Das gibt's doch nicht. Man sollte eben nicht leichtfertig irgendwelche Aussagen treffen, bevor man nicht seinen Schrage auswendig gelernt hat. Da lese ich doch jetzt auf Seite 118 zum Baumtopnant des Besanbaums:
ZitatDie Mitte der Leine, die Bucht, befestigte man am äußeren Ende des Baums mit einem Webleinenstek (Abb. 338).
Ok, ihr habt die Genugtuung, dass ich mit diesen Knoten an diesem Schiff doch noch nicht fertig bin, ich habe die Genugtuung, dass dies auch ohne vorherigen Abriss möglich ist.
Ja, @Willi , hab mittlerweile auch noch den einen oder anderen Webleinstek entdeckt. Aber immerhin stimmt meine Aussage weiterhin, dass ich keine Webleinen mehr an Wanten anbringe bei der Mercury.
So, ich hab mal wieder eine Frage. Wie so oft beziehe ich mich auf den Schrage, bin dort auf Seite 90 bei Abbildung 244. Es geht um das Segelstag des Großbram-Stagsegels (Nummer 56). Schrage schreibt dazu: Es"... wurde ... an der Achterkante des Vorstengetops durch eine Leitkausch geschoren (Abb. 244). Auf den Linienschiffen lief der Segelleiter in den Mars, wo man ihn an einer Pütting der Stengewanten belegte. Auf den kleineren Schiffen belegte man das Stag rund um die Stengesalinge." Ok, ich baue ein "kleineres Schiff". Sehe ich das richtig, dass ich dann ja diesen Stagkragen mit Kausche gar nicht brauche, wenn ich das Stag dann gleich dahinter um die (Längs?)-Salinge wickele?
Hallo Bonden, über diese Stelle war ich seinerzeit auch gestolpert, das mit dem Belegen rund um die Stengesalinge erschien mir nicht so richtig einleuchtend. Zum Bergen des Stagsegels, dazu schreibt Schrage nichts, man kann es aber im Marquard nachlesen, wurde dem Stag soviel Lose gegeben, daß man es auf der Mars zusammen binden konnte. Das bedeutet, so richtig fest belegt war das Segelstag nicht. Ich habe es, wenn ich mich recht erinnere, bei der Pandora auf der Vormars belegt. Aus meinem Baubericht geht es nicht hervor, da hast du sicher auch schon nachgesucht. Am Modell selbst kann ich es nicht erkennen, die Augen lassen so langsam nach. Ich müßte mit einer Pinzette rangehen, aber das lasse ich lieber sein.
Ahoi @bernd danke für deine schnelle Antwort, und das in doppelter Hinsicht. Zum einen eben wegen der Antwort an sich, zum anderen bin ich beruhigt, dass diese Frage nicht nur mich bewegt hat. Ich habe mich heute (Blick zur Uhr: gestern) mit dem beschäftigt, was da noch alles an den Top der Vorstenge soll (kommt im nächsten Posting), und da zeigt der Schrage eben auch diesen dünneren Leitkragen in Abb. 244. Aber der ist ja unkritisch hinsichtlich des endgültigen Festzurrens der Vorstengestage, da er ja über deren Augen liegt. So rein gefühlsmäßig neige ich aber auch dazu, das Segelstag irgendwo auf der Mars zu belegen. Platz für einen weiteren Augbolzen ist da allemal. Also falls jetzt nicht die ganz großen Keulen der hiesigen Fachphalanx auf mich niederprasseln und mich eines anderen belehren, mache ich das so.
