vielen Dank für die vielen Likes und die netten Kommentare. Das tut soooo gut!
Bevor ich wieder ein paar Neuigkeiten zeige, habe ich eine Frage zur Schlangenleine: Welche "Taufarbe" ist hier besser? Gehört ja zum stehenden Gut, von daher eher viel dunkel (ich hab ja meine Wanten und Stage in gepflegtem Schwarz - ich weiß, historisch nicht korrekt, beim nächsten Schiff wird alles besser...)? Oder doch lieber in der Farbe, ich der ich auch meine Taljereeps habe, also ein freundliches Teerbraun?
So, und dann noch eine Frage. Ziemlich spannendes Thema für mich: In dem Maße, in dem ich mich immer mehr mit der irgendwann unweigerlich vor mir stehenden Aufgabe "laufendes Gut" beschäftige, vergleiche ich die Vorgaben im Schrage mit den Möglichkeiten meines Modells. In die Bauanleitung von Shipyard schaue ich bestenfalls noch interessenhalber, um zu schauen, wie man sich dies und das dort gedacht hat. Und jetzt ist mir mit Schrecken aufgefallen, dass mein Schiff keine Nagelbank am Großmast hat. Im zweiten Bild meines vorigen Beitrages seht ihr, dass es da diese rote Mastbeting gibt und das Geländer vom Achterdeck. Shipyard meint nun, dort alles, was so von oben kommt, festzuknüppern. Kann man das machen? Mit Blick in den BB von bernds Pandora sehe ich da eine Nagelbank hinter dem Großmast. Sowas würde ich bei meiner Mercury wohl nur mit Müh und Not hinbekommen, und wie ich dann an dieser Taue belegen soll, erschließt sich mir gar nicht. Eventuell könnte ich versuchen, in den unteren Querholm der Mastbeting Belegnägel reinzufriemeln, was aber auch ein äußerst diffiziles Unterfangen werden würde. Die Beting abzureißen würde sicher das Deck irreparabel beschädigen - immer dran denken, das ist alles bloß Karton... Also doch alles um die Beting und ans Geländer knüppern? Ich bin etwas ratlos.
Ich habe heute dem Marinemuseum St.Petersburg eine Schiffsbeschreibung incl. Fotos zukommen lassen, von einer 16 Kanonen Fregatte, die ich Mitte 18.Jahrhundert einordne. Da in Russland damals Schiffbaumeister vieler Länder arbeiteten, waren die Einflüsse auch da. So ist diese Fregatte englisch angehaucht. Und? Kein einziger Belegnagel, außer die kleine Nagelbank innerhalb der Wanten. Ich wollt es nur mal gesagt haben. Fragen über Fragen......
Lees (The Masting and Rigging of English Ships of the War 1625-1860)) schreibt, dass Belegnägel bei englischen Schiffen bis Ende des 18. Jahrhunderts nur als Belegnagelbrett in den Wanten vorkamen. Auch seine schematische Zeichnungen zu den Belegstellen bei Schiffen unterschiedlicher Epochen zeigt er die "Pins" auf der Großmastbeting nur bei einer Fregatte um 1810, während er bei Schiffen früheren Datums (1719, 1742) keine Belegnägel an dieser Stelle einzeichnet, auf die Belegnägelracks in den Wanten des Besanmastes jedoch deutlich hinweist. Es spricht demnach alles dafür, dass du dir das "Reinfriemeln" am Querholz der hinteren Beting sparen kannst. Meine ist übrigens ebenfalls nagellos.
Tja, so richtig weiter bin ich nun noch nicht mit meinen Überlegungen.
Schaue ich mir hier im Forum Fotos in diversen Bauberichten an und gucke zusätzlich dazu in den Schrage und zum Spaß auch mal in die Bauanleitung von Shipyard, kann die Vielfalt kaum größer sein. Also, der Schrage: Da sieht man die Abb. 452 - die zeigt die Nagelbank hinter dem Großmast auf dem Achterdeck, also hinter dem Geländer. Das wäre sicher die für mich am leichtesten zu realisierende Variante. Dann wie gesagt bernd's Pandora mit der Nagelbank unterhalb der Vorderkante des Achterdecks. Der Kollege sailor hat in seinem BB der Alihanka eine ganz andere Variante anzubieten: Klampen im Deck hinter dem Mast, Nagelbänke seitlich des GM.
Versuch einer Lösung: Meine Überlegung ist nun folgende: Unter Berücksichtigung des Machbaren an meinem Kartonmodell kann ich mir vorstellen, dieses rote Gestell vorsichtigst von Deck zu lösen, so, dass ich es später wieder genau dort draufpappen kann - mit Metallstiften in den Füßen und so. Auf die hintere "Geduld", wie dieses Querholz wohl genannt wird, könnte ich die erforderliche Zahl an Belegnägel anbringen. Die temporäre Abwesenheit des Betinggestells könnte ich dann noch nutzen, um rund um den Großmast die weiteren erforderlichen Augbolzen anzubringen und ggf. gleich die dazugehörigen Blöcke einzuhaken. Zusätzlich könnte ich in die Beting noch die Scheibgatten (durch entsprechende Bohrungen) fertigen für die Fockbrassen, die Bramschoten, die Großmarsbulien und die Rahtakelläufer.
Das wird schon fitzelig genug, aber was denkt ihr, ist das ein aushaltbarer Kompromiss?
Oh, und während ich noch den obigen Beitrag schrieb, hat Volker freundlicherweise geantwortet. Danke, @achilles , das würde es für mich leichter machen. Allerdings will ich nicht verhehlen, dass ja vor und hinter dem Fockmast je eine Nagelbank mit je 6 Belegnägeln steht und auf der Back zusätzlich noch links und rechts neben der Schiffsglocke Nagelbänke mit je 7 Nägeln stehen, dazu kommt noch eine Nagelbank hinter dem Besan mit 10 Nägeln und hinter den Besanwanten sind binnenbords auch noch je eine Nagelbank mit je 9 Nägeln zu finden. Insofern erscheint es dann unlogisch, ausgerechnet am GM auf Belegnägel zu verzichten - auch wenn deine Ausführungen ja meine Unlust auf erneute Abriss- und Umbauarbeiten unterstützt...
Wie man aus der Diskussion um die "Belegnägel" entnehmen kann und die Anmerkungen von @schifferlbauer einbezieht, glaube auch ich, dass die Engländer eher konservativ im Schiffsbau waren und tatsächlich, wie Lees es beschreibt, bis Ende des Jahrhunderts auf Belegnägel verzichtet haben. Das Entfernen der "racks" an den von dir erwähnten Stellen dürfte zudem einfacher sein, als in den Tiefen der Kuhl rum zu fummeln. Ich möchte dich jedoch in keiner Weise beeinflussen, denn die MERCURY bleibt und ist auch so ein Schmuckstück. Grüße Volker
Sorry für die blöd klingende Frage eines Englisch-Legasthenikers: "Racks"? Hab schnell noch im Mondfeld nachgeschaut, da gibt es den Anhang mit den Übersetzungen der Begriffe in 4 Sprachen, da finde ich es aber auch nicht.
Zitat von Bonden im Beitrag #532Dann wie gesagt bernd's Pandora mit der Nagelbank unterhalb der Vorderkante des Achterdecks.
Hallo Bonden, es ist an meiner Pandora auch einiges nicht richtig, auf keinen Fall solltest du sie nicht unkritisch als Referenz nehmen. Die "Nagelbank", von der du schreibst, bezeichnet McCay in AOTS mit "Main jeer bitts", vor dem Großmast mit "Main topsail sheet bitts". In beide gehören keine Belegnägel. Die Taue werden dort nur irgendwie "drumherum gewickelt", das ist auch im Schrage so dargestellt, Abb. 455 "C" und 456 "D". Ich hatte die entsprechenden Zeichnungen in AOTS seinerzeit falsch interpretiert, habe es später aber nicht nochmal geändert (ich konnte ja nicht wissen, daß später irgend jemand so genau hinsieht ). Diese beiden "Balken" sind ja bei dir auch vorhanden, wobei ich denke, daß die Stützen hinter dem Großmast unter den vorderen Decksbalken des Quarterdecks gehören und dieses abstützen sollen. Die Belegnägel an den restlichen Stellen am Modell sind auch in AOTS vorhanden.
Zitat von Carpfanger im Beitrag #534 Wie steht es um Roberts Argument mit der Höhe? Wie hoch ist das tatsächlich, wenn du eine Figur in 1:72 daneben stellst?
Der obere Querbalken an dem Gestell vor dem Großmast stellt die Auflage für die Reservespieren dar, der untere die "Main topsail sheet bitts". Diese Darstellung sieht man auch an anderen Modellen.
Ok, nochmals danke für die interessanten Beiträge. Ich fasse mal zusammen: Ich lasse alles so wie es ist. Um noch die Frage von Carpfanger zu beantworten: Der untere Querholm der Mastbeting am Großmast ist m.E. in der richtigen Höhe, im Prinzip so wie die Nägelbänke am Fock und Besan. @bernd Abb. 455 C und 456 D ist ok - aber was ist mit 456 E? Das macht mich dann doch noch unsicher. Sehe ich das richtig, dass das dann unser unterer Querholm ist?
Zitat von Bonden im Beitrag #539Sehe ich das richtig, dass das dann unser unterer Querholm ist?
Ich meine: Nein, 456/E gibt es bei uns nicht. Diese Nagelbank ist beim Beispiel im Schrage zusätzlich zu den Main jeer bitts vorhanden vorhanden (E auf Quarterdeck, D auf Gundeck), wie z.B bei der Bellona und Victory.