In Beitrag 18 des Bauberichtes habe ich -der Zeit voaus- ein etwas zu modernes Cathead gebaut, zwar mit Sperrklinke für die Partürleine, der letzte Fixpunkt beim 'Lass fallen Anker'. Diese Vorrichtung wäre auch zu diesem Zeitpunkt für die bedienenden Matrosen ungefährlich gewesen, anstatt diese Leine bzw. Tau auf dem binnbordigen Teil des Catheads von der Klampe zu lösen, wobei diese schnell und peitschend ausrauscht. Diese Sperrklinke war erst Jahrzehnte später im Gebrauch, gut möglich, dass sie auf Tegethoffs Schiffen in der Schlacht bei Lissa, Juli 1866, im Gebrauch waren.
Folglich habe ich es wieder im herkömmlichen Stil umgebaut.
ORI 10 a, Ankerdavit roh (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
-im Rohzustand-
ORI 10 b Cathead komplett (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
-und fertig- ( diesmal die Backbordseite )
Die Partürleine ist hierbei seitlich am Cathead gezurrt und sollte erst kurz vor dem entsprechenden Ankermanöver durch den Ring des Ankers geschoren werden.
-zwischendurch bemerkt- Es wurden Frage wegen des Spantenwerks gestellt. Bei Anklicken der Fußnote ( L'ORIENT, die bekannte Unbekannte ) sind noch einige diesbezügliche Einblicke möglich. Da die in Patchwork- Manier gestückelten Bordwandhälften bereits homogen waren, wurde in der Umkehrung das Spantenwerk von Deck zu Deck kontinuierlich dagegengebaut
Der Bericht wurde nur dort abgebrochen, weil der Heckspiegel in seiner Gestaltung mehr der Phantasie entsprungen war.
Auf dem Plan der COMMERCE DE MARSEILLES ( baugleich ) von Delacroix ist keiner eingezeichnet. Auch in der Foto- Strecke von J.P. Bour, der dieses Schiff im Maßstab 1 : 48 pedantisch nachgebaut, hat keinen Stampfstock.
ORI 14, Stampfstock 1, Plan.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das heißt, jeglicher Zug vom Fockmast bzw. dessen Stagen wird nicht abgefangen. Bei raumem Wind oder vor dem Wind ist das in Ordnung. Noch schlechter wäre es im Gefecht bei komplizierten Segelmanövern und bei backgebrassten Segeln. Auf dem Foto eines Museumsmodelles der OCEAN ( Ocean-class, ship of the line, Wikipedia ) ist ein Stampfstock vorhanden.
Bei meinem Modell habe ich ihn angebaut, da der Klüverbaum keine Stenge zur Verstärkung besitzt wie z.B. CONSTITUTION oder VICTORY, zudem ist er sehr dünn und beim Takeln des 'Stehenden Gutes' biegt er sich, will man keine 'Wäscheleinen' fabrizieren. Im zweiten Anlauf hatte es dann funktioniert, nachdem die Stage wieder abgenommen hatte.
ORI 15 b Stampfstock (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Da ich bei der Neubeschaffung von "Segel"- Stoff zuerst Schwierigkeiten hatte, habe ich nach Lieferung des vermeintlich gleichen Stoffes ( wie ich ihn bereits bei der SOLEIL ROYAL verwendet hatte ) etwas vorgegriffen und schon mal das Blindesegel im geborgenen Zustand (!) gefertigt. Dabei zeigt es sich nämlich, ob es die richtige Qualität ist.
ORI 14, Blindesegel 3.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 14, Blindesegel 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...und bei diffusem Tageslicht- (der Fockuntermast ist bereits gestellt)
ORI 14, Blindesegel 2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Deutlich ist zu erkennen, dass die den Stampfstock durchlaufenden Backstage den Klüverbaum nach unten biegen. Die Egalisierung wird erfolgen, wenn sämtliche Stage des Fockmastes angeschlagen sind, erkennbar auch die eigenwillige und nicht allzu häufig anzutreffende Konterbrasse .
Schön, daß du weitermachst Die Bilder des Modells schauen auch ohne Takelage schon sehr majestätisch aus. Ebenso das Foto deiner Soleil. Hoffentlich richtet sich der Außenklüverbaum beim Gegenzug des Vorgeschirrs gerade aus, ohne "Wellen" zu schlagen. Mir ist beim Betrachten aufgefallen, daß du den Klüverbaum mittig auf dem Bugspriet führst, so wie Engländer und Amerikaner es gemacht haben. Bei den Franzosen lief er leicht seitlich und das Eselhaupt lag schräg. Oder kam man in Frankreich zur Zeit der L´Orient von dieser Praxis ab?
EDIT sehe gerade, daß Delacroix es an der Commerce de Marseilles noch so gezeichnet hat. Wäre sicher bei der Orient Wert über eine Änderung nachzudenken.
Im Bau bin ich bereits weiter fortgeschritten, als die Beiträge vermuten lassen. Da ich das gesamte 'stehende Gut' bereits oben habe, kann ich versichern, dass der Klüverbaum -wie vorausberechnet- jetzt kerzengerade ist, was mich natürlich freut, war auch einige 'Deichselei'.
Und -ja, der Bugspriet. Der Laschungsbereich des Klüverbaumes liegt um nur ca. 5 Grad seitlich, dies ist so kaum zu sehen. Und das Eselshaupt bei der Orient liegt im rechten Winkel zum Spriet, nicht wie bei der CDM und der OCEAN ( Wikipedia- Bild ) streng vertikal, das habe ich auf einer der wenigen -wenn auch undeutlichen- Zeichnungen von der ORIENT gesehen. Wäre trotzdem noch das CDM- Eselshaupt als gütig anzunehmen ( sie war die erste Einheit dieser Baureihe ), wären wieder einmal meine Rückbau- Künste gefragt. Auf dem Wikipedia- Bild ist auch noch ein kontinentales Eselshaupt an allen Masten zu sehen, gab es später auch nicht mehr.
Die weiteren Schiffe dieses Typs bzw. der Baureihe - soweit sie wirklich indienstgestellt wurden- hatten sowieso weiterführende Änderungen.
Sämtliche diesbezügliche Pläne und Zeichnungen habe ich noch einmal gewälzt @pollux und...die Mehrheit war gegen mich. Das Spriethaupt und repektive der Stampfstock müssen streng vertikal angebracht sein. Es ließ mir keine Ruhe -und man soll keinen undeutlichen Zeichnungen Glauben schenken. Für deinen Hinweis danke ich dir. Bei späteren Schiffen dieses Typs gibt es ihn mit knappen 30 Grad Neigung, aber nicht hierbei.
Gerade bin ich dabei, die Backstage loszuwerfen und werde dann mit heißer Klinge den Winkel (Bugspriet, Eselshaupt) herausholen. Die Maße werden tolerierbar bleiben. Das wird wieder einmal eine Operation am offenen Herzen.
Ein Schiff bzw. Schiffsmodell, welches sich in Fahrt befindet -was man erst später feststellen wird- benötigt auch eine Besatzung. Wir beginnen mit den Leuten, die etwas zu sagen haben, nämlich den Offizieren und nicht zu vergessen dem Kommandanten, wenn nicht sogar dem Admiral. Diejenigen, die das ganze in's Lot bringen -die eigentliche Besatzung, folgt später ( wie so oft ).
'Geschaffen' bzw. umgestaltet wurden sie aus Preiser- Bahnsteigpassanten, Maßstab 1 : 100. ( Zum Teil zeigen die Bilder schon bereits die Untermasten mit ihren Wanten.)
ORI 21, Personal, Poop.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Gewissenbisse wollte ich dir nicht bereiten, aber OP ist geglückt. Patient lebt und schaut gut erholt aus
Was ist eigentlich aus der Constitution geworden? Läßt du den Thread wieder reaktivieren? Wäre schön wenn es dort auch weiterginge.
Gewissensbisse waren das nicht, Holger. Was nicht richtig ist, stimmt eben nicht. Wie schon geschrieben, ich sah sie auch anders, aber mehrheitlich und wahrscheinlicher ist der jetzige Zustand. Es ist gut, dass du mich darauf aufmerksam gemacht hast.
