Fotos sind für mich nicht zu unterschätzende Quellen. Andererseits es gibt Historiker für denen sind Fotos völlig ohne jegliche Bedeutung. Zeig fünf Historikern das gleiche Foto und du wirst fünf völlig verschiedene Auffassungen bekommen, die sich alle widersprechen und die alle richtig sind.
Die Korrektur der drei Pforten der Steuerbordseite ist abgeschlossen und der Rumpf abschließend mit Firnis überzogen. Somit habe ich mir erneut die Verteuning vorgenommen. Ich glaube es wurde schon angesprochen, dass die Pforten des Halbdecks erneut angepasst werden müssen. Dafür hatte ich mir eine Schablone aus Karton erstellt. Hier wird die ursprüngliche Schablone auf Kartonschnipsel zusammengesetzt.
Danach wurden die Konturen der Rumpfoberkante auf der Innenseite der Schablone aufgezeichnet und die Schablone ausgeschnitten. Hiervon wurde dann der Umriss auf Karton aufgetragen und die Klinkerbeplankung der Verteuning aufgezeichnet.
Anhand der Plankengänge konnte dann die Lage und Größe der Kanonenpforten exakt aufgezeichnet werden. Die Pforten wurden dann ausgeschnitten.
Hier sind die neuen Pforten der Steuerbordseite in Arbeit:
Die korrekte Lage der Pforten ist ungemein wichtig für die korrekte Höhe des Decks; deswegen lege ich so viel Wert darauf. Hier sieht man sehr schön den Verlauf der Pforten:
Danach dann die Backbordseite, unterm Heck sieht man die Trümmer der heruntergemeißelten Verteuning:
Und hier wird nachdem alle Pforten eingebaut sind die Verteuning wieder erneuert:
Nahezu auf dem Tag genau vier Jahre nachdem ich begonnen hatte das Hohenzollernmodell nachzubauen kann ich heute feststellen: - Die Rumpfbeplankung ist fertiggestellt; - Alle Kanonenpforten sind jetzt fertig und brauchen nicht mehr geändert werden; - beide Rumpfhälften sind in nahezu den gleichen Baufortschritt (und das ist selten).
Hier die fertiggestellte Backbordseite (das Bild ist von gestern). Ihr seht das Galion wird wieder geändert, die Galionsspanten sind viel zu schlank.
Und hier die Steuerbordseite; hier ist die Beplankung der Verteuning unter dem Bakdeck noch in Arbeit:
Vor einigen Wochen bekam ich von unserem @Rack eine PM, ein Bekannter würde einen Eichenholzfußboden aufnehmen und entsorgen, ob ich an das Eichenholz interessiert wäre. Ich weiß, dass Eichenholz das an der Oberfläche ziemlich angegammelt aussieht im Kern noch sehr edel sein kann also bat ich ihm mir was davon zuzusenden. Gestern kam ein Paket mit mehrere Kilo Eichenholzdielen hier an. Sehr gespannt festzustellen wie das Holz im Inneren aussieht begann ich eines der Dielen in Leisten zu schneiden. Wie erwartet ist es sehr edel und so wollte ich es dann direkt ausprobieren und habe eine Gräting gebaut:
Wunderbar! kann ich da nur sagen. Vielen Dank an @Rack für einige Kilogramm ca. 70 Jahre altes Eichenholz. Selbst für Decksplanken wird es zu verwenden sein!
Ansonsten habe ich in der vergangenen Woche an Scharniere der Pfortendeckel experimentiert:
Die Ösen sind nicht schön geworden; ich brauche eine vernünftige Zange um sie entsprechend biegen zu können.
Frage in die Runde: wird die Mars des Sprietmastes ein Soldatengatt gehabt haben? Otte Blom zeichnet sie ohne; die Prins Willem hatte eines. Erforderlich wird es nicht gewesen sein.
Ich würde schon ein Gat an der Bugsprietmars anbringen; 2/5 des Marsdurchmessers laut van Yk. Er sagt: "alle" haben ein Gat (damit beschädigte Stengen leichter angehoben oder ausgewechselt werden können; gilt sicher besonders für den wind- und wetteranfälligen Sprietmast).
