Ich hatte eigentlich an ein anderes Werkzeug gedacht, das hier mal jemand gezeigt hat: zwei Leisten an einem Ende mit zwei Schrauben zusammengehalten und am anderen Ende eine Vertiefung, in die die Jungfer oder der Block eingelegt werden kann. Mit einem gleitenden Metallring können dann die beiden Leisten zusammengedrückt und somit das Teil geklemmt werden.
Vor ein paar Jahren habe ich einen Schwung der in Nr. 6 und 7 unten dargestellten Werkzeuge aus der Uhrmacherei gefunden. Sie haben Backen aus Messing, die ausgewechselt und den Bedürfnissen angepaßt werden können. Ich habe die Backen in einem Fall durch Holz ersetzt, um empfindliche Teile zu schonen:
Die Werkzeuge werden wohl heute nicht mehr hergestellt und waren wohl vorallem in Frankreich beliebt, während man in anderen Ländern eher die bekannten Feilkloben verwendete.
Diese französischen(?) Feilkloben lassen sich recht feinfühlig schließen. Wenn ich sie nachbauen würde, würde ich allerding anstatt des Gleitringes eine Mutter nehhmen und auf den geschlitzten Teil ein Gewinde schneiden. Das läßt sich dann mit einer Hand leichter bedienen, während man mit der anderen das Werkstück positioniert.
Fortsetzung: Kreuzmarsstengewanten – Haubans perroquet de fougue Die Kreuzmarsstengewanten wurden mittlerweile soweit gesetzt. Wie auf dem nächsten Bild zu sehen ist, verwendete ich auch hier eine einfache Vorrichtung mit Markierungen, die es mir erlaubte die Abstände für die Plattbändsel bzw. Kneifbändsel gleichmäßig anzubringen. Die Jungfer wird durch einen Dorn in Position gehalten. Nach dem die Kreuzmarsstengewanten eine ungerade Zahl, also 3 pro Seite aufweisen, waren die 3. Wanten mit einem eingespleißten Auge aufzusetzen. Dazu erschien mir dazu ein Hufeisenspleiss - Episurre en greffe - am plausibelsten. Durch die asymmetrische Form des Auges konnte eine ordnungsgemäße Anordnung der letzten Wanten sichergestellt werden. DSC08132.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
DSC08131.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum Abschluss noch ein Blick auf die Kreuzbramsaling. DSC08135.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Sehr schön Johann. Den Hufeisenspleiß durfte ich ja auch mehrmals binden, aber so schön davon kann ich nur träumen. Ich beneide Dich um Deine Gelassenheit und Fertigkeiten beim herstellen dieser Dinge. Beeindruckende Grüße, Frank
Hallo Johann Wie kleidest du deine Taue um den Spleiss, ist das frei Hand gemacht, oder auf eine Kleidemaschine? ...sehr schöne und präzise Ausführung und gut gewählte Bilder! Grüße Jarno
Kreuzmarsstengepardunen – Gaulhaubans perroquet de fougue Im nächsten Schritt werden für das stehende Gut der französischen Korvette die Pardunen angebracht. Diesmal beginne ich beim Kreuzmast. Die Marsstengepardunen haben einen ø 32 mm, was im Modellmaßstab 1:48 einem ø 0,67 mm entspricht. Diese Taue habe ich wiederum auf meiner Reeperbahn aus japanischem Seidengarn 7 x 3, also 3-kardeelig, rechts geschlagen. Wie auf dem folgenden Bild zu sehen, kann man mit einer relativ hohen Genauigkeit die vorgegebenen Durchmesser (13,41 mm geteilt durch 20 Windungen, ergibt ø 0,67 mm) erreichen. DSC08158.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Insofern würde ich, wie bereits schon öfter darauf hingewiesen, jedem der historische Segelmodellschiffe baut, empfehlen, früher oder später sich eine kleine Reeperbahn zu zulegen und die Taue selbst zu schlagen. Es lohnt sich allemal und ist leichter, als es den Anschein hat. Zudem macht es großen Spaß. Auf dem nächsten Bild sieht man ein Tau für die Kreuzmarsstengepardune im Vergleich mit einem Tau der Fockwanten. DSC08155.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Taljen zum Festsetzen der Pardunen, je Seite zwei Stück, werden mittels Jungfern ø 136 mm (ø 2,8 mm) auf den Rüsten angesetzt. Diese Pardunen werden als Paar mit gespleißtem Auge über die Stengewanten auf die Bramsaling gelegt, auf der Steuerbordseite beginnend. Der obere Bereich der Pardunen wird analog den Wanten gekleidet ausgeführt. Die folgende Zeichnung aus der Monographie zeigt den Verlauf der Kreuzstengepardunen. Pardunen_Kreuzmast_LaCreole.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
In diesem Zusammenhang darf darauf hingewiesen werden, dass das Auflegen des stehenden Gutes prinzipiell in folgender Reihenfolge zu erfolgen hat: Hanger Wanten Pardunen Stage
Nun genug der Theorie, jetzt geht es an die Umsetzung.
