Vielleicht könnte man das Segel nass machen.........mit einer Blumenspritze z.B. Da nasses (sehr feuchtes) Papier sich sehr leicht verformen lässt, wäre es möglich es so zulegen oder falten wie der Modellbauer sein Segel haben möchte. Natürlich muss man dabei höllisch aufpassen, weil es doch sehr leicht reisst....und dann ist allle Arbeit perdü.
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Nein, naßmachen nützt nichts (mehr), da das Segel (siehe oben) ja mit Schnellschleifgrundierung präpariert ist und dann mit Acrylfarben gespritzt wurde, also wasserfest ist. Die Schnellschleifgrundierung ist Teil des Problems. Sie ist spröde. Ich hätte klaren Acryllack nehmen sollen, der wäre elastischer, aber dann hätte ich nicht die Möglichkeit gehabt, mit Lösungsmittel die Verbindungen lösen zu können um Teile auszurichten. Man muß die Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen. Das nächste Mal werde ich es wahrscheinlich mit Acryllack probieren.
Hm, wie es aussieht, ist der Skipper mit nassen Segeln und bei Frost zu der Liegestelle gesegelt und nun kann er die Segel nicht mehr richtig einholen, weil steifgefroren. Insofern ist Deine Darstellung doch authentisch, oder?
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Das Großsegel wurde an die Backbordseite der Gaffel genäht. Richtig, genäht ! Bei den holländischen Booten fährt nämlich die Reihleine durch die Kauschen im Kopfliek und dann durch Löcher, die in die Gaffel mit birnenförmigem Querschnitt gebohrt sind. Auf der Steuerbordseite fährt die Reihleine entlang der Gaffel bis zum nächsten Loch, durch das Loch und das Segel, um dann auf der Backbordseite des Segels bis zur nächsten Kausch zu laufen, usf.
In die Kauschen am Vorliek wurden die einzelnen Reihleinen gespleißt, mit denen das Segel später am Mast befestigt wird. Vielfach sitzen auf der Reihleine ‚Rackklotjes’, ich habe aber weder Perlen von 0,6 mm Durchmesser mit einer Bohrung finden können, noch diese selbst zustande gebracht. Die Rackklotjes sind aber optional.
Auch habe ich angefangen die Reffbänder anzubringen. Diese werden durch ein Legel im Segel gesteckt und durch einen Knoten auf beiden Seiten am Durchziehen gehindert.
Wie man sieht, muß am Ende die farbliche Fassung z.B. der Gaffel hier und da noch retouschiert werden ...
Das Großsegel wurde mit dem Fall und dem Halsstrecker versehen und dann gesetzt. Das vorgestellt Szenarium sagt, daß die Segel zum Trocknen gesetzt, aber eben nicht durchgesetzt sind. Das Volendammer Ufer ist in etwa nach Osten exponiert, so daß die Segel durch einen leichten Ostwind gebläht werden. Dieser Ostwind, der aus Deutschland bzw. dem Baltikum herüberkommt war ein Wintersturm und hatte unseren Botter veranlaßt Volendam als Schutzhafen anzulaufen und ist auch für den pötzlichen Frost verantwortlich durch den das Boot jetzt dort festliegt. Der Großbaum ist mit der Dirk ein bißchen aufgetoppt, damit die Besatzung darunter leichter herumlaufen kann.
Kopf des Großsegels von StB
Kopf des Großsegels von BB
Zwischendurch wurden Taue unterschiedlicher Dicke nach Bedarf aus Fliegenbindegarn geschlagen. Dann habe ich auch noch festgestellt, daß ich vergessen hatte, den auf Bottern üblichen Fußblock mit halber Klampe für die Großschot herzustellen. Dieser wurde aus einem Streifen Pertinax in klassischer Weise gefeilt und mit dem notwendigen Beschlag versehen.
Laufendes Gut am Mast
Laufendes Gut am Mast
Das laufende Gut wurde überall mit falschen Augspleißen angeschlagen. Alle Blöcke sind in entsprechende Augen eingehängt und mit einer Mausing gesichert. Die Baufortschrittsbilder zeigen dieses Detail noch nicht. Durch diese Art des Aufriggens konnten alle Taljen außerhalb vorbereitet werden und wurden dann wie beim Vorbild nur eingehängt. Der Halsstrecker besteht aus einem kurzen Stück Kette mit S-Haken, der in Segelhals eingehängt ist. Der Halstrecker wird durch eine Talje steifgesetzt, die in ein Auge am Mast eingehängt ist. Der S-Haken wurde aus einem teilweilse flach geklopften Draht hergestellt.
Plicht mit Großfall
Plicht mit Großfall
Die Fallen usw. wurden vorbildgerecht auf den Halbklampen belegt, was in diesem Maßstab etwas kniffelig ist. Die Tampen des laufenden Gutes wurden auf passenden Flächen aufgeschossen. Ich weiß nicht wie diese beim Vorbild aufgeklart wurden, aber man kann sie nicht wie sonst üblich als Bunsch auf den Klampen aufhängen, da diesen eben das obere Horn fehlt. Das aus Fliegenbindegarn geschlagene Tauwerk ist recht steif. Mit einem Tropfen Mattlack läßt es sich aber dazu überreden, in mehr oder weniger ordentlichen Buchten auf dem Verdeck liegen zu bleiben. Bei hängenden Buchten muß während des Trocknens des Lacks ein bißchen nachgeholfen werden um eine natürliche Form zu erreichen.
Formen der Buchten bis der Lack getrocknet ist
Um leichter an der Takelage arbeiten zu können wird das Modell auf einem gußeisernen Fuß gehalten, der auf der Arbeitsfläche beliebig gedreht und hin- und hergeschoben werden kann und trotzdem einen sicheren Stand gewährleistet.
So langsam gehen die Arbeiten am Botter selbst ihrem Ende entgegen. Kleine, unspektakuläre Schritte in denen die zuvor hergestellten Teile nach und nach zum Ganzen zusammengesetzt werden. Die Takelarbeiten sind auch schwer zu photographieren, da man ja seine drei Hände zum Arbeiten braucht und nicht noch eine für die Kamera frei hat.
Das zum Trocknen aufgeheißte Netz
Der Botter ist ja ein Fischerboot und ein Fischerboot braucht auch ein Netz. Eben dieses hat mir aber gewisse Kopfschmerzen verursacht. In Einklang mit der ‚Geschichte’, die szenisch erzählt werden soll, sollte das Netz zum Trocknen am Mast aufgeheißt dargestellt werden. Man sieht das auf vielen alten Photographien.
Detail des zum Trocknen aufgeheißten Netzes
Auf diesen Photographien sieht man aber auch wie fein das Garn der Netze ist. Es gibt nicht wirklich ein geeignetes Material um ein Netz überzeugend im Maßstab 1:90 darzustellen. Die zweitbeste Lösung sind die feinsten Damen-‚Nylons’, die ich finden konnte. Leider gibt es diese feinen Nylons nicht im Rotbraun, das den geloht Netzen entsprechen würde. Um deren Haltbarkeit zu erhöhen, wurden Netze in einer Lohe aus Eichenrinde gekocht, d.h. geloht oder getant (vom Englischen to tan = gerben).
Lohen der Netze (im Zuiderzeemuseum, Enkhuizen)
Ein weiteres Problem war, daß ich keine gute Information zur Hand hatte mit welcher Art von Netz ein Botter im Winter gefischt hätte und wie dieses Netz konstruiert war – Van Beylen widmet diesem Aspekt gerade mal eine halbe Seite. Es gibt wohl ein Buch von dem bereits erwähnten Pieter Dorleijn, das offenbar auch auf dieses Detail eingeht, mir war es aber zu teuer, auch noch dieses Buch zu beschaffen. Deswegen mußte ich ein bißchen schummeln.
Detail des zum Trocknen aufgeheißten Netzes
Da die Nylons nicht ganz die richtige Farbe hatten mußte ich diese irgenwie einfärben, was sich aber als recht schwierig herausstellte. Zunächst habe ich den Nylonstrumpf über eine bauchige Flasche gespannt, um die Maschen zu öffnen. Ein erster Versuch mit mahagonifarbener Beize schlug fehl, das Material nahm die Beize nicht an. Ich habe dann das Gewebe mit verdünntem Acryl-Mattlack stabilisiert, der leicht mit der Spritzpistole übergehaucht wurde. Nachdem das ‚Netz’ ausgeschnitten war, habe ich dann die Lohung durch Sepia-Tusche immitiert, die mit der Spritzpistole aufgebracht wurde. Die Stabilisierung mit Acryl-Lack erleichtert auch das drapieren des Netzes, das mit lösungsmittelhaltigem Mattlack auf das Vordeck geklebt wurde. Auch die Drapierung wurde durch ein paar Tropfen Mattlack in Form gehalten.
Das auf dem Vordeck drapierte Netz
Die Seitenschwerter sind nun ebenfalls an Bord gekommen. Sie werden durch einen kleinen Rundkopfnagel gehalten. Eigentlich wird das Schwert auf dem Schwertnagel durch einen Keil gehalten, der auf der Außenseite durch einen Schlitz im Schwertnagel gesteckt wird. Angesichts der Tatsache daß der Schwertnagel im Modell nur einen Durchmesser von 0,4 mm hat, habe ich auf die Darstellung des Keils verzichtet :) Das Schwert wird durch eine einfache Talje aufgeholt, wobei ein Klotz mit einem Loch der Umlenkung der Kraft dient. Der Läufer wird auf der hintersten Halblampe belegt.
Die aufgeholten Seitenschwerter
Weiterhin wurden die verschiedenen Belegnägel installiert. Diese aus Stahl gedrehten Nägel wurden mit einem Heißluftlötgerät zuvor soweit erhitzt, bis sie eine bräunliche bis bläuliche Anlauffarbe zeigten. Dies sieht m.E. recht realistisch nach Schmiedeisen mit Fluggrost aus.
