Die Aufnahme zeigt den Steuerbord Kutter des Original-Modelles der CREOLE, wie an den Bootsdavid -Köpfen sowie den Kreuzmast-Unterwanten und deren Webleinen erkennbar ist.
Nach Sichtung meiner Unterlagen heute vormittag, ist als Nachtrag noch folgendes dabei heraugekommen:
Bei den beiden Seitenbooten handelt es sich um sogenannte Rettungskutter / Moyens Canots die über eine zweimastige Takelage mit modifizierten Segelplan verfügten. In der Monographie hat es der Author leider nicht näher formuliert !
Diese hatten also nicht die übliche Kuttertakelage mit Treibermast achtern, wie das reglementarisch für diese Bootsgröße eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Der Segelplan auf Tafel 121 zeigt uns zudem, dass die Rettungskutter zu dieser Zeit über ein Loses Luggersegel am Fockmast und am Großmast ein Festes Luggersegel führten. Der Unterschied beider Segelarten bestand darin, dass der Großsegelhals permanent am Großmast befestigt war und nicht wie bei der Fockhals jedesmal geschiftet werden musste.
Für die an diesem Boot vorhanden Scheibgatten ergab sich nun als Holepunkt für die Parten der Fockschoot und damit auch für diese beiden Leinen, das vordere Scheibgatt.
Daher zeigt Deine Gig möglicherweise als Versuchsanordnung, die gleiche zweimastige Ausführung der Takelage wie bei den Rettungskuttern. Da die Gig aber als einriemiges Boot des Kommandanten auf hoher See kaum zum Einsatz kam, hat man wohl bei deutlich kleinerer Segelfläche auf die Scheibgatten verzichtet!
so wie ich das am Pariser Originalmodell sehe, hat dieses nur einen Kutter an Bord, und der hängt backbordseitig an den Seitendavits. LA CREOLE-MNMP-34.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Foto:wefalck
An Steuerbord hängt definitiv eine Yole, wie sie in der Monographie zur La Creole dargestellt und von J. Boudriot bezeichnet wurde. Der Bildausschnitt mit den gelben Pfeilen als Hinweis zu den Scheibgats ist von dieser Yole. LA CREOLE-MNMP-27.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Foto:wefalck
Eine weitere Yole hängt an den Heckdavits, wie hier zu sehen ist. LA CREOLE-MNMP-31.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Foto:wefalck
Ich will damit nur sagen, dass die Scheibgats zu den Yolen zugeordnet sind.
@wefalck Hallo Eberhard, wenn es nicht in Ordnung ist, dass ich Deine Bilder zeige, bitte ich um Nachricht, damit ich sie wieder entferne.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Auf die 9,20 m lange Gig / Peniche "Anglais", mit Vermerk darunter Plan nach englischen Muster/ Plan anglais gebaut und auf der Tafel 120 dargestellt, wurde oben hingewiesen!
An Deiner interessanten Montage ist zu erkennen, dass diese Gig der LA BELLE Poule vorne am Bug einen Beschlag eher für einen Flaggenstock oder die Sonnensegel-stütze, als für einen Mast erhalten hat. Mastduchten für zwei Masten habe ich aber auf dem Bootsmodell darauf nicht finden können!
Wohin der Takelage-Trend diesbezüglich in der französischen Marine ging, ist aus den obigen Segelplänen aller Beiboote von 1859 ersichtlich!
bei dem von Dir als Gig / Peniche "Anglais" indentifizierten Boot bist Du der Meinung, dass der Beschlag bei der vorderen Ducht eher einem Flaggenstock als einem Mast dient. Wenn man aber nun die diesbezügliche Öffnung maßstäblich in Relation setzt, ergibt sich nach meinem Dafürhalten ein Durchmesser von > 12 cm. Erscheint dies für einen Flaggstock nicht doch zu dick? Vielleicht handelt es sich hier doch um einen Mastbeschlag, womit diese Gig auch als Zweimaster getakelt worden wäre?
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Quelle: Planauszug (Seite 86) Jean Boudriot, Monographie La CREOLE 1827, Paris, 1990
Das Problem mit Deinen restlichen drei Booten besteht meines Erachtens darin, dass die Beiboote am Original-Modell und in der Monographie einige starke Abweichungen voneinander zeigen! Dankenswerterweise liegen nun von Eberhard gute Aufnahmen vor, die hoffentlich etwas Klarheit schaffen. So bezeichnet Boudriot ( Seite 93 , 117 ) die beiden identischen Seitenboote achtern als Petits Canots / Kutter und das einzige Heckboot ( Seite 12o) als Yole /Gig.
Auf den Boudriot Plänen sind die beiden Kutter in den Aufsichten und Abmessungen vollkommen gleich dargestellt. Am Originalmodell zeigt dagegen der Backbord-Kutter in der Aufsicht der Achterplicht die Duchtanordnung anderst. Auch fehlen ihm die vier Scheibgatten für die Schooten wie sie am vermeintlichen Steuerbord-Kutter ! ? jedoch vorhanden sind.
Die Konfusion entsteht in der Tat nun da, wo Original-Modell und Boudriot-Plan nicht konform sind und zudem auch noch umfangreiches zeitgenössisches Planmaterial vorhanden ist!
Dies wird auch zudem besonders dann schwierig, wenn man anhand des Originalmodelles das eigene Modell im Detail noch optimieren will.
In der Regel führten Korvetten zu dieser Zeit ja keine zwei Gigs, daher ist es sinnvoll die Kommandanten-Gig nach dem Boudriot-Plan zweimastig und mit Scheibgatten achtern zu zeigen. Den zu ersetzenden Steuerbord-Kutter dagegegen wie den Backbord-Kutter. Da Du ja keine strittige Takelage an den Booten zeigst, gibt es daher auch keine Diskrepanz zwischen einer Ausführung nach Boudriot und den Plänen im Atlas von 1834.
die leichten Beiboote / Embarcations legeres Was noch die Gig nach engl.Muster / Peniche Anglais der "La Belle Poule" bertrifft, hat deren Mast-Durchmesser nach Messung auf dem Transversal-Maßstab nur 102mm/ 4 Zoll engl.. Im Bug vorne aufgestellt würde der Segel-Hals eines losen Luggersegels jedoch nicht fixiert werden können, außer man würde dort aber eher unwahrscheinlich, ein veraltetes Sprietsegel führen. Weiterhin auch ein Rätsel wo denn die Mastducht für den zweiten Mast abgeblieben ist!
Trotz aller Komplikationen bin ich jedoch überzeugt, dass Du Deine "Bootsbauerei" weiterhin bestens über die Runden kriegst!
vielen Dank, dass Du mit Deinem enormen Fachwissen über die französische Marine und den Schiffsbau hier für Aufklärung gesorgt hast. Das gibt mir ein gutes Gefühl, beim Endspurt für das Kapitel "Beibootsbau". Zudem habe ich wieder eine Menge dazugelernt.
Bei der Piniche Anglais der La Belle Poule hab ich mich wohl etwas vermessen. Aber trotzdem ist das ein interessantes Thema und möglicherweise war die Vielfalt der unterschiedlichen Bootstypen mit Ausstattung in der französischen Marine des 19. Jahrhunderts größer als in den amtlichen Unterlagen dokumentiert.
So lieber Peter, nach so viel Theorie gehe ich jetzt in den Keller baue die Yole fertig ...
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
So, wie angekündigt, nach grauer Theorie geht es hier mit der Praxis weiter:
Fortsetzung: Bau der Yole – Duchtweger und Nagelung Nach dem Einbau der Duchtweger habe ich als nächstes bereits 8 Elsbeerleisten 0,6/1,7 mm für die Wegerung vorbereitet. Diese werden vor dem Einbau noch mit der Ziehklinge profiliert. Das Buggräting befindet sich auch soweit in Vorbereitung, wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist. IMG_9537.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Hier beim nächsten Bild ist bereits die Nagelung der Beplankung zu sehen. Um die Maßstäblichkeit für diese Nagelung zu gewährleisten, wurden Löcher mit 0,25 mm gebohrt und anschließend mit Möbelwachs in der entsprechenden Farbe gefüllt. Diese Art der Imitation der Nagelung wirkt nicht so dominant und wird trotzdem als solche dezent wahrgenommen. IMG_9547.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
So sieht der derzeitige Baustand der Yole aus. IMG_9550.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Danke Alexander, aber bei der Recherche geht natürlich der Big-Point an Peter (@peternavalis). Sein Fachwissen ist eine große Bereicherung für meinen Baubericht.
Zur Befestigung der Planken bei Holzbooten wurde in verschiedenen Bauberichten bereits einiges ausgeführt. Da es gerade hier für die Gig als letztes Boot für die La Creole passend erscheint, und auch im Arbeitskreisforum darüber berichtet wurde, sehe ich mich veranlasst, ein paar Erläuterungen mit Bildern und einen LINK dazu einzustellen, um dieses Detail zu veranschaulichen.
Bei meinen Booten für die La Creole stellte sich die Frage, wie bilde ich im Maßstab 1:48 die Verbindungsmittel zur Befestigung der Beplankung nach. Anfangs noch unsicher, ob es sich hier um Holzdübel oder um Nägel handelt, weiß ich es inzwischen besser. Bei einem farbbehandelten Modell stellt sich die Frage der Darstellung der Nagelung eigentlich nicht. Bei einem Modell ohne Farbe ist die Frage, wie sieht eine Nagelung maßstäblich verkleinert aus. Aus verschiedenen Fotos vom Zusammenbau von Holzbooten, u. a. der L´Hermione ist festzustellen, dass die Nagelköpfe relativ unscheinbar im Gesamtbild des Bootes in Erscheinung treten. Insofern habe ich mich für meine Boote für die Wachsmethode entschieden und verwende dazu einen Bohrdurchmesser von 0,25 mm, was in der Realität einem Nagelkopf von rd. 1,2 cm Durchmesser entspricht und in etwa passen dürfte. Am Modell sieht dieses Nagelbild angenehm zurückhaltend, und daher in meinen Augen stimmig aus.
Der Vorgang zur Verbindung der Planken mit dem Spanten wird auf dieser Internetseite eindrucksvoll erläutert LINK (weiter nach unten scrollen).
Fortsetzung: Bau der Yole – Wegerung und Sitzbank Mittlerweile ist die Wegerung bestehend aus 2 x 4 Plichten in die Yole eingebaut worden. Für die Achterplicht befindet sich die Sitzbank in Vorbereitung, wie an der bereits eingepassten Kartonschablone auf dem folgenden Bild zu sehen ist. IMG_9558.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ebenso wurde die Gräting mit der Mastducht im Bug bereits eingepasst. IMG_9562.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Fortsetzung: Bau der Yole – Achterplicht Die Sitzbank für die Achterpflicht ist soweit hergestellt. IMG_9566.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
IMG_9569.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Als nächstes Bauteil folgt die Herstellung des Bodens in der Achterplicht. Dieses Detail stellt eine kleine Herausforderung dar. Wie auf dem nachfolgenden Planausschnitt zu sehen ist, weist die im Boden eingelassene Gräting die Besonderheit auf, da sie sich nach hinten verjüngt. Insofern muss hier eine individuelle Anpassung der Längsleisten vorgenommen werden. LaCreoleYole_Gräting_Achterplicht.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Quelle: Monographie La Créole von J. Boudriot.
Mal sehen, wie das Detail Hinzubekommen ist. Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner