ich würde mal ganz kategorisch sagen: Wenn etwas die Funktion eines Teils von etwas anderem behindert wird oder gar völlig unpraktikabel ist, sollte es vom Modellbauer entsprechend verändert werden. Ich glaube, bei der anderen Anordnung der Wanten wirst Du richtig liegen.
Ein paar kurze Hinweise. - Nach meinem Erachten sind die Langrohre für vorne und die Carronaden als Breitseitengeschütze zu sehen. Bei Trafalgar wurde damit ja die arme Bucentaure längs der Längsachse bestrichen. Außerdem sind Carronaden für nah, und nach vorne ist für Jagd, deshalb die längeren dort. Alternativ könnten die langen auch in der Pforte hinter der Carronade stehen. Beide Geschütztypen sehe ich nur in Ausnahmefällen mal gleichzeitig im Einsatz - entweder man jagt oder man hat ein Breitseitengefecht. Die Carronade lässt sich praktischerweise gegen die Bordwand klappen, und ist dann dem Jagdgeschütz nicht mehr im Weg. Und das Langrohr ist notfalls auch schnell an eine offene Stückpforte verlegt.
- Takelage nach vorne raus - da findet sich meistens ein Loch zum Durchzielen.
- Belegung Rüstbrett. Offiziell sollten die Rüsteisen in Verlängerung der Wanten sein, und nicht mit einem Knick wie in deinem Takelplan. Wenn du noch kannst, verlängere das Rüstbrett minimal nach vorne und der vordere Block mit 5 Juffern sollte nach vorne gerutscht freikommen, ebenso der mittlere mit den nächsten 5 Juffern. Wenn dann noch die kleine Juffer (von vorne Nr 10.) auch noch aufrutscht, dann könnte es passen. Und wenn die Pläne dann die hintere Pforte weiter hinten gehabt hätten ...
Die Pforten wurden auch für die Ankerdavits benötigt. Deswegen sollte auch das Brett unter der Pforte frei sein. Wie oben beschrieben kannst du das Prinzip der Belegung beibehalten, denn so wurde es im Standard gefahren.
Du hast natürlich Recht, dafi, wenn du sagst, dass die Carronaden für kurze Distanzen und die mittleren 12pdr (701) eher für größere Entfernungen gedacht sind. Da sich die Kugelmagazine (191) der Corronaden (647) direkt am Bugschottspant befinden… 999_copy.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) (Auszug aus Planblatt 4, Caldercraft, HMS VICTORY 1:72)
ist deren Position quasi vorbestimmt. Wahrscheinlich werde ich eine oder auch beide an der Bordwand positionieren. Vielleicht installiere ich aber auch eine 12pdr mit Schussrichtung nach vorne, dort wo gem. Planblatt 4 die Carronaden stehen sollen. Dann gibt es halt nur ein Entweder Oder. Jagen oder 'Hau den Lukas'. Mein Takelproblem hätte sich damit ebenfalls gelöst.
Kleine Randbemerkung: Keine Frage, hinsichtlich der Püttingeisen ist natürlich eine Positionierung in Verlängerung der Wanten absolut erstrebenswert. Allerdings scheint dies nicht immer möglich, wie Planblatt 4 am Beispiel von Groß- und insbesondere am Besanmast zeigt… Wanten_copy.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ich hoffe, eure Familien – und ihr selbst natürlich auch –konntet die Weihnachtstage in Ruhe genießen und seid von Corona verschont geblieben. Für das neue Jahr wünsche ich euch alles Gute und vor allem Gesundheit!
Ursprünglich hatte ich wirklich vor, von nun an bei der weiteren Vorgehensweise strikt auf den Pfaden des Manuals zu wandeln. Aber das Problem mit den Vorschiffstückpforten – oder wozu auch immer diese Öffnungen im Schanzkleid gedacht waren – lässt mir keine Ruhe.
Die Entscheidung allein auf Basis von Zeichnungen zu treffen halte ich für ziemlich riskant. Mein Modell weicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um den einen oder anderen Millimeter von den Plänen ab. Angesichts der zum Teil minimalen Distanzverschiebungen der Wanten und Pardunen erscheint mir eine einfache Grobplanung mittels Rundholz und Garn ebenso wenig zielführend. Bleibt nur noch die OP am offenen Herzen: Ich müsste zumindest den unteren Fockmast und die Fockstenge nebst Marsen vorab herstellen. Ob die Aktion wirklich hilfreich sein würde, steht in den Sternen.
