Wunderschöne, saubere Arbeit. Neben den von Willi schon erwähnten Sachen noch von mir der dringende Hinweis: vergiss nicht, dass noch die Wanten und Stage über die Masttops müssen.
Deswegen sollten Eselshaupt und die Klammern für die Fallblockaufhängung erst nach dem Überwerfen der Wanten und Stage angebracht werden. Woher ich das weiß? Weil ich neulich in meinem Vorausbaueifer nämlich auch fast darauf hinein gefallen wär ☺️
interessanter Hinweis; ich werde die (Justier-) Bändsel vom letzten Fotoshooting erst mal nicht entfernen. Damit lassen sich die Fallblockaufhängungen wunderbar am Eselshaupt oder an der Marsstenge fixieren und sind damit außerhalb der Gefahrenzone… k-1493.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) k-1494.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Aber ich verstehe dein eigentliches Problem nicht. Der Schlitz zwischen Masttop und Marsstenge sollte doch eigentlich ausreichen, um Wanten und Stage hindurch zu fädeln. Die Stroppen für die Fallblockaufhängung muss ich anschließend natürlich wieder in Form "frisieren" 😊
Kann ich bestätigen. Auch bei meinem Schiff wurde es mit Wanten und Stagen verdammt eng in den Schlitzen - zumal ich irrtümlich bei den Wanten jede Wante einzeln um den Mast gelegt habe. 🥴
Klassischer Weise werden die Wanten ja oben als Auge paarweise zusammengebunden und dann abwechselnd nach Schiffseite übereinander über das Masttopp gehängt. Wenn du die Wanten von unten kommend erst durch das Soldatengatt nach oben scheren musst, dann durch den Spalt zwischen Masttopp und Topmast durchzwängen, um das Masttopp herum und dann durchs Gatt wieder nach unten und anschließend alles zusammenbinden darfst, gaht zwar schon, ist aber ungleich aufwändiger als die Wantpaare mit Auge vorzubereiten und dann einfach drüber zu werfen :-)
Hier ein paar Impressionen aus Bridlecombe, Burney und Ulffers. Unter die Wanten kommen ja auch noch die Hanger, das erste Bild aus dem Ulffer.
Bei der von dir eingangs beschriebenen Vorgehensweise ist das sicherlich eine mehr als knifflige Angelegenheit. Deshalb hatte ich eigentlich vor, das Takelgarn in ausreichender Länge zunächst am Masttop mittels Augbänseln zu fixieren bzw. ein gezurrtes Auge für einfache Wanten und Pardunen anzulegen. Erst nach diesem Arbeitsschritt wollte ich das Garn nach unten, Richtung Rüsten führen. Das Fixieren am Masttop ist dann zwar immer noch eine ziemliche Fummelei, aber der Rest ist nicht mehr gaaanz so aufwendig.
Zwischenzeitlich sind Haupt- und Besanmast ebenfalls für den Einbau im Rumpf vorbereitet. Die Arbeitsschritte sind im Prinzip die gleichen wie beim Fockmast. Auf einige Besonderheiten, den Besanmast betreffend, werde ich zu einem späteren Zeitpunkt noch zu sprechen kommen.
Hinsichtlich der Fockmast-Rüste konnte ich bislang noch keine praktikable Lösung finden, die den seitlichen Einsatz der beiden mittellangen 12pdr auf dem Vorschiff ermöglicht. Ihre Verwendung als "Jagdgeschütz" ist im Übrigen nur bei gerefften Sprietsegeln möglich… Spritsails_20240808.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
es sei denn man beabsichtigt, sich selbst ins Knie…, oder so.
(Alan McGowan, "HMS VICTORY, Her Construction, Career And Restoration", S. 159)
Was auf dem Papier noch relativ einfach aussieht stellt sich in der Praxis leider manchmal als komplexes Problem dar. k-A012.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) (Auszug aus Planblatt 12: Rigging Stage 1 und Planblatt 14: Rigging Stage 3)
Hin und wieder hilft allerdings ein wenig Ablenkung, um unverhofft auf Lösungen zu stoßen. Deshalb habe ich mein Augenmerk zunächst dem Kompasshäuschen und dem Steuerrad auf dem Achterdeck gewidmet.
Zur Anfertigung des Kompasshäuschens gibt es relativ wenig zu sagen. Die Teile werden einfach gemäß Plan… k-K001.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
miteinander verklebt: a) Der Korpus aus 4 mm Nussbaum (86), b) die Verglasung aus Kunststofffolie (707) und c) die Messingteile (499, 500).
(Auszug aus Planblatt 4: Quarterdeck and Poop Deck Details)
Es empfiehlt sich, die Messingteile bereits vor dem Verleimen farblich dem Nussbaumkorpus anzupassen, um Verschmutzungen der Verglasung zu vermeiden. Entgegen den Vorgaben im Manual (Nussbaum Natur) habe ich mich für einen rotbraunen Farbton (Kastanienbraun) entschieden. Zum Schluss den Schornstein (664) aus Zinn entgraten, kupferfarben bemalen und in einem vorgebohrten Loch mittels Sekundenkleber fixieren. Mit jeweils drei Augbolzen auf jeder Schmalseite und etwas 0,1 mm Takelgarn befestigt… k-K031.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
findet das Objekt schließlich seinen vorbestimmten Platz auf dem Achterdeck.
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Und damit sich das Bötchen auch wirklich dorthin bewegt, wohin es sich laut Kompassanzeige bewegen soll, fehlt noch ein Steuerrad… k-S001.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) (Auszug aus Planblatt 4: Quarterdeck and Poop Deck Details)
Die Einzelteile – außer Seiltrommel und Achse – sind im Bausatz enthalten… k-S021.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Doppel-Steuerrad aus Messingblech (605) ist schnell montiert. Es wird in gleicher Farbe gestrichen, wie das Kompasshäuschen… k-S022.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Seiltrommel habe ich aus einem Stück Ramin-Rundstab 8 mm gefertigt. Zunächst eine 1 mm-Bohrung für die Achse ausgeführt… k-S023.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
und den Rohling dann mittels Drechselbank auf 5 mm reduziert… k-S024.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Wenn die s.g. Spindel beim drechseln fest im Bohrloch sitzt, … k-S025.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
ist sichergestellt, dass die Achsbohrung nach dem Drechseln absolut mittig verläuft… k-S026.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Jetzt nur noch ein kleines Stück von 8 mm Länge absägen, probeweise mit den übrigen Teilen zusammenstecken und… frustriert feststellen, dass die Konstruktion – warum auch immer – nicht unter das Poopdeck passt! Auch ein beherztes Kürzen der vorderen Stütze brachte nicht den gewünschten Erfolg.
Letztendlich blieb nur noch der Griff in die Mottenkiste, in die ich bereits vor Beginn des Teilprojekts einen (heimlichen) Blick geworfen hatte… k-S029.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) (oben links das Original)
Die Variante rechts unten erschien mir nun wirklich allzu klobig. Somit blieb nur noch Alternative links unten. Nach dem Entgraten, Lackieren und dem Zusammenbau… k-S034.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
sieht das Objekt einigermaßen passabel aus. Die hell gefärbten Griffe sollen die Verschleißspuren durch ständigen Gebrauch verdeutlichen. Damit sie als solche nach Installation des Poop Decks überhaupt erkennbar sind, musste ich sie extrem aufhellen.
Und – Jott sei et jelobt un jedank – passen tut's auch! ... k-S038.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Jetzt fehlt nur noch die Verbindung von der Seiltrommel zur Ruderpinne... k-S060.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Im Manual steht: "Zur Echtheit wickeln Sie 0,5 mm Naturgarn, das das Ruderreep darstellt, mehrere Male um die Nabe und führen Sie es dann durch zwei 1 mm Löcher (Reepgatchen) im Achterdeck."
Meine Vorgehensweise war mal wieder leicht abgewandelt: Zunächst die beiden Löcher leicht versetzt ins Achterdeck gebohrt (vgl. Foto oben). Dann jeweils ein ca. 25 cm langes 0,5 mm starkes Takelgarn durch ein Loch gefädelt (etwas Holzleim zur Versteifung des Garnenden erleichtert das Einfädeln), … k-S041.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Dann mit einer gebogenen Pinzette… k-S042.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
gefühlvoll durch die Öffnung für den Besanmalst… k-S043.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
das Garn erhascht und ans Neonlicht der Welt gezogen… k-S044.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Ein paar Knoten als Durchrutschsicherung… k-S044_2.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
mit etwas Leim versehen und vorsichtig – ohne zu matschen – unter Deck geführt… k-S045.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Am anderen Ende straffgezogen und für ein paar Minuten mit einer Klammer gesichert, bis der Leim angetrocknet war… k-S046.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Zur Darstellung der Seilführung jetzt nur noch ein Stück 1x2 mm Nussbaumleiste ca. 2 mm vor dem Kopfende mit einer 1 mm Bohrung versehen… k-S047.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
dunkel beizen, auf das Takelgarn fädeln und an Deck verkleben… k-S048.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Steuerrad dient hier lediglich als "Richtlatte". Um es während der weiteren Arbeiten nicht zu beschädigen, werde ich die Endmontage erst durchführen, nachdem ich die 12pdr auf dem Achterdeck getakelt habe. Das Reep zur imaginären Ruderpinne wird dann abwechselnd (Steuer- / Backbordseite) jeweils straff gespannt einmal um die Seiltrommel gewickelt und mit verdünntem Holzleim fixiert. Dieser Vorgang wird wiederholt, bis sich die beiden Reeps in der Mitte treffen.
Zwischenzeitlich ist mir noch aufgefallen, dass sich das Kompasshäuschen bei genauer Betrachtung vor allem durch eines hervortut: Gähnende Leere in den Vitrinen… k-K032c.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Manual sieht diesbezüglich zwar keine Abhilfen vor, aber gegen den Leerstand sollte dringend etwas unternommen werden, finde ich…
Wenn du noch kannst, fädle für jedes Steuerreep noch ein kleines flaches Abdeckhölzchen auf und klebe es auf dem Durchgangsloch auf das Deck. Dies war eine Abdeckung gegen Nässe, die nach vorne und hinten mitlief, da das Reep ja auf der Trommel wandert.
ich empfinde deinen Einwand durchaus nicht als Meckern. Im Gegenteil, ich bin froh über jedes Feed Back! Du hast Recht. Der Abstand zwischen Ruderstand und Kompasshaus ist äußerst knapp bemessen. Aber viel Platz steht da leider nicht zur Verfügung… k-DSC_0004.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Zwischen Besanmast (152) und Rückseite vom Kompasshaus verbleiben lediglich 26 mm und das hintere Steuerrad ist lt. Plan 12 mm vom Mast entfernt. Evtl. täuscht die Ansicht auf dem Foto auch etwas oder der Ruderstand ist vor der Aufnahme geringfügig verrutscht, da ja noch nicht an Deck verleimt.
Was also braucht es für das Innenleben?... k-A006b.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) (Kompasshaus der HMS Trincomalee)
a) jeweils einen Kompass links und rechts, b) eine Laterne in der Mitte
Zunächst im Internet nach einer akzeptablen Kompassrose gesucht. Diese kopiert, auf unterschiedliche Größen verkleinert und auf 200g-Fotokarton ausgedruckt. Dann zwei Exemplare à 4 mm Durchmesser ausgewählt und mit einer Lochzange ausgestanzt… k-K225.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Für die Laterne ein Reststück 4mm-Messingrohr aus der Mottenkiste auf 4 mm Länge gekürzt und mittels Permanent Pen eine Laternenstruktur angedeutet… k-K230b.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Nachdem die rückwärtigen "Fensterscheiben" dem Skalpell zum Opfer gefallen waren, • festgestellt, dass der Kamin von Caldercraft bis zum Vitrinenboden reicht und somit den Einbau der Laterne blockiert ☹ • Beim Versuch, den Kamin zu demontieren, löste sich die Verleimung des Kompasshäuschens an Deck 👿🌩️, was zu einer intuitiven Affekthandlung führte: In einer Nacht-und-Nebelaktion habe ich mir klammheimlich die Abrissbirne eines aus Datenschutzgründen hier nicht explizit genannten Experten ausgeborgt(😉) und klar Schiff gemacht… k-K240.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Kleines Trostpflaster: Immerhin lassen sich Arbeiten am Objekt jetzt wesentlich einfacher durchführen. Zunächst das Innenleben und den Schornstein installiert… k-K245.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Dann am Kompasshaus die Augbolzen für die Decksbefestigung erneuert und die Verankerung an Deck ebenfalls mit Augbolzen und 0,25 mm Takelgarn ausgeführt… k-K250.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Modellbauer des Heller-Kits meckern ja manchmal über die Form des Binacles, da es so anders aussieht als das heute dargestellte. Dabei hat es ganau diese Form wie deines und dieses (oder ein baugleiches) war in der Zeit, als der Bausatz entwickelt wurde tatsächlich so auf der Vic :-)