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung: Kreuzmarsstengepardunen – Gaulhaubans perroquet de fougue Wie bereits erwähnt werden die Kreuzmarstengenpardunen mittels Jungfern ø 2, 8 mm und Taljereeps auf den Rüsten festgesetzt. Bei einem Taudurchmesser von 0,67 mm der Pardunen ergibt sich ein Durchmesser für die entsprechenden Taljereeps von etwas mehr als 0,3 mm. Insofern war zu klären, wie ich aus dem feinen japanischen Seidengarn der Fa. YLI diese Taustärke annähernd realisieren kann. Dünne Taue in den Stärken 0,25 mm und 0,35 mm herzustellen, ist mir mittlerweile soweit geläufig, da diese bereits mehrfach am Modell (z. B. Webleinen, Taljereeps, Bändsel etc.) zum Einsatz gekommen sind. Für die Jungfern ø 2, 8 mm wirkte das Reep mit ø 0,25 mm einfach zu dünn und damit nicht stimmig. Somit resultierte hieraus folgende Aufgabenstellung: Wie gelingt eine weitere Differenzierung der Taustärken? Eigentlich lag es auf der Hand. Somit zeigte sich bereits nach dem 1. Versuch an der Reeperbahn, mit je ein Faden an 4 Haken (4-kardeelig), dass ich ans Ziel kommen werde. Auf der folgenden Aufnahme ist somit der Vergleich dieser Taue zu sehen. Klar erkennbar wird die Abstufung der Taustärken, aber auch die Struktur der Keepen ist natürlich bei dem 4-kardeelig geschlagenem Tau eindeutig feiner, was ich jedoch nicht als störend empfinde. Man darf sich von diesen Makroaufnahmen nicht täuschen lassen, denn das dünnste der Taue ist unwesentlich dicker als ein Faden. DSC08163.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das nächste Bild zeigt in der Mitte das eingezogene Taljereep der Kreuzmarspardune. DSC08172.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Abschließend sei noch bemerkt, dass ich beim Schlagen dieser dünnen Taue noch die Unregelmäßigkeiten in den Griff bekommen muss. Ungleichmäßig gespannte Fäden führen zu Unregelmäßigkeiten bei den Kardeelen, die je dünner das Tau, umso stärker in Erscheinung treten. Bis demnächst …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Ich habe Deine Reeperbahn nicht vor Augen, aber kann Du das Kardeel nicht von einem Haken zum anderen durchlaufen lassen ? Dann kann man alle zusammen spannen und ggfs. separat abbinden.
Das Durchlaufen von einem Verdrillhaken zum anderen geht wohl nicht. DSC06653.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Was aber funktioniert und praktiziert wird, ist das Durchlaufen am Schlaghaken zum Festmachen an den Verdrillhaken, also 2 x bei einem 4-kardeeeligen Tau. Aber wie ich heute festgestellt habe, geht es u. a. auch darum, wie fest man diese dünnen Taue schlägt. Hierzu anbei eine Aufnahme. DSC08179.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Beim einem weniger fest geschlagenen Tau treten Unregelmäßigkeiten weniger auf. Ich denke mit ein paar weiteren Versuchen, kann ich das Problem in den Griff bekommen. Zum Vergleich habe ich noch einen normalen Baumwollfaden von Gütermann und das Ausgangsmaterial (oben auf dem Bild) dazugelegt, um eine Vorstellung von der Dicke dieser Taue zu geben. Ein menschliches Haar ist zwischen 0,06 und 0,08 mm dick.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Meine Reeperbahn ist für das Arbeiten nach 'Frölich' ausgelegt, ohne 'Propeller'. Ich knote den Faden an einem Haken fest, gehe dann zur anderen Seite, winde ihn einmal um den Haken, gehe von dort zum nächsten Haken, wieder zurück zum Anfang, aber auf den nächsten Haken, winde den Faden einmal um den Haken, usf. Wenn ich jetzt vorsichtig spanne, indem ich den einen Setzstock verschiebe, dann werden die Kardeele gleichmäßig gespannt. Das sollte im Prinzip auch gehen, wenn man auf einer Seite nur einen Haken hat.
Diese Unregelmäßigkeit wie bei Nummer 3 tritt bei mir auf, wenn ich mit 4 Kardeelen ohne Kern schlage. Hier versuchen sich die 4 Kardeele in einer Raute zusammenzulegen um die engstmögliche Umschließung zu erreichen. Je härter man schlägt, um so mehr "Luft" wird rausgepresst und um so rautiger wird der Umfang, deswegen steht immer "1" Kardeel aus der Oberfläche raus. Bei dreikardeeligen Tauen passiert das nicht (bzw. sollte nicht).
@dafi Hallo Daniel, Danke für Deine Erklärung. Eigentlich logisch und nachvollziehbar. Mir dämmerts schön langsam, da war doch noch was - ah 4-kardeelig ... . Habe in dieser Richtung auch schon mal was gelesen. Aber kurz vor der Altersteilzeit - Freistellungsphase setzt vor lauter Vorfreude schon mal das Erinnerungsvermögen aus ...
Die Frage ist in meinem Anwendungsfall nur, wenn ich mit Seele schlage, wird dann das Reep nicht zu dick? Aufprobieren geht über Studieren ...
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner