Zitat von AnobiumPunctatum im Beitrag #75Woher weißt Du das Goodwin das Unterwasserschiff weiß dargstellt hat? Bei mir zeigt der Einband des AotS diese Farbgebung.
Jep, Punkt für Dich. Ich hatte leise vorausgesetzt, dass der Einband mit dem Autor abgestimmt sei. Aber ich gebe Dir recht: das muss so nicht sein. In den Zeichnungen ist keine Farbe / kein Anti-Fouling erkennbar.
Hm.. also Du würdest auf White Stuff gehen .. der aber nicht weiss, sondern eher schmutzig gelb/braun war, wenn ich das recht verstanden habe.
Was mich noch wundert: warum würdest Du für die Alert nicht auf gekupfert gehen? Aus Ästhetischen Gründen? .. oder weil Du Goodwins Table S. 22 nicht traust?
Du hast da ja schon viel gelesen, daher interessiert mich Dein Standpunkt. Übrigens: auch der eines jeden Anderen, der sich mit der Thematik tiefer als den AOTS-Band beschäftigt hat.
Da verweise ich auf Eberhards Einwand in meinem Baubericht (Beitrag 149 und 150): In den Gegenden, in denen der Alert unterwegs war, wurde nicht gekupfert ;) Die Diskussion hatten wir schon. Das zeitgenössische Modell im Museum hat auch ein weißes Unterwasserschiff. Also ist es durchaus möglich, dass Du das Unterwasserschiff weißt. Ich denke nicht, dass das zeitgenössische Modell (welches Goodwin auf mehreren Seiten prominent abgebildet hat) ein weißes Unterwasserschiff hat, weil Marshal das so gemalt hat ;)
Wie gesagt, die Kupferung begann erst sich durchzusetzen.
Fertig: um 1800 Armed Longboat 1:24 - Model Shipways Berlin, La Couronne, Schnittmodell Victory Irgendwann, wenns die modellbauerischen Fähigkeiten erlauben: La Jacinthe, Furttenbachs "Fulmen in Hostes"
@Berlin1994 Das zeitgenössiche Modell zeigt nicht die Alert. Daher ist meiner Meinung nach der Schluß, dass die Alert genauso gebaut worden ist nicht richtig.
Ich zitiere mal aus Winfield "British warships in the Age of Sail 1714-1792"
Zitat[...]Ord:14.12.1776, K:1.1777, L:24.6.1777, C:25.8.1777 First cost £1391.18.5d to build, plus £1409.0.2d fitting and coppering[...]
Bei anderen Schiffen, die später gekupfert wurden, kann man das an den Angaben im Winfield erkennen.
Bestätigt werden diese Angaben auch im Goodwin "The Naval Cutter Alert, 1777" (Seite 10, 11)
Zitat[...]Directly after the launch the Alert was handled over to the naval authorities. The vessel was taken to Deptford for fitting out and reached the dockyard on 30. June. Two days later the ship was put into the graving dock to be sheathed with copper below the waterline. [...]
Eberhards Einwand trifft auf den Kutter nicht zu.
@Marcus.K. Wenn ich mir die Arbeit mache eine Klinkerbeplankung darzustellen, habe ich keine Lust diese wieder unter einer Kupferbeplankung zu verstecken. Dann kann ich mir die Arbeit sparen.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Da hast du natürlich recht, @AnobiumPunctatum. Ich wollte ja nur argumentieren, dass es sehr wohl möglich war, dass Schiffe damals ein geweißtes Unterwasserschiff hatten. Dass das Modell im Goodwin den Alert darstellt, haben allerdings weder Goodwin noch ich behauptet ;)
Fertig: um 1800 Armed Longboat 1:24 - Model Shipways Berlin, La Couronne, Schnittmodell Victory Irgendwann, wenns die modellbauerischen Fähigkeiten erlauben: La Jacinthe, Furttenbachs "Fulmen in Hostes"
danke für die Ausführungen und Erläuterungen. Sehr lehrreich und interessant. Ich habe jetzt auch die anderen Bauberichte und auch den ein oder anderen Baubericht im MSW studiert und verstehe die jeweiligen Standpunkte.
