Noch ein Bemerkung zu #2366: Wichtig wird sein, dass alle Schnitzereien, auch kleinere Füllungen, von ein und derselben Hand ausgeführt sind. Denn das ist es, was ich beim HZ sehe: die beeindruckende stilistische Einheitlichkeit eines einzigen Schnitzkünstlers. Ich sehe nicht, dass mehrere Hände dran gearbeitet hätten, denn das würde man sofort bemerken; jeder Schnitzer hat - unvermeidbar - seinen eigenen Stil. Also wenn Du das alles nicht selber machen willst, würde ich auch wirklich alles nur einer einzigen anderen kompetenten Person anvertrauen.
Zur Zeit des Vasa-Baus war das noch nicht wichtig, die hatten mindestens drei verschiedene Künstler mit drei unterschiedlichen Stilen. Aber jetzt in den 60ern des Jahrhunderts legen sie auf stilistische Einheitlichkeit des Ganzen größten Wert.
Beides gibt es. Beim Gentermodel z. B. sind die musizierenden Putten voll bekleidet. Die waren damals überhaupt nicht zugeknöpft. Ausnahme: Puttos in einer Kirche.
Ich glaube, die Beschreibung der Putti als Musiker ist falsch. Entweder sind alle Putto Musiker oder es ist ein anderes Thema zu suchen. Da das Wappen im grossen Hackbord auf eine adlige Person zielt, sind bei den Putti rühmende Gesten zu erwarten. So würde ich also einen Bienenkorb, das Füllhorn, eine Traube Wein, ein Bild oder Spiegel erwarten. Auf Gemälden mit Ruhmdarstellungen der Oranier könnte man noch andere Elemente finden.
So könnte die angebliche "Sackpfeiffe" ein Papagei sein, kommt selbst bei Staatsporträts beim Großen Kurfürsten vor. Die "Lyra" scheint eher ein Bienenkorb zu sein. Das "Füllhorn" erscheint mir eher ein Spiegel oder eine (goldene) Platte zu sein. Die vermeintliche Weintraube ist eher etwas anderes, da suche ich noch. Der Blumenstrauss kann bleiben. Das vermeintliche Netz ist eine Säule für Standhaftigkeit und Solidität.
Ich weiß nicht auch wenn ich die Idee, dass alle sieben Figuren ein Ensemble darstellen sollten durchaus vertreten kann. Aber wir müssten schon mächtig danebenliegen, wenn die Putte mit Tamburin in Wirklichkeit ganz was Anderes darstellt:
Hier Putte mit Tamburin:
Bei allen Bildern von Putten mit Spiegeln die ich habe finden können, hat der Spiegel einen Handgriff:
Das finden wir bei allen Figuren am Heck des Modells nicht.
Putte mit Füllhorn:
Putte mit Weinernte:
Putten mit Säulen sieht man ebenfalls sehr häufig. Meistens stehen sie jedoch darauf
Die Putte mit Tamburin ist ja auch völlig eindeutig und in Ordnung, aber da ein ganzes Orchester hineinzuinterpretieren, muß eben nicht sein. Diese Putteriche fahren eben alles auf, was zum geselligen Beisammensein und zur bürgerlichen Prachtentfaltung gehört: Wein, Musik, nen Papagei, Blumen und Honig aus´m Bienenkorb. Nur Musik wäre doch langweilig. :-)
@Ismael Die Figur ist aus Linde geschnitzt. Man erkennt gut, dass ein Profi am Werk war; auch wenn Linde ein recht weiches Holz ist, die Schnitzereien sind sehr scharfkantig. Die Figur wird noch vollständig vergoldet werden. Ich muss mal @Eddie oder @Arno fragen, ob sie mir zeigen können wie es geht.
@ara Wenn der Bildhauer alle Schnitzereien des Modells alleine macht, würde es mir ein Vermögen kosten!
An meinem Modell geht es weiter. In den Bildern der vergangenen Mitteilungen konnte man schon erkennen, dass die hinteren drei Pforten des unteren Geschützdecks an der Steuerbordseite geändert werden, ich hatte schon engedeutet, dass sie etwas nach vorne gerückt werden müssen. Das habe ich heute nahezu abgeschlossen.
Ich konnte nahezu alle demontierten Rumpfplanken wiederverwenden.
Hier das Bild vom Bijlokemodell. Mir scheint hier die selbe Figurenkonstellation zu sein. Bild 6.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Hier die "Gouda" (http://collections.rmg.co.uk/mediaLib/47...73017/large.jpg) , die "Gideon" (http://collections.rmg.co.uk/mediaLib/47...73458/large.jpg) und die "Reigersbergen" (http://collections.rmg.co.uk/mediaLib/47...73371/large.jpg) als Beispiel für nicht musizierende Putti. Für eine Gruppe Musiker fehlen mir am Modell die Streicher und Bläser. Bei van de Velde hätte dies dann so (http://collections.rmg.co.uk/mediaLib/34...49191/large.jpg) ausgesehen. Bei dem Putto mit dem vermeintlichen Wein fehlt mit die zylindrische Form, deshalb könnte es auch etwas anderes sein. Dein Beispiel vom Putto bei der Weinernte hält allerdings Pfirsiche in der Hand. Das Füllhorn findet sich, wie auch der Bienenkorb, bei den Hukmannen. Deshalb könnte der Putto mit Bienenkorb auch einen Pinienzapfen oder Granatapfel halten. Bisher konnte ich erstaunlicherweise keinen Hinweis auf einen Orangenbaum o.ä. finden.
Auf der Backbord-Seitengalerie sehe ich auch nur einen "Musiker", ganz außen mit Tamburin. Also Musik ist im Gesamt-Ensemble nur ein Thema unter anderen.
S (1876).gif - Bild entfernt (keine Rechte) S (1886).gif - Bild entfernt (keine Rechte)
Zitat von Olympic1911 im Beitrag #2379@Ismael Die Figur ist aus Linde geschnitzt. Man erkennt gut, dass ein Profi am Werk war; auch wenn Linde ein recht weiches Holz ist, die Schnitzereien sind sehr scharfkantig. Die Figur wird noch vollständig vergoldet werden. Ich muss mal @Eddie oder @Arno fragen, ob sie mir zeigen können wie es geht....
Der Glanzgrad des Goldes hängt natürlich immer vom Glanz des Untergrunds ab. Aber darauf können wir näher eingehen, wenn´s soweit ist. Vereinfacht gesagt funktioniert eine Ölvergoldung so, daß die Schnitzerei mit Plakafarbe Ocker gestrichen wird. Diese Kaseinfarbe verschließt zugleich die Poren und kaschiert eventuelle Fehlstellen oder spätere Abriebe. Nach dem ersten Streichen die abstehenden Holzfasern verschleifen, dann nochmal streichen und wenn trocken mit nem Tuch die Höhen anpolieren. Dann glänzt das schon mal ganz nett und kann anschließend geschellackt werden. Dann mit verdünnter (!) 12-Stunden-Mixtion "anlegen", aber nicht auf die angegebenen 12 Stunden Trocknungszeit hereinfallen, denn normalerweise dauert es bei Echtgold schon mal zwei, drei Tage, bis dieses "Anlegeöl" so weit getrocknet ist, daß das Gold darauf haftet, ohne aber "abzusaufen", sprich in der Mixtion zu versinken und dabei matt und unansehnlich zu werden. Die Vergoldungen der Batavia wurden übrigens vom örtlichen Malermeister ausgeführt und aus unerfindlichen Gründen rot unterlegt in der irrigen Annahme, man könne Prinzipien der Polimentvergoldung einfach auf Öl- Außenvergoldungen übertragen. Das kann man eben nicht, weshalb Außenvergoldungen immer und überall in ocker unterlegt werden. :-)
Eins noch: Ich habe hier irgendwo gelesen, daß die fertige Vergoldung mit einem Schutzlack überzogen werden sollte. Bitte nicht, denn dadurch geht der ganze Reiz des Goldes verloren. Eine Ölvergoldung ist jedenfalls sehr griff-fest und sollte allenfalls zur Reduktion des Glanzes mattiert oder patiniert, nicht aber unter einer speckigen Lackschicht eingeschlossen werden. Außenvergoldungen werden schließlich auch nicht lackiert, selbst auf die Gefahr hin, daß sie mit der Zeit verwittern. Oder daß vergnügungssüchtige Krähen sich einen Spaß daraus machen, eine vergoldete Kuppel runterzurutschen und mit der Zeit die Ockeruntermalung freizulegen, wie einmal aus Moskau berichtet wurde. Die Kuppel der Synagoge in der Berliner Oranienburger Straße ist übrigens überwiegend mit Ocker gestrichen und nur die Höhen der Zierprofile sind tatsächlich vergoldet. Das nimmt man aus der Entfernung aber gar nicht wahr. Bei echten Schiffen wurde das wohl oft ähnlich gehalten und schon aus Ersparnisgründen viel mit sichtbarem Ocker und Auripigent gearbeitet, aber bei einem Repräsentationsmodell ist das natürlich etwas anderes.
