hat sich schon einmal jemand mit der »Danziger Kogge von 1299« beschäftigt? Sind Modelle davon bekannt?
In »Modellbau heute« 5_90 gab es als Beilage eine Rekonstruktion des Schiffe nach einer alten Siegelabbildung. Im Heft ist eine Seite dazu auf der es aber in erster Linie um Modellbautechniken geht.
Im Buch »Unter Segel« (Delius Klasing) wird das nach der genannten Rekonstruktion gezeigt:
Unter segeln.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Schiff interessiert mich. Primär treibt mich die Frage um, wie der riesige Mastkorb gehandhabt wurde. Ließ sich das DIng aufholen und abfieren?
über diese Kogge kann ich nicht wirklich etwas beisteuern. Das „Mastkastell“ ist wohl stilistisch dargestellt und würde so sicher nicht halten. Ein Knie oder kleines Stag würde das stabilisieren, wenn es denn komplett aus Holz war. Mit Tuch wäre der „Droheffekt“ sicher auch gelungen. Interessantes Schiff, bin gespannt was hier zusammen kommt und ob Du es bauen wirst.
Die Exzentrische Anordnung am Mast hat doch nur Sinn, wenn die Rah des Segels daran vorbei gefiert werden muss. Evtl. war der Mastkorb unter dem höchsten Punkt der Rah. Die dargestellten Taue waren Wanten, nur eben stilistisch dargestellt, die Stage sind nicht dargestellt, wie an dem Modellplan zu sehen
Ich denke, die dargestellten Mast Aussteifungen sind seitlich angebrachte Wanten. Der Mastkorb wurde Rücklinks über den Wanten am Mast befestigt. Das Segel wurde daran vorbei höher gezogen. Das verdeckt vielleicht die Sicht, aber stehend konnte der Ausguck noch darüber schauen, waren doch kleine Schiffe. Nur so eine Idee.
P.S.: Das setzt natürlich voraus, das die Rah kein Rack hatte....sondern aufgeholt wurde und dann erst am Mast gesichert,eben vom Korb aus......
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Je mehr ich darüber nachdenke festigt sich der Gedanke, dass die Kastellformation dem Wappen entsprechen sollte. In Praxis auf dem Schiff scheint es doch schwer handhabbar. Zumal, wenn massiv, sich das Metazentrum verlagert. Zur Zweckerfüllung genügt ein einfacher Korb auf dem auch drei Schützen Platz finden würden.
Mit den nach oben zeigenden Zinnen würde ich das ominöse »Ding «auch nicht als Flagge ansehen. Wenn die anderen, gleichaussehenden Elemente unten am Schiff als Kastelle angesprochen werden, würde ich bei einer Art Mastkorb bleiben. Ich habe gestern Abend nochmal in die schönen Bücher von Herrn Zimmermenn über die Nef geguckt. Dort werden ähnliche Konstruktionen beschrieben. Sie sind allerdings bei weitem nicht so groß wie die DInger auf dem Siegel Danzigs und fogen den eher kleinen Mastkörben auf den entsprechenden englischen Siegeln (welche Marten schon angesprochen hat)
Hier ein bessere Scan aus dem Heftchen »Hansekoggen auf Siegeln« (Ohne Autor, ohne Verlag)
Das ist schon ein gewaltiger, topplastiger Kasten dort oben! Als Detail wars dem Siegelmacher aber wichtig gezeigt zu werden. Wer weiß, vielleicht hat es das »Ding« anfangs gegeben und wurde später wieder abgebaut (so wie es z.B. heißt, die französischen Kapitäne des Sonnenkönigs haben auf See die übertriebenen Schnitzereien abgeschlagen um ihr Schiff seetüchtiger zu bekommen).
Steht im Berliner Technikmuseum nicht ein modell einer Danziger Kogge von 1299?
Hier die versprochenen Siegel: Alle aus dem Buch "Die Kogge: Sternstunde der deutschen Schiffsarchäologie" Ein sehr zu empfehlendes Büchlein.
Hier Sandwich:Sandwich.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Unter dem "Kastell" ist so etwas wie eine Abstütztraverse zu sehen.
Hier Damme: Damme.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Unter Beachtung von Windrichtung und Aussehen zeigt das eindeutig keine Flagge. Also irgendwie fällt der einseitig befestigte Mastkorb nicht unter künstlerische Freiheit des Siegelherstellers. Über die Größe lässt sich streiten. Proportionen waren ja bei den Siegeln ja nicht so wichtig.
P.S. Zu meiner Hypothese im # 6, dass die Rah ohne Rack am Korb vorbei hochgezogen wird hab ich auch was gefunden:
Bristol.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Siegel von Bristol, man sieht die Rah über den Wanten gezogen. Das geht nur ohne Rack.
Uwe vom Dunkelwald (lat.: Miriquidi)
Mitglied des Phantomprojektes Recherche: Fleute Zeehaen Kiellegung: Golden Hinde Fertiggestellt: Die Kolumbusflotte
Klaus hat Recht, im Technischen Museum steht ein Modell der Danziger Kogger: Hier ein Foto vom Modell, dass ich von der kogge bei meinem Besuch dort gemacht habe:
@HW9 Heiko: Vielen Dank! Dann habe ich mich doch richtig erinnert, obwohl ich 2005 zuletzt dort war...
Achterkastell und Toppkastell weichen von meiner Planvorlage ab. Auch der Rumpf wirkt viel voller als der MBH-Plan zeigt. Das Toppkastell zeigt die schmale Stelle in Richtung Mast weisend, der Plan umgekehrt. Die Nagelbank unter dem Mast halte ich für ein Gerücht. Das Thema «Wann wurden Belegnägel eingeführt« hatten wir hier im Forum ja schon ausführlich behandelt. Bei Koggen sind mir bisher – aussen bei den modernen Nachbauten – nur Belegpunkte auf Klampen an der Bordwand oder zwischen der offenen Wegerung begegnet.
Ob historisch richtig oder nicht: Die Bemalung beim Modell gefällt mir sehr!
Wie sieht bei dem Modell das Deck aus? Ist es querbeplankt (wie der Bremer-Koggenfund beweist).
Den genannten Plan habe ich übrigens hier gefunden:
@Klabauter - Hmm, ich denke das Modell war längsbeplankt, also nicht wie in beim Bremer Koggen-Fund oder mein Modell. Aber genau kann ich mich da auch nicht mehr erinnern, ich war vor einem Jahr dort. Leider war das Licht dort zum fotografieren sehr schlecht. So, dass man das leider auch auf dem hochauflösemden Originalfoto nicht erkennen.