Möglicherweise sehen wir nicht viele Modelle (gar keine?) mit Kupfer am Unterwasserschiff, weil der Alert das einzige (oder eines von wenigen) Exemplaren war, bei denen das versucht wurde. Möglicherweise hat der Nutzen die Kosten nicht wirklich überstiegen - und man sah davon dann später für Cutter wieder ab..
@wefalck Eberhard´s Bedenken bzgl. der Logik von Kupfer gegen Schiffsbohrwürmer, die es im Englischen Kanal, der Irischen See und der Nordsee bis Ostsee nicht gab, sind natürlich richtig und könnten zu genannten Schlussfolgerung beigetragen haben. Aber auch wenn ich oft und gern Interpretationen - auch von Experten - kritisch hinterfrage: Goodwin hat in seiner Tabelle auf S. 22 Recht konkrete Angaben gemacht - er wird sie nicht erfunden haben! .. - wie jetzt auch @AnobiumPunctatum Christian mit seinen Quellen oben, die sich das sicher auch nicht ausgedacht hatten.
Damit dürfte doch eigentlich kein Zweifel für den 1777er Cutter Alert mehr bestehen. Der Cutter hatte höchstwahrscheinlich ein gekupfertes Unterwasserschiff
Warum auch immer man es bei einem Cutter versuchte. Aber offenbar war die erste Kupferung auch nicht besonders haltbar oder ist etwas passiert, denn wenn nach nur drei Monaten eine Reparatur erwähnt ist, zeigt mir das zweierlei: Erstens: jemand sich die Kupferplatten angesehen und sie für nicht gut genug befunden. Das heisst: sie waren schon mal da Zweitens: Sie wurden sogar noch erneuert. Also hatte jemand den Eindruck, es würde lohnen, sie zu reparieren.
Vielleicht war es der Versuch, zu sehen, ob auch anderes Getier und Pflanzenwerk vom Rumpf abgehalten werden kann. Vielleicht hat man nach einem kleinen Schiff gesucht, bei dem das Bearbeiten des Unterwasserschiffes relativ kostengünstig getestet werden kann.
Vielleicht, möglicherweise.. viele Konjunktive. Aber zumindest die Quellen belegen das "Was". Der Rumpf hatte mind. Mitte - ca. Ende 1777 eine Kupferung.
Ich werde mal sehen, wie gut oder schlecht meine Klinkerbeplankung wird, .. je nachdem kann ich ja überlegen, ob ich stolz die Klinkerplanken darstelle - oder ob ich sie lieber verschämt unter einer (davor unterfütterten) Kupferung verberge .. und dann einen zumindest ungewöhnlichen Bauzustand darstelle.
Und überhaupt: wenn alles schief läuft, wird es der fiktive "HM Cutter Attempt", bei dem mir fast alles erlaubt ist ausser Star-Treck-sche Warp-Gondeln am Heck.
Für. Die Rattlesnake, dem Schwesterschiff der Alert ist das gekupferte Unterwasserschiff ebenfalls angegeben. Weitere Kutter hatte ich mir nicht angesehen. Bei den Werftaufenthalten kann es sich auch schlicht um die Beseitigung von Kampfschäden gehandelt haben, evtl. vom Gefecht mit der Lexington.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
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Hier ist ein Baubericht zur ALERT gemäß der Bogenvorgabe. Farben oder Kupferung hin oder her: das Modell ist ein Prachtstück und allein schon der Rumpf ein Genuss. ich glaube den Bericht kann man auch lesen, ohne angemeldet zu sein.
