Laut dem sehr alten Profan- Baupan sollten drei Beiboote in der Kuhl aufgereiht hintereinander aufgesetzt werden, was unmöglich war. Kein Platz für die Belegbänke des Großmastes und des Gangspills-
SAM_0692 (2).JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
...wie bei diesem Foto zu sehen ist- habe sie dann gestapelt und mit richtigen Bootsscrabbern versehen.
Die Bedienung des Spills dürfte auch bei dieser Aufstellung schwierig werden. Die Frage stellt sich wiederholt ob die Beiboote tatsächlich an Bord waren zu jener Zeit oder nicht hinterhergeschleppt wurden.
Hier eine Zeichnung von van de Velde von 1673. Gezeigt wird die Royal Sovereign. Also gab es doch Boote am Deck. Aber die meisten Gemälde und Zeichnungen aus der Zeit zeigen die Decks ohne Boote.
Es kommt eben darauf an, ob man das Schiff auf der Reede, im Revier oder seefähig für eine längere Überfahrt darstellen möchte.
Auf offener See wäre das Nachschleppen wohl ein äußerst riskantes Unterfangen, da einmal das Boot sehr leicht unterschneiden und dann verloren gehen kann. Außerdem kann es sich bei nachlaufender See das Boot sehr schnell in ein lebensgefährliches Geschoß verhandeln. In einem weiteren Szenario könnte das nachgeschleppte Boot wie ein Treibanker wirken, und das Manövrieren behindern.
Ich weiß nicht zu welchen Operationen das Spill zu dieser Zeit und bei einem solchen Schiff verwendet wurde. Wahrscheinlich ist aber, daß bei Anker- und Warpmanövern die Boote nicht an Bord waren, da sie zum Verbringen der Kabel usw. gebraucht wurden. Daher stellte sich möglicherweise die Frage nach der Behinderung gar nicht.
Auch wenn van der Velde ja als 'Kriegsberichterstatter' direkt am Ort des Geschehens war, gibt es m.W. von ihm keine Darstellung eines Schiffes auf offener See. Praktisch alle Darstellungen zeigen Schiffe auf der Reede oder im Revier, im Falle der Seeschlachten. Es ist also nicht überraschen, wenn keine gestauten Boote zu sehen sind.
die Anordnung der Boote bei Deinem Modell scheint fragwürdig. Zu dieser Epoche war es üblich, die Boote auf Reservestengen über der Kuhl zu lagern um Platz für die Bedienung der Spills zu haben. Die Stengen ihrerseits waren mit ihren Enden auf dem hinteren Teil der Back bzw. auf dem "Galgen" (engl. "gallow") vor dem Großmast gestützt. Der Gallow fehlt in Deiner Darstellung. Üblicherweise wurde lediglich die Pinasse an Bord genommen (siehe Zeichnung van de Velde). Sie diente dem Transport von Offizieren und anderen, gelegentlichen Fährdiensten (Krankentransport), war nicht hochseetüchtig und relativ leicht. Demgegenüber war das Longboat deutlich länger und schwerer und das Anbordnehmen eine eher komplizierte und schwere Angelegenheit. Deshalb wurde es meist hinterher gezogen und lediglich bei langen Atlantikreisen an Bord genommen. Es war seetüchtig und segelbar, hatte eine hohe Ladekapazität und u.a. Vorrichtungen zum Ankertragen und -heben. Zudem war es essentiell im direkten Seegefecht (Angriffsboot). Daher gingen auch viele von ihnen verloren. Die "jawl" (Jolle) war ein leichtes Zubringerboot ohne große Ladekapazität und wurde vermutlich in der Kuhl zwischen den Kanonen gelagert. Üblicherweise ware im Hafen alle Boote zu Wasser gelassen und erfüllten dort ihre speziellen Aufgaben (u.a. um betrunkene, über Bord gefallene Seeleute vor dem Ertrinken zu bewahren:-). Da van de Velde selten auf hoher See zeichnete, sind vermutlich deshalb keine Boote auf seinen Skizzen zu sehen.
Wir hatten des öfteren darüber sinniert, wie umständlich es oftmals gewesen sein muss, den einen oder anderen Arbeitsablauf zu vollziehen und vorher alles mögliche wegräumen zu müssen, sei es beim Ankermanöver oder bei den Pumpen beim Lenzen. Daher hätte ich jetzt keine Probleme, dass die Boote in der Nähe des Spills gelagert sind. Boote wurden außenbords bzw. nachgeschleppt höchstens während eines Gefechtes oder einer Schlacht. Aber, ....es fällt mir wie Schuppen von den Augen ! Bei meiner ersten PRINCE und noch als blutiger Anfänger, hatte ich mir bereits Reservespieren aus Gussästen gebaut, über die Kuhl gelegt, gezurrt und die Boote darauf festgelascht @achilles . Für diesen Anstoß um des Wiedererweckens danke ich Dir. Es war versandet und als alter Esel werde ich es nachholen und wieder genau so machen .
...übrigens ; die Hecklaternen habe ich bis auf Weiteres wieder weggenommen, sie leiden tatsächlich während des Baues.
Das Modell in London hat am hinteren Ende der Kohl ein Loch im Geländer. Dort am Modell war wahrscheinlich nie was, was Airfix auch zeigt. Auf den zeitgenössischen Quellen ist dort ein Coat of Armes zu finden :-)
Was man auf dafi´s eingestellter Zeichnung zudem erkennt, sind die hinteren Enden der Spieren. Irritieren bleibt für mich, dass auf vielen zeitgenössischen Modellen die "gallows" ("Galgen", meistens erhöhte Betingsäulen oder seperate Konstruktionen mit Querbalken am Großmast als Lager für die Spieren) nicht dargestellt werden?
Zitat von Schmidt im Beitrag #57Sind die Reservespieren zum Lagern der Boote nicht im Bausatz enthalten?
...ich hatte sie übersehen ( blass gedruckt und vergilbt ), zumal ich mich nur punktuell an diesem "Plan" orientiere @Schmidt . Nun erklärt sich auch, warum ich sie in 'grauer Vorzeit' als Anfänger bereits eingebaut hatte, und zwar an der Mittschiffs-Backbordseite. Es wird korrigiert .