So, ihr Geier, da habt ihr ihn - den nächsten Abriss! M904.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) M905.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Alles halb so schlimm - hab nur festgestellt, dass die Flachseitenblöcke für die Vormarsrah ja eng unter den Stagaugen liegen und ich die noch nicht hergestellt und angebracht habe. Aber die Taljen der Takel der beiden Stage hatte ich schon endfixiert. Ok, scharfe Schere, Stage runter, Blöcke flachgefeilt, in Augstroppen gebunden, M903.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) angebracht, Drehreeps angebracht, Taljereeps der Stagtakel erneuert, Stage wieder festgesetzt, M906.jpg - Bild entfernt (keine Rechte) zu guter Letzt noch Leitkausch für das Großbramstag angebracht. M907.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Und warum ich letztendlich feststellen musste, dass ich die Stage gar nicht hätte lösen müssen, verrate ich nicht. Und ich habe alles so fotografiert, dass man das auch auf den Bildern nicht wirklich erkennen kann. Mal schauen, ob die Rätselfüchse unter euch die Antwort herausfinden.
Es geht weiter aufwärts - wenn vielleicht nicht überall, aber auf jeden Fall bei meiner Mercury. Jetzt kommen die Bramstengen an die Reihe, und ich beginne beim Besan. Die Bramwanten bieten ja ein Schmankerl, welches die anderen Wanten nicht haben: In das vordere Wantpaar wird unterhalb des Auges noch eine Kausche eingebunden, für die Führung der Bramtopnanten. Und dann die dünnen Taue durch die winzligen Löcher in den zarten Quersalingen schieben, anschließend in die Enden je eine Kausche einbinden. Und dann beim Festsetzen muss man höllisch aufpassen: Das dünne, zarte Stöckchen da oben biegt sich den Zugkräften entgegen, dass es eine wahre Freude, ähm, nee, Furcht ist. Und man muss auch immer daran denken, dass die gesamte Saling ausschließlich aus Kartonteilen besteht, also ist doppelte Vorsicht angebracht. Aber am Ende ward alles gut. Auch das Besanbramstag ließ sich wunderbar steif setzen am Schenkelstrop im Großmars - ok, die Kausche da drin wirkt etwas überdimensioniert, aber glaubt mir, das ist nur auf dem Foto so krass. M912.JPG - Bild entfernt (keine Rechte) M910.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Zweifel haben mir keine Ruhe gelassen, und so suchte ich nochmal alle Belege zusammen, die erläuterten, warum das so war wie es war. Was ich dabei fand: Ja, die originalen Baupläne der für die Schiffsklasse namensgebenden und baugleichen Enterprize zeigen auch, dass diese Gangway nicht durchgängig bis zum Backdeck verlief. Warum auch immer diese Lücke dort war - es muss einen guten, uns leider nicht bekannten Grund geben, warum das so und nicht anders gebaut wurde.
Aber auf der Suche nach weiteren Belegen wie Fotos vom aus dieser Zeit stammenden Werftmodell der Enterprize im NMM in Greenwich stieß ich auf Bilder vom Modell der Enterprize der Firma Shipyard. Shipyard hatte ja zuerst die Enterprize in 1:96 auf den Markt gebracht, um dann Jahre später mit der Mercury im Prinzip das selbe Modell nochmal, nur mit anderer Galionsfigur und anderem Namen am Heck, herauszubringen. Und da sah ich die Lösung! Aber wieso wurde die nicht auch bei der Mercury angewandt? Also nochmals intensiv die Bauanleitung durchgeschaut, aber genau diese bewusste Stelle spart die ständig aus. Dann aber, auf der Rückseite der Bauanleitung, wo es nochmal viele, zum Großteil sehr kleine Fotos des fertigen Modells gab, erkannte ich mit Hilfe der Lupe, dass auch die Mercury diese Lösung hat.
Und so blätterte ich nochmal alle Lasercut-Bögen durch, auf der suche nach bisher ungenutzten Teilen. Da gibt es ja durchaus einige, teilweise, weil ich andere lösungen gefunden habe, teilweise, weil es da ja noch was zu bauen gibt. Dabei stieß ich dann auf die Teile 34c und 34d, die mich ahnen ließen, dass ich auf einer ganz heißen Spur bin. Ich also wiederum die Bauanleitung durchforstet, aber nirgends wird gezeigt, wo diese Teile hinkommen. Und da stand dann für mich fest, dass das genau meine Teile sind, die ich jetzt benötige. M913.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
So, und die c- und d-Teile jeweils zusammengebaut und angepönt und angebracht ergibt dann dieses Bild hier. Und schon kann man wesentlich zufriedener hinschauen, oder? Und btw noch ein Satz zum Thema durchgängige Gangway, um auf die Back zu kommen. Mal ganz ehrlich: Wenn Johnny grad am Putzen der Kanone ganz vorn am Schott zur Kombüse ist und wird an die Marsfallen der Fockrah gerufen, sprintet der doch nicht erst ans andere Ende der Kuhl, um dann dort die dreistufige Leiter dicht am Decksbalken zum Achterdeck zu nehmen, um dann auf der Gangway wieder zurück zu sprinten... M914.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Denkbar wäre jetzt noch ein loser Handlauf in Form eines oder zweier Tampen, der von der Vorderkante des Decksbalkens herabbaumelt, aber ich glaube, es geht auch so.
...und wenn jetzt noch die Pardunen (es sind doch Pardunen?), angebracht, sind kann sich Jack Tar dort festhalten auf der Reeling/Schandeckel zur Back rüberturnen.
Grüße
Robert
Und wenn mich dann die Arbeitswut packt,....setze ich mich ganz still in eine Ecke und warte bis der Anfall vorüber ist.
In der Werft: Knochenmodell "Royal Caroline" 1749 M 1: 50 Spantmodell Engl. 74 Kanonenschiff 1781 M 1: 50 nach M. Stalkartt Projekt Phantom M 1: 50
@Tarjack@bernd@achilles und @all die anderen, die dazu mitdiskutiert haben: Das Thema mit der nicht durchgängigen Gangway lässt mir einfach keine Ruhe. Und nun glaube ich auch, die Lösung gefunden zu haben: Die These, dass die Gangway in erster Linie ein Laufsteg vom Achterdeck auf die Back und zurück ist, halte ich für falsch. In erster Linie dient sie ja wohl dazu, das allmorgendliche Ritual des Hängemattenstauens zu realisieren. Und schaut man sich die Mercury genau an, sieht man an sich gleich, warum die Finknetze nicht bis an die Back reichen: Dann würde man nur unter erschwerten Bedingungen an die Taljereeps der Vorbrampardunen kommen.
Was meint ihr, ist das der langgesuchte Stein der Weisen?
mehrere Literaturangaben widersprechen Deiner These: - die verlängerte Gangway sollte nicht nur den Übergang vom QD zur Back erleichtern, sie sollte zudem als Schutz der Geschützmannschaften auf dem Kanonendeck in der Kuhl und als Auflage für die Querbalken über die Kuhl (Bootslagerung) dienen. - die ersten verlängerten Gangways tauchten bereits um 1719 (Royal William) auf, als es noch keine Hängemattennetze gab (bis dahin wurden die Hängematten unter dem Quarterdeck gelagert) - die Hängemattennetze im Bereich der Kuhl wurden erst um 1780 üblich, um mehr Stauraum für die Hängematten zu gewinnen, weil ab dieser Zeit 2 Hängematten/Mann vorgeschrieben waren. Ab diesem Zeitpunkt waren sie jedoch bis zur Back durchgehend. In allen Angaben wird jedoch der erleichterte Übergang zur Back als wichtigster Vorteil der verlängerten Gangway hervorgehoben.
Danke, Volker, wieder was gelernt, wieder eine Theorie kaputt. Aber zumindest das Argument mit den Brampardunen klingt doch im Fall der Mercury schlüssig, oder auch nicht? Also im Hinblick auf die Finknetze zumindest. Als Auflieger für die Querbalken der Bootslagerung ist die Gangway natürlich auch da, klar.