um noch mal auf Deinen Scratch-Bau in Plastik zu kommen, also, ich hab auch schon eine Reihe Plastik-Baukästen gebaut, aber ich kann mir immer noch nicht im geringsten vorstellen, wie man es wirklich schaffen kann, so ein wahnsinnig realistisches und tolles Modell in Plastik scratch herzustellen. Mal ein kleines Teil extra, ja, aber alles - und vor allem den Rumpf ??? Vielleicht hättest Du ja mal zwischendurch ein klein wenig Muße, da etwas Einblick zu geben, wäre auf jeden Fall sehr interessant.
Grüße, Joachim
Hallo, Joachim.
Hier ein aus dem Müll gefischtes Teil zur Bauweise. Einen etwas ausführlicheren Text habe ich an meinen Bericht angehängt.
Zitat von walter im Beitrag #30Guten Tag, Klaus Peter! Mein Kompliment zu Deiner Arbeit, das wird alles wunderbar! Allerdings drängt sich mir ein Gedanke auf, den nur Du beantworten kannst: Warum arbeitest Du nicht in Holz? Gewiss haben sowohl Holz als auch Kunststoff Vor- und Nachteile, und ich verstehe auch, warum manche Modellbauer bei sehr kleinem Maßstab Kunststoff vorziehen, aber in Deinem Maßstab hätte ich Holz/ Karton den Vorzug gegeben, es sei denn, man zieht aus persönlichen Gründen- und weil man damit gut umgehen kann- Kunststoff vor, ein Knochenmodell ist ja schließlich auch schon wegen des Baustoffes eine Herausforderung. Gibt es dafür also eine schlüssige Antwort? Walter
Hallo, Walter.
In meinem Bericht hatte ich irgendwo genau auf diese Frage ( fiktiv ) schon 'mal geantwortet. Vor geraumer Zeit begann ich, vorgegebene Modelle umzubauen. Es sah schön aus, aber die Abmessungen, Kurvenradien im Rumpf stimmten dann nicht, also kein historisch einwandfreies Modell, so dass ich übereinstimmende Teile entsprechend abänderte und darauf mit mittlerweile beschriebenem 'Rohmaterial' aufbaute. Ja, ich stelle mir auch jetzt noch die Frage: Warum nicht gleich aus Holz ? Meine Methode ist aber so eingefleischt, dass ich kaum von ihr lassen kann, zumal- wie du auch sagst- vieles in diesem Maßstab genauer und diffiziler machbar ist. Hohlkehlen am Gestühl in der Messe oder Zierleisten an der Bordwand aus vorgearbeiteten Rohlingen über Kerzenflamme 'ziehen'- das macht mir Spaß. Außerdem: Aus etwas Vorgegebenem etwas ganz anderes machen, das macht es meist bei mir aus und ist wahrscheinlich psychisch bedingt.
Zusatz: Diese eigentümlichen französischen Obusiers im 'Milchkannen- Design' habe ich fachgerecht hinbekommen. Hätte ich ( in Holz ) auf Zubehörhändler zurückgreifen müssen, hätte es diesbezüglich schlecht ausgesehen.
Zitat von Chapman im Beitrag #29Ungewöhnliche Vorgehensweise, aber immerhin muss Du keine Knochen abnagen um an dein Material zu kommen.
Das wäre mir auch zu barbarisch. Ich halte es bei meinen Outdoor- Excursionen lieber mit 'Thunfisch in Öl', über Lagerfeuer geröstetem Brot und einem 'Schlückchen' canadischen Whisky dazu.
Ja, ja- die Finknetzkästen aus Gaze sind nun auch fertiggestellt. Einige Musteranforderungen waren notwendig, um die richtige Maschenweite für diesen Maßstab zu bekommen. Sie wurde mit wasserfest verleimendem Kaseinleim gefestigt und wurden anschließend eingefärbt.
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Ja, ja- die Finknetzkästen sind nun auch fertiggestellt. Einige Musteranforderungen waren notwendig, um die richtige Maschenweite für diesen Maßstab zu bekommen.
[[File:O.-Rumpf m. Untermasten Bb svh.JPG|none|fullsize]]
Bevor es nun an die Takelage geht, muss im 'Arsenal' nach den zu verwendenden Blöcken geschaut werden.
Was es so an Zubehör zu kaufen gibt, ist selten befriedigend. Ich komme immer wieder auf die Blöcke der Fa. Heller zurück, weil diese im Kern am ehesten den Originalen entsprechen. Ich habe das Glück, einen entsprechenden Überschuss aus Bausätzen zurückbehalten zu können( leider kann man solche Teile nicht gesondert bekommen ). Aber hier ist Nacharbeit zur Vervollkommnung erforderlich, will man bezüglich der Originaltreue und Qualität auch hierbei nicht nachlässig werden.
-links im Bild sind Blöcke herkömmlicher Art, nicht akzeptabel. -in der Mitte die Blöcke von Heller, die Scheiben bzw. Laufrollen sind zwar vorhanden, aber es fehlt die Trennung im Korpus, ferner befinden sich an den Seiten Noppen, in die sich das Garn unver rückbar einlegen soll, auch nicht gut und entspricht auch nicht einer authentischen Vorgehensweise. -rechts nun die modifizierten Blöcke mit eingefeilten Nuten und den Stegen zur Gehäuseschließung, die auch ein Überspringen des Garnes bei Verkantung verhindern.
Zitat von schiffebastler im Beitrag #35Schöner Blick auf das Schiff und das Deck
Grüße, Joachim
Hallo, Joachim.
Auf die perspektivischen Eindrücke kommt es mir dabei schon an, gehörten doch diese Schiffe zu dem Schönsten, was man aus Holz bauen kann und zudem noch sehr gut schwimmt, zumindest solange es nicht vor Anker liegend, zerschossen wird.
Gruß Klaus Peter
In der Planung: LE SCIPION, Flaggschiff der französischen Divisiom in der Schlacht von Navarino vom 20.10.1827
Deine Blöcke sind wirklich toll geworden ! Eine gute Entscheidung auf diese "Standardblöcke" zu verzichten, wäre zu schade für das schöne Modell.
Grüße, Joachim
Schöne Grüße Joachim
Mein neues Buch in Deutsch und Englisch erhältlich: "Die Farbe Blau im historischen Schiffbau - von der Antike bis in die Neuzeit" siehe dazu: http://www.modellbau-muellerschoen.de
Zum Beginn des Berichtes im Gewühle der Recherchen völlig vergessen: Man hatte der in den Revolutionswirren von den Briten entführten COMMERCE DE MARSEILLES 'zu schwache Bordwände' konstatiert. Tatsächlich hatten sie nicht die Breite, die ein Schiff mit solchen Dimensionen -zumindest nach herkömmlicher Bauweise- hätte haben sollen. Was die Leute John Bull's nicht wussten, war dass die Bordwände der Schiffe dieser Klasse bereits nach dem Compound- Prinzip gebaut waren, die wir aus der späteren Zeit der Vor-Dreadnoughts kennen, dort dann logischerweise Stahl ( Außenbeplankung Eiche, mittig Nadelholz, Innenbeplankung wieder Eiche, auf den Spanten und dazwischen, ausgenommen der Trempelrahmen ), ähnlich der etwas jüngeren Old Ironsides ( CONSTITUTION ). Dabei war es unerheblich, ob es Virginia- Eiche oder welche aus der Camergue war. Die US- amerikanischen Schiffbauer haben sich Einiges von dort angeeignet, zumal Frankreich die Amerikaner in ihrem Freiheitskampf ohnehin in jeglicher Art unterstützt hatten (...und nicht nur aufgrund der Aufklärung und des freiheitlichen Aufbruchs, sondern dass man dem Erzfeind nicht eine solch große Kolonie gönnte ! )
Anmerkung: Zum Geburtstag vor 2 Jahren bekam ich von meinem Sohn die CD 'Master and Commander/ Bis an's Ende der Welt' geschenkt. Natürlich war ich erfreut, aber weniger wegen der haarsträubenden Unrichtigkeiten, obwohl versichert wurde, dass man für diesen Film bestens recherchiert habe. Da war z.B. die Szene, in der 2 Schiffsjungen dem Kommandanten ein von ihnen gebasteltes Spantmodell der 'bösen' und schnellen sie verfolgenden französischen ACHERON überbrachten (- woher hatten sie diese angebliche Kenntnis-). Jedenfalls wollte man festgestellt haben, dass sie auf einer US-amerikanischen Werft gebaut wurde und dass es daher kein Wunder war, dass sie überlegen war -und das nur, um dieses Filmchen auch auf den US- amerikanischen Markt bringen zu können. Mein Sohn war natürlich leicht pikiert, als ich fast einen Lachkrampf bekam, ich hätte mich da beherrschen sollen. Ja, das ist eben dieses angelsächsisch- US-amerikanische Theater, dass nun schon über 2 Jahrhunderte andauert und von dem auch unsere Medien geprägt sind.
