Zitat von Willi im Beitrag #101Tatsächlich liegen hier im Forum einige Bilder von Replika alter Segelschiffe vor, bei denen die Nagelpfropfen auch aus sehr geringer Entfernung schon so gut wie unsichtbar sind. Gibst Du dem Realismus den Vorzug, solltest Du sie nicht darstellen. Folgst Du aber speziellen, z.T. sehr alten Modellbautraditionen, müsstest Du sie wohl zeigen. Ein Fehler wäre weder das eine noch das andere.
Hallo Willi,
danke für Deinen Beitrag!
Ich würde die Nagelpfropfen schon gerne darstellen und wie Du schreibst, wenn man sie recht dezent darstellt, sind sie auch aus geringer Entfernung nicht mehr sichtbar.
Meine Zweifel sind eher anderer Art:
bei den verschiedensten Modellen fällt mir immer wieder auf, dass die Nagelung bei dem „Three Butt Shift System“ (wie es Alexander für die Anson vorgesehen und ich übernommen habe) sehr unruhig, unharmonisch oft sogar chaotisch wirkt. Das liegt wohl daran, dass bei diesem System nicht so schnell eine gewisse Regelmäßigkeit entsteht, da nach drei Planken „normaler Nagelung“ schon wieder ein Stoß mit doppelter Nagelung kommt…
Schau mal, ich habe hier auf einen kleinen Teil des Deckplanes die Nagelung eingezeichnet: Die Nagelung auf den Decksbalken die Stöße aufweisen (und die Stöße sind fast bei allen Decksbalken) sieht doch recht chaotisch aus, oder?
Danke für die Antwort. Habe die gleichen Überlegung gehabt wie Du. Kannst mal bei dem Baubericht von meiner Thetis reinschauen. Habe die Dübelung mit Holzwachs im gleichen Ton wie die Beplankung gemacht. Dann fällt sie fast nicht auf, aber ist doch da.
Viele Grüße Robbi
Hallo Robbi,
vielen Dank für Deinen Eintrag.
Ich kenne den Baubericht Deiner „Thetis“, habe ihn mit großem Interesse verfolgt und gratuliere Dir zu diesem grandiosen Kunstwerk. Die Dübelung finde ich fantastisch…welchen Durchmesser haben Die Löcher für die Dübelung?
Schau mal, ich habe hier auf einen kleinen Teil des Deckplanes die Nagelung eingezeichnet: Die Nagelung auf den Decksbalken die Stöße aufweisen (und die Stöße sind fast bei allen Decksbalken) sieht doch recht chaotisch aus, oder?
Aus der Skizze im Goodwin geht hervor, dass zu dieser Zeit mit Ausnahme der Plankenstöße nur ein Nagel/Dübel verwendet wurde. Beim Original wurden wohl nur die Balken genagelt und mit Holzstücken verschlossen. Bei den dazwischen angeordneten Ledges wurden Holzdübel verwendet.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Ich kenne die Skizze von Goodwin – aber Goodwin schreibt auch, die Breite der Planken beträgt zwischen 9 und 12 Inch – ich kann mir irgendwie schwer vorstellen, dass eine Planke mit einer Breite von 30 cm nur mit einem Nagel an den Decksbalken befestigt wurde. Oder, was meinst Du/Ihr?
In der folgenden Zeichnung habe ich auch die Dübelung der Ledges eingezeichnet, das würde dann so in etwa aussehen:
Zitat von Erwin im Beitrag #106Schau mal, ich habe hier auf einen kleinen Teil des Deckplanes die Nagelung eingezeichnet: Die Nagelung auf den Decksbalken die Stöße aufweisen (und die Stöße sind fast bei allen Decksbalken) sieht doch recht chaotisch aus, oder
Hallo Erwin Für meinen persönlichen Geschmack finde ich ein zu strenges Muster in den Decksdübeln/Pfropfen eher zu langeweilig und ich glaube auch nicht, dass das im Original immer so aufgeräumt ausgesehen hat.
Leider fehlt es mir an Wissen oder Zugang zu authentischen Vorlagen. Als solche wären mir nur die Vasa oder die Mary Rose bekannt und die stammen ja aus einer anderen Zeit und deren Decksbeplankung war weit weg von der strengen Ordnung und Symetrie, die Alexander seinem Decksplan zugrunde gelegt hat. Auch nicht aus der richtigen Zeit ist der niedeländischen Zweidecker / Hohenzollernmodell. Hier kann ich nur meinen Eindruck von der Nagelung der Rumpfbeplankung schildern: chaotisch. Das bedeutet nicht, dass der Nagelung kein System zugrunde liegt, ich habe es nur noch nicht ganz entschlüsseln können. Dann wäre da noch das Buch "Das Erbe der Serenissima" von Karl Klaus Körner (ISBN 978-3-902526-37-3), in dem dieser die (seine) Rekonstruktion eines zeitgenössischen Modells einer venizianischen Fregatte von 1794 beschreibt. Zeitlich kommt das ja schon ganz gut hin und er geht nach meiner Meinung sehr akribisch vor. In den Planbeilagen fand ich das folgende Bild:
Scan_Pic0001.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fraglich ist hier, wie bei dem Hohenzollernmodell auch, wieviel Glauben man diesen Modellen schenkt. Entscheide selbst.
Die Victory als Vorbild für historische Korrektheit heranzuziehen wird hier im Forum kontrovers diskutiert. Tatsächlich ist an der Victory in Portsmouth wohl nur noch sehr wenig authentisch.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Vielen herzlichen Dank für Deine Hilfe und Deine Bemühungen!
Du hast bestimmt recht, die Originale sahen sicher nicht so „aufgeräumt“ aus wie viele Modellbauer es darstellen. Ich muss gestehen, ich bin auch ein Freund der klar geordneten Linien und der Symmetrie aber vermutlich sollte man sich von dieser Vorstellung etwas distanzieren.
Ich habe schon viele Bücher nach Hinweisen bezüglich der Nagelung durchstöbert, aber an das Buch „Das Erbe der Serenissima“ habe ich noch nicht gedacht. Das Buch steht auch bei mir im Regal, es ist sehr interessant und wie du schreibst scheint der Autor sehr akribisch ans Werk gegangen zu sein.
Ich kann nicht sagen wie weit man eine venezianische Fregatte als Vorbild für die Anson nehmen kann, allerdings erscheint mir die Nagelung aus der Planbeilage sehr realistisch und plausibel zu sein…und die Zeit käme auch gut hin – insofern als Anregung finde ich es sehr gut.
Die Vasa, das Hohenzollernmodell und die Mary Rose stammen doch aus wesentlich früherer Zeit…allerdings gibt es Fotos im Buch „Anatomy of Nelson´s Ship“ von Longridge die angeblich das Originaldeck der Victory zeigen. Im Gegensatz zur Skizze von Goodwin sind hier pro Planke und Decksbalken zwei Nägel/Dübel zu erkennen:
Erst als ich mit dem Deck aus Hainbuche fertig war und es immer wieder aus verschiedenen Blickwinkel begutachtete merkte ich, dass ich mit dem Deck nicht wirklich zufrieden war. Mir gefiel einfach das Holz nicht. Gewiss liegt das helle Holz der Hainbuche, das teilweise leicht ins gräuliche tendiert, näher am Original aber trotzdem entschied ich mich dazu das Deck aus Castello neu anzufertigen.
Nachdem die Planken nicht parallel verlaufen sondern sich nach vorn und hinten verjüngen muss die Länge jeder Planke und jeder Winkel bei den Stößen einzeln angepasst werden…und das sollte sehr genau erfolgen, da jede Ungenauigkeit spätestens nach der Dübelung (Pfropfen die die Nägel verschließen) unweigerlich erkennbar ist.
Hier das Castello Holz aus dem ich die Planken zugeschnitten habe
Erwin
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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Lager f?r die Kettentromm