Ich muss mich noch einmal melden. Mensch, was ist das für ein Akt, nach einer so langen Zeit des Planens, Umplanens, Bauens und Umbauens buchstäblich mit ein paar Pinselstrichen über das Aussehen des Ganzen zu entscheiden! Da muss einem ja das Adrenalin aus den Ohren tropfen. Gut, dass du dir so viel Zeit dafür gelassen hast. Ich bin natürlich sehr stolz darauf, einen guten Rat gegeben zu haben. Allerdings lag er auch nahe. Du bemühst dich so sehr um eine konstruktive Ähnlichkeit zum HZ Modell, da muss es doch einfach das beste Ergebnis bringen, wenn man auch beim Farbauftrag auf die alten Materialien zurückgreift. Die Pigmente der gängigen Ölfarben haben eine lange Tradition; sie vermitteln m.E. alle eine gewisse Aura und Authentizität. Ich beglückwünsche dich sehr! Jetzt kann dem Modell eigentlich nichts Schlimmes mehr passieren. Die Takelage kann man notfalls fünf Mal bauen; sogar die Heckverziegungen und Galerien sind Teile, die man separat bauen und modifizieren kann. Ich denke, der Tag der Lackierung des Rumpfes war der wichtigste im (Vor)Leben dieses großartigen Modells. Schmidt
du hast es so ziemlich auf dem Punkt gebracht. Der Anstrich des Rumpfes ist wahrhaftig alles entscheidend! Ich hätte das Modell auch ruinieren können. Als ich den Anstrich aufgetragen habe, hatte ich jedoch schon den Punkt erreicht, in dem nichts mehr schiefgehen konnte. Das besonnene Rangehen mit den vielen Proben hat sich in jeder Hinsicht bezahlt gemacht. Und vor allem auch der gute Rat! Es ist schon zu erkennen wie der Farbton sich verändert. Gestern am zweiten Tag dunkelte der Anstrich noch mal deutlich nach. Das war beim Anstrich des Decks auch so. Allmählich ist das Deck, dessen Anstrich nun schon zwei Wochen alt ist wieder heller geworden, aber es ist auch mehr rot darin zu erkennen als vorher, was mir aber auch gut gefällt. Und vor allem der seidenmatte Glanz der immer mehr durchkommt!
Diese wie zufällig und ganz natürlich wirkende Mischung von Gleichmäßigkeit und Lebendigkeit kriegen auf Holz wohl die Ölfarben am besten hin. Das Modell ist jetzt schon nicht nur durch seine Konstruktion, sondern auch durch seine Anmutung eine absolute Attraktion. Schmidt
Wow, Leute! vielen Dank für eure positive Reaktionen auf die Farbgebung des Rumpfes! :-) Es freut mich, dass das Projekt so gut ankommt!
Um das Gefühl beizubehalten, dass es weitergeht - auch wenn man im Moment eigentlich keine Lust hat bestimmte Arbeiten auszuführen, bietet sich meiner Meinung nach Fließbandarbeit an. Ich hatte schon verschiedentlich solche Phasen und habe begonnen Teile für Kanonenlafetten herzustellen. Darüber hinaus haben wir zur Zeit Fußball Europameisterschaft (höre ich da Buh-Rufe????) und da kann man natürlich diese Fließbandarbeit vor dem Fernseher erledigen. Ich habe in den letzten Tagen an den 24-Pfünder Lafetten richtig was geschafft gekriegt! Vorm Fernseher!
Aber da fiel mir was auf: ich habe in dem Bild unten die Deckswölbung mit einer blauen Linie angedeutet:
Die Horizontallinie der Lafetten habe ich mit gelbe Linien markiert. Ihr seht, dass die Horizontale der Lafetten wirklich horizontal ist und nicht die Linie der Deckswölbung folgt.t. Und auf Grund der Deckswölbung kann dies nur erreicht werden, wenn das vordere Räderpaar größer ist als das Hintere. Hier ist eine Kanone vom Halbdeck:
In diesem Fall folgt die Horizontallinie der Lafette die Deckswölbung. Das haben wir am unteren Geschützdeck nicht. Alle Räder dieser Lafette sind gleich groß. Nun meine Frage: kam es bei Lafetten niederländischer Geschütze vor, dass die vorderen Räder schon mal größer waren als die hinteren? Wenn man sich die Bilder der Geschütze des HZ ansieht, wird man erkennen, dass es durchaus Unterschiede in den Größen der Räder gab, auch auf ein und demselben Deck. Es scheint, dass auf dem Bakdeck alle Vorderräder weggelassen wurden, da sonst die Rohre an die Oberkante der Pforte gestoßen hätte.
Verglichen mit der Vasa sind die Räder der Lafetten am HZ-Modell wirklich mini. Auch die Schildzapfen liegen zu niedrig und entsprechend haben die Schildzapfengurten einen untypischen geraden Verlauf.
Da ich die Erfahrung auch bei meiner Vasa am oberen Kanonen-Deck gemacht habe, dass die Lafettengröße lt. Plan einfach nicht gepaßt hat und ich die Lafetten dann mit allen möglichen Tricks tieferlegen mußte - und dabei auf ähnliche Lösungen gekommen bin, vermute ich, dass hier die Lafetten stark den Gegebenheiten am Modell angepaßt werden mußten.