Zitat von Olympic1911 im Beitrag #2366Die Figur ist eine Auftragsarbeit und ist nicht von mir. Grundsätzlich würde ich sagen, dass bei mir die Basis für solche Arbeiten da ist, aber ich will nicht die Bauzeit ins Uferlose ausarten lassen. Ich finde ich sollte besser die Finger davon lassen, vor allem in der Größe, weil ich es nicht gelernt habe. Es gibt hier und da noch Bereiche die weiter ausgearbeitet werden können, so wie die Grundplatte am Rücken der Figur, das ist aber mit dem Bildhauer bereits besprochen worden.
Ansonsten halte ich die Figur für sehr gelungen.
VG Peter
Hallo Peter,
das sind sehr professionell geschnitzte Details.
Beim Betrachten erscheinen die Dekore in der Tiefe deutlich aufzutragen. Natürlich hast Du ja die Absicht, dem Original des Hohenzollernmodells zu folgen und da scheint das auch so zu sein.
Kürzlich habe ich in Holland in zwei Museen 2 ausgestellte Originale gesehen, die Dir sicher noch eine ergänzende Hilfe sein können:
Zum einen das originale Wappen vom Heck der Royal Charles (die de Ruyter aus dem Medway abgeschleppt hatte) aus dem Rijksmuseum:
Eine mögliche Erklärung fürs Erste, ist, dass die Putti die 7 Tugenden darstellen könnten. Allerdings passt da das Tamburin nicht rein. Wenn man es aber als allgemeines Musikinstrument sieht (und da gehört auch der Tanz mit zu) kann man es als Symbol für kulturelle Lebensweise sehen. Sonst sind die Tugenden diese: Adler=Gerechtigkeit, Spiegel/Sieb=Weisheit, Tamburin(=Mäßigung), Säule=Tapferkeit, Früchte=Liebe, Bienenkorb=Hoffnung, Blumen=(Glaube). http://www.glaube-und-kirche.de/tugenden.htm Die ersten Vier stellen die so genannten weltlichen Tugenden dar, die drei Anderen die christlichen Tugenden. Wie man aber am Tamburin und am Blumenstrauß sieht, wurde vieles auch mit anderen Symbolen versehen und dann erhalten sie eine etwas andere Nuance. Aber zu dieser Idee mit den Tugenden, hier wohl auf die adligen Tugenden abgezielt, vielleicht auch speziell auf die erwiesenen Tugenden des Hauses Oranien, paßt der Kelch vom Dach der Bb-Seitengalerie. Im übrigen fälllt die häufige Verwendung des Putti mit Tamburin schon auf. Auf Stb ist er auf dem Dach und zwischen den Fenstern, auf Bb noch einmal. Kein anderes Attribut wird so oft gezeigt.
Vielen Dank an allen für die Rege Teilnahme und die interessanten Beiträge hier. @zimtzucker In der Tat steht mehr hinter dem Schnitzwerk eines Kriegsschiffes des 17.Jahrhunderts als platte Lebkuchenmännchen. Dieses Bild macht die "Tiefe" der barocken Schnitzereien deutlich:
Der Rückensockel der Figur ist jetzt ergänzt worden:
@ara zeigte uns einen weiteren Musiker mit Tamburin. Direkt darunter sitzt einem Putten ein Vogel auf der Schulter.
Hier links in diesem Bild sieht man eine Sackpfeife:
Und von daher meine ich bei ihm hier ebenfalls eine Sackpfeife zu erkennen: