Nach einigen leidlichen Versuchen ist es nun gelungen, das Heck in Form zu bringen. Es wird sich zeigen, ob das Heck wie ein normales Spant konstruiert wurde, oder ob es unter Umständen eine andere Vorgehensweise gab. Streng genommen ist ja das hier gezeigte nur eine Ansicht von hinten. Die wahren Längen (Höhen) müssen ja noch gestreckt werden.
Gruß Werner
Werner
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Heck.JPG
Ich bin von derlei Rekonstruktionsarbeit immer wieder tief beeindruckt! Weiter so. Ich bin gespannt, Was für eine Art Schiff aus der Zeichnung entwickelt.
Ich denke, dass Eddie mit der Vermutung, es sei auf Pergament gezeichnet, ganz Recht hat. Nicht nur der Faltenwurf, auch die Struktur der Oberfläche spricht dafür.
Fertig: um 1800 Armed Longboat 1:24 - Model Shipways Berlin, La Couronne, Schnittmodell Victory Irgendwann, wenns die modellbauerischen Fähigkeiten erlauben: La Jacinthe, Furttenbachs "Fulmen in Hostes"
Die Kopie der Zeichnung wird von mir nur noch selten benutzt. Die Grundlagen, will sagen: Längsschnitt, Draufsicht und die Querschnitte habe ich nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. Heute habe ich noch den Versuch unternommen, die Decks in die Seitenansicht zu übertragen. Ob dieses Schiff allerdings zwei durchlaufende Decks hatte, wage ich nicht zu sagen. Es ist nur ein Deck in der Zeichnung dargestellt. Im einzigen Querschnitt sind allerdings zwei Decks dargestellt.
Kann man in groben Zügen sagen, wann die modern anmutende Seitengalerie mit dem kleinen Türmchen in England in Mode kam?
Gruß Werner
Werner
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Uebersicht.JPG
ich habe während meiner Ausbildung zum Schiffbauer gelernt, dass eine Ellipse aus Kreissegmenten erstellt wird. Siehe Abbildung.
Gruß Werner
Ok, dann habe ich dich falsch verstanden. 2 Kreisbögen als Hilfskonstruktion zu Zeichnen ist natürlich möglich. Das heißt aber nicht, dass in der Ellipse Kreisbögen enthalten sind. (Und auch nicht, dass Kreisbögen Teil der Flursente waren. Nach Kirsch verwendet das Manuskript doch Winkelfunktionen und Potenzen. Damit ist die "Ellipsenform" doch klar definiert.) Gruß bela
Sicher hast Du recht. Mir geht es aber um die Zeit vor dem Manuskript um 1620. Wie hatte Baker seine Senten entwickelt? Hatte er das später bekannte (1620) Verfahren mit- oder gar schon entwickelt, oder war es Thomas Harriot, der ja Mathematiker war. Diese Feinheiten spielen aber für diesen Entwurfsversuch keine Rolle mehr. Möglich, dass ich die vermessenen Senten noch mal mit den Berechnungen im Manuskript vergleiche.
Zitat von Werner im Beitrag #49Kann man in groben Zügen sagen, wann die modern anmutende Seitengalerie mit dem kleinen Türmchen in England in Mode kam?
Ich würde sagen, in spätelisabethanischer oder frühjakobinischer Zeit. Also ab den späten 1590er Jahren, würde ich mal schätzen. Der Plan selber kann nicht mehr elisabethanisch sein, weil die Seitengalerie das vereinigte Wappen von England und Schottland zeigt (Löwe & Einhorn). Er muß also auf nach 1603 datiert werden. Aber die Ornamente scheinen mir noch sehr nahe an der Zeit Elisabeths zu liegen. Auf dem sog. Armada Cartoon in NMM, den man zeitlich noch ins späte 16. Jh. einordnet (vermutlich ist er nicht lange nach 1588 entstanden) sieht man noch keine derartigen Türmchen:
Eine andere, spätere Armada Darstellung des Miniaturisten vhe zeigt allerdings beim Schiff ganz rechts (dessen Bug zur Klippe zeigt) ein solches, ganz ähnliches Türmchen:
Grün sieht man da sehr viel an den Schiffen des zweiten Bildes.
Auch am Scheg des Schiffes auf dem Plan ist zu erkennen, dass es grün gestrichen war. Scheint bei englischen Schiffen des 16. / frühen 17. Jh. eine gängige Farbe gewesen zu sein.
Grüße Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
das Schiff ist nun auch im hinteren Bereich wasserdicht. Will sagen, dass das Heck auch beschrieben ist. Nun kommt die Arbeit des Feinstraks, eine eher nicht so interessante Sache, da es sich um reine Fleißarbeit handelt.
Die Linien auf der Abbildung zeigen einmal auf der Steuerbordseite die Eingabelinien für das Strakprogramm, auf der Backbordseite wären dann sogenannte Bauspanten im Abstand von 515 mm (habe ich mal so angenommen).
Nun geht es darum die zuvor erstellte Konstruktion in den Linienriss aufzunehmen.
Gruß Werner
Werner
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Linien-3D.JPG
Das sieht doch schon richtig gut aus. Ich hoffe, dass das Modell auch ein interssierter Modellbauer in Holz umsetzt.
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Super, Werner! Sieht sehr gut aus. Bei dem schönen Vorbild sollte sich schon jemand finden, der das als Modell umsetzt. Ich bin leider noch einige Zeit mit meinem jetzigen Projekt beschäftigt. Ansonsten entspricht das Schiff voll meinem Beuteschema.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
die Auflanger zeigen ja noch ein paar Merkwürdigkeiten. Größtenteils sind sie konvex, zu Beginn der Back aber ist unerwartet ein sehr kurzer konkaver Bereich. Nach achtern geht zum Ende der Kuhl die konvexe Krümmung ebenfall in eine konkave über, die dann schließlich zum Heck hin wieder konvex wird. Besonders am Übergang zur Back sieht das sehr eigentümlich aus. Da entsteht ne Delle.
sicher sind dort noch eine ganze Menge ungereimtheiten, die es in der nächsten Zeit zu Bereinigen gilt. Mir ging es in den letzten Tagen darum, einen in sich schlüssigen Aufbau zu schaffen. Das ist mir nun gelungen. Der nächste Schritt wird dann sein, die zuvor gezeichneten Spanten zu integrieren, will sagen, die Linien anzupassen. Meine Werkzeuge sind: das CAD-System Caddy für die Geometrie und 3D-Modelle, ViaCad für die Freiformflächen und zu guter Letzt ein etwas antiquiertes MS-DOS-System aus den 60er Jahren des vorigen Jahrtausends. Ferner habe ich mir in den 80er-90er Jahren eine Reihe von eigenen Schnittstellen programmiert. Damals noch mit Turbo Pascal. Es ist also nicht nur ein System, mit dem ich werkel. Wichtig ist mir auch eine gute Tabellenkalkulation, hier die von SoftMaker.
Ob sich so eine Konstruktion auch in ein Modell umsetzen lässt, kann ich nicht sagen. Ich strebe natürlich keinen Modellbauplan an. Das hatte ich mal vor einigen Jahren mit der Eendracht vor. Ist richtig in die Hose gegangen und hat mich 16 Jahre meines Lebens gekostet.
Ich strebe für dieses Schiff nur einen Linienriss an. Eventuell die eine oder andere Detailskizze und ein 3D-Modell. Ähnlich wie bei den Vliebooten aus den Jahren 1592-1600.
Es gibt ja für die Zeit um 1600, und dann aus England, nicht unbedingt viel Material. Mein Handycap für eine solche Aufgabe ist aber die fehlenden Kenntnisse der englischen Sprache.
Im Grunde genommen möchte ich mehr über die damaligen Konstruktionswerkzeuge in Erfahrung bringen. Sie, die Europäer, haben ja scheinbar immer über den Tellerrand schauen wollen. Angefangen bei den Menschen in Italien, über Spanien, Portugal und zu guter Letzt die Nordeuropäer. Sie haben alle ein System mit Senten verwendet. Einzige Ausnahme waren wohl die Niederländer. Sie haben auch mit Senten gearbeitet, aber "nur" praktisch beim Bau des Schiffes. Nicolaes Witsen (1671) und auch Cornelis van Yk (1697) haben sich dazu geäußert. Zwar eher undurchsichtig, aber man kann mit etwas Energieaufwand das System erkennen.
Meine Hauptaufgabe sehe ich aber in der Aufarbeitung der mittlerweile sehr vielen niederländischen Bestecke aus den letzten Jahrhunderten. Das ist wohl eine Mammutaufgabe, die mich die nächsten Jahre beschäftigt wird. Das ist aber eine Herzensangelegenheit.
Zitat von Werner im Beitrag #59Sie haben alle ein System mit Senten verwendet. Einzige Ausnahme waren wohl die Niederländer. Sie haben auch mit Senten gearbeitet, aber "nur" praktisch beim Bau des Schiffes.
Mit "praktisch" meinst Du die Sentlatten, mit denen man die Richtspanten verband?
Eine weitere Frage: haben die Niederländer den Hauptspant auch geometrisch entworfen (wie die übrigen Europäer) oder geschah das auch, sagen wir, nach Augenmaß? (bin nicht sicher, ob der Begriff hier statthaft ist). Die Symmetrie der Spanten war sicherlich auch ohne Geometrie gewährleistet. Aber da die Spanten erst nachträglich in die Bodenschale eingepaßt wurden, drängt sich die Frage nach ihrem geometrischen Entwurf auf.