Danke, @Carpfanger , machs dir bequem; hier geht es demnächst stetig weiter, da die Sommerpause vorbei ist. Derzeit warte ich auf ein bestimmtes Takelgarn, um mir ein richtig schmuckes Großstag zu schlagen.
In der Zwischenzeit... siehe Signatur. /werbeblock aus/
Nachdem meine Lieferung mit Takelgarn eingetroffen ist, konnte ich mir endlich mein Großstag schlagen. 3x 1mm-Amati habe ich dafür benutzt. Gekleedet, in der Kleedemaschine auch gleich die Maus gedreht, Herzkausche ans andere Ende und ab damit an Bord! M708.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Kurz danach war dann auch das Borgstag fertig - hier ein Blick in den Masttop: M712.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Dann waren da noch Restanten - @bernd wird's freuen, denn er hatte mich darauf hingewiesen, dass da im Top des Fockmastes noch was fehlt. Kausche fürs Großbramstag gesetzt; Block zur Weiterführung des Großstengestags angebracht. Und ich weiß, es fehlt auch noch Stropp und Kausche für das Groß-Oberbramstag, kommt morgen. Mein Ausguck hat sich jedenfalls ganz schön gewundert, als hinter ihm plötzlich rege Betriebsamkeit herrschte. M710.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
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Am Besan haben die Arbeiten auch begonnen. Die Seitentakeln sind gefertigt und angebracht, und das erste Wanttau steht auch: M713.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
So, nochmal kurze Qualitätskontrolle - ok, passt so! Gute Nacht für heute. M715.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
In dem Baustadium ist dein Schiff jetzt schon ein Träumchen !
Kleeden - mit dem Begriff konnte ich erst gar nix anfangen. Die Suchmaschine hat mich dann direkt auf die Seite www.karton-im-wind.de eines bekannten Spezialisten geleitet. Jetzt bin ich schläuer.
Ahoi @Willi , erstmal danke für deine netten Worte! Und dieses schöne Netz ist aus der Ätzteillieferung des Herrn dafi, weiß jetzt bloß nicht mehr, zu welcher Platine, aber das weiß Herr @dafi sicher gleich auf Anhieb.
@Carpfanger Danke auch dir! Und: Wahnsinn! Hab es mal selber probiert und bei Google "Taue kleeden" eingegeben. Der dritte Treffer ist meiner! Boh...
Lieber Bonden! Wir können ja von Glück sagen, dass es wieder Winter wird und Deine Arbeiten weiter gehen. Wunderschön anzusehen. Ich würd gern mal nach Dresden kommen, wenn mein Bau hier fertig ist. Herzlichst Michi
Die Diskussion in Achilles' Baubericht um das Darstellen von Spleißereien am Modell im Vergleich zur (wahrscheinlichen) Realität hat bei mir zu der Feststellung geführt, dass wir viel zu wenig zeigen, wie wir so bestimmte Kleinigkeiten bauen. Vielleicht liege ich ja da auch falsch, aber es ist eben mein subjektives Empfinden. Ist ja auch egal - das ist hier mein Thread, da kann ich machen was ich will, so. Und deshalb will ich mal zeigen, wie ich so takelmäßig arbeite mit meinem bescheidenen Werkzeug- und Maschinenpark. (Schon die Mehrzahl "Maschinen" ist eine Übertreibung! ) Vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen Menschen, der noch weit entfernt vom Modellbau-Olymp ist; und wenn ich im Ergebnis meines jetzt folgenden Kurzvortrages Tipps und Anregungen bekomme, wie ich es besser/einfacher/schöner machen kann, bin ich ja auch nicht böse.
Ich benötige einen Schenkelstropp auf der Marsplattform des Großmastes, um dort das Kreuzbramstag steifzusetzen.
Eine Kausche muss also eingebunden werden. Dazu brauche ich erst einmal eine Kausche. Die fertige ich mir aus einem dünnen Messingrohr, Außendurchmesser 1,8 mm, Innendurchmesser 1,2 mm. (Wobei das mein dickstes Messingrohr ist - ich habe noch zwei andere mit geringeren Abmessungen für kleinere Kauschen.) Ich verfüge über keinen großen Maschinen- und Werkzeugpark; die Kauschen schneide ich also mit einer kleinen Metallsäge freihändig ab. Das Problem dabei ist, dass die kleinen Mistdinger immer den Drang haben, nach dem Absägen nach unten zu fallen - und damit meine ich nicht die Tischplatte, sondern den Teppich darunter - und einmal dort angekommen, sind sie wahre Meister im Verstecken! kratz1 Aber man ist ja nicht umsonst Kartonmodellbauer - ein Stück Karton ist schnell zur Hand, wird zur Kauschenauffangschale umgebaut und schon bleiben alle brav an Bord. M717.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Kauschen werden dann aufgefädelt und dürfen ein ausgiebiges Brünierbad nehmen. Und jetzt geht's los! In der Zeit, in der die Kauschen im Bad herumtollen, habe ich ein Stück Takelgarn gekleedet, denn alle solche und ähnliche Stropps sind gekleedet. Nun lege ich mir alles zurecht, was ich benötige: M720.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) In der Mitte, klein, aber fein, unsere Kausche, darüber das gekleedete Tau. Ponal Turbo, mein Lieblingskleber bei solchen Aktionen, eine Rolle dünnes schwarzes Garn, ein Stück Papier, um da einen Klecks Kleber zu deponieren, der unvermeidliche Zahnstocher zum Auftragen des Klebers, eine dritte Hand, ein kleines Stück Karton als "Kauschenschoner" und ein Schneidewerkzeug.
