Hallo Herbert Interessante Überlegungen sind das. Ich glaube aber nicht, dass die Steuerreeps, wenn sie denn durch die beiden Umlenkpunkte direkt am Steuerrad nieder gehalten werden, den Ruderern im Wege wären, denn die stehen ja vor dem Riemen und pullen auch nach vorne, also vom Reep weg. Das sollte noch klappen.
Dass ein 75' Schiffchen auch mit Pinne gesteuert werden kann, da bin ich ganz bei Dir. Für mein Fregattchen Lucia gilt das genau so, war sie doch auch nur 77' lang, dennoch hat Chapman ein Steuerrad angedeutet. Möglich und zeitgenössisch belegt wäre also beides. Das Steuerrad der Syren macht sich nicht breiter, als die Luken und Niedergänge davor. Der Rückstoß der Carronaden kommt da nicht hin, Platz satt.
Die Langrohrgeschütze sind allerdings seltsam. Es sind 12-Pfünder, also für so ein Schiffchen schon ganz schöne Trümmer. Ihr Gewicht und die Aufstellung so weit achtern haben sicher die Verbände der Syren ächzen lassen. Sie allerdings in der seitlichen Batterie zu integrieren scheint mir wenig sinnvoll zu sein. Eine von dwars angreifendes Schiff mit einem Langrohrgeschütz (pro Seite) auf Abstand zu halten, dürfte kaum gelingen, für alles andere waren die Carronaden da und besser geeignet. Um einen Verfolger ab und zu eins vor den Latz zu knallen, standen sie da hinten aber schon ganz gut. Meiner Ansicht nach, kann also die Frage des Platzes für die Langrohrgeschütze in der Batterie unbeantwortet bleiben, warum sollte man sie da plazieren?
Was den Ruderausschlag angeht, so wird der tatsächlich durch die Wummen etwas eingeschränkt. Sie stehen hier aber auch in Paradestellung, bzw. in der Stellung "Schiff klar zum Gefecht". Für Manöver, die größere Ruderausschläge erforderlich machten, konnten die Kanonen auch noch ein Stück zur Seite und von Links nach Schräg aufgestellt werden. Auf offener See reichte der mögliche Winkel aber völlig aus. Dazu habe ich hier schon mal was geschrieben.
Insgesamt würde ich also eher die lästigen Kanonen entfernen, als die achterlichen Ruderpforten. Ich vermute auch, dass der Entwurf der Syren sie nicht vorsah. Aber sie sind ja nun mal überliefert, so habe ich das jedenfalls verstanden. Wenn die nautischen Fähigkeiten des Kommandanten mindestens genau so groß gewesen wären, wie seine (von mir aufgrund der Heckgeschütze vermutete) Paranoia, dann hätte es die Geschütze wohl dort nie gegeben.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zunaechst noch einmal vielen Dank fuer Euer Interesse an meinem Syren Modell. Ein paar Bemerkungen zur Diskussion:
- Ich werde den Steuermechanismus noch einmal ueberarbeiten und 2 Umlenkbloecke einbauen, so wie es auch Dirk auf seiner Syren schon getan hat. Uebrigens danke Dirk fuer den Link. Ich habe mich bei dem Steuermechanismus ein bischen zu sehr auf die Syren Bauanleitung verlassen . - Die beiden Kanonen am Heck der Syren waren wohl auch nach historischen Quellen vorhanden. Das war vielleicht mit ein Grund warum die Syren als ein eher mittelmaessiger bis schlechter Segler galt. Um die Kanonen bedienen zu koennen, entweder als Teil der Breitseite oder direkt nach hinten wie im Modell dargestellt, konnte das gesamte Tauwerk fuer das Steuerrad ausgehakt und beseitigt werden. Dann wurde die Syren nur mit der Pinne gesteuert. Zu diesem Zweck ist die Pinne auch laenger als fuer die Verwendung mit einem Steuerrad noetig und hat dieses runde Ende. Und uebrigens waere es moeglich, die Kanonen seitlich zu bedienen. Da ich selbst auch meine Zweifel hatte, habe ich es auf meinem Modell mit den dargestellten Kanonen ausprobiert. Es ist natuerlich ziemlich enge, aber es funktioniert. Man kann die Kanonen laden, ausfahren, und bei richtiger Laenge des Breechropes rattern sie auch nicht in die Ruderpinne. Das Steuerrad selber ist so aufgestelt, dass es nicht im Weg ist . . . auch wenn dies auf den Photos nur schwer zu sehen ist.
die Idee, daß das Steuerrad optional genutzt wurde, ist geradezu salomonisch.
Wenn der Kapitän tatsächlich so blöd und paranoid war, die beiden achterlichsten Geschütze immer nach Achtern zeigen zu lassen, dann wundern mich die Berichte über schlechte Segeleigenschaften nicht.