An passendes Buchsbaum-Rundholz für die unteren Masten zu kommen erwies sich zu Beginn des VICTORY-Projekts als aussichtslos. Bei ARKOWOOD konnte ich jedoch wenigstens passende Vierkanthölzer ergattern. Basierend auf den Farbangaben im Manual hier die wichtigsten Zutaten für den unteren Fockmast und die Stengen… k-10.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
1 x 15x15 mm Buchsbaum für den unteren Mast 1 x 8x8 mm Nussbaum für den Masttopp 1 x 8 mm Nussbaum, Rundholz für die Fockstenge 1 x 4 mm Nussbaum, Rundholz für die Vorbramstenge 1 x Nussbaum-Eselshaupt (aus dem Bausatz)
Hinweis: Während der untere Mast lt. Baubeschreibung komplett aus einem Stück gefertigt wird, besteht er bei mir aus zwei Teilen. Der untere aus Buchs-, der obere (Masttopp) aus Nussbaum.
Als Erstes galt es, aus dem Buchsbaum-Vierkant ein Rundholz mit Ø 12,7 mm anzufertigen. Das (grobe) Fasen der Kanten ist dafür zwar nicht wirklich notwendig, … k-110.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
reduziert aber die Gefahr von Absplitterungen bei der Arbeit mit meiner elektrischen Hightech-Drechselvorrichtung… k-120.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) k-130.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Auf 12,7 mm reduziert, einen Verbindungsstift für den Masttopp gedrechselt, mit 240er und 320er Körnung nachgeschliffen, sieht der ehemalige Vierkant dann so aus… k-140.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Als nächstes geht's dem Masttopp an den Kragen oder vielmehr in den Hals: Für den Führungsstift des unteren Fockmastes in den abgelängten Nussbaum-Vierkant ein 4,0 mm Loch gebohrt, … k-310.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
am Kopfende einen passenden Aufnahmebolzen für das Eselshaupt gesägt/gefeilt, … k-320.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
beide miteinander verleimt, … k-330.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
und probeweise mit dem Mast verheiraten… k-335.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Im Folgenden standen nachstehende Arbeiten auf dem Stundenplan • Eselshauptsattel (1) aus insgesamt 7 Nussbaumteilen anfertigen und montieren • Masttopp beizen • Mastbandagen aus dünnem, schwarzem Karton am Masttopp anbringen (2) • Scheuerleisten (4) und Fallblock-Stroppklampen (3) am Masttopp anbringen
Hier die Einzelteile nochmal in Form einer Zeichnung… k-340.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zunächst die Teile für den Eselshauptsattel gesucht, ausgeschnitten und nachgearbeitet… k-345.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
dann in Sandwichmethode verleimt, … k-350.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) und die Nuten noch etwas nachgefeilt.
Anschließend den Masttopp samt Eselshaupt gebeizt und die Mastbandagen angebracht… k-355.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum Schluss die Scheuerleisten und Krampen montiert sowie den zwischenzeitlich gebeizten Sattel in Position geklebt… k-360_b.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum Ausruhen blieb leider wenig Zeit, denn die (noch nicht existierende) Mars trommelte im Hintergrund schon eine gefühlte Ewigkeit ungeduldig mit den Füßen und drängte auf Beginn ihrer Montage. k-605.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Allerdings müssen erst einmal Mastbacken aus Nussbaum (unten links) durch neue aus Buchsbaum (oben das Material und unten rechts die Fertigteile) ersetzt werden…
(Das Original besteht aus je 1,5 mm Echtholz. Ich war mangels Verfügbarkeit gezwungen, auf 1,0 und 2,0 mm ausweichen, um auf die gleiche Gesamtstärke zu gelangen)
k-605_b.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Als Ausgleich für die am Fußende des Originals eingefräste Verzierung…
mussten bei mir ein paar 0,5 mm Buchsbaumleisten für eine Alternativlösung herhalten… k-610.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) von links: a) Nussbaum-Original, b) Buchsbaumkopie ohne Aufdopplung, c) 0,5 Buchsbaum-Leistenstücke (oben) sowie mit Tesafilm fixiert & vorgeformt, d) Aufdopplung auf der Mastbacke verklebt
Vor der Montage der Mastbacken waren noch zwei Dinge zu erledigen. a) beidseitiges Verjüngen des Mastes, um den Backen ausreichend Halt zu bieten und insgesamt wieder auf 12,7 mm Durchmesser zu kommen… k-620.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
b) Anbringen der Mastbandagen, die von den Backen verdeckt werden… k-630.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Aus rein ästhetischen Gründen habe ich mich bei den teilweise verdeckten Bandagen für einen buchsbaumfarbigen Karton entschieden. Ein früherer Abstecher in den Bereich "Masten & Rahen", den ich euch unbeabsichtigt verheimlicht habe, macht – wie ich finde – einen eher überladenen Eindruck… k-X_140.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Abgesehen von dieser kleinen Retusche sollte folgendes beachtet werden: Um für die Mastbacken und den s.g. Kalben an der Frontseite eine möglichst lückenlose Verklebung zu ermöglichen, bietet es sich an, zunächst die Bandagen zu verkleben. Das erleichtert deren akkurate Ausrichtung. Anschließend die Backen / den Kalben mit Klammern an den zukünftigen Klebestellen fixieren und die Bandagen passgenau mit einem Skalpell o.ä. zu durchtrennen. Nun die Klammern lösen und die Bandagen vorsichtig an den zukünftigen Klebestellen entfernen… k-680.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) Obiges Foto zeigt beispielhaft die frei gelegten Klebestellen für den Kalben.
Und jetzt kann's endlich los gehen, mit der Mars! Zunächst die die Einzelteile aus dem Bausatz zusammengesucht, ausgeschnitten und nachgearbeitet… k-800.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Im nächsten Schritt die Marsplattform mit dem Dollbord sowie die Längs- und Quersalinge miteinander verleimt… k-820.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
und schließlich die Salinge auf die Unterseite der Mars geklebt… k-830.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Alles – mit Ausnahme der Plattformoberseite – dunkel gebeizt, die Oberseite mit 0,5 x 4,0 mm Tanganjika vorschriftsmäßig beplankt und die Latten aus 1,5 x 1,5 mm Mahagonny verklebt… k-840.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Jetzt fehlen nur noch ein paar Kleinigkeiten, um eine erste, provisorische Anprobe vornehmen zu können. 1. Der Scheuerschutz für die Wanten, als Viertelstab aus einer 3 mm-Vierkantleiste gefräst… k-846.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
2. Ein Handmast aus Buchsbaum als Ersatz für die bauseitige Nussbaumvariante (rechts)… k-850.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Dann sieht das Objekt der Begierde – zwar noch im Entwicklungsstadium - so aus… k-860.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
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Sorry, mir ist es auf Teufel-komm-raus nicht gelungen, dieses Foto vertikal einzufügen. (Die schwarzen/beigen Fäden an Deck gehören nicht zum "Inventar". Sie stammen von ein paar lose montierten Einzelteilen, die ich vorsichtshalber mittels Zwirn gesichert habe.)
Das sieht gut aus, hoffentlich sind die Teile des Topps noch nicht vollständig verklebt, sonst könnte es Schwierigkeiten mit dem Aufbringen der Augen für die Hoofdtaue geben.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Sorry, ich vergaß noch einen wichtigen Hinweis, den unteren Bereich vom Fockmast betreffend. Der geforderte Durchmesser von 12,7 mm darf keinesfalls überschritten werden, sonst lässt sich die Halterung (Teilenr. 543, 544, 545) für die Enterlanzen nicht montieren… DSC_0001_b.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Bei meinem bereits erwähnten heimlichen Ausflug musste ich dies Erfahrung leider machen. Der Mast war nicht mehr zu retten. Vor Montage der unteren Mastbandagen sollte außerdem unbedingt geprüft werden, ob sich die Ringe des Lanzenständers über die Bandagen verschieben lassen. Falls nicht, müssen die Ringe – natürlich ohne sie zu verkleben – vorher ungefähr an ihre spätere Position geschoben werden.
Den Begriff "Enterlanzen" habe ich noch nie gehört. Ich dachte immer, dass es sich bei diesen Dingern um Spillspaken handelt.
Mir gefällt, wie Du auch von Deinen Fehlern berichtest. Ein Baubericht, der nur Bilder vom perfekten Endergebnis zeigt ist zwar schön anzusehen, aber lehrreicher ist es, wenn man nachlesen kann, in welche Fallen man tappen kann.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Es sind tatsächlich 'Anti-Enterlanzen', die dort griffbereit (aber wohl mit einem Schloß gesichert), die dort aufgereiht waren. Unter Deck gab es ähnliche Anordnungen für Säbel, Beile und die Schußwaffen der Marineinfanteristen.