Zuerst wird mit dem Tau eine Bucht gelegt, diese von innen eingeleimt und dann die Kausche dort reingeklebt. M721.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Um das relativ weiche Messing vor den Zähnen der Kroko-Klemmen der dritten Hand zu schützen, kommt das kleine Kartonstück zum Einsatz. (Ich habe kürzlich in einem anderen Forum einen tollen Trick entdeckt, bin nur noch nicht dazu gekommen, den umzusetzen: Die Krokoklemmen einfach platt machen! Genial einfach, einfach genial.) Ich knote an ein Ende des Taus ein Stück des dünnen Garns, leime es mit einem Tupfer Ponal fest und binde jetzt die Kausche mit einigen Rundschlägen fest ein. M722.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Festleimen und Enden kappen, dann schaut es so aus: M723.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Jetzt geht es an den ersten Schenkel. Ich lege eine Bucht (den Abstand zur Kausche muss man natürlich vorher am Modell ausmessen), und fixiere das wieder in der dritten Hand. Wieder wird um ein Ende ein Stück Garn geknotet und verleimt; dann mache ich zwei bis drei Schläge, um eine kleine Öse zu erhalten. Ohne den Faden zu kappen, leime ich ihn fest, so dass er sich nicht wieder aufdröselt. M724.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Theoretisch bräuchte man ja jetzt nur ein paar Wicklungen mehr vornehmen, festleimen, das überstehende Ende Tau kappen und fertig ist die Laube. Aber mal ehrlich: Wie würde das denn aussehen? Man hätte dann eine dicke, gleichförmige "Walze", die abrupt endet und kantig in ein dünnes Stück Tau übergeht. Im Original wurden solche Ösen und Augen gespleißt und dann gekleedet; das wäre jetzt im Maßstab 1:72 ein klein bischen übertrieben... Aber es soll wenigstens so aussehen als ob, daher habe ich folgende Variante gewählt: Hier erst einmal ein Blick auf das Ergebnis der zuletzt geschilderten Aktion: M725.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Und jetzt kommt's: Ich schneide das nicht benötigte Ende bis auf ein kleines Stück ab. Was passiert? Genau, die Kleedung dröselt sich auf, da ich sie vorher nicht mit Leim fixiert habe. Und das mit voller Absicht. M726.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Den Kleedefaden kappe ich jetzt so dicht wie es geht an der bisherigen Bindselung, spanne das alles wieder in die dritte Hand und fahre damit fort, mit dem dünnen Faden das Tau zu umwickeln, bis das kleine Stück jetzt ungekleedetes und dadurch viel dünneres Garn komplett eingewickelt ist. Dann wieder Ponal, kurz trocknen lassen, aus der dritten Hand nehmen und das Ende des dünnen Garns kappen. M727.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die gleiche Aktion jetzt nochmal am anderen Schenkel, und am Ende sieht es dann so aus: M728.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wie ihr seht, sind die Schenkel nicht exakt gleich lang. Das hier war gewissermaßen live, und ich wollte es euch so zeigen, wie ich es "im Alltag" baue, und da wird nicht immer alles total perfekt. Man könnte es neu bauen, aber in dem Fall habe ich mir überlegt, wo das Teil angebaut wird und was man später davon noch sieht. Und im Ergebnis dieser Überlegung wurde es so wie es ist angebracht. Dazu habe ich in jede der beiden Ösen einen dünnen Faden befestigt, das andere Ende in eine Nadel eingefädelt und dann jeden Schenkel für sich um einen Holm der Längssaling der Marsplattform gebunden. Hier seht ihr den Arbeitsstand kurz vorm finalen Festmachen der beiden Garnenden: M729.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Nachdem alles sauber verknotet und die Enden gekappt wurden, habe ich probehalber die Marsplattform aufgesetzt, um zu sehen, wie es im Ergebnis aussieht. Nun, mir gefällt es so. M730.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Speziell immer dann, wenn zwei gekleedete Enden miteinander verbunden werden sollen und man weiß, dass das im Original immer auf einen Spleiß hinauslief, finde ich meine Methode mit dem kurz Einbinden und dann das überschüssige Ende kurz kappen, die Kleedung entfernen und das eigentliche Tau mit einbinden optimal. So habe ich z.B. die Stagaugen gelegt oder auch die Hanger für die Ladetakel sowie die beiden letzten Wanten des Großmastes.
Wie macht ihr das?
P.S.: Hab kein Problem damit, wenn der Beitrag irgendwo hin verschoben wird, wo er bei der Suche nach Tipps und Anregungen schneller gefunden wird - so er denn als dafür würdig angesehen wird.
Zum Trennen von dünnen Messingrohren hätte ich einen Tip. Versuche mal das Messingrohr mit einen stabilen und scharfen Messer (Teppichmesser) auf der Schneidunterlage rollend zu schneiden. Die Rollbewegung entsteht automatisch wenn Du das Rohr nicht festhältst. Das Ergebnis ist ein sauberer rechtwinkliger Schnitt welcher fast gratfrei ist. Ich habe diese Variante bei einem russischen Monteur gesehen welcher so hydraulische Leitungen abgelenkt hat und nutze diese Methode lieber als meinen Maschinenpark zu nutzen.
Gruß Kay
Wir sollten wieder lernen, aus der Freizeit Muße zu machen. (Otto Flake, Schriftsteller)