Ich habe vor kurzem mir ein Bausatz eines russischen Segelschiffes bestellt, und zwar von der Brigantine Phoenix in 1/72, und werde, soweit es mit der Post ankommt, mit dem Bau beginnen. So sollte es aussehen:
Vorerst ein Paar Fakten ueber das Schiff. Das Schiff wurde 1787 als Teil der Schwarzmeerflotte gebaut. Es nahm Teil an dem Russisch-Tuerkischem Krieg 1787-91, und wurde dabei als Aufklaerer und Signalwiederholungschiff eingesetzt. Nahm dabei Teil in den Schlachten von Fidonisi, Kerch, Tendra und Kaliakria, sowie an der Blokade von Anapa. Bei der Tendra-Inselschlacht hat es eine tuerkische Brigantine erbeutet. Nach dem Krieg war es weiterhin ein Teil der Flotte. Als 1798 der Krieg mit Frankreich aufbrach, wurde diese als Versorgungsschiff fuer das Geschwader von Adm. Ushakov eingesetzt. Im November 1798 kam es mit Proviantladung nach Korfu, danach wurde es zur Kommunikation zwischen russischen und tuerkischen Truppen (zu dem Zeitpunkt alliert gegen Frankreich) verwendet. Es wurde aktiv bei der Blokade von Korfu-Stadt eingesetzt. Als Korfu endgueltig eingenommen wurde, hat es 1799 die Transportschiffe mit den franzoesischen Kriegsgefangenen begleitet, dabei wurden Messina und danach auch Toulon (gegnerischer Hafen) besucht. 1801-1802 war das Schiff wieder im Schwarzem Meer, etwa 1803 wurde es verschrottet. Vor allem wegen der Bindung zum Ushakov (dem ich fuer einen der besten Admiraele in der Geschichte halte) und zu Korfu (frisch von da ausm Urlaub ;) ) habe ich das Schiff gewaehlt. Ich habe es schon bei meiner letzten Dienstreise nach Russland geliebaugelt und auch angeschaut, konnte aber nicht kaufen.
Der Bausatz stammt von der Fa. Milania, die in Moskau ansaessig sind. Die spezialisieren sich in extrem schoenen Bausaetzen der russischen Flotte, sind aber im Westen kaum bekannt. Die haben derzeit 4 Bausaetze im Programm (Phoenix, Schooner Polotsk, Bot St.Gavriil, und Doppel-Sloop, alle 1/72), bald kommt eine russische Fregatte in 1/96 dazu. Die beiden groesseren Bausaetze, Phoenix und Polotsk, gibt es in normal und pro Varianten, bei Pro sind die Beiboote inklusive, dazu sind historisch korrekte Bloecke (also, korrekt abgerundet, usw) dabei. Ich habe die Pro bestellt. Bei dem Bausatz wird das groesste Wert auf die Detaillierung und Passgenauigkeit gelegt, bei der Doppelbeplankung sind alle Brettchen gelasert. Nach vielen Bauberichten auf russisch bin ich echt heiss, mal endlich selber diesen anzufassen ;)
Vielen Dank für die Vorstellung. Dein Projekt bringt schon rein von der Nationalität der Schiffe her richtig Abwechslung in unser Forum. Und ein paar recht interessante Schiffe die der Hersteller da wohl anbietet, ich würde gerne mehr erfahren, hast Du vielleicht einen Herstellerlink?
Willkommen Petr. Auf dieses Modell bin ich sehr gespannt. Von dem Modell auf den Bildern bin ich schon mal total begeistert. Die Linien, die Proportionen das wirkt alles wunderbar harmonisch...ein schönes Schiff in der Tat.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Der Hersteller hat keine Seite, ist aber auf 2 verschiedenen russischen Foren aktiv. Gekauft habe ich die Bausaetze bei diesem russischem Online-Shop. http://www.shipmodeling.ru/shop/category/10/section/319/ Wenn die Schachtel ankommt, werde ich den Bausatz kurz vorstellen.
Ich muss auch ehrlich sagen, ich versuche grad den Hersteller zu kontaktieren, um evtl die Produktpalette in meinem Online-Shop aufzunehmen.
Zitat von Willi im Beitrag #3Von dem Modell auf den Bildern bin ich schon mal total begeistert. Die Linien, die Proportionen das wirkt alles wunderbar harmonisch...ein schönes Schiff in der Tat.
Finde ich auch, sehr schönes Schiff. Ich freu mich auf den Baubericht.
Der Hersteller hat keine Seite, ist aber auf 2 verschiedenen russischen Foren aktiv. Gekauft habe ich die Bausaetze bei diesem russischem Online-Shop. http://www.shipmodeling.ru/shop/category/10/section/319/ Wenn die Schachtel ankommt, werde ich den Bausatz kurz vorstellen.
Ich muss auch ehrlich sagen, ich versuche grad den Hersteller zu kontaktieren, um evtl die Produktpalette in meinem Online-Shop aufzunehmen.
Vielen Dank für die Information. Die Schiffs-Bausätze würden sicher eine Bereicherung für den deutschen Markt darstellen. Stellt sich die Frage wie hoch die Importkosten sind.
Eine Frage wegen der angekündigten Fregatte im Maßstab 1:96. Gibt es zu der Fregatte einen Namen und Jahreszahl?
Zitat von Chapman im Beitrag #6 Vielen Dank für die Information. Die Schiffs-Bausätze würden sicher eine Bereicherung für den deutschen Markt darstellen. Stellt sich die Frage wie hoch die Importkosten sind.
Eine Frage wegen der angekündigten Fregatte im Maßstab 1:96. Gibt es zu der Fregatte einen Namen und Jahreszahl?
Die Fregatte waere die Pallada, 1831, die bis Krimkrieg aktiv war. Ich habe auch grad gesehen, dass da auch eine spanische Galeone aus den Armada-zeiten angekuendigt ist, wohl in 1/72 Eine weitere Ankuendigung ist fuer ca. Ende 2015 vorhanden, da sollen 90-kanonen Linienschiff Sv.Pavel, und die 50 kanonen schwere Fregatte Grigoriy Velikiya Armenia angekuendigt. Allerdings habe ich die Erfahrung, dass die Ankuendigungen bei dem Hersteller eher zu Optimistisch sind...
Die Importkosten betragen meistens den Anteil von Versandkosten (Bei einem Bausatz + mehreren Werkzeugen von meiner Bestellung lag es um 20 Euro, also eher moderat), sowie 19% Steuer beim Zoll. Bei meinen bisherigen Russland-importen im Shop sind die Preise bei etwa 1.6 bis 2fachem von Herstellerpreis angesetzt. Meistens ist es dann aehnlich, wenn man es selber aus Russland bestellen wuerde, bloss hat man mit einem deutschen Haendler zu tun, was sprachlich und rechtlich fuer die meistens ein Vorteil ist, und man spart sich die Fahrten zum Zoll, usw...
Zitat von bvl im Beitrag #7@PetrOs Guten Morgen Petr, ich habe Dir hier einen Platz für die Phoenix eingerichtet und freue mich auf deinen Baubericht.
Um etwas Vorgeschmack fuer den Bausatz zu geben, hier ist ein Link zu einem sehr gutem Baubericht auf russisch. http://www.shipmodeling.ru/phpbb/viewtopic.php?f=70&t=70434 Der Baut allerdings die "Normale", nicht die "Plus" Variante. Unterschied ist in den Bloecken, Beiboot, und einigen kleinen Decksdetails.
Mein Bausatz hat wohl das russische Zoll (meistens die laengste Station) verlassen, und ist auf dem Weg nach Deutschland.
Soo, der Bausatz ist heute gekommen, und nur ein wort - GEIL! Alles ultra sauber gemacht, und mind. 1 Größenordnung besser als jeder andere Hersteller, bei dem ich je in die Schachtel reingeschaut habe! Heute Abend gibts Bilder ;) Nur ein minus auf anhieb - ich habe die Jungfern und Bloecke gezaehlt, und es fehlen 3 5mm Jungfern, und 2 microbloecke, sowie ein Gussdefekt bei einem Kanonenrohr - gleich wird der Kundendienst getestet.
Uebrigens, ich habe mit dem Hersteller ein Vertrag ausgemacht, und ich bin jetzt sein offizieller Dealer, die Bausaetze werden bald im Shop auch vorhanden sein.
