Man tut was man kann und wenn andere auch was davon haben, um so besser .
Eine Aufgabe, die ich lange vor mir hergeschoben habe, war das Anbringen die Registrationsnummern im Großsegel. Mit einer schlechten Beschriftung kann man leicht, wenn nicht gleich das Modell, so doch das Segel versauen.
Wenn jemand einen einfachen Weg finden würde, weiße Beschriftungen für ein Modell zu produzieren, würde er den Modellbau-Nobel-Preis verdienen. Jegliche Technik, die ich mir vorstellen kann, erfordert mehrere und unter Umständen aufwendige Schritte. Es gibt praktisch keine Drucker die ‚Weiß’ drucken können (wozu auch, Papier ist ja meistens weiß). In der Vergangenheit hat es mal den einen oder anderen Thermotransferdrucker gegeben. Mit Ink-Jet-Druckern funktioniert das nicht, da die Tinte einfach zuviel dicke Pigemente braucht, um deckend zu sein. Kürzlich hat OKI einen Laserdrucker auf den Markt gebracht, der weißen, gelben, cyanfarbigen und magentafarbigen Toner verwendet: http://wt.oki.de. Ich kenne aber niemanden, der schon so ein Teil hat und für den Preis würde ich mir lieber eine andere Maschine anschaffen. Der Druck auf weiße Abziehbildfolie hilft auch nicht weiter da es fast unmöglich ist, die richtige Hintergrundfarbe zu treffen, jedenfalls nicht für dieses schmutzige Terracotta des Segels. Ich hatte dann an eine Schablone gedacht. Das würde aber bedeuten, daß die ganze Ätzmaschinerie angeworfen werden müßte – zuviel Aufwand für die beiden Regiestrationsnummern. Tampondruck wäre, technisch gesehen, eine gute Option. Dieser wird ja routinemäßig z.B. zum Bedrucken von Modelleisenbahnen verwendet. Aber auch hier müßte wieder geätzt werden, um das Klischee herzustellen. Man könnte die Ständerbohrmaschine als Druckpresse mißbrauchen, müßte dann aber noch ein Stück passendes Silikon für den Tampon finden. Alles Techniken, die viel zu aufwendig sind. Ich werde aber den Laserdruck mit weißem Toner im Auge behalten. Vielleicht kommt OKI ja mal mit so etwas für den Hausgebrauch heraus.
Großsegel mit der gemalten Registrationsnummer
Lange Rede, kurzer Sinn: ich habe sie freihändig gemalt. Beim Original wurden diese Nummern ja auch freihändig aufgemalt und sicher nicht 100%ig perfekt. An einem Modell sehen solche vorbildgerechten Imperfektionen aber leicht wie schludrige Handwerksarbeit aus.
Ich habe also meine alten Schriftschablonen herausgeholt, die seit Jahrzehnten in einer Schublade schlummerten, und habe mit einem Bleistift die Buchstaben und Zahlen vormarkiert. Ich habe diese dann mit einem kurzhaarigen Pinsel der Größe 5/0 und Schmincke AeroColor in weiß ausgezogen. Ich hatte auch mit Schreibfedern experimentiert, aber der Pinsel ist flexibler auf der etwas unebenen Oberfläche des Segels. Deshalb wäre auch eine Reißfeder nicht so gut. Zunächst wurden die Zeichen als solches ausgezogen und dann die Serifen hinzugefügt. Letztere bekommen durch den Pinsel naturgemäß runde Ecken, aber die Beschriftung wurde von außen mit der gleichen Farbe retouschiert, mit der das Segel bemalt worden war. Ein Hauch Acryl-Mattlack über alles gleicht den Glanzgrad an.
Im Nachhinein habe ich dann irgendwo gelesen, daß am Ende des 19. Jh. die Nummern höher am Segel platziert gewesen seien. Wahrscheinlich habe ich mich an zu späten Photographien bzw. an den Zeichnungen in VAN BEYLEN (1985) orientiert. Na ja, solche historischen 'Fehler' passieren halt immer wieder. Wahrscheinlich gibt es an dem Modell noch mehr davon, man ist eben doch nie der 100%ige Experte
Offtopic: mein Epson 3800 Printer hat u.a. eine Patrone "Lichtgrau" und einen Modus für nicht-Photopapier, was dann auch zum Einsatz einer anderen Schwarz-Patrone mit einer höheren Deckkraft und mattschwarzem Finish führt. Dieses Lichtgrau ist zwar kein Deckweiss, aber geht schon ein wenig in die Richtung. Der 3800 ist schon ein älteres Modell und deutlich grösser (A2+), aber das Ganze gibt es auch für A4...
Vielleich probierst Du es mal anders herum, als sonst: nimm mal eine Lage Zellstoff und drucke ein komplettes Segel inkl. Segelfarbe, angedeutete Nähte, "Wear", und Nummer darauf, eine zweite Lage für die andere Seite in der gleichen Weise, und schau mal, wie das als Alternative zum manuellen Einfärben geht.... Mit einem entsprechenden Drucker könnte ich mir ein ganz gutes Ergebns vorstellen.
Der 3800 von Epson wird das nicht gut können: Versuche, damit Leinwand und ähnliches zu bedrucken, haben nicht geklappt, also bleib ich bei Fotopapier, aber die Fine-Art-Printer von HP (und vielleicht modernere Modelle von Epson) kommen auch mit Gewebe klar. Damit müsste man mal einen Versuch wagen...
Ja und Nein. Ich habe schon die verschiedensten Optionen wenigstens gedanklich durchgespielt. Bei der Herstellung durch Druck gibt es neben den eigentlichen technischen Problemen auch das Problem der Ausbesserungsmöglichkeiten. Es ist praktisch sehr schwierig Drucke auszubessern, falls dies im Laufe der weiteren Verarbeitung notwendig werden sollte. Man müßte Farben mit den exakten Farbabstimmungen aus dem gleichen Farbraum (RGB, Pantone, usw.) zur Hand haben. Es wäre vermutlich auch nicht möglich, aus einzelnen Bahnen zusammengesetzte Segel zu bedrucken: falls diese nicht im Drucker zerfallen, gäbe es vermutlich entlang der Segelkleider Stellen ohne Farbe, die durch Abschatten entstehen. Man müßte dazu wohl einen Inkjet-Flachbettplotter haben, aber auch dann, denke ich, wäre das unebene Material problematisch.
Ebenfalls 'off-topic': ich habe ähnliche Überlegungen und Versuche auch schon für Decks in kleinem Maßstab angestellt. So richtig hat das aber funktioniert.
Bei einem Fehldruck ist nicht mit erfolgreichem Ausbessern zu rechnen, schon gar nicht, wenn die ausgedruckte Grafik schon Gebrauchspuren zeigt ("Wear"). Bei Aussetzern: Wegschmeissen, neu Drucken. Allenfalls leicht mit Airbrush anfärben.
Übrigens könnte man leicht Erhebungen, Bahnen o.ä. vor dem Bedrucken mit Tinte mit einem Matrixdrucker ins Material prägen. Was man auch benutzt, der Weg des Trägers durch den Drucker muss gerade sein, also nicht um einen Walze gebogen, o.ä.
Ich habe schon mal gesehen, wie ein Künstler schwere Alufolie und Kupferfolie mit einem 9-Nadel-Drucker geprägt hatte. Das hat prima funktioniert und lässt dann einen Modellbauer sofort an genietete Plankengänge, Dampfkessel, Panzerplatten u.ä. denken. Ich hab dann meinen eigenen Drucker ein bisschen gequält und bei meinen Versuchen festgestellt, dass weicher Karton, Zellstoff u.ä. sich auch gut bearbeiten lässt. Mann muss nur ein 40gr-Blatt darauf und ein 120er darunter legen, damit Druckkopf und Wälze keinen Schaden nehmen.
Das Problem sind nicht Fehldrucke, sondern Problemstellen, die bei der weiteren Verarbeitung, wie z.B. dem Anbringen der Liektaue, enstehen. Wenn man nicht die genau dieselbe Farbe zur manuellen Verarbeitung hat, werden Retuschen schwierig.
Leider habe ich keinen Nadeldrucker (mehr). Das mit dem Prägen von Metall- oder Plastikfolien wäre eine gute Idee. Man könnte das aber auch mit einer CNC-Fräsanlage machen (so man eine hat).
Einerseits sind die Möglichkeiten mit numerisch gesteuerten Maschinen interessant, ob materialabtragend oder material- oder farbeauftragend, andererseit verlagert sich der Modellbau dabei immer mehr an den Computer - nicht so reizvoll für jemanden, der ohnehin den ganzen Tag vor einem solchen zubringt ...
Stimmt schon. Aber die Abwicklung eines Kessels oder eines Geschützturms komplett in Alu zu drucken und dann so zu nutzen, finde ich Klasse! Und: Gegen Ätzteile und Lasercut sagt ja auch keiner was. Da ich mich auch mit Kartonmodellbau beschäftige, sind Laptop, Photoshop, Corel Draw, Scanner, Printer, Schere, Aale und Kleber nicht weit...
9-Pin-Printer gibt es in der Bucht für rd. 60€. Dazu braucht man dann noch einen Printserver oder ein USB-Dock, denn wer hat heute noch einen Parallelanschluss...
Wie ich das Segel so sehe brauchst du dir gar keine Gedanken über irgendwelche Maschinen und Druckverfahren zu machen. Die Handbemalung finde ich - und du sagst ja dass die Segel im Original auch handbemalt waren - sieht sehr warm und natürlich aus. Handarbeit ist eben Handarbeit - und gute Handarbeit darf man auch als solche erkennen. Für mich macht sowas ein Modell sympatisch - denn es trägt (hierbei sogar im wahrsten Sinne des Wortes) die Handschrift seines Erbauers.
Einer der wenigen Fälle, in denen die Kamera auch bei Nahsicht nachsichtig war. Aber auch bei Nahsicht bin ich ganz zufrieden mit der Ausführungsqualität.
Der Bau ist inzwischen soweit gediehen, daß die Grundierung auf verschiedene Teile aufgebracht werden konnte. Nach verschiedenen Vorversuchen habe ich mich für den Rumpf für einen Anstrich mit einem leichten Terracotta-Ton entschieden, während die Rundhölzer einem eher gelblichen Ocker gespritzt wurden. In weiteren Schritten werden dann Lasuren aufgebracht werden, um den Holzteilen Tiefe und einen Ton zu geben, der den verschiedenen, mit Teer bzw. Harpeus eingelassenen Holzarten entspricht (Eiche für den Rumpf, Nadelholz für die Rundhözer). Ich werde demnächst über die weiteren (Fort-)schritte berichten.
Der matte Grundanstrich zeigt einerseits die rustikale Auffassung die Artitec dem Bausatz mitgegeben hat, andererseits macht sie sämtliche Unsauberkeiten des Baues deutlich besonders auf den Photographien. An verschiedenen Stellen mußte noch nachgearbeitet werden.
Die Herstellung aus dem Messing in meinen Vorräten war nicht möglich, so daß wieder auf Stahldraht (Schweißdraht) ausgewichen wurde. Sie fliegend, d.h. nur mit einem Ende in der Spannzange gefaßt, zu drehen stellte sich ebenfalls als unmöglich heraus. Daher wurde eine Mikro-Lünette für den Einsatz im Reitstock entworfen und gefertigt. Die Köpfe der Belegnägel wurden freihändig mit Feilen und Schleifpapier geformt.
Mikrolünette beim Drehen der Belegnägel
Mikrolünette beim Drehen der Belegnägel
Der Uhrmacherdrehstuhl von Lorch ist eine feine Sache, besonders wenn der Dreher, so wie Du, die Maschine beherrscht.
Die Lünette ist der Hammer. da muss man erst mal drauf kommen. Super Idee. Das wird mir bei den weiteren Drehteilen an der Caroline sehr behilflich sein. Danke für diese tolle Anregung
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Die Lünette verwendet die sogenannte Zapfeneinbohr- und Zapfenpoliereinrichtung, die eines der Standardzubehörteile einer Uhrmacherdrehbank ist. Man kann sich aber leicht einen entsprechenden Einsatz für den Reitstock einer beliegbigen Drehbank machen.
Im Folgenden ein paar Eindrücke von der recht langwierigen Prozedur des Bemalens, von der ich aber nicht alle Zwischenschritte photographisch dokumentiert habe.
Auf den Grundanstrich wurde mit dem Pinsel Clou Möbellasurlack 'eiche mittel' aufgetragen. Die Idee war, durch eine der Holzveredlung ähnliche Vorgehensweise die Anmutung der 'Tiefe' der Holzoberfläche zu erzielen. Auf kleineren Teilen habe ich diese Methode bereits mit Erfolg angewendet. Als Problem stellte sich heraus, daß ein weiterer Anstrich bzw. Nachbesserungen den ursprünglichen Anstrich mit Lasur wieder auflösen. Das nächste Mal werde ich einen Auftrag mit dem Airbrush versuchen. Es gibt auch Holzlasuren auf Acryl-Basis, von denen ich hinsichtlich ihrer Verstreichbarkeit aber nicht so begeistert bin. Ich habe ein paar Probefläschchen und muß diese auch einmal mit der Spritzpistole versuchen.
Der Anstrich mit Möbellasurlack wurde vorsichtig mit feiner Stahlwolle und einem Glasradierer mattiert. Sodann wurden das Bergholz und das Brett für die Registriernummer mit Acryl in Schwarz angelegt. Die Registriernummer wurde freihändig mit weißer Acrylfarbe gemalt. Der nächste Schritt bestand aus geszielten Lasuren mit gebranntem Umbra in Acryl. Die Teerung des Unterwasserschiffs wurde durch eine fast deckende Lasur mit gebranntem Umbra simuliert.
Anschließend wurde das ganze Modell leicht mit matter Acryl-Firniß von Winsor&Newton übergehaucht, bis der gewünschte Grad von Mattheit erreicht war.
Die verschiedenen 'Eisenteile' wurden zunächst mit dem Airbrush in Schwarz grundiert. Anschließend wurde mit dem Pinsel eine Lasur aus einer Mischung von 'metallischem Rost' (Prince August Air) und gebranntem Umbra aufgetragen. Dadurch bekommen die Teile einen wie eine natürliche Brünnierung wirkenden leicht metallischen Glanz. Blankgewetzte Stellen wurden durch Bereiben mit einem weichen Bleistift (6B) simuliert.
Auf die matte Zwischenfirniß wurde mit schwarzer bzw. weißer Pastellkreide mit Hilfe eines Pinsels und von Wattestäbchen Verschmutzungen und eingetrockene Salzreste simuliert. Das Vordeck sowie die Bodenbretter erhalten dadurch auch ein schön abgenutztes Aussehen.
WEFALCK! - Dr. Finish! Ich kann gar glauben, dass das der Plastikbotter von zuvor ist! Ich fühle mich fast genötigt zu behaupten, dass du mal gerade eben den Botter aus Holz nachgebaut hast.
Ich bin schwer beeindruckt. Das sieht echt richtig echt aus!
P.S.: Wenn du irgendwann mal Lust drauf hast deine Maltechnik genauer zu beschreiben... in diesem Forum ist dafür jede Menge Platz
Ich möchte niemanden entäuschen, aber ich habe oben eigentlich schon alles gesagt: Farbton 'bois' von Prince-August (die offenbar re-etikettierte Vallejo-Farben sind) mit der Spritzpistole 'über alles', dann eine Schicht Clou-Lasur 'Eiche' (wobei ich eben das nächste mal auch dazu die Spritzpistole nehmen werde), dann mit '0000'-Stahlwolle bzw. einem Glasradierer leicht mattieren, anschließend Schmincke Aero-Color (oder eine andere, entsprechende Marke) 'Gebranntes Umbra' nach Bedarf, vorallem in abgeschatteten und weniger abgenutzen Bereichen. Letzteres muß ganz nach dem alten Witz geschehen: "Ist es schwer einen Löwen zu meißeln ? Eigentlich nicht, man nimmt einen großen Marmorblock und schlägt alles weg, was nicht nach Löwe aussieht" - ich will damit sagen, daß man den Vorgang nicht sehr gut beschreiben kann. Man muß sich von seinem Empfinden leiten lassen. Das gleiche gilt für die Verwitterung mit Pastellkreide.
Zitat von wefalck im Beitrag #44"Ist es schwer einen Löwen zu meißeln ? Eigentlich nicht, man nimmt einen großen Marmorblock und schlägt alles weg, was nicht nach Löwe aussieht" - ich will damit sagen, daß man den Vorgang nicht sehr gut beschreiben kann. Man muß sich von seinem Empfinden leiten lassen. Das gleiche gilt für die Verwitterung mit Pastellkreide.
Ja, so ist das bei Künstlern, die machen was, man fragt sich "Wie zum Henker....?", aber oft wissen sie es selbst nicht. Wer nicht weiß, dass das kein Holz ist, der kommt nicht drauf. Klasse! Das mit den Löwen ist übrigens eine Abwandlung eines Spruches, der Michelangelo nachgesagt wird: "Die Idee ist da, in dir eingeschlossen. Du musst nur den überzähligen Stein entfernen."
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.