Jetzt möchte ich doch zu Gunsten meines Meeresgottes intervenieren. "Unschön" möchte ich ihn eigentlich nicht nennen. Die Größe setzt natürlich Grenzen der Machbarkeit, aber im Ganzen strahlt er doch (im Gegensatz zur Bausatzfigur und meinen ersten Versuchen) eine gewisse Würde aus. Farbe und Schattierung sollten ein Übriges tun. Zu Eberhards Frage: Das Material ist Magic Sculp.
Zunächst: das Gesicht ist 1a - und Deine Entwicklung hier wirklich bemerkenswert. Einer Deiner vorherigen Versuche erinnerte mich eher an eine personifizierte Sonnenblume denn an Poseidon. Wobei: selbst das war gelungen gegenüber allem, was ich in dieser Richtung je "produziert" hatte !!!
2tens: Gelächter über Deine Werke (Beitrag 25) halte ich für unzulässig. Deine Künstlerfreundin sollte sich erstmal das Original ansehen - ich gebe meinen Vorrednern völlig recht: schon da ist ein Misverhältnis von Kopf zu Körper und wiederum zu Händen augenfällig.. womit ich zu
3ten komme: ist das wirklich Poseidon, der da in der Ecke kauert? Wo sind seine Attribute? Wo der Dreizack? .. stattdessen erkenne ich da Blüten (unter Wasser?), Eichenlaub und gar Trauben hinterm Ohr? .. ist das nicht viel eher Bacchus, der eine Kanne Wein ausschenkt? .. oder gar Rhenus?
Dieser hier hat sogar eine sehr vergleichbar Haltung - und auch einen etwas großen Kopf ??
Die würdevolle Erscheinung hat das Vorbild am Heck des Originals vermutlich einerseits wegen der .. na ja, "Zornesfalten" sind es ja nicht.. aber das strenge Zusammenziehen der Augenbrauen bringt diesen leichten Wulst über der Nase .. und dazu kommt noch: er schaut uns Sterbliche etwas von oben herab an (die Pupille scheint am unteren Rand des Auges zu sein).. was ihm als Unsterblichem ja auch zusteht. Oder er liest unsere Gedanken: "na, da hätte aber etwas Body-Building nicht geschadet". Das mag ihn etwas ergrimmen, erzürnen lassen .. Also doch: Zornesfalten!
Ob man das aber in diesem Maßstab so hinbekommt? Ich würde den Mann jetzt so lassen! Und egal ob Bacchus, Rhenus oder Poseidon: er wird über die Geschicke des Schiffes wachen!
Ah - und noch ein Punkt, der mir aufgefallen war: Die angehobene Schottwand für die Ruderpinne. Die angedeuteten Säulen haben an der Basis ein "Kapitell" (ist das in diesem Zusammenhang der richtige Begriff?) .. Das sieht am Modell aber etwas seltsam aus, weil die ja jetzt in der Luft hängen. In Beitrag #19 ist ein Photo des Originals. Da kann man sehen, das unterhalb der "Kapitelle" eine Art "Abschlussleiste" / Abschlusskante verläuft, auf die dann diese Kapitelle sich "abstützen". Das sieht irgendwie gefälliger aus, finde ich. Schau es Dir mal an.
Ansonsten: wie immer: ein Genuss Dir zu zuschauen - und große Dankbarkeit für´s Zeigen!
Herzlichen Dank an alle, besonders an Marcus, für ihre aufmerksamen Rezensionen und Interpretationen meines Wassergottes. Ich habe mir inzwischen ein sehr kleines und handliches Bohr/Fräsgerät besorgt. Mal sehen, ob sich damit im Detail noch Verbesserungen erreichen lassen. Der Argumentation, es handele sich hier um einen Flussgott, kann ich absolut folgen. Die ausgeschüttete Amphore steht dann womöglich für eine Quelle, Trauben und Blumen am Kopf für die Fruchtbarkeit der Flusstäler. Ich habe in die Gestaltung dieser Figur jetzt womöglich bereits ebenso viel Arbeit investiert wie in den Zusammenbau des Modells. Aber sie ist so dominant und sie prägt so sehr den (Epochen)Charakter des Schiffes, dass Abstriche hier sehr schwer wiegen würden. Zu dem Balken am unteren Abschluss des Frontschotts: Stimmt, es gibt an meinem Modell einen, aber er ist ohne Zweifel nicht dominant genug. Ich hatte gewaltige Schwierigkeiten, das Teil einzupassen. Es war an der Oberkante fast 2 mm zu hoch, und unten fehlte der Durchlass für die Pinne. Ich musste so weit gehen, das Teil abzugießen und im halbweichen Zustand anzupassen. Da ist mir nicht alles gelungen, was ich mir vorgenommen hatte. (Anmerkung: Ich vermute, dass die Maßabweichung auf meine Kappe geht, weiß aber bis heute nicht, was ich falsch gemacht habe. Möglicherweise lag es an der Position der von mir zusätzlich angebrachten Auflagen für das Deck.) Das Modell ist mittlerweile beinahe fertig für den Anstrich. Ich weiß noch nicht genau, welche Farben ich verwenden werde und mit welcher Ölfarben-Technik sie anschließend behandelt werden. Darüber muss ich noch nachdenken. Die Inneneinrichtung, die ich gerade noch einmal überarbeite, muss natürlich in das Farbkonzept einbezogen werden. Vielleicht ist es jetzt an der Zeit, eine erste Zwischenbilanz zu ziehen. Ich fange mit dem Positiven an: Ich bin mir sicher, man kann aus diesem Bausatz eines der schönsten Plastikmodelle eines historischen Seglers bauen, die jemals auf den Markt gekommen sind. In diesem für ein Plastikmodell großen Maßstab (1:72) hält es die Konkurrenz mit ähnlich dimensionierten Modellen (Bounty, Mayflower, Golden Hind) locker aus. Deutlich ist zu sehen, dass die Existenz authentischer und detaillierter Pläne für die real existierende Utrecht in die Konstruktion des Modells durchgeschlagen ist. Ich würde mir sehr wünschen, dass aus dieser Produktion, noch andere, ähnliche Modelle entstehen würden. Das wäre nach dem weitgehenden Rückzug der großen Produzenten aus dem Segelschiffsbereich ein großer Fortschritt. Damit zu dem, was eigenartig, aber nicht unbedingt negativ ist. Das Modell ist, wahrscheinlich kostenbedingt (Haltbarkeit der Form), aus einem eher weichen Kunststoff gegossen. Der lässt sich einerseits ganz gut gravieren, aber es ist sehr schwierig, die bei der Gravur „aufgeworfenen“ Plastikreste zu entfernen. Das gilt auch für Schleiferarbeiten aller Art. Besser man freundet sich mit der Material an, indem man vorher einmal an Gussästen das Schleifen und Sägen übt. Und damit zum eher Negativen. Ich denke, dem Modell ist abzuspüren, dass es quasi ohne Umweg aus dem Computer in den Formenbau gegangen ist. Den Konstrukteuren mangelt es meines Erachtens an manchen Stellen an Erfahrung mit dem Zusammenbau und der Statik solcher Modelle. So wäre es zum Beispiel ein Leichtes gewesen, eine Auflage für das Deck zu konstruieren, die weniger heikel ist als die vorhandene. Auch am Heck, am Dach des Aufbaus und an anderen Stellen hätte es Hilfskonstruktionen und Anschlagleisten brauchen können. Manchmal ist daher beim Zusammenbau Improvisation angesagt, und die kann nur auf der Basis einer gewissen Erfahrung gut gelingen. Das Modell ist definitiv nichts für Anfänger! Die Detaillierung der Ornamente, insbesondere die Gestaltung der Heckfigur, hätte ich mir ambitionierter gewünscht. Mir scheint, dass immer da, wo die Übertragung der Pläne in das Computerprogramm schwierig gewesen ist, die Qualität des Ergebnisses etwas gelitten hat. Das gilt unter anderem auch für die (Nicht)Existenz von Dübeln und Bolzen. Die gesamte Oberfläche ist absolut glatt. Das ist allerdings besser als eine aufliegende, unmaßstäbliche Maserung, erspart deren Abschleifen und gibt dem Modellbauer alle Möglichkeiten der Gestaltung. Abschließend zum Preis: Der ist nicht niedrig. Aber wenn die Neuauflagen 50 und mehr Jahre alter Heller Modelle vom Hersteller für 60, 70 oder 80 € angeboten werden, akzeptiere ich einen Preis von über 100 € für diese Neukonstruktion. Ein Update zu dieser Einschätzung wird erfolgen, wenn der Bau weiter fortgeschritten ist. Schmidt
Und jetzt, wo ich es endlich geschafft habe, doch mal den ganzen sehr schönen und informativen Baubericht gelesen zu haben, schäme ich mich ein bißchen für meine Klugscheisserei: Du hattest die Flussgötter ja schon längst erwogen und erwähnt!
Hallo! nur eine andere Formgebung: wenn man den Körper des "Flußgottes" etwas nach außen drehen könnte, würde der rechte Arm dann mit dem Heckspiegel abschliessen. Dann sehe es nicht so aus als würde er in den Winkel reingequetscht und bekäme auch mehr Körperfülle. Ich weiss damit hätte ich früher kommen sollen,aber vielleicht baut ja jemand dieses Modell nochmal. Siegfried
Auch an den Arm will ich gerne noch einmal rangehen. Aber bitte nicht vergessen: die Figur ist doch recht klein! Aus normalem Betrachtungsabstand sieht man herzlich wenig von ihren Details. Hier die Inneneinrichtung der Kabine. Drei separate Teile, die ich außerhalb des Modells bemalen kann. Das wäre bei einem Einbau vorweg schlecht möglich gewesen. Außerdem habe ich gerne Ersatz, wenn eine Lackierung nicht so wird, wie ich mir das vorgestellt habe.
Es kommt, wie man bei solchen Gelegenheiten immer sagt, Farbe ins Spiel. Sie orientiert sich in diesem Fall an der Innenausstattung des Vorbilds und nimmt die Farbgebung der oberen Bordwände vorweg. Leider ist es mir noch nicht zu meiner Zufriedenheit gelungen, Sitzkissen mit Farbe zu imitieren.
Test an einem Probeabguss des Frontschotts. Die beiden Blaus sind Kombinationen aus Hunbrol 25 und 89, die ich seit langem verwende, nicht zuletzt weil ich einigermaßen weiß, wie sie sich unter Ölfarbe verändern.
Was den Sitzkissen fehlt ist die 'deep-buttoned'-Struktur, wie man im Englischen sagt, d.h. die durch die Knöpfe erzeugten Vertiefungen und davon ausgehende kleine Falten.
Für ein Projekt einer kleinen Dampfschaluppe hatte ich die Herstellungen schon mal als Gedankenexperiment durchexerziert: über die aus Knetmasse geformten Kissen wird eine Plastikfolie gelegt, straff gehalten und dann mit einem Zahnstocher o.ä. die Vertiefungen eingedrückt. Die Plastikfolie verhält sich dann ähnlich wie das Bezugsmaterial, das durch den Knopf in die Füllung gezogen wird. Die Kissen kann man dann in Kunstharz abgießen.
Vielleicht läßt sich diese Methode auch auf Kissen aus MagicSculp o.ä. anwenden, womit dann das Abgießen entfallen würde.
Die Fältchen usw. muß man dann mit Haarpinsel und Farbe andeuten.
Zitat von Schmidt im Beitrag #72Klingt gut, hieße aber: alles von vorne. Ich werde mal versuchen, den "Eindruck" mit Fräser und Gravurnadel zu schaffen. Schmidt
Wenn das Material dünn genug ist kannst Du es wie ein echtes Kissen gestalten und auf die Bank legen
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
Vielleicht is da noch eteas aus zu bessern mit die Farbe: du verwendesr die gleiche farbe/structur fuer Waende und Kissen. Aber in wirklichkeit sind es aehnliche Farben, aber nicht die gleiche.
amateur
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Das sehe ich jetzt auch so, und der Hinweis kommt zur rechten Zeit! Ihr kennt vielleicht meinen Lieblingsspruch, auch bezogen aufs Basteln: Der schlimmste Feind des Guten ist das Bessere. (frei nach Voltaire) Beim Stöbern im Netz finde ich ein polnisches Forum. Dort hat der Erbauer einer Utrecht auch eine Kabineneinrichtung entworfen und installiert. Und Pardauz - seine sieht besser aus als meine.
Also habe ich meine wieder entfernt. Dabei hat es auch das Frontschott erwischt, bei dessen Einpassung ich mir soviel Mühe hatte machen müssen. Jetzt werde ich es vor dem Einbau beidseitig lackieren und die Passform herstellen, indem ich das Deck leicht absenke. Auch dafür musste gefräst werden. Hier der Anfang der neuen Inneinrichtung, für den ich u.a. die Fensterbänke begradigt habe, was etwas mehr Platz für die Sitzbänke schafft.