@ara Ist irgendwo festgelegt wie viele Rippen die Sprietmars hatte. An der Großmars habe ich 24 Stück, die werde ich im leben nicht auf der kleinen Sprietmars reingepfercht bekommen. Vielleicht 12?
Laut Van Yk hätte die Bugsprietmars etwas weniger als die Hälfte der großen Mars Durchmesser (12 Fuss), ca. 5 3/4 Fuß; könnte also 10 - 12 Rippen haben. Die mittlere Rippe links und rechts muss genau an der Öffnung für ein Puttingeisen liegen. Alles Van Yk, S. 178f.
Die Abmessungen der Marsen entnehme ich den Wagner-Plänen. Laut Witsen sollte die Großmars 2/5 der Schiffsbreite Durchmesser haben. Dies wären etwa 24cm. Laut Wagner Plänen hat die Großmars aber nur etwa 20cm Durchmesser. Ich habe Tafel 1 des Buches, welches ich von Huis Doorn in hoher Auflösung bekommen habe, in meinem CAD-Programm importiert und in Originalgröße des Modells hochskaliert und auch da hat die Großmars knapp über 20cm Durchmesser.
In der Tat ist meine Sprietmars mit 9cm Durchmesser etwas weniger als halb so groß wie die Großmars. Ich habe auf meiner Großmars 24 Knie, laut Van Yk hätten es 28 sein müssen. Wir müssen aber auch berücksichtigen, dass das Werk Van Yks 1692 erschienen war - etwa dreißig Jahre nachdem das HZM gebaut wurde. Darüber hinaus beschreibt er eine gänzlich andere Bauweise als die, in der das HZM gebaut wurde.
Hermann Ketting schreibt aber auf Seite 83 "...Nicolas Witsen dagegen ist ausführlicher mit seinen Angaben (...) Weiter soll die Großmars 14 Knie haben...". Mehr kann ich dazu nicht sagen, da mir Witsen nur in niederländischer Sprache vorliegt.
Da ich Urlaub habe geht es auch an einem regulären Wochentag mit dem Modell weiter. Vier (!) Anläufe habe ich für die zweite Gräting gebraucht. Ich war heute früh um 2:00 Uhr damit fertig.
Zitat von ara im Beitrag #2406Laut Van Yk hätte die Bugsprietmars etwas weniger als die Hälfte der großen Mars Durchmesser (12 Fuss), ca. 5 3/4 Fuß; könnte also 10 - 12 Rippen haben.
Es werden wohl zwölf Rippen sein.
Ich hab den ganzen Tag nichts anderes gemacht:
Ich muss jetzt was anderes sehen und gehe jetzt Rasen mähen! :-)
Ich habe mich weiterhin mit Grätings beschäftigt. Die beiden Grätings des Backdecks sind fertig und ich bin (war) zufrieden damit.
Es gibt einen einzigen Hinweis von Heinrich Winter zu der Breite der Grätings, bzw. der Breite der Decksöffnung in denen die Grätings eingelegt werden:
13,3 cm. Dies ist ein Schnitt durch das obere Geschützdeck. Die Grätings haben 9 Längsleisten und zehn quadratische Öffnung jeweils daneben und dies ergibt 19 "Felder". 133mm geteilt durch 19 ergibt 7mm. Somit sollte man annehmen, dass die Grätings des oberen Geschützdecks Quer- und Längsleisten von 7mm Breite haben; die quadratischen Öffnungen sind somit auch 7/7mm.
Dies wird bestätigt durch den Längsschnitt von der auch 7mm Leisten abgenommen werden können, also passt das:
Ich war bis jetzt davon ausgegangen, dass die Grätings an allen Decks gleich breit sind. Aber machen wir mal die gleiche Rechnung am Halbdeck. Hier ist auch die Anzahl der Leisten aus Fotos zu entnehmen. Der Längsschnitt hochskaliert ergibt, dass wir ziemlich genau 7cm lichte Öffnungslänge zwischen den Decksbalken haben. Leider kommen wir aber mit unsere 7mm Leisten nicht hin.
Die Leisten sind etwa 5,5mm breit und somit ist die lichte Breite der Öffnungen im Deck 10,3cm also deutlich schmaler als im oberen Geschützdeck. Die setzt natürlich voraus, dass die quadratischen Öffnungen der Grätings auch quadratisch sind, wovon ich mal ausgehe.
Wie sieht es am Backdeck aus? Ich hatte schon vor längerer Zeit angesprochen, dass ich die Decksbalken erheblich habe verschieben müssen um auf quadratische Öffnungen zu kommen, mit der passenden Anzahl der Leisten vorausgesetzt die lichten Öffnungsmaße sind 13,3 cm. Somit sind meine Backdecksgrätings viel zu groß!
Ich denke wir können davon ausgehen, dass die grundsätzliche Idee hinter der Konstruktion von Grätings ist, dass alle Öffnungen quadratisch sind und das die Breite der Leisten die Breite der Öffnungen entspricht. Somit komme ich für den Augenblick zumindest zu dem Entschluss, dass die Grätings des Halb- und Backdecks erheblich schmaler waren als die des darunterliegenden oberen Geschützdecks.
Ich möchte gerne noch einen weiteren Punkt ansprechen: Wir gehen davon aus, und ich denke es wird hier weitgehend als gegeben akzeptiert, dass die Außenhaut des Rumpfes des Modells einen Endanstrich in irgendeiner Form hatte. Darüber von wann dieser Anstrich stammt und ob er schon im 17. Jahrhundert angebracht wurde, kann debattiert werden. Sicherlich werden auch in Wirklichkeit die Rumpfe Kriegsschiffe der niederländischen Flotte einen Anstrich von Teer und so gehabt haben. Aber wie ist es mit den Decks und das Rumpfinnere? Wir wissen von farbigen Anstrichen in grau; rot und Gold. Ich neige jetzt dazu zu glauben, dass Eichenholz im Inneren des HZM nicht zusätzlich gebräunt war. Das wäre natürlich blöd, weil ich das untere Geschützdeck schon gebräunt habe, aber vielleicht lässt sich das wieder abschleifen.
Bei den Kriegsschiffen der niederländischen Flotte in der Mitte des 17. Jahrhunderts waren die Abstände der Decksbalken im Überlauf und der Kuhbrücke gleich. In der Regel 3 1/2 Fuß (990,5 mm). Die Decksbalkenabstände des Halb/ Backdecks waren aber erheblich kleiner. In den mir bekannten Bestecken betrug dieser Abstand nur 2 Fuß (566 mm). Entsprechend waren natürlich auch die Grätinge angepasst. Die Querhölzer hatten einen Querschnitt von ca. 4 Daumen. Die Längslatten hatten einen Querschnitt von 4 X 3/4 Daumen. Die Abstände der Scheerstöcke wurden nicht angegeben.
Ein Amsterdamer Fuß sind soweit ich weiß 28,3 cm. Ein Amsterdamer Fuß hat elf Daumen somit wäre ein Daumen 2,57 Zentimeter x 4 = 10,29 cm / 21 = 0,49 cm; somit liege ich mit meinen ca. 0,55cm für die Leisten der Halbdecksgrätings nicht allzuweit daneben. Aber die 7mm der Leisten der Geschützdeckgrätings kann man sich ja leicht errechnen.
Der Größenunterschied zwischen den Grätings des Halbdecks und des oberen Geschützdecks ist aber schon ordentlich:
Aber es gibt noch einen Hinweis: Man erkennt in dieser Aufnahme des oberen Geschützdecks die Scheerstöcke des Halbdecks an den Decksbalken. Ich habe eine vertikale Linie von der Innenkante des Scheerstocks zum Gräting des oberen Geschützdecks heruntergezogen und man sieht die Gräting ist breiter:
Ich werde dabei bleiben. Dann sind die Grätings halt unterschiedlich groß. Ich werde nicht an den Leisten strecken und zerren, damit die Abmessungen unseren Vorstellungen des 21.Jahrhunderts entsprechen.
Was liegt da eigenlich in die ecke der Grating? Und: ich sehe hier dass die abstand zwischen der scheerstroken nicht gleich gross ist: dort wo kein gratings liegen sind sie naher zu einander.