Hallo Ulrich Also wenn ich mir die Plantafel XXXII so anschaue, dann gibt es für mich an der Stellung der Pumpen und ihrer Bedienung nichts wirklich Fragwürdiges. Wenn ich das richtig verstanden habe, wird jede der vier Pumpen über ein Tau an einem Schwengel angetrieben. Dieser ist in seinem Drehpunkt mit einer Zurring am Mast befestigt und zwar so, dass der Schwengel quer zur Schiffsachse hängt. Sinnvoll ist so ein Schwengel nur, wenn er die Hebelgesetze ausnutzt, um die Arbeit an den Pumpen leichter zu machen (schließlich sind da ein paar Meter Wassersäule anzuheben, das wiegt schon was). Das wäre nur dann der Fall, wenn der Hebelarm, an dem die Mannschaft zieht länger ist, als der Hebelarm, an dem der Pumpkolben hängt. Bei diesen Voraussetzungen sehe ich keinen Hinderungsgrund, warum nicht alle vier Pumpen gleichzeitig über ihren jeweils eigenen Schwengel bedient werden sollen, und zwar ohne dass die Mannschaft sich im Wege steht. Dazu muss der Hebelarm, an dem die Mannschaft steht natürlich so lang sein, dass er über die Öffnung der anderen Pumpe im Deck hinweg reicht. Orazio Curti hat auf Seite 416 eine Doppelpumpe dargestellt. Für Gewöhnlich bin ich, was Curti angeht schon auch skeptisch, aber das gezeigte System scheint funktional zu sein. Hast Du den Curti? Ansonsten könnte ich die Zeichnung mal einscannen und Dir per Mail schicken (hier einstellen, da ich weiß nicht, ob das urheberrechtlich in Ordnung ist)
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
@Willi: Danke, quer, das hatte ich nicht auf dem Schirm, ich bin von längs ausgegangen. Quer scheint zu passen.
@Anobium: Diese Art hatte ich nicht geplant, sie wird in der Architectura nicht gezeigt, zumindest habe ich sie nicht gefunden. Und es ist kein Platz dafür vorhanden, obwohl es eine sehr elegante Lösung darstellen würde.
Danke Euch beiden!
In der Werft: *Fregatte nach CHAPMAN Tafel XXXI und XXXII der Architectura. * 29 1/3 feet Launch nach CHAPMAN Tafel XLVIII Nr.: 2
Die Feiertage sind vorüber und der Geist ist mächtig erschlafft. So stellte ich mir die Aufgabe, aus dem Plan 43 (No. 1) (Link (große Datei!)) die Hecklaterne herauszuzeichnen und zu bauen. Sie soll verdreifacht, wie in Plan 03 (No. 3) (Link (große Datei) zu sehen, am Heck angebracht werden.
Aber nunmehr liegt die letzte gelöste Geometrieaufgabe einige Jahre zurück und die Galionsregeln hatte ich irgendwo in der geistigen Rumpelkammer versenkt. Also saß ich mit leerem Hirn und ausdruckslosen Augen vor dem Rechner (was für ein Wortwitz, der weiß ja nicht mal, was zu rechnen wäre, geschweige denn ich…) und grübelte.
Nach zwei erfolglosen Papier-Modellen und einer verdruckten Kopiererfolie wusste ich nicht mehr weiter, bis mich auf einmal die Idee anfiel. Wie immer unvermutet und von hinten.
Zuerst, was ist uns gegeben nach dem Plan? Eine auf einem kleinen regelmäßigen Sechseck stehende, schief nach achtern geneigte Laterne mit einem großen regelmäßigen Sechseck als Abschluss. Darauf eine Haube und das Ganze steht auf einem Fuß. Ebenfalls sechseckig. Aber damit schlage ich mich später herum.
So sind alle Seiten schief und nur die Sechsecke liegen parallel zueinander, keine der sonstigen Linien. Also mussten alle Verbindungen zwischen dem Fuß und der Haube ermittelt werden. Rechnerisch und geometrisch gezeichnet.
Das Ziel ist, eine Abwicklung des Laternenglaskörpers zu erhalten, der dann wie bei Bernds „HMS Pandora“ zu sehen, aus Druckerfolie erstellt werden soll. Deshalb, weil raschest zig Exemplare vervielfältigt werden können und neu ausgedruckt schnell montagebereit sind.
Zur Konstruktion eines regelmäßigen Sechseckes siehe die WIKIPEDIA (Link) Also zuerst das Sechseck der Haube konstruiert. Dann den Abstand vom Rand der Haube zum Rand des Fußes ermittelt und das Sechseck des Fußes ebenfalls konstruiert. Beide liegen der Einfachheit auf einer Linie und nun können die jeweiligen Ecken verbunden werden (Hilfslinien ziehen!). Überhaup gilt: Hilfslinien immer so dünn wie möglich!
