als eifriger Leser dieses Forums hatte ich bislang eine passive Rolle, war dabei aber immer wieder beeindruckt von der modelltechnischen Qualität vieler Beiträge. Ich bin fasziniert von der Segelschifffahrt des ausgehenden 18. Jahrhunderts, daher haben es mir die Schiffe der Royal Navy aus dieser Zeit besonders angetan. Ich hatte mir letztes Jahr von Vanguard Models die HMS Sphinx (Maßstab 1:64) gekauft und wollte sie in der Zeit nach der größeren Überholung mit Karronaden und Kupferbeplankung darstellen. Mein letztes Schiffsbauprojekt liegt 45 Jahre zurück (Norske Løve von Billings Boats), aber meine Jugendsünden möchte ich hier nicht vorstellen. Nach so langer Zeit hat mich dann doch der Mut verlassen, gleich mit so einer schönen Fregatte zu beginnen. Daher habe ich mich entschlossen, einen einfacheren Baukasten (komplett von Scratch kommt vielleicht einmal später) zu beginnen. Es ist am Ende mit dem HM Cutter Trial ebenfalls ein Modell von Vanguard Models geworden, da bleibe ich im gleichen Maßstab. Zuvor hatte ich zur Eingewöhnung das Panart Batteriedeck gebaut. Ein einfacher Bausatz, wenn man die Unzulänglichkeiten der Pläne und der Bauanleitung außer Acht lässt. Schließlich hatte ich mich noch an einigen Beibooten (allesamt von Vanguard Models, 1:64) versucht. Dazu hier ein paar Fotos zu den „Endergebnissen“.
Historie Nun aber zum HM Cutter Trial. Die „Trial“ wurde von Thomas Dusterville aus Plymouth nach den Entwürfen von Kapitän John Schank gebaut (bestellt am 1. Dezember 1788). Der Kutter hatte eine Länge von 65 Fuß, eine Breite von 21 Fuß und eine Tonnage von 123 Tonnen sowie eine Besatzung von 45 Mann. Der Rumpf war mit drei versenkbaren Kielen von Captain Schank ausgestattet, die dem flachen Rumpf unter Segeln Richtungsstabilität verleihen. Am 28. Juni 1793 erbeutete Trial einen Freibeuter aus St. Malo, die 14-Kanonen „Le Feret“. Im Jahr 1797 kaperte Trial die Freibeuterbrigg „Le Courier de la Mer“. Als sie 1798 zusammen mit einer Fregatte und einem Bombenschiff die Invasionsflottille in Le Havre bewachte, erwies sich ihre Fähigkeit, nahe der Küste zu segeln, bei einem kurzen Einsatz gegen die 36-Kanonen-Fregatte „La Confiance“ und der 20-Kanonen-Korvette „La Vesuv“ als nützlich. Erstere wurde gestrandet, verlassen und später durch einen Bootsangriff niedergebrannt, die Korvette wurde an Land getrieben, konnte aber wieder flott gemacht werden und entkam, als überlegene Kräfte das britische Geschwader vertrieben. Bei der ersten Inbetriebnahme im Jahr 1790 bestand die Hauptbewaffnung der Trial aus 8 x 3-Pfünder-Lafettengeschützen. Im Jahr 1793 kamen 4 x 12-Pfünder-Carronaden hinzu. Mit diesen zusätzlichen Waffen ist der Bausatz ausgestattet, so dass sie insgesamt 12 Geschütze hat. Die Trial war am Dollbord mit Schäften für Drehkanonen ausgestattet, aber Untersuchungen deuten darauf hin, dass diese während ihrer langen Karriere kein einziges Mal verwendet wurden, wahrscheinlich da die nachgerüsteten Carronaden für den Naheinsatz viel effektiver waren.
Baustart Der Bausatz ist sehr gut ausgestattet und hat umfangreiche Pläne sowie eine Bauanleitung (in Englisch) von 70 Seiten, in der der Bau des Prototyps reichlich bebildert dargestellt ist.
Für die erste Bauphase wird ein Hilfskiel verwendet, auf den der Hauptkiel und die einzelnen Spanten aufgesetzt werden. Der Hilfskiel dient nicht nur in der ersten Bauphase als „Helling“, er ist auch erforderlich bevor später der richtige Kiel eingesetzt wird. Aufgrund der versenkbaren Schiebekiele kann nicht ein klassischer durchgehender Kiel eingesetzt werden. Ich bin gespannt, wie die Schiffsbauer zur damaligen Zeit die nötige Stabilität erreicht haben und hoffe, dass Chris Watton von Vanguard Models das in gewohnter Qualität realitätsgetreu nachgebildet hat. Der Zusammenbau des Spantgerüstes geht leicht von der Hand. Die Bauteile passen alle sehr präzise in die dafür vorgesehenen Stellen. Eine kleine Bilderserie zeigt den Zusammenbau des Spantgerüstes.
An @dafi, @schiffebastler, @thowen, @kay, @Frank hier im Forum möchte ich daher auch die Frage stellen, wie der Faden dann bezeichnet werden sollte. Die von Heinrich initiierte Diskussion um die Schwerter mit ihren Vor- und Nachteilen ist interessant, aber eine Sloop war die Trial m.E. nicht.