So, jetzt konnte ich's ansehen. Man muss sich anmelden, aber es gibt dort sehr schöne Modelle. Allerdings: das da ist der "grosse Bruder" in 1/72. Da hat es der Kollege etwas leichter mit dem Ausschneiden (alles gelasert) und dem gleichmäßig aufkleben (größerer Maßstab). Aber ich habe gestern auch irgendwo ein Modell gesehen, das das Unterwasserschiff gekupfert darstellt. Da bleibt schon noch viel Klinker übrig über der Wasserlinie. Ich mach's mal von der Qualität meiner Bemühungen abhängig, denn DIESES Schiffchen wird dann einfach zum HM Cutter Attempt
Ich habe jetzt 2 Plankenpaare drauf. Ich klebe rechts und links quasi parallel.. und habe mir gestern Abend noch "Teer-Leim" angerührt, so wie ein Kollege hier an seinem Wikingerschiff. Das könnte zwar schwarze Flecken geben.. Nein, das WIRD schwarze Flecken geben .. aber das wird realistischer aussehen, als weisser oder transparenter Leim, finde ich. Lasst mich noch etwas kleben, dann gibt's auch wieder Bilder. Es klappt ganz gut, geht aber sehr langsam. Aber das kennen ja die meisten von Euch!! Ist ja nicht jeder so ein High-Speed-Bastler wie @Gebbi
Mein Resümee nach eigenen Kontakten mit Kartonmodellen ist dies: Nur mit sehr viel Erfahrung ist man imstande, eine so komplexe Angelegenheit wie einen Schiffsrumpf gemäß den Plänen und mit den vorgegebenen Teilen zuwege zu bringen. Man muss auf den Zehntelmillimeter genau arbeiten, weil es praktisch keine Möglichkeit der Korrektur gibt. Von einem Holzrumpf kann man notfalls die Planken wieder herunterreißen, Papier bzw. Karton lässt sich nicht einmal schleifen. Kartonmodelle sind eine große Verführung: so viele verschiedene, auch seltene Typen – und so kleine Preise. Aber kaum versucht man, das zweite Teil an das erste zu kleben, beginnen die Probleme. Ich weiß, wovon ich rede. Ich habe vor über fünfzig Jahren das Schlachtschiff Bismarck aus einem Wilhelmshavener Modellbaubogen gebaut. Und bis heute frage ich mich: habe ich die sich daran anschließende Pubertät trotzdem oder gerade deswegen überlebt. Was ich nach meinen Erfahrungen nur sagen kann, ist dies: Ganz praktikabel ist es, den Bogen als Plansatz zu gebrauchen. Bei gelaserten Spanten bekommt man für kleines Geld ein ziemlich zuverlässiges Gerüst. Aber dann müssen unbedingt (da bin ich mal dogmatisch) die Zwischenräume zwischen den Spanten aufgefüllt werden, am besten vielleicht mit Balsaholz. Danach kann man beplanken mit was immer man möchte – es gibt immer einen Weg zurück, wenn man etwas verbockt hat. Du hast an deinem Modell den schwierigsten von allen Wegen gewählt, nämlich das wenig widerstandsfähige Gerüst des Kartonmodells auch noch mit hölzernen Teilen zu belasten. Ich will nicht die Spaßbremse spielen, aber das ist ein ziemlich dickes Brett!. An deiner Stelle würde ich mir überlegen, einen scharfen Schnitt zu machen. Für wenig Geld bekommst du die Materialien noch einmal oder hast sie sogar schon als Datei im PC. Nutze die bisherigen Erfahrungen, um es noch einmal von Grund auf besser zu machen. Das Leben ist zu kurz für instabile Rümpfe. Und bitte nichts für ungut! Schmiidt
Zitat von Schmidt im Beitrag #84Kartonmodelle sind eine große Verführung: so viele verschiedene, auch seltene Typen – und so kleine Preise. Aber kaum versucht man, das zweite Teil an das erste zu kleben, beginnen die Probleme. .... Du hast an deinem Modell den schwierigsten von allen Wegen gewählt, nämlich das wenig widerstandsfähige Gerüst des Kartonmodells auch noch mit hölzernen Teilen zu belasten. Ich will nicht die Spaßbremse spielen, aber das ist ein ziemlich dickes Brett! An deiner Stelle würde ich mir überlegen, einen scharfen Schnitt zu machen. Für wenig Geld bekommst du die Materialien noch einmal oder hast sie sogar schon als Datei im PC. Nutze die bisherigen Erfahrungen, um es noch einmal von Grund auf besser zu machen. Das Leben ist zu kurz für instabile Rümpfe. Und bitte nichts für ungut! Schmidt
Erstmal für Deinen Post. Du vertraust darauf, dass ich Dich nicht missverstehe - und das zu recht. Danke dafür.
Ich bin aus mehreren Gründen hier im Forum auch aktiv:
1. um das Gelernte, Gelesene, Gesehene zu den Schiffchen, die mich interessieren irgendwo sinnvoll zusammenzutragen. Wenn davon andere profitieren - gut! Nichts von meinem Gesammeltem ist auf meinem Mist gewachsen - es ist eh allgemein verfügbar. Aber schön, wenn man es irgendwo gesammelt finden kann. 2. um mit dem, was ich gelernt, gelesen und gesehen habe möglicherweise anderen zu helfen, die weniger Zeit in Recherche investieren wollen - es aber trotzdem wissen möchten (natürlich nur, wo ich glaube, etwas beitragen zu können - im Wesentlichen meine Old Ironsides) 3. Um meine eigenen pratkischen Versuche zu dokumentieren, so dass ich später mal nachsehen kann ... 4. Um euch allen etwas zurück zu geben .. nämlich vielleicht ein wenig Unterhaltung und (durchaus auch Schaden)freude - aber auch Freude über Gutes und genommene Hürden. Geteilte Freude ist doppelte Freude. Geteiltes Leid ist halbes Leid. Ihr alle kennt vermutlich auch tonnenweise weg geworfene Teile oder gar Modelle. 5. Um von der geballten Erfahrung zu profitieren, die hier so freigiebig zur Verfügung gestellt wird. Dafür übrigens ein ausdrückliches an alle!
Aber: ich bin viel zu neugierig, um einfach nur dem, was andere sagen oder schreiben so zu folgen. Ich will verstehen, begreifen, erkennen. Hat man eine Warnung ist das gut. Man kann sich auf das Wichtige konzentrieren. Aber.. hält mich das vom eigenen Versuch ab? Nö! .. Versuch mach kluch!
Ich nehme jeden Hinweis, jede Warnung ernst (und allzuoft komme ich zu einem sehr ähnlichen Schluss!). Aber es selbst erlebt zu haben, macht den Eindruck noch stärker. Würde ich jeder Warnung gleich nachgeben, würde ich ja nur noch nachlaufen. Das ist aber langweiliger. Risiko macht auch Spaß - und was verliere ich schon (ausser Zeit).
Aber ich versuche jeder Warnung ein "Warum?" hinzu zu fügen und Schlüsse zu ziehen. Manchmal kann die Variation eines Parameters wunder wirken.
Ich bin jetzt beim 4ten Plankenpaar - und es geht gut voran. Klar, schwarze "Teer-Flecken" und auch Lücken zw. Planken, die man später schwarz "Kalfatern" muss. Aber ich habe bisher den Eindruck, dass das Klinker-Beplanken ein irgendwie leichterer Weg ist, der Rumpfhülle eine gewisse Krümmungsstetigkeit zu verleihen. Genau wie im echten Leben hat die Klinkerung - das schräg stellen der Planken - einen stablisierenden Einfluß, weswegen die geklinkerten Rümpfe mit weniger Spanten auskommen. Noch bin ich nicht in kritischen Bereichen - aber ich glaube, das wird!
Der Weg: scannen der Vorlage - Ausdruck mit Verzerrungskorrektur von 2% quer .. und Aufkleben auf kaschiertes Furnier mit Klebefolie (die man hinterher wieder schön abziehen kann vor dem Kleben der Planke.
Ab den 2ten Plankenpaar habe ich mir "Kalfater-Teer-Leim" gemischt: Ponal mit schwarzer Tinte (meine Tochter hatte aus versehen einmal schwarze statt blaue Tintenpatronen erwischt. Die kann man nicht "killern" - also sind sie für die Schule (noch) ungeeignet und dürfen verwertet werden.
Fazit: bitte spart nicht mit Kritik und Hinweisen - aber bitte seid mir nicht böse, wenn ich sie nicht alle befolge. Das ist mein Naturell - und es schadet niemandem. Ich versuche heute im Weg des Bauens das eigentliche Ziel zu sehen.
Nochmal Dank an jeder geduldigen "Liker", aber auch an die Kritischen unter Euch. Ich bewundere Euer Geschick, beneide Euch um Eure Erfahrung und sehe gern zu wie ihr damit wahre Kunstwerke schafft. Und es freut mich ganz besonders, wenn gerade Ihr Euch die Zeit nehmt, und mir über meine ungeschickten Schultern zu schauen.
Sorry Marcus, aber der hervorgequollene Leim gefällt mir nicht. Was hältst Du davon einfach etwas weniger Leim zu verwenden ;-). Ponal bekommst Du relative einfach mit Isopropanol weg, solange er frisch ist. Ich finde auch Deine Vorgehensweise problematisch. Soll der Kiel wirklich erst nach der Beplankung angeklebt werden? Die schon jetzt sichtbaren Lücken bekommst Du nicht mehr geschlossen.
Toll finde ich hingegen, dass Du die sichtbaren Teile aus Holz baust. Diese Idee hatte ich auch schon, habe sie aber bisher nie umgesetzt.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Tatsächlich ist es gar nicht einfach, die Menge des Leims zu dosieren.
Zur Erklärung: ich klebe immer erst die vorderste Spitze der Planke an. Sie soll - laut Plan - ca. 1 cm nicht überlappend auf der unteren Planke sondern plan auf der Papier-Unterplanke aufgeklebt werden. Erst nach diesen 8 - 10 mm läuft dann die Planken-Unterkante über die Oberkante der darunter schon verklebten Planke (in Benutzerposition - also Schiff im Wasser - gesehen).. und das bis kurz vorm Achtersteven. Dort wieder soll die Kante "neben" die Oberkante der vorherigen Planke "rutschen" und so in diesem Bereich fast kraweel-artig anliegen.
Diese Prozedur ist aber auf EINMAL nicht zu stemmen - oder besser: ich habe noch keinen Weg gefunden, wie ich die Planke vorn und hinten gut und fest andrücke (das muss man nämlich!) und sie gleichzeitig über die ca. 95% der Länge knapp auf der darunter liegenden Planke aufliegen lasse.
Weil ich das nur in Einzelschritten stemmen kann, bei denen ich den zu klebenden Bereich mit (Teer-)Leim einstreichen und ihn dann bis zum Trocknen an Ort und Stelle halten muss, muss ich die Planke in mehreren Sequenzen ankleben:
1. der Bugbereich wird ca. 1 - 2 cm festgeklebt - dazu wird nur dieser erste Teil mit Leim eingestrichen und die Planke nur dort fest gedrückt - bis der Leim ausreichend klebt.
2. dann wird ca. die erste Hälfte (abzüglich ca. 2-3 cm die ja schon kleben) der Planke vorsichtig mit Leim eingestrichen. Da die Planke ja schon dicht am Rumpf klebt und ich sie nicht "hochbiegen" kann (sonst reisst mit der Kleber am Bug wieder ab), muss ich mit einem Zahnstocher den Leim vorsichtig zwischen Rumpf und Plankenunterseite durch auf die Plankenunterseite (jetzt kopfüber - in Arbeitslage betrachtet) bringen und quasi fast blind einstreichen. Das ist nicht weiter wild, weil ich sowieso nur die Kanten erwischen muss. Der größte Teil der Planke im Klinkerbereich klebt nur an der Plankenoberkante am Rumpf und an der Unterkante auf der vorherigen Plankenoberkante. Bei diesem Schritt ist immer die Gefahr, dass ich mit dem Zahnstocher an eine falsche Fläche auf der vorherigen Planke komme.
3. jetzt wird mit einer Hand der schon geklebte Bugbereich gestützt (er soll sich ja nicht lösen), während ich mit der anderen Hand die Planke vorsichtig über die Länge der ersten Hälfte in Position bringe und dort halten muss. Dabei kann sie schon ein bischen auf und ab rutschen oder der Kleber mit einem Tropfen, den ich nicht gesehen habe, an der falschen Stelle an die darunterliegende Planke kommen. ..
4. diesen Schritt wiederhole ich an der 2ten Hälfte der Planke - jetzt aber auch bis zum Ende.. Wobei ich das Ende von hinten relativ gut sehen flächig einstreichen kann. Das ist dort auch hilfreich, weil die Planke dort ja wieder flächig aufliegt.
5. auch hier wieder - vorsichtig in Position bringen, versuchen zu vermeiden, dass man zu viel rum rutscht.. und dann ab der Mitte halten (wo die Klinkerung ist) und am Heck press anlegen, damit die flächige Verbindung dort zustande kommt. Meist muss man dort auch noch nach oben biegen ("oben" in Arbeitsrichtung - den Rumpf dabei kopfüber), weil die Biegung der Planken über den verdrehten Verlauf nicht völlig stimmig ist. Mit Papier wäre das natürlich deutlich leichter, denke ich. Das Holz ist sehr störrisch.
Das Ende vom Lied: herausquellender Leim hier und da - einfach weil ich z. T. nicht sehen kann, wo wie viel Leim geladet ist zwischen der teilweise angeklebten Planke und dem Rumpf.
Bei den nächsten beiden Planken versuche ich mal, das bildlich einzufangen (oh Mann, ich hab doch nur 2 Hände!? )
Vermutlich werde ich den Bereich - wenn ich nicht sowieso mit Kupfer alles zu mache - weiss bzw. beige anmalen, oder / und verpasse dem Rumpf noch ein bischen Fouling .. und kann vorher noch Lücken mit Holzspachtel schliessen.
Im Moment sieht das alles für mich aus, wie auf der kleinen Holz-Yacht-Werft, die ich in Südfrankreich mal besucht hatte. Dreckig, verschmiert, verschmotzt.. .. wobei es bei mir fast noch sauberer ist Daher gefällt es mir.
Wäre der Anspruch an das Modell ein unlackiertes wunderschönes Standmodell zu werden, würde ich Dir vorbehaltlos recht geben. Dann müsste ich versuchen, viel sauberer zu arbeiten - und würde den Leim nicht auch noch schwarz machen. Für mich ist das Holz am Rumpf tatsächlich eher ein konstruktives Mittel, mit dem ich das Eindellen wie an der Unterbeplankung vermeiden möchte.
Oberhalb der Wasserlinie wird das d´autre chose .. da sollte das Holz als Holz sichtbar bleiben. Da muss ich sauberer werden (und nehme vermutlich entweder den normalen Leim - oder gleich Sekundenkleber, den ich dann aber wirklich gezielt aufbringen muss). Mal sehen.
Der Kiel soll tatsächlich nach Plan erst nach der Beplankung angebracht werden. Wie ich die Lücke im sichtbaren Teil sauber kaschieren kann .. schwer zu sagen. Für dien Spalt des Schanzkleids am Bug habe ich dafür eine Idee. Bei den Planken muss ich vermutlich einfach so sauber wie möglich werden um die Steven herum.
Ich hoffe, das Ergebnis wird Dich am Ende überzeugen. Aber .. mein eigener Anspruch ist hier noch gar nicht so großartig. Es ist ein Einstieg und ich lerne noch sehr, sehr viel. Daher ist es nicht schlimm, wenn später verdeckte Bereiche noch nicht so doll ausssehen. Aber wenn meine Lernkurve einigermaßen passt, könnte sogar dieser HM Cutter Attempt ganz schmuck werden
Zitat von Marcus.K. im Beitrag #87 Ich hoffe, das Ergebnis wird Dich am Ende überzeugen. Aber .. mein eigener Anspruch ist hier noch gar nicht so großartig. Es ist ein Einstieg und ich lerne noch sehr, sehr viel. Daher ist es nicht schlimm, wenn später verdeckte Bereiche noch nicht so doll ausssehen. Aber wenn meine Lernkurve einigermaßen passt, könnte sogar dieser HM Cutter Attempt ganz schmuck werden
Deshalb baust Du auch ein Modell fertig und ich drehe mich im Kreis.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
... was zu beenden ist. Fang damit an, es zu beenden.. und üben das "Wiederanfangen".
Der Gedanke: "es ist nicht so gut, wie ich es haben möchte!" ist wie ein Gift - und die deswegen entstehenden Zweifeln an einem Modell, an den eigenen Fähigkeiten kenne ich nur zu gut.
Ich versuche gerade wieder, das Ganze als eine Reise zu betrachten. Die meiste Zeit des Weges ist man eben noch nicht da, wo man sein will. Aber mit jedem weiteren Schritt kommt man dem Ziel näher. Und mit "Ziel" meine ich nicht das Fertigstellen eines Modells, sondern das Niveau, mit dem man bauen kann. Denk einfach an den Satz in Deiner Signatur. Dali hat schon recht! Aber man muss auch die Angst vorm Unperfekten ablegen. Das "noch nicht Richtige" ist eben Teil einer Entwicklung - und sollte als solcher auch bestehen dürfen.
Beispiel: das Deck hatte ich zunächst nur zur Probe mit dem Bambus-Furnier beklebt. Die vier "Zierstreifen" habe ich nur als Versuch mal reingebracht. Aber als ich dann so am Basteln war, hatte ich einfach keine Gedult, auf das Ahorn zu warten (und es ist bis heute noch nicht bestellbar!), also habe ich das "Versuchsdeck" eingeklebt. Diesen Schritt hatte ich ziemlich gleich wieder bereut, weil ich da noch hoffte, das Ahornholz bald zu bekommen. Mittlerweile bin ich froh, denn ich hätte jetzt schon wieder 2 Woche warten müssen - und wer weiss wie lange noch.
Also wird dieser HM Cutter Attempt eben ein etwas rumpeliges Bambus-Furnier-Deck mit Zierstreifen haben und erst der nächste Kutter, das nächste Schiff ein sauberers Ahorn-Deck bekommen. So what! Noch sind meine Versuche keine solche Kunstwerke, dass mich ein solcher "Fehler" wirklich ärgern könnte. Hat was befreiendes
Leg los! Ich bin sicher, Dinge, die Dir nicht ganz gefallen sind immer noch 1000 x besser, als alles was ich so hinbekomme. Wirklich alles, was ich von Dir bisher gesehen habe war so, dass ich mir immer wieder gesagt habe: "das will ich auch mal können". Sei es Deine Soleil mit den aufgedickten Wänden (damit hattest DU mich damals für das Pimpen von Plastik-Modellen gewonnen - damals noch als BR06, weisst Du noch? Deine Triton, deine Alert-Rekonstruktions-CAD-Zeichnungen... Alles in einer Detailtiefe, die mich immer wieder beeindruckt hat). Gib Dein Bestes - aber halte Dich an den Plan. Und lass Dein Modell ein Abbild der aktuellen Fähigkeiten werden. Das Nächste wird noch besser!
Und lies mal meine Signatur (ich meine den guten alten Winston C.-Spruch)
Jetzt wird die Steuerbordplanke am Bug fixiert, so dass sie am Steven parallel zur darüber (eigentlich ja "darunter") liegenden Planke und einigermaßen Bündig zum Steven (der im Moment noch von der schwarzen Pappe "angedeutet wird) liegt.
Ergebnis: ein seltsames "Insekt" mit Fühlern. Die Vordersten 10 mm liegen also noch parallel zur vorherigen Planke - wie es der Shipyard-Planv vorsieht.
Es beginnt der kniffligere Teil mit der ersten Hälfte der Planke, in der sie die vorherige Planke um ca. 1 mm überlappen soll. Zunächst aber muss Leim auf die Unterseite der Planke, die aber am Bug noch festklebt. .. also vorsichtig zwischen Rumpf und Planke durch Leim applizieren.
Jetzt wird die Hälfte der Planke - vom schon fixierten Teil am Bug her kommend, vorsichtig in ihre Position gedrückt. Dabei stets das Bugteil noch fest haltend (damit es sich nicht löst) und die Höhe gut kontorllieren, damit der ca. 1 mm Überlapp entsteht - und dann halten, bis der Leim gut genug hält. Ich halt ca. 30 Sekunden (geschätzt).
Jetzt wirds richtig kniffelig: denn jetzt ist der Abstand zwischen Plankenunterseite und Rumpf (schon beplankt von der schlanken Seite her - oder halt dick im Weg von unten her!) noch enger. Also gaaaaaaanz vorsichtig an den fertigen Planken vorbei im Blindflug Leim auf die Unterseite bringen:
Wichtig ist, dass am Hecksteven genug Kleber da ist, denn hier erfährt die Planke ihre größte Verwindung, wenn der Überlappungsbereich wieder endet und die Planke wieder dicht an die vorherigen Planke angelegt werden muss.
Jetzt wieder von vorn her haltenend langsam die Überlappung weiterführend, die Planke in Position bringen - und am Ende dann die Überlappung auslaufen lassend das Ende parallel am Steven anbringen. Gerade HIER passiert es, dass man etwas korrigieren muss, damit die Planke dort wirklich eng anliegt, aber auch der Bauch die Überlappung gut erhält. Dabei rutscht die Planke oft etwas auf und ab - und schon ist "Teer" auf der vorherigen Planke. Diesen Prozess "sicherer" zu gestalten - dafür fehlt mir zumindest noch Übung.
Das selbe dann nochmal an der Backbordseite - und man hat das nächste Plankenpaar geschafft. Ein etwas langwieriger Prozess, weil man die Planke 3 mal mit Leim benetzen, positionineren und lange genug halten muss (und das mit den Händen), bis der Leim abgebunden hat. Mit Klammern oder Gummies kann man nicht wirklich arbeiten. Dafür ist die Form zu komplex ..
Hier nochmal der letzte Abschnitt der Backbordplanke:
Die "klaffende" Lücke da unten am Schanzkleid sieht natürlich schlimm aus. Mal sehen, ob mein Plan funktionieren kann. Aber das Ganze wieder runterrupfen erscheint mir im Moment zu riskant.
Zur Beplankung allgemein: bisher habe ich jede Planke einzen bearbeitet (die Schablone mit Klebefolie auf das Furnier aufgeklebt und ausgeschnitten), um zu vermeiden, dass sich Nachbarplanken in ihrer Maserung zu sehr ähneln. Hier seht ihr bei genauem Hinsehen, dass sich zwei Planken - mit einer Planke dazwischen - aus dem selben Stück Furnier kommen. Das direkt nebeneinander wäre noch auffälliger.
Aber am Unterwasserschiff, das in jedem Fall eine Überdeckung mit zumindest Farbe erhält, ist das eigentlich unnötiger Luxus, der nur Zeit kostet. Daher habe ich heute die nächsten Planken jeweils gemeinsam auf ein Stück Furnier übertragen.
Auch habe ich mir die Bereiche der Furniere ausgesucht, bei denen die Maserung für sichtbare Planken am wenigsten eigenen würden - die Bereiche um diese Ringe heraum.
Praktisch auch: die Klebefolie muss nicht unbedingt die gesamte Planke fixieren. Die Spitze oder das Ende kann tatsächlich einige mm überstehen. Dadurch läßt sich etwas von der Klebefolie sparen und man kann in effizienteren Rechteckausschnitten arbeiten.
Ich hoffe, ich konnte etwas darlegen, warum meine Werft so "schmutzig" arbeitet und überall "Teerflecken" zu finden sind. Nichts was später nicht mit Farbe wieder "ins Reine" gebracht werden könnte.