Miniaturisten wie Lloyd McCaffery kleben auch ovale Papierscheiben auf (aus verdrilltem Draht) vorgeformte Takel. Dazu muß er sich allerdings ovale Locheisen selbst herstellen ...
Bis so etwa 1 mm Länge hinunter kann ich solche Papierscheibchen auch mit meinem Laserschneider herstellen. Eigentlich wollte ich quasi funktionsfähige Blöcke auf diese Weise herstellen, was aber zumindet für Doppelblöcke nicht funktioniert hat, da es schwierig ist die einzelnen Schichten gegeneinander auszurichten. Wenn man aber die Taljen vorfabriziert und und nur die Scheibchen außen aufklebt könnte das funktionieren. Bei meinem nächsten Projekt, etwas mit Mast und Segeln muß ich das für ganz kleine Taljen nochmal probieren.
Die Kanonentakelungim nostalgisch verbrämten Baubericht Die Taljen wurden mit gezogenen Kunststofffäden hergestellt, deren Blöcke mit lackierten Leimtröpfchen
SAM_0720 (3).JPG - Bild entfernt (keine Rechte).
-und die auf den Reservespieren festgelaschten Beiboote. Mit diesem Zustand kann ich mich nicht so recht anfreunden, auch wenn es der Zeit gemäß so üblich gewesen sein soll. Viel lieber hätte ich die Boote auf den Grätings der Kuhl gesehen.
Lieber Peter, Dein Missfallen der Boote-Spieren-Anordnung kann ich nachvollziehen. Irgendwie passt alles nicht zusammen. Der wenigen Literatur nach zu schließen wurde das Boot (meist die Pinasse!) auf den mittig über der Kuhl gelagerten Reservestengen (keine Rahen, wären zu lang!) untergebracht. Die Stengen lagerten ihrererseits mit den vorderen Ende auf dem Backabschluss, beidseitig neben dem Glockenstuhl, mit dem hinteren Ende auf dem entsprechend beidseitig ausladenden Flügelholz des Galgens ("gallow"). Da die Pinasse allein zu dieser Epoche mindestens 28 Fuß lang mass, konnten weitere Boote niemals hintereinander auf den Stengen positioniert werden. Vermutlich wurden sie, falls das Longboat ebenfalls an Bord musste, ineinander gestapelt bzw. über Kopf eingelagert. Eine direkte Positionierung auf der Gräting, wie Du es andachtest, scheint mir, abgesehen vom historischen Kontext, platzmäßig kritisch, da das Longboat mit 30-33 Fuß noch mehr Raum beanspruchte. Warum man auf zeitgenöss. Modellen keine "gallows" findet, lässt mich dennoch fragend zurück. Auch Ablageeinrichtungen oder Durchbrüche auf dem meist höchst dekorativen Backabschluss fehlen. Ästhetische Gründe, künstlerische Freiheit oder gab es keine? Doch Lagerung auf der Gräting, wider allen Hinweisen? Wohin dann mit den Reservespieren? Brauchte man keine? Fragen über Fragen. Und, da die Abmessungen der Boote und Rahen bei Deinem Modell ebenfalls in die Irrlichter der Zeit fallen, würde ich sie einfach weglassen. Sieht sowieso besser aus.
Danke, Volker @achilles für Deine Stellungnahme. Warum ich öfter wider besseres Wissen oder zumindest gegen meine Intuition mir solche Patzer erlaube, weiß ich nicht. Jedenfalls werde ich zierlichere Reservespieren fertigen und selbige -wie Du beschrieben hast- stauen, wieder die Bootsklampen hervorholen und die Boote in der Kuhl lagern -und das bleibt dann so-.
Bei der Vielzahl von Modellfotos ( Pinterest uva. ), aber auch bei alten Fotos von der St. Michael z. B. sieht man nie die Boote oder die Stauung der Reservespieren. Dieser Bereich wird ( aus Unsicherheit ? ) umgangen.
Der Kompromiss ! Schiffe in dieser Größe zu dieser Zeit ohne Beiboot(e) eigentlich undenkbar. Die Soleil Royal, nur wenige Jahre später gebaut, hatte sogar noch ein Beiboot auf dem erhöhten Achterdeck hinter dem Großmast. Folglich habe ich das mittlere Boot wieder in die Klampen auf den Grätings in der Kuhl gesetzt. Kleinere Reservespieren zu beiden Seiten der Grätings werden von den Bootcrabbern gehalten.
Wikimedia. Van der Velde. Battle of Solebay 1672. In der Bildmitte die Prince. Die langen Rahen (?) längs über die Kuhl sind deutlich zu erkennen. Natürlich, weil im Gefecht, ohne Boote. Womöglich die Anregung für die Konstrukteure des Bausatzes. Schmidt
Es gibt da einige Beispiele aus der Zeit. Ich meine auch eines von der Sovereign (of the seas), bei der ein Boot gerade runtergeschoben wird. Habe ich aber auf die Schnelle nicht gefunden. Hier eine Auswahl: Rijksmuseum (Royal) Prince Neptune bei Schifferlbauer London
Bei der "Royal Prince " von 1675 müßte es sich um die Prince handeln, da die Royal Prince ex. Prince Royal zu dem Zeitpunkt schon abgebrannt war.
Interessant auch die Ruderbarke im Vordergrund. Hat die gleiche Anordnung der Ruderer und von Steuermann und Flaggenmast wie bei der Chapman Barke die ich kürzlich gebaut habe. Könnte auch eine Klinkerbeplankung haben, wenn man näher hinschaut.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Danke, Holger. Nun bleibe ich dabei, die lange Grätingsreihe in der Kuhl bietet sich ein Boot geradezu an, kann aber noch auf einer Seite gekürzte Spieren über den Schotts zurren, mit entsprechenden und nicht zu markant ausgeprägten Aufliegern ( Gallows ).
Was ist das denn für ein halbrunder Aufbau auf den Großrüsten? Eine Eingangspforte?
Klaus
Hier handelt es sich um eine "Side-shelve", eine von innen zugängliche Latrine. Nach Einführung einer zweiten Eintrittspforte bei Dreideckern auf Steuerbord um 1670, verschwand diese stationäre bzw. versetzbare Einrichtung ( J.J.Simons: The Developement of External Facilities aboard Ships of the fifteenth to nineteenth Centuries. Thesis, 1985, Texas A&M University)
Bis die Spieren und ihre Lager fertig sind ( Herstellung, Anstrich, Anbringen der Lager etc. ) habe ich mich an die Anker 'gemacht' und versucht, einen Ankerring zu kleiden.