Begründung: Die Schiffskonstukteure dieser Zeit (und noch lange danach!) gingen davon aus, dass das Schiff aufrecht schwamm. Also keine Krängung und weder vor- noch achterlastig getrimmt. Für alle anderen "Lagen" war man schlicht nicht in der Lage oder Willens, zu optimieren. Bei Yachten ändert sich das aktuell erst! Dort werden jetzt nicht nur bei Racern zwei Ruderblätter eingebaut, von denen das Eine bei Lage austaucht und das Andere optimal angeströmt wird. Zurück zur Syren: Ich meine, dass die Rumpfform so konstruiert ist, daß der Rumpf die beiden Kanonen sehr wohl tragen kann, wenn sie Teil der Breitseite sind. (Ich schließe das aus der Rumpfform soweit ich die auf den Fotos erkennen kann.) Wenn sie aber nach Achtern ausgerichtet und aufgestellt sind, besitzt der Rumpf zu wenig Volumen um dort für ausreichend Auftrieb zu sorgen. Die logische Konsequenz muß sein, dass das Schiff vertrimmt ist, wenn man nicht für genug Ausgleich im Vorschiffsbereich sorgt. Und da der Hebel Achtern ein Langer ist, müsste man schon fast auch zwei Geschütze in den Bug stellen, was die Segeleigenschaften dort nicht gerade verbessert.
Man muß sein Schiff schon genau kennen, wenn man das Optimum herausholen möchte. Das gilt auch heute noch genauso. Wer auf solche "Kleinigkeiten" beim segeln nicht achtet, wird sich zeitlebens fragen, warum Andere mit dem gleichen oder gar selben Schiff schneller sein konnten.
LG, Herbert
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Nachdem ich ettliche Monate meinen Syren Baubericht vernachlaessigt habe, nicht zuletzt weil der Fortschritt an meinem Model relativ bescheiden war, will ich nun wieder an der letzten Diskussion ueber die Ruderbetakelung anknuepfen. Mein erster Realisierungsversuch waere nicht so richtig funktionsfaehig gewesen. Deshalb korrigierte ich den Steuerstand wie in Abb. 1 eingezeichnet: Das Tau, das letztendlich Ruderpinne mit Steurradstrommel verbindet, greift nun senkrecht an der Trommel an. Zudem verlaengerte ich die Ruderpinne, so dass das Ruder ueber einen groesseren Winkel bewegt werden kann als zuvor. Als weiterer Vorteil ergibt sich dadurch auch mehr Bewegungsraum fuer die beiden Heckgeschuetze in der ‘Chase’ Position (Abb. 2 – 4). Thomas
Solange ich noch unbehinderten Zugriff auf das Deck habe verlegte ich die Ankertaue und fuegte jeweils 2 Stopper auf beiden Seiten hinzu. Die Stopper stellte ich nach der Beschreibung in Charles G. Davis Buch ‘The Built-Up Ship Model’ her. Sie bestehen aus einem als Auge um eine Metalloese gelegten und mit ‘roundseizing’ gesicherten Tau, das am anderen Ende einen ‘double wall’ Stopperknoten aufweist. In Abb 1 ist die Herstellung des ‘double wall’ Stopperknotens zu sehen, Abb. 2-4 zeigt die Fertigung eines Stoppers. In Abb. 5 und 6 sind die Ankertaue mit jeweils zwei fertigen Stoppern auf Steur- wie Backboard Seite zu sehen.
Zitat von Sir T. Cochrane im Beitrag #124 ..... Die Schiffskonstukteure dieser Zeit (und noch lange danach!) gingen davon aus, dass das Schiff aufrecht schwamm. Also keine Krängung und weder vor- noch achterlastig getrimmt....
Ich hab des erst heute gesehen. Das stimmt so sicher nicht. In seiner Doctrine von 1670, in dem Anthony Deane die Konstruktion eines Schiffes detailliert beschreibt, wird das Schiff zwar auf ebenem Kiel dargestellt, die Wasserlinie liegt dabei aber nicht paralllel zum Kiel, sondern ist so gezeichnet, dass das Schiff (Kiellänge 120 Fuß) achtern 22 Zoll mehr Tiefgang hat als vorne " for the ships better steerage and quality". Diesem achterlichen Trimm bzw. der richtigen Lage der Wasserlinie misst Deane größte Bedeutung zu, "the whole good good or bad qualitiy of a ship" hängt davon ab, die Lage der Decks wurde auf diese beabsichtigte Wassserlinie ausgerichtet.. Deane war sicher nicht der erste Schiffskonstrukteur, der die Bedeutung des Trimms kannte (in der anonymen Abhandlung über Schiffbau von 1620 wird auch schon auf die Bedeutung der richtigen Schwimmlinie hingewiesen, allerdings ohne einen achterlichen Trimm zu erwähnen. Es wird aber erwähnt, dass am Schiff Markierungen angebracht werden sollten, um den Seeleuten die Möglichkeit zu geben, das Schiff im richtigen Trimm zu halten. Und die Schiffskonstrukteure nach Deane haben das sicher auch nicht vergessen.