Oha, die CONNY. Die ist dermaßen geschreddert, da geht nichts mehr und ich habe es Willi auf die gleiche Frage bereits geschrieben, dass ich ungern zweimal das gleiche mache. Aber es ist meine Schuld, weswegen ich mich dazu habe hinreißen ließ. Man sollte in diesem Alter abgeklärter sein -oder vielleicht gerade deswegen doch nicht (?).
Nachtrag: Der diezbezügliche Baubericht muss noch irgendwo hier herumschwimmen, gestern noch auf Seite 38 der Themenauflistung.
Beim Betrachten der Delacroix- Rumpfzeichnung bezüglich der besseren Darstellung bzw. Applizierung der Verzierungen ( Borten, Kapitälchen ), wie in #50 bereits angespochen, fiel mir wieder das umlaufende Tau an der Unterkante des unteren Bargholzes auf.
ORI 18 MüB- Leine.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Einige hielten es schon für eine 'frühe MES- Schleife', was natürlich nicht möglich ist. Ich halte es eher für eine "Mann über Bord"- Leine, wie sie bei Rettungsbooten in späterer Zeit war und immer noch ist. So gesehen, war es bereits eine sehr humane Einrichtung.
ORI 18 MüB- Leine 2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Natürlich habe ich vor, auch dieses Tau am Modell anzubringen. Es stellt sich nur die Frage, ob 'naturfarben' oder -aufgrund der Wassernähe- geteert.
"Still ruht der See" Ich werde diese Betrachtung zurückstellen und später mit naturfarbenem Tau durchführen.
Es wurde mit dem Aufriggen des stehenden Gutes begonnen. Natürlich kam der Fockmast zuerst an die Reihe, nicht zuletzt deswegen, um zu sehen, ob der Klüverbaum sich wieder streckt. Dies wurde bereits im Beitrag zur vertikalen Stellung des Stampfstockes vorweggenommen, obwohl er auf den folgenden Bildern noch die alte und falsche Stellung zeigt.
Vertretungsweise für alle Untermasten die hierfür notwendige Komplettierung der Mars
ORI 23, Hanger, Zurrings, Fockfall.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 20b, Fockwanten, u. Stag (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zugleich hatte ich die alte "Wasserplatte" der CONSTITUTION auf neuerliche Verwendung geprüft und die ORIENT 'probesitzen' lassen. Es passte, auch bedingt dadurch, dass der kleinere Rumpf der Fregatte -aber bei einem Maßstab von 1:96 nahezu die gleiche Ausdehnung besitzt wie die größere ORIENT im Maßstab 1:100.
ORI 21 a, U.-Masten, Wasserplatte.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die Wellendarstellung ist zwar etwas wild, aber erklärlich. Das hier -unteres Bild- wird die Luv- Seite werden, d.h. die Wogenkämme schmiegen sich am Rumpf und 'springen auf'.
Das mit der Conny ist sehr bedauerlich, ich mochte das Modell. Die Bilder der Orient sind Gott sei Dank eine Entschädigung
Zum "Haltetau" kann ich gar nichts sagen. Ist das erste Mal, daß mir sowas begegnet. Was schreibt denn Delacroix dazu? Seine Reko ist ja recht neu, er muß sich doch etwas dabei gedacht haben. Ich war vor Jahren mal im Marinemuseum in Paris, an den Modellen dort ist mir so etwas nciht aufgefallen. Ich hätte es aber auch im Plan der Commerce übersehen. Von der Ocean hatte ich damals drei Fotos gemacht, leider alle ziemlich verwaschen. OceanDSCN6656.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)OceanDSCN6657.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)OceanDSCN6658.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
Bei diesem Tau handelt es sich wohl um ein Tau, welches das Anlegen eines Bootes längsseits erleichtern soll, da bin ich mir sehr sicher. Man konnte einen Bootshaken verwenden und nachdem man das Boot einmal längsseits gebracht hatte, es auch manuell am Tau halten. Bei entsprechender Stärke fing das Tau sicherlich auch den einen oder anderen Stoß ab. Ich würde aber sagen, dass das Tau lediglich temporär eingezogen wurde (z.B. auf Reede) und also auch nicht geteert war.
bis denne Willi
Es ist nicht alles falsch, was man nicht versteht.