Zitat von thowen im Beitrag #1783Sehr schön. Was verwendest du eigentlich als Holz zum Auffüllen der Spantzwischeräume?
Hallo Thomas,
wie es Matthias @Riesling schon richtig erkannt hat, handelt es sich um Lindenholz. Das ist zum einen recht gut zu bearbeiten, zum anderen aber fest genug, um den Pinnadeln zum Fixieren der Planken während des Trocknens des Leims den notwendigen Halt zu geben. Das ist mittlerweile die dritte Malle, die ich so baue. Ich bin damit recht zufrieden.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
trotz vielen Suchens in verschiedenster Fachliteratur konnte ich von der Bezeichnung aus der Monographie "Petits Canots" (wörtlich übersetzt: kleine Boote) keine Zuordnung zum Bootstyp dieser beiden Boote ableiten. Die Möglichkeit, dass es sich hier um Kutter handelt, hatte ich schon erwogen, jedoch war mir meiner Annahme nicht sicher.
Insofern vielen Dank für Deinen Hinweis.
Nach einer ersten Stellprobe hat sich ergeben, dass die Pinasse gut in die Schaluppe gestellt werden kann. Klar ist, dass erst das Ruder abgenommen werden muss. Die lose Vorplicht stört dagegen nicht. Bei der Fertigung der Abstandshalter orientiere ich mich am Modell der "Belle Poule" aus dem Musée national de la Marine in Paris. Aber davon später mehr.
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
ich staune ja immer wieder über Deine handwerklichen Fertigkeiten. Gerade hast Du ja diese wieder mit Deinen Beibooten eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Vor allen Dingen sehen diese Schmuckstücke schon für sich alleine so wunderbar aus. Ich weiß dass Du diese ja auch mit Clou Ballenmattierung behandelst, diese entfaltet seinen schönen Mattglanz aber eigentlich erst nach dem Aufpolieren. Mich würde einmal interessieren wie Du es fertigbringst dieses aufpolieren in den winzigen Zwischenräumen Deiner Beiboote zu bewerkstelligen?
In die kleinen Zwischenräume kann ich die Ballenmattierung natürlich nicht mit einem fuselfreiem Tuch einbringen. Dazu benutze ich dann immer einen Pinsel. Anschließend wird mit feinster Stahlwolle nachgeschliffen und wieder eine Ballenmattierung aufgetragen. Dieser Vorgang wird mehrfach wiederholt, bis ich das gewünschte Ergebnis erzielt habe. Zuweilen benutze ich dazu auch einen Glasradierer.
Viele Grüße Johann
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Fortsetzung: Bau der Petis Canots – Grundlagen für das Modell Die für den Bau der Petits Canots dienenden Zeichnungen und Unterlagen will ich Euch nicht vorenthalten. Insofern nutze ich zwischendurch die Gelegenheit diese Grundlagen hiermit vorzustellen und zu kommentieren. Den Grund herauszufinden, warum das Pariser Originalmodell der La Créole steuerbordseitig eine Gig (Yole) und backbordseitig einen Kutter (Petit Canot) an den Davits trägt, macht meines Erachtens wenig Sinn. Die Monographie von J. Boudriot geht hier von zwei Kuttern aus. Letztlich haben beide Varianten ihre Berichtigung und waren wohl vom jeweiligen Einsatz und Auftrag der Korvette sowie von den Vorlieben des Kommandanten abhängig. Wie auch schon bei der Pinasse praktiziert, habe ich die mir zum Bau der Kutter zur Verfügung stehenden Quellen einem Vergleich unterzogen. Dabei sind, wie in der nachstehenden Darstellung zu sehen, diverse Abweichungen untereinander festzustellen. Vergleich_Yole_Petit_Canot_1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) Vergleich_Yole_Petit_Canot_2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Geometrie der Bootsform scheint soweit bei allen übereinzustimmen. Lediglich beim Heckspiegel gibt es zwischen den Zeichnungen von J. Boudriot um dem Atlas du Génie Maritime eine kleine Abweichung, wie an Hand der roten Kontur zu erkennen ist. Das Pariser Bootsmodell des Kutters auf der Steuerbordseite zeigt zudem eine Verlängerung der Ruderbank in der Achterplicht und eine zusätzliche Ducht im Vorschiffbereich sowie zusätzliche Bodenwrangen, die zwischen den eigentlichen Spanten liegen. Die Übereinstimmung der Planvorgabe von J. Bourdriot und der Zeichnung aus dem Atlas du Génie Maritime für die Kutter ist größer, als mit dem Pariser Bootsmodell. Im Ergebnis meiner Bewertung dieser Unterlagen, entscheide ich mich daher beim Bau der Kutter im Wesentlichen nach den Zeichnungen aus dem Atlas du Génie Maritime und von J. Boudriot zu orientieren. Soweit zur Theorie; demnächst geht es dann mit Bildern aus der Modellbaupraxis weiter …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Danke für Deinen Zuspruch. Und hier geht es mit dem praktischen Modellbau weiter ...