Die Haengematten Netze werden von Chuck in seiner Syren Anleitung als ein etwas ‘pingeliges’ Projekt bezeichnet – und er weiss von was er redet .
Beim Aufbau dieser Netze habe ich zunaechst die Form der Eingangspanels etwas abgeaendert und sie mit einem Adler bzw einem Wappen versehen (Abb. 1). Als Netzhalterungen verwandte ich die im Baukasten mitgelieferten, photogeatzten Teile. Sie wurden etwas duenner gefeilt, chemisch geschwaerzt und nach Bauplan und Chuck’s Instruktionen aufgebaut (Abb. 2 – 4).
Fuer die eigentlichen Netze benutzte ich das im Baukasten mitgelieferte Nylon Material. Es wurde auf die richtigen Masse zugeschnitten und auf 2 Seiten mit einem feinen Tau gerahmt (Abb. 5). Die gerahmte Seite bildet einen klaren Abschluss gegenueber dem hoelzernen Gelaender. Das Rahmen von nur 2 Seiten erlaubt eine genaue Feinanpassung der Netze am Model selbst. Die ungerahmte Seite wurde mit schwarzem 100wt Seidenfaden an dem Tau befestigt, das von je einem der Eingangspanel zur jeweils vordersten bzw hintersten Netzhalterung gespannt ist. Waehrend der Befestigung stellten Messinggewichte sicher, dass die Netze tief und weit genug aufgespannt wurden (Abb. 6, 7). Das ueberstehende Netz wurde dann zunaechst mit einer feinen Schere sorgfaeltig abgeschitten. Das Ergebnis war nicht zufriedenstellend (linke Seite Abb. 8). Erst als die ueberstehenden Netzspitzen mit CA Klebstoff versteift und mit einem mit Diamantschleifkopf versehenen Rotationsschleifer abgetragen wurden, war es mir moeglich, eine klare Kante herzustellen (rechte Seite Abb. 8). Ein bischen ausbessern mit schwarzer Farbe lieferte das Endergebnis (Abb.9).
Nachdem die Haengemattennetze aufgebaut waren, sollten sie auch mit Haengematten gefuellt werden. Ein halbwegs realistisches Modell einer Haengematte im Syren Masstab 1:64 zu fertigen war schwieriger als ich zunaechst erwartet hatte. Das Hauptproblem bestand darin, dass ich keinen Stoff finden konnte, dessen Gewebetextur genuegend fein fuer den gewaehlten Masstab war. Nach einigem Experimentieren blieb ich bei dem folgenden Verfahren (Abb 1 – 4):
Zuerst wurde ein 19mm langer ‘Kern’ aus einem 0.062” Syren Tau zugeschitten und seine beiden Enden mit CA Klebstoff gehaertet. Der Kern erlaubt, die Haengematten mit einer reproduzierbaren Laenge herzustellen, und er verhindert, dass sie beim Falten an der Knickstelle flach zusammenfallen. Um den Kern wurde dann ein 30mm x 30mm, leicht gelbliches Stueck Polyesterstoff gewickelt und die Rollenlaenge exakt auf die Laenge des Kerns zugeschnitten (Abb 1). Ich waehlte Polyester wegen seiner hohen Beweglichkeit und der superfeinen Textur (die troztdem noch zu grob war). Um die Textur weiter abzuschwaechen, wickelte ich noch eine Lage sehr duennen Silkspans (30mm x 40mm, Breite x Laenge) um die urspruengliche Rolle und sicherte beide Enden mit jeweils einer Klammer (Abb 2). Die Rolle wurde dann mit Hilfe der 2 Klammern zwischen 2 Schraubstoecken aufgespannt und mit Wasser getraenkt. Im Gegensatz zu normalem Papier kann Silkspan im nassen Zustand gut verarbeitet werden, und der Kern ist gut sichtbar (Abb. 3). Dies ist sehr hilfreich, Haengematten mit weitgehend gleicher Laenge herzustellen. Die Haengematten wurden dann durch Abbinden beider Enden und durch 5 weitere, equidistante Doppelknoten geformt und in der Mitte zur endgueltigen U-Form gefaltet und geklebt (Abb. 4).
In den Bildern 5 – 10 ist Syren mit einem vollen Satz Haengematten dargestellt.