe einen (geerbten) Kelim bei dem in der Zeit, seit ich ihn habe ein deutlicher Schwund der schwarzen Fasern zu beobachten ist, ohne daß der Teppich begangen wird. Ähnliches tritt auch bei Verwendung der so genannten Eisengallustinte auf, die ebenfalls Eisensulfat enthält - die Schrift bleibt als Loch zurück.
Es ist also schon besser, stabile Materialien zu verwenden, um auf der sicheren Seite zu sein.
Ich bin immer wieder erstaunt und fasziniert gleichermaßen über Diskussionen wie diese hier über das Färben der Segel.
Und dem unbedarften Modellbauer, der einfach nur ein historisches Segelschiff in klein bauen will, möchte man den legendären Satz eines ehemaligen Innenministers als Warnung vor dem Lesen solcher Threads zurufen: "Teile der Wahrheit könnten Sie irritieren."
Tee und Kaffee sind von ihren Hauptwirkstoffen her chemisch fast identisch. Erschreckt hat mich neulich die Feststellung, daß man aus löslichem Kaffeepulver und Vitamin C einen hervorragenden Entwickler (googelt mal nach "Caffenol C") für Schwarzweißnegativfilme herstellen kann.
Und sowas trinke ich täglich?! (Kein Wunder, wenn man davon Magenschmerzen bekommt...)
Umgekehrt: Sollte man mit so etwas seine Modellsegel einfärben?
Ich denke, die chemische Wirkung ist nicht zu vernachlässigen. Ich gehe stark davon aus, daß die Segel dadurch langfristig zerstört werden. Und lichtecht ist das sicher auch nicht.
Deswegen würde ich dringend dazu raten, ein kommerzielles Produkt für das Einfärben von Stoff zu verwenden. Die Hersteller haben sich mit dem gesamten Problemkomplex nämlich hauptberuflich (wahrscheinlich über Jahre...) auseinandergesetzt. Das ist sicher klüger, als mit irgendwas herumzuplanschen, was man zufällig irgendwo im Haushalt findet.
Und solche Farben kosten auch nicht die Welt.
Um verschiedene "Verfallsstufen" eines Segels nachzuahmen, kann man ja die gleiche Farbe in verschiedenen Verdünnungen ansetzen und nacheinander auftragen. (Zuerst die stärkste Verdünnung einmal über alles und zuletzt hoch konzentriert.)
Muß aber, wie so oft, jeder selbst für sich entscheiden. :-)
Ciao, Herbert
It ain't a hobby, if you gotta hurry! -- Die Wahrheit triumphiert nicht. Ihre Gegner sterben aus. -- If you don't get older and wiser... then you just get older.
"In 20 Jahren wirst Du mehr enttäuscht sein, über die Dinge, die du nicht getan hast, als über die, die du getan hast. Also löse die Knoten, laufe aus aus dem sicheren Hafen. Erfasse die Passatwinde mit deinen Segeln. Erforsche. Träume." - Mark Twain
Eine Demokratie lebt von der Vielfalt der unterschiedlichen Meinungen. Das setzt aber voraus, dass man die Stärke besitzt, die Meinungen der anderen zu ertragen. - Ein totalitäres Regime ist immer ein Zeichen von Schwäche der Machthaber. - Ich liebe es, in einer Demokratie zu leben!
Bonden, manchmal wünsche ich mir (wieder) so frisch-fröhlich und unbedarft daran herangehen zu können, wie manch andere - das Bauen und Leben wäre einfacher
Ich bin das Thema Segelfärben Mal ganz unbedarft rangegangen und habe heute Früh einfach NMal ein paar Stoffreste des Segelstoffs in verschioeden verdünnter Holzbeize eingetaucht. Enfach aus dem Grund, weil ich das Zeug bei mir im Regal habe stehen sehen. Mal sehen wie es wird und ob sich Stoff dadurch auflöst. Einfach Mal so zum ausprobieren.
Womit wieder was für Seidenmalfarbe, stark verdünnt spricht. Zur Beize: Der Maler meines Vertrauen gab mir einen Tipp: Schwarzbier der Beize zumischen, nicht viel. Da würde sie wasserfest.
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Du sollst ja auch nur ganz wenig beimischen......das kannst schon verschmerzen
Ich hab mich ja damit schon beschäftigt, aber die Essigbeizen sind auch etwas kompliziert zu handhaben, und lassen ein Nacharbeiten nicht so richtig zu. Da werden Flecken. Der Maler sagt aber, dass die normalen Beizen mit Bier versetzt keine Eigenschaften ändern, nur eben wasserbeständiger sind. Ausprobiert hab ich es nicht, werde es aber bei den nächsten Anwendungen mal versuchen.
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte