Der Bausatz sieht eigentlich sowieso nur vor, den Küverbaum auf Sattel und mit einem etwas anders aussehenden Eselsaupt zu verkleben und fertig. Die Stage und alles andere sollte danach eigentlich nur simpel festgebunden werden, auch eine Zurring ist im Bausatz nicht vorgesehen. Das sah aber alles zu simpel und unrealistisch aus, so dass ich alles andere in Eigenregie hinzugefügt habe (deswegen ist auch die Befestigung des Fockstages falsch, die müsste wahrscheinlicher unter dem Bugspriet verlaufen).
Es gab abnehmbare Klüverbäume. Diese hatte z.B, eine Kerbe am achternen Ende durch die ein Tau nach vorne (zum Eselshaupt glaube ich) zu einer Rolle führten, dann wieder zurück zum Bug (dort belegt), die ein herausrutschen nach hinten verhinderten.
Es gab aber auch fest montierte Klüverbäume (einen solchen habe ich bei der Albatros gewählt) und habe die Annahme vorausgesetzt, das Bugspriet und Klüver lediglich zusammengenagelt oder verbolzt waren. Ich habe auch andere Befestigungsmöglichkeiten in anderen Modellen gesehen, bei denen der Sattel ein Metallgehäuse auf dem Bugspriet war, in welchem der Klüverbaum montiert war. Dies Modelle waren aber späteren Baujahres.
Kurzum: Ich habe keine Ahnung wie das gelöst war, wenn es anders gelöst war.
Was ich mir noch vorstellen könnt wäre ein "Nach hinten Rutsch Stopper" ähnlich dieser, die bei den Stengen von Vor- und Großmast eingesetzt werden. Das wäre aber dann letztlich und im Prinzip auch nichts anderes wie die angenommene Verbolzung.
Hallo Bodo Vielen Dank für die ausführliche Antwort. Ich habe auch mal nachgesehen, was sich so finden lässt. Aber außer im Marquardt, der eine Zurring zeigt, die durch den Fuß des Klüverbaums geht und der von Dir beschriebenen Anordnung (ähnlich wie das Stengenwindereep) habe ich auch nichts gefunden.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Anker waren mit Bojen verbunden, welche mit dem Anker über Bord geworfen wurden und dann anzeigten, wo der Anker liegt. Diese Bojen gab es aus Holz und aus Kork. Die Länge und Breite einer solchen Boje war laut [Mar1994] 4 Fuß 6 Zoll bzw. 2 Fuß 6 Zoll, bei kleinen Ankern auch mal etwas kleiner. Sie war regional unterschiedlich aussehenen Bojenstropps aus gekleidetem Tau umgeben.
Ich habe für die Albatros eine leicht verkleinerte Korkboje vorgesehen. Der Grundkörper wurde aus FIMO, einer knetmasseähnlichen Modelliermasse modellert. Es war das erste mal, dass ich FIMO verarbeitet habe und muss sagen: Da werde ich vielleicht noch das ein oder andere mehr mit machen.
Nach dem Backen und Auskühlen habe die die "FIMO-Eier" zunächst schwar bemalt (das FIMO war weiß) und dann mit einem hellen braunton darüber gepinselt, um mich einer korkähnlich Farbe und Musterung anzunähern.
Aufwändiger war das Erstellen des Bojereeps, für welches ich die in [Mar1994] gezeichnete "spanische Fasson" gewählt habe, die englische Schiffe verwendeten. Zunächst habe ich 4 Taue gekleidet und dabei ein Auge an einem Ende eingearbeitet. Als nächstes wurde ein weiteres Tau gekleidet, die 4 Taue darauf aufgefädelt und das ganze zu einem Ring verbunden. Die Bilder unten zeigen einen solchen Tauring mit den 4 aufgefädelten Tauen.
Das ganze ist pro Boje 2 mal zu machen. Die beiden Tauringe werden dann auf die Enden der Boje gesetzt, dabei verlaufen die Tauenden jeweils unter dem auf der anderen Seite der Boje liegenden Tauring. Die Tauenden wurden dann entsprechend gekürzt und zu Augen verbunden.
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Im Programm von Krick waren 1:54 Zinnfiguren einer Schiffsbesatzung erhältlich, die ich mir auch gegönnt habe. Ich wollte keine komplette Schiffsbesatzung auf das Schiff stellen, aber ein paar Figuren als Größenvergleich und auch als Farbtupfer auf dem ansonsten rein naturholzbelassenen Schiff sollten schon sein.
