Das mit den Pforten scheint doch recht vielschichtig zu sein. Was außer den von Volker dargestellten Problemen mit überkommender schwerer See die Sache komplex macht ist, dass es durchaus die Gefechtstaktik gab bei Schiff gegen Schiffgefechten nach dem Schuss die Stückpforte zum Schutz der Kanoniere zuzuklappen.
...aber wird dadurch nicht der Nachladeprozeß mit Wischer und Ansetzer behindert? Diese Geräte sind ja recht lang, und so weit fährt die Lafette beim Schuß ja auch nicht zurück. Nur bis ins Brooktau.
Deine Geschichte läßt sich übrigens gut lesen. Gerne mehr davon
Zu den Stückpfortendeckeln: Als Schutz der Mannschaften im Gefecht waren die Stückpfortendeckel nicht gemacht. Damals dachte man eher offensiv als defensiv. Also es galt den Gegner zu beschießen und nicht, sich zu verkrümeln. Kanonenkugeln waren sowieso in der Lage, die dicksten Bordwände zu durchschlagen.
Die Stückpfortendeckel sollten bei Überliegen des Schiffes im Wind oder bei hohem Seegang die Bordwände dicht machen. Sie sollten also verhindern, dass das Schiff in einem solchen Fall kentert. Das ist genau der Fehler gewesen, der bei der Vasa gemacht worden ist. Hier waren die Kanonen ausgerannt und als das Schiff überkam, strömte das Wasser durch die Geschützpforten.
Dann dienten die Stückpfortendeckel auch dem Komfort der Mannschaften, Schutz vor Wind und Wetter. Das war aber in der Kuhl sowieso obsolet.
Bei der Mary Rose gebaut 1509 - 1511) wurden die Aufholer der Stückportendeckel übrigens einfach nach oben über die Reling geführt. Erst später wurde der Aufholer durch ein Loch in der Bordwand nach innen geführt. So könnte de dann auch bei der Golden Hind gewesen sein.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Insbesondere das Dichtsetzen der Pforten bei Amwindkursen ist bei den niedrigen Freiborden dieser doch recht kleinen Schiffe, so scheint mir, eine sehr einleuchtende Überlegung. Wie Du schon schriebst ist die Vasa eines der deutlichsten Beispiele dafür wie gefährdet so ein Schiff war wenn die Pforten Wasser schöpften. Und Seeleute waren und sind wohl schon immer Pragmatiker gewesen. Will sagen, wenn die Deckel nötig waren und es sich nicht anders machen lies zurrte man sie eben mit dem Reep über die Reling gehend fest.
Beste Grüße
Hartmut ( Angarvater )
To the optimist the glas is half full. To the pessimist the Glas is half empty. To the ingenieur it is twice. As big as it needs to be.
Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Nun, die Wasa wäre früher oder später auch so gekentert; die offenen Stückpforten haben den Vorgang nur beschleunigt. Zum Glück für uns alle - so sank sie an einer Stelle, wo man sie 333 Jahre später wieder heben konnte, so dass wir uns noch heute an ihr erfreuen können.
Aber ansonsten ist die Erklärung auch für mich einleuchtend, danke! Also doch kein Swimmingpool. Schade, ich finde, die Idee hatte auch was.
Trotz der Unklarheiten bei den Pfortendeckeln und Kanonen gab es ja noch etliches zu tun.
Im hoekelschen Plan hat weder die Back noch das Halbdeck ein Schott zur Kuhl. Sieht man sich die alten Darstellungen an, so findet man bei diesen Galeonen immer Schotten, die zum Teil sogar Stückpforten hatten um in dem Fall, daß der Gegener die Kuhl besetzte dort hineinschießen zu können!!! Zudem wäre der Raum in der Back und unter dem Halbdeck bei solcher Fernfahrt wie sie Drake plante und durchführte wenn offen schlecht nutzbar. Ergo bekam die Back ein Schott in dem sich zwei Luken zur Durchführung des Kabelars bei Ankermanövern befinden. Im Übrigen habe ich einwenig die Deko ausprobiert und die Luken mit Gratings versehen.
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Cheerio!
Angarvater
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Vielen Dank für die Likes! Freut mich doch sehr wenn Euch meine Bastelei gefällt. Derzeit baue ich gerade das achtere Schott der Kuhl zum Raum unter dem Achterdeck hin. Das stellt an sich keine besondere Herausforderung, nur eine nette Arbeit dar, nun ergibt sich ein kleines Problem wenn ich es einbaue. Nämlich, was mache ich mit den beiden dann dahinter stehenden Kanonen? Denn an die Positionen komme ich anschließend nicht mehr ran. Da kam mir jetzt der Gedanke das Schiff mal nicht mit ausgerannten Stücken zu zeigen, sondern auf Marschfahrt mit gegen die Bordwand gelaschten Kanonen. Dann könnte ich ganz heimlich die beiden Stücke unter Deck einfach weglassen, da man sie bei geschlossenen Pforten ja doch nicht sieht.
Ein anderes Problem ist: wo bekomme ich Besatzungsmitglieder in 1:33 und dann noch mittelalterlich gekleidet her. Weis da jemand eine Quelle?
LG Angarvater
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Vielen Dank für den Hinweis und Dein freundliches Angebot. Lustigerweise habe ich mich gerade vorhin mit meinem Nachbarn, der gelegentlich die Werft besuchen kommt, über solche Figuren unterhalten, und er, als sehr britaffin sagte :“ Augenblick mal warten.“ verschwand und kam mit der 1:32 Figur des Sir Drake, die ihm sein Enkel bemalt geschenkt hat zurück!
Sir Francis inspizierte den Neubau, und das ging ohne Beschwerden in jeder Beziehung. Oder anders gesagt: der alte Seemann sah nicht zu klein aus.
Beste Grüße
Hartmut
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Ich arbeite mich langsam beim Neubau nach Achtern durch.
Hier ein Bild von den Relingen und "Zierleisten" des achteren Aufbaues.
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Dann kam der Niedergang zum Achterdeck und die Schmuckleiste der Achterdecksreling sowie die Grätinge an die Reihe.
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Nachdem der Niedergang eingepaßt war wurde er fest mit dem Schiffskörper verbolzt. Die Werftinspektion war damit einverstanden.
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Irgendwo wurde kürzlich gefragt ob denn solche Niedergänge nicht ein Geländer brauchten. Nach heutigem Verständnis immer, doch bis in weitaus jüngere Zeiten, als die der Elizabeth Tudor, gab es die nicht. Soweit ich weiß wurden prächtige Geländer und Handläufe erst wesentlich später auf den prunkvollen Großschiffen installiert. Dann aber zuerst mehr aus gestalterischen Gründen als aus Betriebssicherheitsüberlegungen. Daher auch hier: halt Dich fest Mann, gibt doch genügend Ecken und Kanten zum anpacken.
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beste Grüße
Angarvater
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Auf der Helling „Witsen“, holländisches Pinassschiff,1671. Nach Plänen von Ab Hoving
Sehr schön, sauber gebaut und ebenso gut bemalt, Hartmut. Nur der "Knabe" scheint mehr aus der Zeit Ludwig IX, wenn nicht sogar aus der des 'alten Fritz' zu sein . Aber zur Darstellung der maßstäblichen Proportionierung genügt es allemal.