Für Eure netten Kommentare danke ich euch und auch für Willi's mögliche und einleuchtende Erklärung. Diese 'Halteleine' müsste folglich auch von einem Boot aus 'durchgefädelt' werden, wäre sonst ziemlich halsbrecherisch gewesen. Da ich also die ORIENT auf mehr oder weniger 'hoher See' zeige, bin ich wahrscheinlich außen vor. Auf der Fotostrecke der COMMERCE DE MARSEILLES ( 1 : 48 ) von J.P. Bour glaube ich auf einem der letzten Fotos, das die Gesamtansicht im fertigen Zustand zeigt, dieses Tau jedoch zu erkennen.
DSCF4742.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Es gelingt mir leider nicht, die Bilder 'herüberzuschaufeln'. Aber beim Googeln mit dem Schiffsnamen wird man fündig, auch mit dem Delacroix- Plan, den man herunterladen kann. Es ist nur sehr mühsam, die jeweiligen Zeichnungen auf 1: 100 zu trimmen. Einen Text gibt es leider nicht dazu, da hilft nur Erfahrung und Intuition.
Ehe es mit dem Aufriggen weitergeht, wende ich mich kurz (?) den Ornamenten und Verzierungen zu. Es wurde bereits erwähnt, dass die Heck- und Seitengalerien ähnlich denen der COMMERCE DE MARSEILLES gestaltet werden müssen, wie das nachfolgende Bild zeigt. Ähnlich deswegen, weil für die ORIENT etwas Derartiges nicht vorliegt.
ORI 27 a, Ornamente Seitengalerie (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 27 b, CDM- Heck.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zuerst mussten die alten und unrichtigen Muster vorsichtig ausgefräst, nass ausgeschliffen werden. Hierfür hatte ich eine alte 'elektrische Zahnbürste' zum Miniatur- Schwingschleifer umgebaut.
Die notwendigen Teile wurden nach der schon oft angewandten Methode des Plastikschweißens oder Schmiedens (?) durchgeführt. Plastikdrähte ziehen, verformen, verwinden, konisch auslaufen lassen und mit heißer Klinge nachbearbeiten, anschließend mit Kunstharzverdünner "polieren".
Die einzelnen Zierteile wurden auf dünne Polystyrol- Streifen appliziert, die den Bögen und Schwünge an ihrem zukünftigen Platz entsprechen mussten, also genaue Passform.
ORI 29 a Seitengalerienabschluss 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 29 b, Seitengalerienabschluss 2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
-hier nun die unteren Abschlüsse der Seitengalerie-
ORI 29 d , Seitengalerienabschluss 3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 30, Seitengalerie 3 (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 31, Heck (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Bevor es nun mit dem Aufriggen des stehenden Gutes weitergeht, mussten zuvor natürlich die Stengen nach oben gebracht werden. Hierbei ergeben oder ergaben sich ein paar kleine Besonderheiten, die eigentlich gar nicht so ungewöhnlich sind.
---Die Masten besitzen keine Bramsalinge. Die zusätzlichen Oberbramsegel konnten somit im geborgenen Zustand enger zum Bramsegel gefiert werden, ähnlich dem "Polacker" beim entsprechenden Schebeken- Typ.
---der bogenförmige Vorbau an den Salingen zur Schonung der Segel, besonders im backgeschlagenen Zustand-
ORI 24, typische Salinge.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Borgstage der Marssegel liegen ebenfalls über dem eigentlichen Stag, der auch hierbei durch ein Taljereep ( Jungfern ) steifgesetzt wird, hingegen der eigentliche Stag durch Taljen mit mittelgroßen zweischeibigen Blöcken steifgesetzt wird.
Bei den Brampardunen sind lange Taljen eingeschoren ( fliegende Pardunen ); die, bedingt durch die mehrmalige Umlenkung bzw. des höheren Zugvermögens gegenüber den normalen Pardunen beim Einbau leichte Schwierigkeiten bedeuteten.
Hallo Peter Ich bin in Deinem letzten Post über diese Stelle gestolpert:
Zitat von Tourville im Beitrag #78Bei den Brampardunen sind lange Taljen eingeschoren ( fliegende Pardunen );
Bei Engländern und z.T. auch bei den Franzosen endete das Fall der Bram- oder der Marsrah z. T. in einer Blockkombination, deren oberer Block mittels einer Bändselung an den Pardunen beigebunden wurde und so beim Bewegen der Rah an der Pardune entlang geführt wurde. Dann würde die Länge des Taljereeps durch den Hubweg der Rah erklärt. Ansonsten ist eine solch lange Talje nur zum Steifsetzen der Pardune nicht besonders sinnvoll. Genaueres müsste ich noch recherchieren, habe aber gerade kein Zugriff auf meine Literatur.
Bevor Du also das Taljereep der Pardune mit dem des Falls verwechselt, weil diese so dicht beieinander liegen, dass sie kaum als getrennte Takelteile erkennbar sind, weise ich Dich mal vorsorglich darauf hin.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Abgesehen davon, dass ich mich verschrieben hatte und es sich tatsächlich um eine ( Mars )- Stengepardune handelt, leuchtet mir das von dir geschrieben ein und hatte es selbst beim Bau in Betracht gezogen, da die Talje eben so lang ist ( zum Fieren der Marsrah bis an das Eselshaupt bzw.Mastcap der Mars ). Ich hätte dann aber eine Pardune zu wenig. Außerem wird bei den französischen "74ern" die Marsfall an Leitkauschen der Stengewanten an die Belegbank am Schanzkleid an Deck geführt.
Ich werde aber selbst auch noch einmal genau nachschauen.
Zitat von Tourville im Beitrag #80Ich hätte dann aber eine Pardune zu wenig.
Das muss nicht sein. Die beiden Takelteile sind nur sehr schwer als zwei zu identifizieren, weil sie so dicht beieinander liegen und eines das andere verdeckt. Darum ist es schwierig, sie in Plänen darzustellen. Wenn Du also davon ausgehst, dass es sich bei dem Taljereep um das Marsrahfall handelt, so bedeutet das nicht, dass dort nicht auch eine Pardune vorhanden ist. Diese dürfte dann aber mit Juffern genau so steifgesetzt worden sein, wie alle anderen auch.
Zitat von Tourville im Beitrag #80Ansonsten: Wo ein Willi' ist, ist auch ein Weg !
Genau!
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Das Ganze diente lt. Petrejus dazu zu verhindern, dass sich die Falltalje verdrehen kann, was das Setzen und Fieren der Rah sehr erschwert, wenn nicht unmöglich gemacht hätte.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Nachdem nun alle möglichen 'Werke' gewälzt wurden,ist es sehr wahrscheinlich, dass es sich bei der falschen Pardune um die Marssegel- Fall handelt, wie auch unschwer aus dieser Zeichnung zu erkennen ist ( Hackney, HMS VICTORY ! , ins Deutsche übersetzt )
ORI Rahfall 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Im Plan von G. Delacroix ist aufgrund des starken Melees in diesem Bereich nichts derartiges zu erkennen.
ORI Rahfall 2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Besser wäre es gewesen, wenn Delacroix bei aller Akribie die er bei dem Plan an den Tag gelegt hatte, auch für diesen Bereich eine Detailzeichnung angelegt hätte, wie es dem folgenden Bild ( Longridge, The Anatomie of Nelsons Ships ) zu entnehmen ist.
ORI Rahfall 3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
In diesem Falle dürfte allerdings der belegende Teil ( mit Talje ) -rot gefärbt- zwischen dem ersten und zweiten Wantenpaar an der jeweiligen Rüste belegt sein.