***** Ein Fischerboot braucht Körbe, um den sortierten Fang sicher vom Boot zur Auktion zu bringen.
Fischkörbe des Marker Botter im Zuiderzeemuseum
Mit ist keine wirklich überzeugende Methode eingefallen, mit der man Körbe auf einfache Weise immitieren könnte. Bei der naheliegenden Verwendung von Stoff- oder Metallgeweben ergibt sich immer eine nicht vorbildgerechte Naht. Einen Korb mit Deckel oder einen vollgefüllten könnte man modellieren und dann das Geflecht einpressen. Bei einem leeren Korb funktioniert diese Methode aber nicht. Ich bin daher den natürlichsten Weg gegangen und habe die Körbe wirklich geflochten – na ja, beinahe wenigstens.
Formwerkzeug für (Fisch-)körbe
Dazu braucht es ein Werkzeug, das dem werdenden Korb die Form verleiht und es erlaubt, ihn während des Flechtens handzuhaben. Ich habe mir ein solches Formwerkzeug aus einem Stück Rundaluminium von 5 mm Durchmesser gedreht und eine durchgehende Bohrung von 2 mm Durchmesser eingebracht. Damit können zwei Körbe gleichzeitig geflochten werden. Das Flechtmaterial ist ein anderes Problem. Ich hätte gerne Kupferdraht genommen, aber damit wäre der eher einem Nähen ähnelnde Flechvorgang schwierig gewesen. Ich habe daher dünnes Baumwollgarn für die Staken genommen, die dann mit Fliegenbindegarn ausgeflochten wurden.
’Flechten’ eines Korbes
Zunächst wurden die ‚Staken’ aufgebracht, indem der Baumwollfaden um das Formwerkzeug gewunden wurde, wobei die Rücktour durch die Bohrung in der Mitte gezogen wurde. Mit zwei Zahnstocher-Enden wurde diese Wicklung verkeilt. Das Ausflechten, oder besser Ausweben, erfolgte mit Hilfe einer normalen Nähnadel als ‚Schiffchen’. Der obere Randabschluß ist etwas gemogelt. Eigentlich werden die Staken, einer hinter dem anderen, in das Geflecht zurückgesteckt, um einen sauberen Abschluß zu erreichen. Ich habe stattdessen eine Doppelreihe von halben Schlägen mit dem Fliegenbindegarn aneinander gesetzt. Nachdem die Flechtarbeiten soweit beendet waren habe ich die ‚Körbe’ in nußbaumfarbige Beize getaucht und nach dem Trocknen mit ein paar Tropfen farblosem Mattlack fixiert. Die Staken wurden dann mit Ausnahmen von zweien auf jeder Seite bündig mit dem Rand abgeschnitten. Die stehen gelassenen Staken wurden dann zu Handgriffen verzwirbelt. Danach wurden die Staken am Boden entlag der Bohrung des Formwerkzeuges mit einem Skalpell abgetrennt. Die Öffnung in der Mitte wurde mit einem Tropfen Weißleim geschlossen.
Die fertigen Fischkörbe
Die Körbe wurden dann mit Akrylfarbe (gebr. Umbra) gealtert. Nachdem ich mir das Bild aus dem Zuiderzeemuseum nochmals angeschaut habe, ist mir aufgefallen, daß ich auch noch die Registrationsnummer des Bootes daraufmalen sollte, damit bei der Auktion der Fang auch dem richtigen Boot zugeordnet werden kann.
Man bemerkt auf dem obigen Bild auch, daß inzwischen der Anker, ein Draggen, an Bord gekommen ist. Derartig feine Ketten zu finden ist immer ein Problem. Ich bin bei einem bayrischen Kleinserienhersteller für Eisenbahnzubehör fündig geworden. Die einzelnen Glieder waren sauber verlötet und geschwärzt, aber rund. Ankerkettenglieder sollten aber oval sein. Ich habe die Glieder daher mit einer Zange sehr vorsichtig einzeln etwas flachgedrückt.
In diesem Fall kann man Dir ja dazu gratulieren, einen Korb bekommen zu haben. Die Herstellung der Körbe erinnert an die Art, wie man eine Stagmaus aufsetzt. Eine alternative Lösung wäre ansonsten vielleicht die Verwendung der Kappen von Eicheln gewesen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Dein Baubericht tendiert stark dazu, mein Lieblingsbaubericht des beginnenden Jahres 2014 zu werden. Wirklich klasse diese Detailverliebtheit in diesem kleinen Maßstab. Deine Korbfertigung erinnert mich an die von dem leider bereits verstorbenen Günther Bossong vorgeschlagene Mausfertigungsmethode, an der ich mich selbst auch schon probiert habe (und kläglich gescheitert bin).
Der authentische Eindruck, welchen dein Modell macht, ist absolut überzeugend - aufgrund der schönen, nicht überzogenen Alterung und eben der Details.