Fortsetzung: Bau der Petis Canots – Aufbau der Spantengerüste Mittlerweile nach zwei Booten stellt sich eine gewisse Routine im Aufbau von filigranen Spantengerüsten ein. An die eine oder andere Verzweiflungsaktion beim Bau der Schlauppe, aber auch bei der Pinasse, kann ich mich noch ganz gut erinnern. Jedoch macht man immer wieder neue Erfahrungen, die einem im Ergebnis weiter und somit eine Verbesserung bringen, wie z. B. die Formgebung der Spanten für die Heckplatten. Mit Hilfe einer einfachen „Schablonenpresse“, können die mit dem Lötkolben vorgebogenen und gewässerten Spanten eingespannt trocknen und bleiben so formstabil. Im Nachhinein, ohne es vorher überlegt, geschweige denn geplant zu haben, stellt es sich als optimal heraus, dass ich mit dem größten Boot, der Schaluppe, begonnen habe. So konnte ich meine Fertigkeiten von einer gröberen Machart hin zu den immer filigraner werdenden Bauteilen weiterentwickeln. Im Vergleich zur Schaluppe mit einer Länge von rd. 18 cm, werden die Kutter nur noch rd. 12 cm lang. Insofern muss alles eine „Nummer“ kleiner ausfallen, so besitzen die Planken nur noch eine Breite von 2,4 mm; bei der Schaluppe sind die Planken immerhin 3,4 mm breit. Auch die Spanten und der Kiel mit dem Achter- und Vorsteven, sozusagen das Rückgrat der Bootskonstruktion, sind mit geringeren Abmessungen auszuführen. IMG_8939.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
IMG_8926.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Wie auf dem folgenden Bild zu sehen ist, baue ich die zwei Spantengrüste parallel auf. Damit kann ich gewährleisten, dass beide Bootsschalen für die Kutter, annähernd gleich werden. IMG_8941.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Super Arbeit Ich verfolge den Bau sehr gespannt, Deine Tipps werde ich sicher recht bald brauchen können, wenn ich mich an die Boote der Danzig heranwage.
Und hier geht es gnadenlos mit dem Baubericht für die Kutter weiter ...
Fortsetzung: Bau der Petis Canots – Aufbau der Spantengerüste Das erste Bild zeigt das Spantengerüst für einen Kutter, das nun soweit für das Aufbringen der Beplankung vorbereitet war. Die Spanten mussten dann noch etwas gestrakt werden, insbesondere im Heckbereich und danach konnte das Beplanken mit den Schergängen und der Kielgänge begonnen werden. IMG_8946.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Abnahme des Spantengerüstes von der Mallenform ging problemlos. Dieses Vorgehen hat sich bewährt, damit man vor dem eigentlichen Beplanken sicherstellt, dass sich die Bootsschale auch schadlos von der Form lösen lässt. Ansonsten ist ein „Schiffbruch“ vorprogrammiert. Das zweite Spantengerüst befindet sich bereits in der Vorbereitung. IMG_8950.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
IMG_8959.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Fortsetzung folgt …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Deine gebogenen Spanten sind absolut genial, Johann. Ich habe gestern beim Stöbern im Atlas du Maritime einen Plan einer Creole entdeckt. Ist es Dein Vorbild?
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Zitat von AnobiumPunctatum im Beitrag #1796... Ich habe gestern beim Stöbern im Atlas du Maritime einen Plan einer Creole entdeckt. Ist es Dein Vorbild?
Hallo Christian, genau das ist der Plan, den auch J. Boudriot für seine Zeichnungen und der dazugehörigen Monographie zu Grunde gelegt hat.
Hierzu ganz kurz der geschichtliche Hintergrund:
Im politischen Kontext der sogenannten Restauration entschloss sich das französische Marineministeriums u. a. auch zum Bau von mehreren Korvetten. So wurde die Korvette La Créole 1827 von dem Ingenieur Piere Marie Leroux (1786 -1853) entworfen, auf Kiel gelegt und am 5. Mai 1829 auf der Werft von Cherbourg als erstes seiner Klasse zu Wasser gelassen und anschließend für den Einsatz in der Marine ausgerüstet. Die Indienststellung erfolgte am 1. Januar 1830. Der Plan für die LA CRÉOLE galt als Standardplan zum Bau für Korvetten mit 24 Kanonen, der sogenannten Créole-Klasse. Die Signatur des Ministeriums auf dem Plan trägt das Datum 21. Mai 1827.
Hier ist die Signatur als Auszug aus dem Plan der La Créole: LaCreole_Leroux.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
es gibt nichts was nicht an Superlativen zu Deinen fantastischen Arbeiten bereits gesagt wurde, aber gäbe es das würde ich noch eins drauf setzen! Ich nehme es als Ansporn, zu versuchen selbst Stück für Stück etwas besser zu werden. Aber auch die Hilfsmittel sind immer wieder eine große Inspiration und in großer Perfektion erstellt, so wird dann das Modell daraus auch perfekt.
viele Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Danke für euer Interesse und das positive Feedback! Da ich nächste Woche auch noch Urlaub habe, komme ich derzeit ein bisschen mehr zum Modellbau. Im Garten gibt es momentan auch nicht viel zu tun ...
Fortsetzung: Bau der Petis Canots – Fertigstellung der Spantengerüste Das zweite Spantengerüst für einen Kutter wurde fertiggestellt. Auch das Abnehmen des filigranen Gerüstes von der Form erfolgte problemlos. IMG_8969.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zwei Spantengerüste stehen nun zum Beplanken bereit. Auf jeder Bootsseite sind 8 Planken mit 2,5 mm Breite aufzubringen. Die Kielgänge sind bereits befestigt. IMG_8983.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zum Größenvergleich gleich mal ein Foto im Kreis der bereits fertiggestellten Boote aufgenommen. DSC02331.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Demnächst geht es weiter …
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner