Geht leider nicht. Das Schott endet oben mit Kapitelen, die noch das Hüttendeck als Auflage brauchen. Außerdem kam es noch schlimmer. Das Frontschott weist einen Konstruktionsfehler auf. Beim Original geht die Ruderpinne unter dem etwas höher liegenden Boden der Achterkabine hindurch und taucht an deren Vorderseite wieder auf. Um einen ausreichenden Rudereinschlag erreichen zu können, muss die Pinne über die ganze Breite des Decks fahren können. Das Bausatzteil weist aber nur einen schmalen Spalt in der Mitte des Schotts auf. So könnte man nicht manövrieren.
Ich habe das Frontschott (ein sehr schön gestaltetes Teil) abgegossen und mit den Abgüssen verschiedene Experimente angestellt (Schleifen, Biegen im halbweichen Zustand etc.), bis das Teil passte und unten einen ausreichenden Spalt ließ.
Die Pinne, im Bausatz nicht vorgesehen, kann jetzt ihren Weg gehen.
Den hinteren Teil des Decks habe ich abgetrennt. Er liegt jetzt auf leicht erhöhten seitlichen Auflagen. Das Frontschott, das ziemlich viel Spannung aushalten muss, habe ich mit einem weiteren Abguss seiner selbst von hinten verkleidet. Es ist jetzt sicher um einiges zu dick, dafür ist die ganze Konstruktion sehr stabil. Eine Innenausrüstung der Kabine ist jetzt immerhin möglich. Ich weiß allerdings noch nicht, ob ich eine angehen soll.
Die Fingerlinge der Ruderscharniere waren nicht einmal angedeutet, das Ruder sollte stumpf an den Achtersteven geklebt werden. Bei einem Modell dieser Größe finde ich das, sagen wir einmal, suboptimal. Ich habe funktionierende Scharniere (hier im Entstehen) und eine funktionierende Pinne nachgerüstet.
Hier noch ein Blick auf den wiederum sehr schön gestalteten und dem Vorbild ausgesprochen ähnlichen Heckspiegel. Luft nach oben gibt es freilich noch immer. So hat der Konstrukteur zum Beispiel die barocken Schnecken nicht ganz richtig verstanden, oder die Technik war nicht imstande, sie auf die Form zu übertragen. Mein Dremel wackelt schon mit dem Schwanz.
Ja, das sollten wir noch einmal machen, solange wir alle noch ein Tau halten können. Ich habe in der Zwischenzeit auch weitere Fotos vom Inneren der Kabine gefunden. Die Seiten sehen praktischerweise genauso aus wie die Rückwand.
Nach einem kurzen Besuch in der Hauptstadt kann ich mich wieder Wesentlichem widmen. ;-) Abgesehen von ein paar fertigungsbedingten Vereinfachungen bin ich bis jetzt mit den angegossenen Ornamenten am Rumpf recht zufrieden; einige Krullen werden der Nacharbeit bedürfen. Nun aber wird es richtig spannend, es geht um die Ornamente, die nicht an den Rumpf eingegossen sind, sondern aus separaten Resinteilen bestehen. Wie kommt es überhaupt dazu? Ich vermute, die hier angewandte Fertigungstechnik lässt nur einen bestimmten Grad an Detaillierung zu, während der Resinguss in Silikonformen auch allerkleinste Details nachbilden lässt. Die Resinteile liegen dem Bausatz in jeweils nur einem Exemplar bei, das von seinen teils sehr massiven Angüsssen abgetrennt werden muss. Wer so etwas noch nie gemacht hat, vielleicht sogar noch nie mit Resinteilen umgegangen ist, dem kann ich nur zu äußerster, ja alleräußerster Vorsicht raten, damit er die Teile beim Freischneiden und -schleifen nicht beschädigt. Auch ich hätte mich das kaum getraut, deshalb habe ich die Teile zusammen mit ihren Angüssen abgeformt, um bei einem Patzer Ersatz herstellen zu können. Hier zuerst der sehr schöne Fisch (Delphin), der auf der Reling thront und dort einen Übergang schmückt.
Hier der Schmuck rund um die Seitenfenster. Der Knauf sollte noch ein wenig versetzt werden, und die Krullen auf dem Dach verlangen etwas Nacharbeit.
Jetzt aber wird es heikel. Das ist die dominierende Figur, ein Meeresgott, vielleicht Okeanos oder einer der vielen Flussgötter aus der griechischen Mythologie. Das umgestürzte Fass, aus dem Wasser fließt, symbolisiert eine Quelle. Die Figur selbst ist allerdings nicht so wirklich gelungen. Sie wirkt ausgesprochen flach, und der beim Vorbild fast überdimensional große Kopf verschwindet in den Gräsern im Hintergrund. Auch der Bart ist keineswegs so dominant wie beim Vorbild und der ganze Gesichtsausdruck – nun ja.
Die real existierende Utrecht, fotografiert in Utrecht vor genau zehn Jahren.
Ich habe die Figur abgegossen und mit mehr Bart versehen. Wirklich zufrieden bin ich mit dem Ergebnis nicht.
Und ich fürchte, ich werde noch weniger zufrieden sein, wenn ich die Figur anders als beim Vorbild naturalistisch anmalen würde.
Hier noch zum Vergleich das Artitec Modell. Der Gestalter hat sich mehr Freiheit genommen. Die Figur ist anders positioniert und wirkt weniger wie ein Meeresgott, dazu sind weitere Pflanzen gekommen. Das ist ohne Zweifel handwerklich sehr schön gemacht bei einem Modell dieses Maßstabs, insbesondere die Figur strahlt mehr Eleganz und Würde aus. Man kann das ganze Arrangement aber auch etwas überladen finden.
Und nun frage ich mich, was ich mit Oki machen soll? Die Figur eines griechischen Flussgottes im passenden Maßstab und der genau richtigen Körperhaltung werde ich sicherlich nicht finden. Jemand Ideen? Schmidt
Also die zweite Version mit dem zur Seite schauenden "Oki" finde ich zwar vom Gesicht her auch gelungener, aber der Körper wirkt recht holzschnittartig. Mir deucht, als wenn da zwei Sachen zusammengebracht wurden, die so nicht zusammen gehörten - der Kopf - und das Können des Künstlers. Farbig würde ich "Oki" lieber nicht fassen, das wirkt dann zu kitschig finde ich. Jedenfalls bei einem Schiff in dieser nicht allzu überbordenden Farbgebung.
Kann man vielleicht, frei nach Dr. Frankenstein, den Kopf der HIS Model-Figure wegschneiden und durch einen Abguß der Artitec-Figur ersetzen - wenn das größenmäßig hinhaut?
... oder einen neue Kopf modellieren/schnitzen?
Wenn ich mir das so anschaue, find ich nämlich den Körper der HIS-Model-Version gelungener, als den von Artitec, der in der Tat eine gewisse Kerbschnitt-Anmutung hat.
Ich finde deinen ergänzten Meeresgott schon recht gelungen, Burkhard. Vielleicht nochmal einen Versuch in die Richtung und dann die gelungenste Version nehmen?
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Tatsächlich ist der Kopf des Meeresgottes zu klein, zu flach und zu undynamisch positioniert. Da hilft auch kein Aufbauschen des Bartes. Ich habe also kurzerhand eure Hinweise aufgenommen und den Kopf von Grund auf neu modelliert. Die verschiedenen Zwischenstufen sind in der Mülltonne von Dr. Frankensteins Labor verschwunden, die zeige ich euch nicht, um mich nicht lächerlich zu machen. Hier nur der erste Abguss einer Neufassung, mit der leben zu können ich beschlossen habe.
Undynamisch, Stock im Allerwertesten? Richtig. Aber Teile aus Resinguss kann man im nicht ganz ausgehärteten Zustand oder nach der Behandlung mit dem Föhn sehr gut in die gewünschte Position drücken.
Der Gott auf der anderen Seite trägt denselben ihm auftransplantierten Kopf und ist bereits in Position gedrückt. Die Blätter und das Schilf, die ihn bekrönen, werde ich direkt auf dem Modell modellieren, damit sie sich auf ästhetisch ansprechende und dynamische Weise in dem für sie bestimmten Platz präsentieren.
Eines der beiden Rüstbretter war mir heruntergefallen und im Paralleluniversum auf dem Boden meiner Werkstatt verschwunden. Es musste durch einen Abguss ersetzt werden. Es ist immer wieder erstaunlich zu beobachten, wie Teile, gerade noch mit dem Auge während ihres Sturzes verfolgt, anschließend völlig unauffindbar bleiben. Gut, ich sollte keinen Perserteppich auf dem Boden liegen haben. Der ist die perfekte Tarnung. Andererseits hält er an den Füßen sehr gut warm.
Die Konstruktion von liegenden Knien und Galionsregeln/Spanten besteht aus sechs Teilen. Die Knie habe ich abgeformt, um sie etwas besser anpassen zu können, aber das ist kein Muss. Die übrigen Teile passen hervorragend zusammen, obwohl sie in sämtlichen vier Dimensionen gebogen sind. Ein großes Kompliment an den Formenbauer.
Zwei Fotos zur Übersicht über die bislang ganz oder teilweise fertig gestellten Teile auf dem Deck. Beim Bausatzteil sind die Flächen unter den Oberlichten und sogar der Niedergang geschlossen! Womöglich ist das dem vereinfachten Formenbau geschuldet. Ich habe sie geöffnet. Zumindest beim Niedergang halte ich das für geboten.
Das eigentlich sehr filigran ausgeführte Geländer ist ein Beispiel für das Problem, dass mir bei diesem Bausatz jetzt schon häufiger begegnet ist: Bei einigen Gussteilen sieht man einen Versatz, wie er bei nicht absolut exakt aufeinander passenden Formteilen entsteht. Hier ist einiges an Nacharbeit angebracht. Besser, man besitzt ein differenziertes Sortiment von Nadelfeilen. Dazu sollte man vor dem Beginn der Arbeiten an Gussgraten überprüfen, wie das Material auf Bohren, Schneiden und Schleifen reagiert. Es ist erheblich weicher und zäher als ich es von herkömmlichen Bausätzen kenne.
Am Heckspiegel habe ich die Krullen, die in der Mitte eine Art erhabenen Knopf tragen, vorsichtig aufgebohrt. Das sieht schon erheblich besser aus. Die größeren habe ich anschließend mit Magic Sculp ausgefüllt, um sie nach Aushärten des Materials noch etwas gravieren zu können. Es wäre aus Gründen der Handlichkeit besser gewesen, das vor dem Einbau des Heckspiegels zu machen oder sogar den Heckspiegel abzuformen, wenngleich das nicht unproblematisch gewesen wäre.
Hier die sehr kleinen Ornamente an den Seiten des Kabinendachs. Mit der allerkleinsten Fräse habe ich auch hier die Ornamente wesentlich verbessern können.
Das Kabinendach trägt keine Plankenstruktur, ebenso nicht das dem Bausatz beiliegende Stück Holzfurnier. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das im Original so gewesen ist; man hätte dafür einen Mammutbaum aus Kanada importieren müssen. Also habe ich eine Plankenstruktur eingraviert.
Das ist der neu bekopfte Meeresgott. Ich habe ihn farblich angeglichen und mit ein bisschen Gouasche überspült, um die Konturen deutlich zu machen. Am Dienstag war ich noch ganz zufrieden damit, aber heute Nachmittag hat meine Künstlerfreundin einen Lachanfall bekommen, als ich ihr voller Stolz ein Foto zeigte. Es fielen Ausdrücke wie Troll und Klabautermann... Ich denke, mein neuer Kopf ist besser als der des Bausatz-Meeresgottes.
Aber es fehlt ihm doch das Ernste, wenn nicht gar Respekteinflößende des Originals.
Aber mehr vermag ich auf 7 mm Gesichtsfläche nicht zu leisten, selbst wenn ich, wie praktiziert, in verschiedenen Arbeitsstufen vorgegangen bin, zwischen denen ich das bisher Modellierte habe antrocknen lassen. Meine Augen, also die des Meeresgottes, kommen nie über den Zustand „zwei Löcher im Kopf“ hinaus. Jetzt habe ich mir aus Not zwölf Wikinger von der Firma Emha bestellt, Maßstab 1:32. Mal sehen, ob ein Kopf dabei ist, der als Ausgangsmaterial für eine neue Fassung dienen kann.
Dieses schreckliche Problem der kleinen Dimensionen kennt hier glaube ich jeder. Und das Makro führt es erbarmungslos vor. Mein Jesus ist auch nicht so geworden wie ich's mir erhofft habe. Man vergleicht immer mit dem Original - aber auch deren Schöpfer hätten alt ausgesehen bei 7 mm. Sonst lass doch mal zum Spaß deine Künstlerfreundin ran. 😉
Restitutio in integro. Wieder einmal hat sich meine Methode der Punktklebung bewährt: Die Figur ließ sich abhebe(l)n, ja geradezu absprengen. Die Beschädigungen an der Bordwand habe ich ausgespachtelt, obwohl sie zum Großteil wieder verdeckt werden.
Während nun von irgendwo her im Produkt-Universum zwölf möglichst bär- bzw. bartbeißige Wikinger zu mir unterwegs sind, kann ich mich um ein anderes großes Problem kümmern: um die Detaillierung der Bordwand. Die nächsten beiden Bilder zeigen eines meiner Resin-Modelle der Utrecht von Artitec. Den Urmodellen hat ihr Erbauer eine erkennbare Maserung eingeschliffen, ebenso hat er eine Nagelung angedeutet. Man erkennt auch einige Stöße, sowohl an den Planken als auch an den Barkhölzern.
Dagegen ist der Rumpf des Modells von HIS glatt wie – eine Fensterscheibe. Eine prominentere Maserung will ich aber gar nicht einschleifen, obwohl die endgültige Farbgebung sich nicht zu 100 % an der Anmutung des Nachbaus orientieren wird. Ich habe den Rumpf lediglich mit einem Schleifpad mehrmals in Richtung des Plankenverlaufs aufgerauht.
Ein Blick auf das Original, aufgenommen in Utrecht 2014. Die Nagelung ist recht dezent, auch überall übermalt, zu erkennen ist, dass die Köpfe sehr verschiedene Durchmesser haben.
Hier mein erster Versuch, Nagelköpfe im kleinen Maßstab darzustellen. Die Bohrungen sind 0,6 und 0,7 mm stark, danach habe ich gezogenen Gussast eingeklebt, knapp oberhalb der Bordwand abgekniffen und vorsichtig überschliffen. Ich lasse mich aber gern von einer besseren Methode überzeugen.
Ich habe noch einige weitere Versuche mit Nägeln aus gezogenem Gussgrat gemacht und bin nur auf Probleme gestoßen. Die Gefahr, beim Abschleifen Details zu beschädigen, ist sehr hoch. Außerdem habe ich die Befürchtung, dass die Nägel, selbst wenn sie maßgeblich groß sind, überdimensioniert wirken. Maßstabsgetreu bedeutet nun mal nicht immer der Anmutung des Vorbilds angemessen. Ich befürchte das Bild eines Aknebefalls oder eines Streuselkuchens. Also habe ich mich dafür entschieden, nur flache Löcher zu bohren. Die Bilder sprechen für sich. Es fehlen noch die Löcher in den Barkhölzern.
Nach dem Farbanstrich werden diese Löcher nur noch Mulden sein. Meine Idee ist die, dass sich in diesen Mulden ein wenig Ölfarbe (nicht unbedingt Vandyckbraun!) sammeln und so die Nagelung simulieren soll. Auf den schwarzen Barkhölzern werden vielleicht kleine Leimtropfen appliziert. Man muss auch mal was riskieren. Ein völlig glatter Rumpf wäre jedenfalls für mich keine Option.