Soo, endlich kann ich etwas berichten. ;) Die ersten Schritte waren, alle gelaserten Teile mit Bleistift mit einer Teilenummer zu markieren, damit man die Spanten, usw nicht verwechselt. Danach habe ich mir das Beiboot als "Versuchskaninchen" ausgesucht, da, falls ich diesen versaue, einfach eins nachkaufen kann. Da ist das vorgehen ganz einfach - vorerst Kiel aus 4 teilen zusammenleimen, dann einen Konduktor aus dickem Sperrholz nehmen, und alle spanten, nach eventuellem abschrägen (wie weit - alles mit Laser markiert), einschieben. Nachdem es passt - Kiel reinkleben. Allerdings, die Spanten sind dafür gedacht, dass man diese später ausbricht. Nur die unteren Teile von den mittleren Spanten bleiben überhaupt drin. Da da die Sollbruchstellen auch durchgelasert sind, sind die Spanten daher sehr fragil, und ich habe fast jeden geschafft zu zertrümmern, was allerdings auch nicht so problematisch ist, da dort keine Belastung zu tragen sein wird. Auf die Spanten werden danach die dünne Birnenholz-gelaserten "echte" spanten aufgelegt, die dann beplankt werden.
Gestern wollte ich die Bilder von der Kamera runterladen, um ein Update zu posten, und habe den USB Kabel aus versehen in den HDMI Port reingezwungen.... Tja, Kontakte verbogen, lässt sich nicht mit dem PC verbinden, und Nikon hat blöderweise einen nicht-Standard Kabelanschluss an der Kamera....
Mittlerweile ist das Beiboot fast fertig, und dutzende Bilder warten nur, von der Kamera evakuiert zu werden..
Soo, endlich habe ich geschafft, die Photos von der Kamera zu holen - über WLAN und Android-Fernsteuerungsapp zum Tablet und von dem zum PC.... So ging das bootsbau weiter:
1) Beplanken, ganz unkonventionell aber nach der Anleitung - von oben nach unten, zum Kiel. Die Passgenauigkeit ist sehr gut, und die planken lassen sich nach 5 minuten im Wasser sehr gut biegen. Geklebt habe ich mit Sekundenkleber. In ein Paar stellen hätte ich etwas besser aufpassen sollen, da ich durch zu schnelles Arbeiten einige mikro-spalten zwischen den Planken bekommen habe, was vermeidbar wäre. Anpassen musste ich nur die 2 untersten Planken, die Vorletzte im Heckbereich, und die Letzte etwas mehr, was aber mit Rasierklinge und flexibler Nagelfeile sehr leicht zu kriegen war. Auch haette ich wohl mehr um das korrekte Sitz der Planken im Bugbereich kuemmern muessen
2) Dann habe ich das Boot mit flexiblen Nagelfeilen geschliffen. Muss sehr vorsichtig gehen, da die Planken nur 0.6 mm dick sind. Die Spalten habe ich mit Clou Holzpaste gefixt - Nussbaum in den Plankenstossen, und Kirsche/Birne da wo es Makel auf den Planken waren. Dann wieder geschliffen und poliert.
3) Dann war das, was ich am meisten gefürchtet habe, was aber erstaunlich gut ging - oben die Klebestellen, wo die Spantenleisten geklebt waren absägen, die temporären spanten mit der Zange ausbrechen, dann den Konduktor rausziehen. Beim Rausziehen ist mir der eingeklebte Querbalken ausgerissen worden, anschließend habe ich einfach ein paar dicke (so um 8mm) Holzschrauben reingedreht (Vorsichtig! Nicht zu tief!) und dann ließ sich der Konduktor entfernen. Ein Paar von den unteren Spantenteilen, die als Unterlage für den Unterboden geplant sind wurden zum teil kaputt (schlecht zu den Planken geleimt), was aber kein Problem war - wieder mit Sekundenkleber zusammenbauen, lasttragend oder sichtbar sind die Dinge nicht. Dscn1244.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Dscn1246.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
4) Kleberspuren im sichtbarem Bereich wegkratzen und die Falsch-Spanten reinkleben. Die Spantenleisten ins Wasser, dann durch die dazu vorgesehene Löcher durchführen, und mitten am Kiel oder Planken fixieren. Ich war sehr sparsam mit dem Material, und mir ist genau die hälfte übrig geblieben. Keine Planke hat sich gebrochen und alles ließ sich super biegen.
Dscn1250.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
5) Danach habe ich den Boden und die Hinterkasten reingeklebt, alles passte auch hervorragend. Dscn1253.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Danach auch die Mittelleiste Dscn1256.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Seitdem gab es eine Notoperation auf dem Boot - meine 2-Jährige Tochter hat das Boot in ihre Gewalt genommen, und dabei die Sternplatte und Kiel vorne gebrochen... Die musste ich reparieren - neue Sternplatte aus Birnenfurnier, und auch den Kiel habe ich nach dem zusammensetzen mit Furnier belegt. Die Bilder folgen heute oder morgen.