Grüße, Alexander
Nicht das Beginnen wird belohnt, sondern einzig und allein das Durchhalten. (Katharina von Siena)
Bei Van Yk ist die Länge des Kanonenrohrs der Ausgangspunkt für alle Überlegungen über die Maße der Lafette (halbe Länge des Rohrs für den Boden der Lafette), die außerdem auch noch häufig vom Baumeister selbst hergestellt wurden. Haben wir also beim HZ die originalen Lafetten, aber später gegossene Kanonenrohre; 2 Elemente, die womöglich nicht ganz zusammen passen?
Sicherlich haben Interessierte lange Wege auf sich genommen um das Hohenzollernmodell zu bewundern als es noch existierte. Dass heute Interessierte den langen Weg nach Berlin auf sich nehmen um nach Spuren des längst zerstörten Modells zu suchen dürfte wohl recht selten vorkommen. Ich muss jedoch eingestehen, dass es einen weiteren Grund für mich gab warum mein Bruder und ich mit dem Modell nach Berlin fuhren. Wir haben es der Direktion des Technikmuseums präsentiert die davon beeindruckt ist. Die Chancen sind sehr gut, dass das Modell nach Fertigstellung dauerhaften Verbleib im Technikmuseum finden wird.
Wir hatten zwei Stunden im Archiv des Museums verbracht um uns den Nachlass Wagner anzusehen. Es gab dort keine Überraschungen, war aber trotzdem interessant die Original-Fotos von Heinrich Winter zu sehen.
Nach der Präsentation des Modells fuhren wir zum Monbijoupark wo vorm Krieg das Hohenzollernmuseum stand in dem das Modell ausgestellt war. Wie wir alle wissen, ist das Schloss Monbijou im Krieg vollständig zerstört und nicht wieder aufgebaut worden. Heute ist die Stätte eine Parkanlage. Es war mir möglich ziemlich genau festzulegen, wo die folgenden Fotos gemacht wurden:
Um das Modell zu fotografieren wurde es in den Garten das Schlosses gebracht... bilder upload
Die gleiche Stelle heute fotografiert zeigt uns die hinterm Lustschloss gelegene Oranienburger Straße: gratis bilder
1943 wurde das Hohenzollernmodell ins nahe gelegene Berliner Stadtschloss gebracht, in der Hoffnung, dass es hier vor den Bomben sicherer sein würde: Aber auch im Stadtschloss war das Modell den Bombenangriffen ausgeliefert und wurde dort vollständig vernichtet.
Wir hatten den Wagen am Monbijoupark abgestellt und gingen zu Fuß zum Stadtschloss (oder eher: zur Stadtschloss Baustelle). Auf dem Wege dorthin kommt man am ungemein beeindruckenden Berliner Dom vorbei. Fotos vom schwer getroffenen Dom von 1945 sind uns wohl alle bekannt. Narben an der Fassade sind heute noch deutlich sichtbar: direct upload
Wenige hundert Meter weiter ist die Stadtschloss Baustelle. Hier wurde das Hohenzollernmodell bei einem Bombenangriff vollständig zerstört: picupload
Von da aus ging es zu Fuß zur Prachtstraße Unter den Linden. Für Leute meiner Generation ist das geteilte Berlin noch genau so präsent wie das Wiedervereinte. Wir befanden uns in der ehemaligen DDR. Bis zu den 90er Jahren wäre diese Gegend für uns nur schwer zu erreichen gewesen. Heute befindet sich Unter den Linden noch im Wiederaufbau aber es erstrahlt schon im alten Glanz. Alte Gebäude werden historisch genau wieder aufgebaut. Ohnehin überraschte mich die Menge an noch vorhandener Vorkriegs-Architektur in Berlin. Ich habe in Köln studiert und es ist bekannt, dass die Stadtväter von Köln nach Ende des Krieges jede geringfügige Beschädigung als Anlass nahm verschiedene öffentliche Bauten (Opernhaus und Hohenstauffenbad) vollständig abzureißen. Berlin dagegen erstrahlt in altem/neuen Glanz. Ich muss zugegeben, dass mich Unter den Linden emotional stark mitgenommen hat. Die Fotos und Filme der Zerstörung sind bekannt und wir saßen genau an der Stelle in einem Straßencafe und genossen das emsige Treiben um uns herum. Unter den Linden hat der Zerstörung getrotzt und hat Farbe, Leben und Kultur wiedererlangt. Das Hotel, das ich uns ausgesucht hatte war in Charlottenburg und stammte aus dem späten 19. Jahrhundert. Die Türen und der Deckenstuck waren noch original.
Von Unter den Linden aus ging es zu @Eddie der eine urgemütliche Werkstatt in Berlin hat. Ich kannte ihn persönlich noch nicht und er konnte dann auch den Nachbau des Hohenzollernmodells sehen.
Eddie hatte auch für mich eine Überraschung parat - ein mir bis dahin unbekanntes Foto des Hohenzollernmodells das ich abfotografieren durfte, nochmals vielen Dank Eddie picupload
Von das aus ging es dann zur Rubensstraße 11. In diesem Haus wohnte Heinrich Winter als er das Hohenzollernmodell zeichnerisch und fotografisch dokumentierte: picupload
Nun wieder zuhause angekommen verarbeite ich noch die Eindrücke. Der Schrecken des Krieges ist in Berlin noch sichtbar. Mich hat aber sehr stark beeindruckt, dass Berlin trotz aller Bomben und Rotarmisten doch noch Berlin geblieben ist.