Es gilt folgendes: Beide Sechsecke liegen in der Ebene parallel, daher ist die Höhe übereinander immer gleich! Wenn man nun die Sechsecke betrachtet, so fällt auf, dass die verbindenden Hilfslinien (z.B. hier die linken oberen Ecken) genau der Seite a eines rechtwinkligen Dreieckes (LINK zur WIKIPEDIA) entspricht. Die Höhe ist ja aus dem Plan bekannt und sie ist die Seite b des rechtwinkligen Dreieckes und so kann die achterliche Laternenstrebe leicht mit dem Satz des Pythagoras (LINK) errechnet werden.
Ebenso bei den anderen Streben verfahren, es muss nur die Hälfte berechnet werden, da die anderen jeweils gleich lang sind.
Für die Konstruktion hat man nun die nötigen Maße. Ich habe vielleicht etwas umständlich konstruiert, aber ich habe halt einen ...Kopf....
Konstruiert habe ich in zwei Schritten. Erster Schritt:
Die nach "oben" vom großen Sechseck abgehende Fläche erhält man, indem man am kleinen Sechseck in den oberen zwei Eckpunkten Senkrechte errichtet und von den jeweiligen Eckpunkten des großen Sechseckes die ermittelten Strebenlängen auf diese Senkrechte hin abträgt. An diese Schnittpunkte muss nun die Kante des kleinen oder großen Sechseckes hin parallelverschoben werden und man erhält die gesuchte erste Fläche.
Nach rechts im Uhrzeigersinn weiter. Über den Ecken des kleinen Sechseckes wieder Senkrechte errichten und nun erst von der rechten unteren Kante der ersten Fläche das Maß der rechten Strebe auf die linke Senkrechte überragen. Auf der rechten Senkrechten nur das ermittelte Maß der zweiten Strebe abtragen (w.o.). Zum Schluss wieder parallelverschieben und die zweite Fläche ist fertig.
Die dritte Fläche erhält man ebenso, über den Ecken des kleinen Sechseckes wieder Senkrechte errichten und nun erst von der rechten unteren Kante der zweiten Fläche das Maß der rechten Strebe auf die linke Senkrechte überragen. Auf der rechten Senkrechten nur das ermittelte Maß der dritten Strebe abtragen (w.o.). Zum Schluss wieder parallelverschieben und die dritte Fläche ist fertig.
Die vierte Fläche wird wie die erste ermittelt, nur unter Benutzung der Länge der vierten Strebenlänge.
Dann habe ich die Flächen mit einer "Bleiglasunterteilung" in der jeweiligen Hälfte versehen und die einzelnen Flächen gruppiert. (Ich arbeitete in COREL)
Nun mussten diese nur noch zu der oben zu sehenden Abwicklung zusammengeschoben werden und zigfach kopiert, um Verschnitt verschmerzen zu können.
Die Zeichnungen sind für 1:72, Ihr könnt sie frei verwenden und herunterladen, ich habe die ja selbst erstellt.
Hier ein paar Bilder des Glaskörpers, er hat parallele Ober und Unterseite und ist nach achtern schief, wie im Plan.
Die vierte Fläche habe ich doppelt dran. Einmal mit und einmal ohne "Fensterkreuz", um dort kleben zu können. Mit der richtigen Menge Kleber wird alles durchsichtig, da muss ich noch üben.
Grüße!
In der Werft: *Fregatte nach CHAPMAN Tafel XXXI und XXXII der Architectura. * 29 1/3 feet Launch nach CHAPMAN Tafel XLVIII Nr.: 2
Hallo Ullrich Super erklärt, sogar für mich leicht nachvollziehbar, danke, danke, danke!!! Ich hätte wahrscheinlich einen Holzkern so lange geschliffen, bis er mir als Schablone hätte dienen können. Das hätte dann im Idealfall einer Laterne so ungefähr ähnlich gesehen.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Hier erste Montage und Lösungsversuche mit dem Laternenkorpus.
DSC08694.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Dank einer freundlichen Mitteilung habe ich mir über verschiedene Fertigungsschritte nicht mehr so viele Gedanken machen müssen und konnte nach kurzer Vorbereitung gleich mal loslegen.
Sechsecke erzeugt und ausgedruckt, diese auf dreifach verleimtes Ahorn-Furnier geklebt, (damit hatte ich die richtige Dicke von vornherein "eingestellt") und an die Dekupiersäge. Gefühlvoll ausgeschnitten und einmal probeweise verschliffen und angeklebt. Und prompt verkehrt angeklebt, da die Schrägrichtung nicht beachtet wurde.
Aber so könnte es gehen. Die verschiedenen Sechsecke markieren die unterschiedlichen Schleiftiefen für die Krümmungen.
Kerze ist Schaschlykspieß, beim Abtrennen auf dem Dremel mittels angelegter Laubsäge bleibt ein kleiner Grat, der perfekt einen Docht simuliert, nachdem er mit Edding geschwärzt wurde.
Grüße!
In der Werft: *Fregatte nach CHAPMAN Tafel XXXI und XXXII der Architectura. * 29 1/3 feet Launch nach CHAPMAN Tafel XLVIII Nr.: 2
"Ich gibs so gut / als ichs errang / Drumb ist mir vor keim Momo bang. Wer bessers waist / und kans erweisen / Der gebs herfür: Ich will ihn preisen." (Joseph Furttenbach 1591-1667)
So, nunmehr sind drei Laternenkörper fertig. Schwierig wird nun die Montage an der Heckreling. Mal sehen, wie das gehen wird.
Grüße! @Marcel: Jep, Kerze, Docht und verschüttetes Wachs auf dem Laternenboden... Aus brandschuztechnischen Gründen derzeit aber kein offenes Kerzenflämmchen...
Sehr schöne handwerkliche Umsetzung. Eine Frage zur damaligen "Technik": Waren diese doch relativ großen Laternen wirklich mit Kerzen bestückt? Rein gefühlsmäßig würde ich meinen, daß die Lichtausbeute für diesen Anwendungsfall zu gering ist und hätte an der Stelle eine Öllampe vermutet. Ist dazu etwas bekannt, gab es vielleicht "sowohl als auch"?
Zitat von Foxtrott im Beitrag #87 ...aus welchen Materialien hast Du die Seitenteile der Lampe hergestellt? ...
Die Lampe wurde auf Druckerfolie gedruckt. Dann ausgeschnitten und auf der Rückseite vorsichtig geritzt um sie biegen zu können und dann an der dunklen Seite verklebt. Ist alles weiter oben zu sehen... Grüße!
In der Werft: *Fregatte nach CHAPMAN Tafel XXXI und XXXII der Architectura. * 29 1/3 feet Launch nach CHAPMAN Tafel XLVIII Nr.: 2
Mit den Mastschalen (?) geht es nun endlich einmal mit dem Schiff direkt weiter. Ich habe mich ja ewig nicht rangetraut, im Nachhinein war es einfacher als gedacht. Zumindest bei der ersten am Großmast. Ich habe den Plan hoffentlich nicht falsch verstanden, aber Boudriot und Co. haben wahrscheinlich einen kleinen Fehler in ihren Zeichnungen bei den Mastschalen, der mich heute schier verzweifeln lies. Ich habe mich dann entschieden, die Zeichnung teilweise zu ignorieren und es so zu bauen, wie es mir logisch erschien. Planposten ist ja leider nicht möglich, ich versuche es so zu beschreiben, dass es nachvollziehbar ist.
Zuerst wurden aus Furnier Streifen geschnitten, die die unterschiedliche Dicke der Mastschalen in den verschiedenen Höhen aufbauen sollen.
Furnier lässt sich gut biegen, wenn eine Seite leicht befeuchtet wird, diese quillt dann etwas und biegt das Holz schon von allein vor. Weiteres Biegen wird erreicht, indem die Furnierstreifen mitt Bindfaden fixiert werden und trocknen. Das Resultat: Vorgebogene Bauteile.
Diese werden nun verleimt und zum Trocknen wieder angebunden. Zuerst hatte ich den Mast genommen, zum endgültigen Trocknen dann aber einen Pinselstiel, da mir der Mast anzukleben drohte.
Nun mussten ja noch Aussparungen für die Mastreifen angebracht werden, damit sich die Schale glatt an den Mast anschmiegt. Und hier hat der Plan m.E. einen Fehler: Die Aussparungen sind auf der dem Mast abgewandten Seite der Schale angebracht gezeichnet, und nicht auf der dem Mast zugewandten. Die Mastreifen sitzen aber unter der Mastschale. Wie soll das gehen? Ich habe es eben ignoriert und die Aussparungen auf der dem Mast zugewandten Seite angebracht.
habe gerade erst deine Laterne entdeckt. Die ist ja phantastisch! Und eine sehr gute Beschreibung deines Vorgehens. Die Mastverschalung (Frontfisch) sieht ebenfalls erstklassig aus. Mit den Kerben für die Eisenreifen gebe ich dir recht, die gehören auf die Innenseite. In Boudriots Band 3 zum 74 Kanonenschiff stimmt die Seite. Außen befinden sich dann die Kerben für die Tauwuhlinge. Die kommen bei dir ja noch - also alles in bester Ordnung