Die Vorgehensweise nach Longridge. Keine Sorge, die 'Franzmänner' machten es genau so.
In diesem relativ kleinen Maßstab wurde das Flechtwerk imitiert. Zunächst um den Stag in Birnenform gewickeltes Garn, dann etwas dünneres Garn mit Kaseinleim ( Ponal uva. ) darübergelegt.
Die baulichen Besonderheiten dieses Schiffes respektive dieses Typs setzen sich auch in der Gestaltung der Masten insbesondere der Marse fort. So wurden die Untermasten im Bereich der seitlichen Wangen der zu stützenden Marssalinge und zu deren Aufnahme vierkantig gestaltet. Auch dort, wo die Wantschlingen angriffen war dies noch der Fall. Erst darüber bis zur 'Mastcap' wurde der Mastquerschnitt wieder zylindrisch ausgeführt. Nur bei zwei Schiffen der zweiten Generation dieses Typs, der MONTBELLO und IMPERIAL, war ein quadratischer Querschnitt bis zur Mastcap ersichtlich. Die am Modell der ORIENT gezeigten quadratische Teile waren falsch. Sie stammen -aus sträflicher Bequemlichkeit - in abgeänderter Form aus dem Heller- VICTORY- Bausatz. Folglich musste auch dies verworfen werden. Um die Originaltreue zu wahren, konnte aus dem 'kanibalisierten' Bausatz kein Teil in der ursprünglichen Form übernommen werden.
In der Tat, es handelt sich hier um einen ungewöhnlichen Scratch-Bau. Aber entscheidend ist das Ergebnis, und das ist schon beeindruckend. Zum einen das gewählte historische Vorbild, die L´ORIENT, sieht man nicht sehr häufig als Modell. Zum anderen die Entscheidung es als Wasserlinienmodell darzustellen. Das lässt das Modell in Verbindung mit der Farbgebung und den lichttechnisch sehr guten Fotoaufnahmen äußerst realistisch wirken. Ich bin beeindruckt!
Viele Grüße Johann
"Es gibt nichts Gutes, außer man tut es" Erich Kästner
Zitat von archjofo im Beitrag #44In der Tat, es handelt sich hier um einen ungewöhnlichen Scratch-Bau. Aber entscheidend ist das Ergebnis, und das ist schon beeindruckend. Zum einen das gewählte historische Vorbild, die L´ORIENT, sieht man nicht sehr häufig als Modell. Zum anderen die Entscheidung es als Wasserlinienmodell darzustellen. Das lässt das Modell in Verbindung mit der Farbgebung und den lichttechnisch sehr guten Fotoaufnahmen äußerst realistisch wirken. Ich bin beeindruckt!
Hallo, Johann.
Vielen Dank für die Lorbeeren. Es freut mich besonders, dies von einem im landläufigen Sinne 'richtigen' Modellbauer zu hören. Eigentlich wollte ich schon von dieser sonderbaren Bauweise wegkommen, aber es hatte sich eben so eingebürgert. Ich gelobe Besserung und habe in der Planung, die 'Große Jacht' in Anlehnung an die Pläne von Hoekel uva. im Maßstab 1: 25 zu bauen, aber vom Kielschwein aufwärts und kein Hölzchen wird fehlen - so hoffe ich.