Forum für historischen Schiffsmodellbau und Geschichte
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1788 Océan-Klasse, Frankreich
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Baubericht
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Die ORIENT 1791, 2. Einheit der OCEAN- Klasse, französischer Dreidecker, Wasserlinienmodell, Maßstab 1 : 100, Umbauprojekt
Der Baubericht unter meinem gelöschten Usernamen "tourville"wird hier unter meinem neuen Synonym "Windgesicht" weitergeführt. Daher wird der Baubericht in gestraffter Form ( bis zum jetzigen Bauzustand ) unter dem neuen Synonym noch einmal wiederholt und danach geht es natürlich -den Arbeitsschritten folgend- unter diesem hier weiter.
Zum Modell:
Hier noch ein paar Eindrücke der "alten ORIENT", wobei ich mich gündich 'verhauen' hatte.
...und Korrekturen der Barghölzer, nachdem bereits einige Arbeitsschritte und Tage voraus die Stückpforten- Abstände, -Größen und Zwichenstücke bezüglich der Rumpfdimensionierung bewerkstelligt wurde-
Der ursprüngliche Baubericht ist bei dessen Nachfolgebericht in der Fußnote noch vorhanden, wurde vor geraumer Zeit abgebrochen, da Unstimmigkeiten im Rumpf selbst, der Seitengalerien und vor allem des Heckspiegels aufgetreten waren.
Beim neuen Baubericht ergab sich zu Beginn die Diskussion über die farbliche Gestaltung der Bordwände. Auch wurden wechelnde Anstriche für möglich gehalten. Man muss aber bedenken, dass in den Revolutionswirren und unter der Führung Napoleon Bonaparte, dessen Mißachtung der Marine schon sprichwörtlich zu nennen war, an solche Unterfangen wahrscheinlich nicht zu denken war. Zudem war die Lebenszeit viel zu kurz ( Explosion in der Schlacht von Aboukir am 1. August 1798 ), 7 Jahre nach Indienststellung (!), um an mehrmalige Anstriche oder Veränderungen überhaupt zu denken.
Da es aber zu dieser Zeit im Trend lag, die Stückpfortenreihen farblich abzusetzen, hatte ich mich ursprünglich von einem Gemälde von Willi Stöwer leiten lassen und hatte das auch entsprechend so ausgeführt, was aber später aufgrund vermeintlich neuer Erkenntnisse korrigiert wurde.
Nach neuerlichen umfangreichen Recherchen, soweit dies möglich war, bin ich zu dem Schluss gekommen, die Bordwände doch und nach allgemeiner Befürwortung 'naturfarben' zu gestalten, allerdings mit dem Unterschied, dass die untere Batterie schwarz gestrichen wurde, wie es bei artgleichen Schiffen und auch kleineren Einheiten gesehen hatte. Naürlich ist die nur eine Annahme und hat keine exakte historisch belegte Grundlage.
Hierfür mussten die Stückpfortendeckel und Püttingseisen wieder abgenommen werden, dies zog auch eine Erneuerung der Untermasten nach sich, da die Unterwanten durch diese Maßnahme in Mitleidenschaft gezogen wurden. Es ergab sich hierbei, dass auch an Deck einiges erneuert und verbessert wurde.
...übrigens hat der Rechner wieder einiges bei den Bildern durcheinander geworfen.
Peter
Windgesicht
hat folgende Bilder an diesen Beitrag angehängt
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ORI 4, Püttingseisen.jpg
ORI 4-1? Horizontal- Bark
ORI 8, Rudersicher., Stü
Es folgte die Aktion 'Ankerdavits' bzw. Kranbalken.
Der Gedanke des Ankerhandlings trieb mich schon immer um. Wie lässt man dieses tonnenschwere Ding vom Haken und so zu sagen der letzte Moment, in dem der Anker fällt. Weil ich es nicht besser wusste, nahm ich mit Freude eine alte Aufnahme des Ankerdavits der HMS IMPLACABLE auf ( aus Lonridge, The Anatomy of Nelson's Ships ) und gestaltete selbigen auch so. Es ist die letzte starke Leine, an welcher der Anker hängt, die so genannte 'Partürleine#, die mit dieser Vorrichtung ohne Gefahr für die betreffenden Matrosen zu lösen ist
O.-Cathead HMS IMPLACABLE.JPG - Bild entfernt (keine Rechte)
In der allgemeinen Diskussion stellte es sich heraus, dass diese Ausführung erst bei größeren Einheiten um 20 - 30 Jahre später üblich war, also in der Zeit der Schlacht von Navarino 1827 z.B..
Der Umbau bzw. die Korrektur erfolgte dann auch und zwar in der üblichen Weise. Hier allerdings war es für die 'Hands' etwas gefährlicher, da die Partürleine am binnenbordigen Teil des Ankerdavits aus einer Klampe zu lösen war und beim Fallen des Ankers peitschend ausrauschte.
Hierbei ist noch der alte Anstrich zu erkennen.
-der Rohling-
ORI 10 a, Ankerdavit roh (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
-und das fertige Teil-
ORI 10, Ankerdavit (K) .jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 12, Ankergeschirr (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...wieder etwas staubig geworden. Es wird geputzt !
ORI 15 a, Stampfstock install. (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...allerdings falsch, wie sich herausstellen sollte. Er muss hierbei streng vertikal installiert werden, was später auch mit viel Mühe korrigiert wurde, da zu diesem Zeitpunkt schon die Vorstage und das Blindesegel angebracht waren. Das Anbringen der Vorstage zeigte deutlich, dass der Stampfstock erforderlich war. Unverständlich ist mir, wie man ihn beim Original ( wahrscheinlich ) weglassen konnte, wo doch bei Segelmanövern wie z.B. dem 'Backbrassen' enorme Kräfte auf den Bugspriet wirken und eigentlich nur durch die Backstage über den Stampfstock abgefangen werden konnten.
Ein Schiff bzw. Schiffsmodell, welches sich in Fahrt befindet bzw. so dargestellt und gebaut ist, benötigt auch eine Besatzung. Fangen wir 'mal mit den "wichtigsten Leuten" auf der Poop an.
ORI 16 Offiziere, Poop 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 16, Offiziere, Poop 2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
...aber auch der Rudergänger auf Freiwache durfte auf der Bank Platz nehmen und seine holländische Tonpfeife rauchen
ORI 17, Rudergänger, Feiwache.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Es sind Preiser- Figuren im Maßstab 1 : 100 ( klar ! ), umgestrickt von Bahnsteigpassanten zu französischen Marineoffizieren.
Dessen Herstellung wurde entgegen dem kontinuierlichen Baufortgang vorgezogen, weil hiermit zu prüfen bzw. festzustellen war, ob der neuerlich beschaffte Segelstoff dem alten und bereits bei der SOLEIL ROYAL und CONSTITUTION angewendeten Stoff gleicht ( Faltenwurf usw. ). Wie die Bilder zeigen, tut er es -glaube ich. Der Stoff ist relativ schwer im einzelnen Faden, aber als Gewebe dünn und geschmeidig, so dass er maßstäblich optisch harmonisch wirkt.
Gleichzeit der Fockuntermast, dessen Wanten und Stag angebracht, interessant auch die nicht all zu häufig anzutreffende Konterbrasse
ORI 14, Blindesegel 2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 14 geborgenes Blindesegel (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 20, Fockwanten (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 14, Blindesegel 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
-noch ist der falsche -rechtwinklig zum Bugspriet- angebrachte Stampfstock zu sehen-
Auf die Details der gekleideten Stagkragen , Stagmäuse sowie der zugehörigen Taljen zum Steifsetzen wurde bildlich nicht näher eingegangen, da es sich vorerst noch um Wiederholungen aus dem alten Baubericht handelt.
ORI 23, Hanger, Zurrings, Fockfall.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Die erkennbaren weißlichen 'Ausblühungen' rühren vom Kleidungs- Leim her. Nach der Trocknung werden diese mit einer wässrigen Lösung überstrichen und wieder unsichtbar.
Die eigentlichen Stage sind bei diesem Schiffstyp mit großen Zweischeibenblock- Kombinationen, die Borgstage mit entsprechend kleineren Taljereeps ( Jungfern ) steifgesetzt worden.
Gleichzeitig wurde die alte 'gerettete' Wasserplatte der zerstörten CONNY auf Passung probiert. Wellen und die leichte Gischt wurden wieder mit klarsichtigem Siikon nachempfunden.
Ja, der Masttopp ist rund . Als ich die Untermasten umbaute, hatte ich im Eifer des Gefechts eben diese ( der VIC ) unbeachtet gelassen, war natürlich ein gravierender Fehler, zumal der Masttopp beim Fockmast 2 mm beim Modell kürzer sein musste. Aber auch er wurde wie alles andere, soweit verwendbar, umgearbeitet.
Diese "kontinentale Beule", welche dem Eselshaupt erst seinen Namen gab, ist bei den Folgeschiffen der englischen 'Mastcap' gewichen, wobei die COMMERCE DE MARSEILLES, die auf dem Plan von G. Delacroix dargestellt ist, das erste (!) Schiff dieser Baureihe war. Folglich dürfte dieses 'kontinentale Eselshaupt' bei keinem dieser Schiffe erscheinen.
Seltsamerweise ist auf der Abbildung des allseits bekannten OCEAN- Modells zum Thema "Ocean- Class, ships of the line" noch diese kontinentale Eselshaupt zu sehen.
ORI Mastcap (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Obwohl sie eigentlich dem 'stehenden Gut' zuzuordnen sind : Die Hanger der Fallblöcke in ihren Zurrings waren wieder einmal zu lang. Die Fock- bzw. Großrah wären zu tief aufgehängt. Ein Kürzen am Mast war nicht möglich, folglich mussten ihre gekleideten Stropps neu gefertigt werden.
ORI 36 a, Fockfall- Blöcke (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
die Takelung der Geschütze überrascht mich. Wann haben die Franzosen aufgehört das Brocktau durch die Lafette zu führen?
Gruß Christian
in der Werft: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776 - 1:36 auf dem Zeichenbrett: Cutter Alert, 1777, HM Sloop Fly, 1776, HM Fireship Comet, 1783, HM Boomb Vessel Aetna, 1777
Pause: HMS Triton, 1771 - 1:48
"Behandle jedes Bauteil, als ob es ein eigenes Modell ist; auf diese Weise wirst Du mehr Modelle an einem Tag als andere in ihrem Leben fertig stellen." "Habe keine Angst vor der Perfektion - Du wirst sie nie erreichen" Salvador Dali
Hallo, Christian. Es scheint mein Karma zu sein, mich immer mit Projekten zu befassen, wobei die Zweifel bereits eingebaut sind. Gerade bei der OCEAN- Klasse befand sich einiges im Umbruch. Man sieht es an den vorangegangenen Beiträgen zum 'Eselshaupt', wobei auch die kontinentale Form abgelegt wurde. Ähnlich scheint es auch hierbei zu sein. Die niederländische und kontinentale Art, das Brooktau durch die Lafette/ Raperte zu führen, sieht man zum Teil noch bei der kleineren TEMERAIRE- Klasse und teilweise bei der COMMERCE DE MARSEILLES von J. P. Bour. Für die ORIENT habe ich die 'moderne Form' gewählt, wie auch bei der nachfolgenden Abbildung einer französichen Kanone mit dem das Bodenstück umfassenden Brooktau, was auch beim Rücklauf viel effektiver ist, da hierbei die Lafette bzw. die Schildzapfen nicht den rückwärts gewandten Druck auszuhalten hatte.
Die Kanone ist zwar nicht ordentlich gezurrt ( ...weil französisch (?) ), der Zeitraum müsste auch außerdem noch 20- 30 Jahre früher anzusetzen sein, weil darüber noch das ( Zünd- ) Pulverhorn zu sehen ist, d.h. man hatte noch keine Zündfederposen benutzt, wobei zur gleichen Zeit die Briten bereits Steinschlösser aptiert hatten, aber das nur nebenbei. Also war wahrscheinlich diese Brooktau- Führung bei den französischen Schiffen nicht generell erst um 1800 im Gebrauch.
Es wurmte mich während der bisherigen Bauzeit immer wieder, bezüglich der Verzierungen an Heck und Seitengalerien nicht die richtigen Ornamente zu finden.
Die Übergangslösung mit der aufwändig applizierten Gaze -im Maschendraht- Design- stellte auch nur vorübergehend zufrieden. Daher beschloss ich, in Ahnlehnung an die betreffenden Ausführungen bei der COMMERCE DE MARSEILLES anzuknüpfen, und ähnliche Muster zu kreieren, da sie das unmittelbare Schwesterschiff darstellte.
Es wurde in 'meiner ureigenen Methode' des Kunststoffschweißens/ Kunststoffschmiedens (?) bewerkstelligt. Aus entsprechend starken Rohlingen und Gussästen, die vorher in die richtige Form gefeilt wurden, um dann über Kerzenflamme unterschiedlicher Hitzegrade ( unterschiedliche Kerzentypen wegen der jeweils gebräuchlichen Hitzeentwickung ) entweder zu Hohlkehlenleisten oder geschwungenen Bögen geformt zu werden. Näher eingehen darauf möchte ich nicht -es sei denn auf Anfrage- , da dies wahrscheinlich niemand nachvollziehen möchte.
-hier die Repro's des Hecks und der Seitengalerien der CDM-
ORI 27 b, CDM- Heck.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 27 a, Ornamente Seitengalerie (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Schwierig war , zuerst an den betreffenden Stellen die alten Muster durch vorsichtiges Feilen und Nassschleifen zu entfernen. Dabei zeigte eine alte und zum Mini- Schwingschleifer umgebaute Schallzahnbürste gute Wirkung.
Auf dünner Plastiksegel- Folie in entsprechendem Radius zur Wölbung der Galerie wurde die gesamte Strecke des jeweiligen 'Balkons' mit den einzelnen Ornamenten versehen bzw. diese aufgeklebt.
Ebenso wurde bei den unteren Abschlüssen der Seitengalerien vorgegangen.
ORI 29 a Seitengalerienabschluss 1.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 29 b, Seitengalerienabschluss 2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Das Ganze sah dann so aus
ORI 30, Seitengalerie 2 (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
ORI 31, Heck (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Peter
ORI 28, Heckverzierung 1 (K).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Mehrere Versuche wurden gestartet, um entsprechende Einzelornamente in gleichmäßiger Form herzustellen.