( ...schade nur, dass man bei den Engländern nachschauen muss, wie es bei den Franzosen gewesen sein könnte )
Da Du Hackney erwähnst: zeichnerisch hat er das nicht dargestellt, beschreibt es aber im Text und zwar im Kapitel "Aufbau des Modells" auf S. 70 Ziff 139 (Drehreep der Vormarsrah), letzter Satz.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.
Zitat von Willi im Beitrag #84Da Du Hackney erwähnst: zeichnerisch hat er das nicht dargestellt, beschreibt es aber im Text und zwar im Kapitel "Aufbau des Modells" auf S. 70 Ziff 139 (Drehreep der Vormarsrah), letzter Satz.
.....die Zeichnung ( Hackney ) bezog sich nur auf das Fall an sich.
Nachdem nun das stehende Gut oben ist, wird mit dem Herstellen und Anschlagen der Segel begonnen.
Davor hatte ich noch eine Strafarbeit abzuleisten: Wider besserem Wissens wurden die Stropps der hängenden Dreischeibenblöcke der Fockfall zu lang ausgeführt. Das Bild hierzu ist leider an ds Ende des Beitrages gerutscht.
[[File:ORI 36 a, Fockfall- Blöcke (K).jpg|none|400px|400px]]
Fock- und Großsegel werden im halbwegs geborgenen Zustand angebracht, "um das Deck nicht abzudecken" ( Zitat von....(?))
Generell klebe ich ( bei diesem Maßstab ) das Liektau mit einem wasserfesten Kaseinleim an -annähen würde zu grob ausfallen- . An den Ecken -Schothorn, Nocklegeln- wird das Liektau über eine Strecke von 30 mm (jeweils von der Ecke aus ) gekleidet.
Beim geborgenen Zustand der Segel werden die Reffs und Verstärkungen eingespart, da man sie ohnehin nicht sehen wird. Bei den übrigen Segeln gibtes natürlich das 'volle Programm'.
-Vorbereitung der Rah-
ORI 35, Fockrahe (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Windgesicht
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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ORI 36 a, Fockfall- Blöc
Es ist war schon ein paar Tage her, aber deinen Beitrag mit den Museumsfotos habe ich jetzt erst beim Durchblättern entdeckt. Sie sind doch relativ gut und gar nicht so verwaschen. Ich habe fast gleiche Bilder auf der betreffenden Museums- 'Homepage' gesehen, die waren nicht besser.
Bevor Geitaue, Bug- und Nockgordings durch ihre Marsblöcke und Leitkauschen an den Wanten geführt und an den Belegbänken am Schanzkleid belegt werden konnten, mussten zuerst die Toppnanten und Brassen der Fockrah installiert werden, da die Stellung mit 'Backbord leicht angebrasst und raumem Wind' zuerst fixiert sein musste.
Folgende Schritte sind hierfür insgesamt erforderlich 1.-Befestigen der Rah durch 1. Hanger (wie bereits beschrieben), Installieren der Fall und belegen 2.-Anbringen der Toppnanten und belegen 3.-Anbringen der Brassen und belegen
Ferner wurden die Brassen der Sprietrah angebracht, da sie neben den Gordings und dem jeweiligen Geitau in den Blöcken unter der Mars durchlaufen und dabei die Übersicht verloren gehen kann.
ORI 35, Focksegel 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Spaken des Gangspills mussten temporär abgenommen werden, da sie beim Takeln des Fockmastes hinderlich sind und außerdem beschädigt werden könnten.
ORI 35, Focksegel 2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...man sieht die durch die Stellung der Rah etwas verdrehte Fockfall ORI 35, Focksegel 3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Focksegel ist nun mit all seinen Tauen fertiggestellt ( ...glaube ich zumindest ) Brassen, Geitaue, Gordings und die Halsen und Schoten, schön zu sehen, da sie durch das halbwegs geborgene Segel mit nach oben genommen wurden.
ORI 35 a, Fock fertig.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 35 b, Fock fertig.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 35 c, Fock fertig.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)