Vor dem Aufbringen der Webleinen schrecke ich jetzt schon seit Wochen zurück. Ich ....e Routinearbeiten. Dabei kommt es mir vor, als sauge jemand meine Lebenszeit aus mir heraus. Nun ja... Ich habe wenigstens versucht, die Methode weiter zu perfektionieren:
Die Schablonenpappen sind jetzt nicht mehr mit Frischhaltefolie bezogen, sondern zum Schutz vor Ankleben der Webleinen mehrfach mit Klarlack gestrichen. Mal sehen, was das bringt. Außerdem habe ich an den Seiten hinter den Einschnitten ein Tau in Stärke der Wanten eingezogen. Es soll dafür sorgen, dass insbesondere die äußeren Wanten nicht von den rund um die Schablonen gewickelten Wanten eingezwängt und damit aus der Form gebracht werden. Es hatte zwar bislang immer noch funktioniert, die Wanten vor dem Ankleben der Webleinen wieder gerade zu bekommen, aber das war tüftelige Arbeit - und der größte Feind des Guten ist - ? Richtig!
Die Wanten richtig auszuweben ist eigentlich gar nicht so schlimm, wenn man eine Pappe unterlegt, die die korrekten Abstände aufgezeichnet hat. Man darf die Knoten erst am Ende mit Lack sichern, wenn man sich davon überzeugt hat, daß nichts verzogen ist.
Die Antwort hat ein bisschen gedauert, weil ich in letzter Zeit gar nicht zum Bauen gekommen bin. Jetzt habe ich aber wenigstens die Stage und die Steuerbordwanten des Fockmastes fertigstellen können. Die Bilder geben, denke ich die Antwort.
So filigrane Webleinen bekomme ich m.E. in diesem Maßstab anders nicht hin. Das dritte Bild zeigt, dass insbesondere unter den Marsen schon bald kein Platz mehr für Webleinen zwischen den Knoten sein wird. Mit meiner Methode lässt sich auch hier noch ein "Netz" darstellen. Außerdem verweise ich noch einmal darauf, dass ich "Zimmermannianer" bin, also der Auffassung anhänge, dass man an Modellen nicht unbedingt "realistisch" darstellen sollte, was man aus der im Maßstab übertragenen Betrachterentfernung gar nicht mehr als Details erkennen kann. Bei einem Maßstab von 1:200 sind 50 cm Betrachtungsentfernung (also nah ran!) schon 100 Meter. Aber das sind natürlich alles Geschmacksfragen! Schmidt
Die Wanten sind für diesen Maßstab akzeptabel und sehen gut aus. Vor vielen Jahren hatte ich die wahnwitzige Idee, gemäß dem Thema 'Segel durch die Jahrhunderte' in diesem Maßstab sämtliche Typschiffe der einzelnen Epochen zu bauen und hatte auch damit begonnen, bis ich daran scheiterte, dass die vorgegebenen Maßstäbe der Plastic- Baukästen nicht stimmten oder ich bekam nicht den fehlenden Typ in diesem Maßstab. Es sollte auch 1 : 150/ 160 sein, um auch einen relativen Größenvergleich zu haben.
Erinnere mich, dass ich ähnlich vorgegangen war. Dazu habe ich hier eine 'Ex- und Hopp'- Skizze, wie ich die Kanonen an Deck 'getakelt' hatte. Das sah ich für mich als erforderlich an und solch kleine Blöcke kann man kaum herstellen. Mit kleinen Ringen hatte ich es damals auch versucht, aber das sah gegenüber den lackierten Knoten sehr unecht aus. Vielleicht ist es auch für dich interessant.
Wiederkehrende Routinearbeiten wie das Anbringen von Wanten und Webleinen führen bei mir zu negativen Motivationsschüben. Ich versuche mich jetzt am Schopf aus dem Tal der Depression zu ziehen, indem ich die Webleinenmaschine noch ein bisschen optimiere. Hier Version 3.2 (oder so) mit besser verleimten "Randabstandsleinen" und einer Nummerierung, die das Wiederfinden von Klebestellen vereinfacht.
Währenddes Anbringens der Webleinen sind mir mehr und mehr ästhetische Bedenken bekommen. Vielleicht ist die von mir gewählte Präsentation doch ein bisschen ... langweilig? Das Modell ist mir bislang eigentlich ganz zu meiner Zufriedenheit gelungen, eine echte Entschädigung für den prä-pubertären Frust beim Zusammenbau der Heller-Schönheiten - und jetzt soll es in so ein kleines Mausoleum gelegt werden? Das Arrangement stand in den letzten Wochen deutlich sichtbar im Wohnzimmer. Schön anzusehen, ja ja, aber auch ein bisschen dröge. Neulich kam mir dann, ohne dass ich es vor Augen hatte, ein Bild in den Sinn:
Ist auch nicht viel mehr Takelage - aber eine ganz andere Herausforderung. Und ausgefahrene Geschütze (in meinem Fall nicht mehr machbar) braucht es auch nicht...
Also habe ich einmal einen Proberumpf in eine Styrodurplatte versenkt und mit Stücken aus demselben Material zwei Wellengekämme gebaut. Anschließend galt es, das Styrodur zwischen den Wellenkämmen zu gestalten. Man könnte natürlich schnitzenschnitzenschnitzen, aber im Netz habe ich eine andere Methode kennengelernt, die ich jetzt angewendet habe, nachdem ich eine paar neue Versicherungen abgeschlossen hatte. Es geht darum, mit einem Flammlöter gezielt und sensibel auf das Material einzuwirken, so dass es, indem es sich zusammenzieht, wellenähnliche Strukturen zeigt. Geht an die Nerven, weil gelegentlich auch Flammen auflodern. Ich rate zu einem Feuerlöscheimer in Griffweite. Hier das Ergebnis.
Eine interessante Idee. Die geschlossenen Geschützpforten halte ich für kein Manko, sondern eher für ein Plus an Authentizität. Konsequenterweise solltest Du dann vielleicht auch darüber nachdenken, die offenen Grätings und Luken mit einer Persenning o.ä. abzudecken.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Oh, eine Planänderung. Gute Idee und tatsächlich deutlich lebendiger als die erste Gestaltung Das schaut schon gut aus. Die losgerissene Fock ist eine Herausforderung, aber bei der Prince hattest du ja schon gut vorgelegt.
Hier ist die Styrodur-Flammsee mit in Leimwasser getränktem Tempotuch überzogen. Beim Abtrocknen spannt es etwas, gleicht damit zu große und abrupte Höhenunterschiede aus und bildet eine etwas gleichförmigere Oberfläche.
Danach galt es, den Rumpf bündig einzuarbeiten. Dazu musste wieder der in Folie verpackte Proberumpf herhalten.
Trocknet jetzt in der Sonne und fängt sich dabei die Blüten unserer Seidenakazie ein.