Ich habe mir den Faden, auf den Du Dich beziehst noch mal angesehen. Demnach könnte man durchaus zu der Ansicht gelangen, dass es sich um eine Schlupp handelt. Hierzu sei insbesondere auf K.-H. Marquardt "Bemastung und Takelung von Schiffen des 18. Jahrhunderts", S. 173, Tafel 58 hingewiesen. Marquardt bezieht sich außerdem auf Falconer und Steel wenn er schreibt, dass die Kuttertakelung der Schluptakelung sehr ähnlich sind. Ich würde mir keine Gedanken über die Bezeichnung machen- das wäre, als würde ich mich darum streiten, ob ich nun eine Apfelsine oder eine Orange esse- sondern die (alt-)hergebrachten Bezeichnung akzeptieren.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Leider gehen die Termini in den verschiedenen Sprachen ziemlich durcheinander und bezeichnen u.U. ganz unterschiedliche Fahrzeuge.
Innerhalb der RN ist die Bezeichnung allerdings ziemlich klar:
Cutter - ein einmastiges Fahrzeug, das allerdings sehr unterschiedliche Besegelung haben kann.
Sloop (of War) - ein kleines Kriegsschiff, das stärkemäßig unterhalb der 'Ratings' liegt und mindestens zwei Masten hat; es gab brig-sloops (zwei Masten) und ship-sloops (drei Masten).
Anonsten bezeichnet im norddeutsch-skandinavischen Raum Slup/Schlup ein einmastiges Handelschiff das ähnlich wie die britschen Marine-Cutter getakelt war; auf den britischen Insel wurde so etwas als Smack bezeichnet.
Sloep im Niederländischen dagegen ist ein kleines, offenes Boot, mit oder ohne Motor.
In der Jacht-Sprache hat sich eingebürgert eine Takelung mit Großsegel und zwei Vorsegeln als Kutter-Takelung zu bezeichnen, mit nur einem Vorsegel ist es eine Slup-Takelung.
Das sind aber alles moderne, retrospektive Defintionen. Unsere Vorfahren haben es meistens nicht so genau genommen und sich darüber keine grauen Haare wachsen lassen ...
Sloop (of War) - ein kleines Kriegsschiff, das stärkemäßig unterhalb der 'Ratings' liegt und mindestens zwei Masten hat; es gab brig-sloops (zwei Masten) und ship-sloops (drei Masten).
Die Aussage kann, wenn ich Winfield zugrunde lege, nicht stimmen. Die Alert von 1777 wurde zwischendurch als Sloop klassifiziert. Ich habe aber bisher keine Info dazu gefunden, dass damit auch ihr Rigg geändert worden ist.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Zitat von dafi im Beitrag #5Tolles Projekt! Ich denke Willi hat da Recht, Hauptsache es wird gebaut ...
... und wir dürfen in der ersten Reihe sitzen :-)
Lieber Gruß, Daniel
PS: Das Batteriedeck macht Laune auf mehr Bilder! Möchstest du evtl. noch ein paar mehr in die Galerie stellen? Galerie
Hallo Daniel, Aye Aye, kann ich gerne machen. Bin allerdings gerade dabei mein allererstes Projekt, die Norske Løve einigermaßen präsentabel zu restaurieren. Entstanden 1978, 10 Jahre in meiner Wohnung stehend, dann 35 Jahre auf dem Dachboden. Dachte eigentlich, dass das Modell nur noch als "Materiallager" zu gebrauchen ist, da sowohl m.E. der Bausatz von Billig Boats nicht 1A ist und insbesondere meine damaligen Fähigkeiten ziemlich überschaubar waren. Nun möchte mein Sohn das Schiff in seiner Wohnung ausstellen, da müssen einige Schäden ausgebessert werden und der Staub der Jahre entfernt werden. Gibt es hierzu Tipps und Hinweise, wie letzteres am besten zu bewerkstelligen ist? Da ist der Platz in der Werft belegt und sowohl Fotos des Batteriedecks wie auch die Fortsetzung des Kutters Trial werden wohl erst später im Februar kommen. LG Matthias
Matthias Kloth
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
Für eine derart lange Zeit auf dem Dachboden macht das Schiff doch einen ganz guten Eindruck. Einmal sauber machen und dann ist das prima. Ich habe die Vasa 1990 gebaut und sie steht seitdem immer im Wohnzimmer, inclusive mehrerer Umzüge. Bislang alles noch ok. Einmal im Jahr staube ich sie mit einem weichen Pinsel und viel Puste ab. Eine bessere Variante habe ich noch nicht gefunden. Gebläse nutzen nichts, zerstören eher. Mit einem Pinsel kann man auch Staub, der etwas fester sitzt, lockern und wegblasen. Ich kenne zumindest keine bessere Methode.
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Na ja, gröbste Reparaturen im Rigg und anderen empfindlicheren Anbauten sind bereits erfolgt, sowie auch eine erste "Entstaubung" mit weichem Pinsel. Ich überlege, ob es ratsam ist es in einer zweiten "Welle" mit einem angefeuchtetem Pinsel zu versuchen oder ob dies den Staub eher verfestigt.
ich würde eher mal versuchen einen Pinsel zu nehmen, der etwas härtere Borsten hat um den Staub zu lösen. Mit Feuchtigkeit ging bei mir erst dann, wann der feine Staub nur noch locker drauf lag.
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Am besten geht es, wenn man(n) mit einem härteren Borstenpindel und einem Staubsauber mit Feindüse arbeitet. Mit dem Pinsel lockern und der Saugerdüse, die idealerweise direkt neben dem Pinsel den Staub sofort wegsaugt.
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50