Die Figuren sind an und für sich nicht passend für das Jahr 1840. Zwei Offiziere mit Dreispitz sind dabei. Dreispitze waren aber schon im Jahre 1800 zumindest in Amerika nicht mehr modern. Auch der auf den Zinnfiguren angegossene Zopf der Seeleute war im Jahr 1840 nicht mehr nötig, da man die Haare in der Regel kürzer trug sie weder zum Zopf binden noch mit Teer einschmieren mußte (ich las, das man das Tat, damit sich nicht ständig einzelne Haare im Tauwerk oder ähnlichen schmerzhaft verfingen.
Daher habe ich die Zöpfe (bis auch den eines Modegecken) sowie die Dreispitze entfernt sowie ein paar kleine Grate weggefeilt. Statt dessen bekommen die Seeleute Mützen und Haare.
So bereinigt konnte es an die Bemalung der Figuren mit mit verschiedenen Farben gehen. Die Farben, selbst die braunen, waren aber viel zu "sauber", so dass ich durch Mischung mit anderen Farben frei Schnautze etwas "schmutzigere" Farben - eben gemischt - habe. Damit wurden die Figuren bemalt, und nachträglich noch etwas verschmutzt. Lediglich den Kapitän sowie einen etwas feineren Herrn habe ich sauber gelassen.
Mit dem Ergebnis bin ich zufrieden, gerade weil es etwas Farbe auf Deck bringt, aber eben nicht so auffallend.
Folgende Herren senden euch schöne Ostergrüße:
Gast
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na, Deine Besatzung hast Du aber schon mal richtig prima hinbekommen! Dann kann's ja mit vereinten Kräften in die Fertigstellung des Schiffchens gehen..
Grüsse, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Danke ;-) Dann hoffe ich, dass das motivierte Mitarbeiter sind und ich nicht solche erwischt habe, die nur mit nem leckeren Rumkaltgetränk auf dem Sonnendeck rumlümmeln :-)
@Oli und Alexander:
Moin moin, ihr beiden hattet vor einigen Wochen in diesem Bericht angemerkt, dass der Einsatz von Ankerketten womöglich nicht korrekt ist. Ich habe etwas mehr in Levers "The young officers' sheet anchor" geschmökert und dort steht (das Buch ist ja 1835 geschrieben worden, also recht genau in der Bauzeit), dass bei Kriegsschiffen Ankerketten durchgängig üblich waren(in den Abbildungen werden dort dann im übrigen ausschließlich Stegketten abgebildet!). Dort ist aber auch zu lesen, daß Handelsschiffe tatsächlich üblicherweise KEINE Ankerketten verwendeten!
Ich hatte mich bereits beim Bemalen der Crew entscheiden müssen, was ich aus der Albatros mache. Es sollte eigentlich ein Küstenwachschiff (US Revenue Cutter Service) werden, aber die hatten damals grottenhäßliche und eintönige graue Uniformen. Weiterhin ist in den Flottenlisten dieser Zeit keine Albatros aufgelistet, selbst in den Listen der von der Kriegsmarine gecharterten Schiffe nicht.
Beides hat mich entscheiden lassen, ein bewaffnetes Handelsschiff darzustellen.
Ergo werde ich von Ankerketten auf normale Ankertaue umstellen.
da hast du gut recherchiert. Es stimmt, es gab keinen Schoner namens Albatros. Der Linienriss auf dem das Modell basiert ist von einem Handelsschiff. Aber es war damals auch nicht unüblich das es bewaffnet war, vor allem wenn es in der Karibik unterwegs war zum Schutz vor Piraten. Deshalb war das Schiff auch gekupfert. Der Bohrwurm hätte es sonst gnadenlos zerfressen in Karibikgewässer.
Als anregung für dein nächstes Schiff. Jetzt ist es leider zu spät zum ändern. Die Ankerkette oder das Kabel gingen niemals einfach durch Löcher im Deck in den Rumpf. Immer durch Grätings oder Luken. Geb die Infos die ich beim Bau des schiffes erhalten habe gerne weiter, war damals auch dankbar das alles erfahren zu haben. Dadurch lernt man das Schiff besser zu verstehen.
Viel spaß beim weiterbau. Bleib weiterhin gespannter zuschauer und mitleser
Danke fuer die Information... Ich nehme das gerne und dankend an, insbesondere da ich im Moment - ich denke dass ich auch bei der Takelage vieles falsch machen werde (siehe Bugspriet und Klüverbaum) - es gar nicht mal ausschliesse, das Schiff ein zweites mal in modifizierter Form zu bauen. Ich finde die Kleine einfach schön. Uebrigens: Die Loecher fuer das Ankerkabel findet man auch auf etlichen anderen Modellen, wie z.B. auf der Harvey von Heinz Suchard vom Arbeitskreis historischer Modellbau. War das nur unueblich oder wirklich kategorisch falsch?
Das mit der Kupferung koennte ich noch machen, aber das traue ich mir im Moment noch nicht so richtig zu, ich werde es komplett in Holz lassen. Ich ueberlege im Moment, wie ich so ein Miniarbeitsboot in einigermassen guter Quali an die achteren Davits bekomme. Ich denke das darf nicht fehlen.
Kauf dir am besten das Buch vom Lennarth Petersson "Rigging Period Fore and Aft Craft" ISBN: 978-1-59114-721-3 müßte es für ca. 20€ geben Da ist die Takelage bis ins letzte Detail beschrieben. Ist zwar auf Englisch aber ist nicht weiter tragisch das es in dem Buch quasi keinen Text gibt. Besteht zu 95% nur aus Bildern und beschreibungswort. Sehr empfehlenswert. Ich takle meine Albatros komplett nach dem Buch. Beschreibt nämlich einen Amerikanischen 73ft Schoner von 1808. Also perfekt für uns.
Soweit ich das mit der Ankerkette weiß ist es generell falsch, hab sowas mit öffnungen im Deck in noch keinem Plan gesehen.
Ich kupfere meine Albatros auch nicht. Belasse es auch in Holz.
Zitat von bvl im Beitrag #25wie ich so ein Miniarbeitsboot in einigermassen guter Quali an die achteren Davits bekomme
Hi Bodo,
wenn's darum geht, ein kleines Böötchen zu bauen, da gibt's aus Mondfeld's Enzyklopädie den Band 5.1 "Boote und Kleinfahrzeuge", ist ganz gut dafür. Oder meinst Du die Takelung? Wobei ja auch K.H. Marquardt "Schoner in Nord und Süd" zu den Booten etwas drin hat (ab S. 207), könnte eigentlich ausreichend sein. Wenn ich richtig gelesen hab, hast Du das Buch wohl auch.
Und das mit dem Kupfern würde ich persönlich auch lassen, wäre zwar wohl historisch korrekter, aber ich finde es immer sehr schade einen schönen Holzrumpf zu verstecken - ich stehe eher auf Holz.
Grüsse, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Sooooo.... der Band 5.1 der Enzyklopädie liegt vor mir ;-). Den Petersson werde ich mir auch noch beschaffen, und ich weiss jetzt, das ein Plan der echten Albatros im Chapelle steht, der mir selbstverständlich auch noch ins Haus kommt. Wenn alles gut läuft, dann geht es am Wochenende wieder ein wenig in die Werft. In der Zwischenzeit wird gelesen.
Äh Bodo, gut gemeinter Rat meinerseits. Schau nicht in den Chapelle auf den Plan der Albatros. Du fängst das weinen an. Lass es. Sonst geht dir es wie mir Helfen tut er dir eh nicht. Ist nur der Spantenriss drinn und eine Seitenansicht mit position der Spanten. Bringt dir nicht viel...
@Oli: Hi, ja, Robert hat mich schon über das Sodom und Gomorra in diesem Fall aufgeklärt. Die Albatros wird umbenannt in "Little Albatros", das "historisches" in "historisches Schiffsmodell" wird ersatzlos gestrichen, es bleibt eben ein Übungsmodell - wobei ich in den Details jedoch nicht weit von historischen Details abweichen möchte. Weitere Detailierung und üben üben üben ist die Devise.
Aber bei meinem nächsten Modell passiert mir das nicht mehr! Dennoch ist der Chapelle sicher eine lohnendes Objekt - und ich werde der Versuchung, Plan Nr. 6 genauer anzuschauen - wahrscheinlich nicht widerstehen können ;-)