Wenn überhaupt etwas über die Rüsten in einem Besteck vermerkt wurde, dann lediglich die Dicke am Bergholz und dass sie außen dünner werden mussten. Die Breite ergibt sich doch, wenn die Wanten angepasst werden müssen.
Frage an die Ölfarbenspezies hier ;-) : ich werde in absehbarer Zeit mit der Endbehandlung des Rumpfes zu beginnen. Aufgrund der Größe werde ich nicht den vollständigen Rumpf "in einem Abwasch" anmalen können. Der Plan sieht vor: beide Rumpfhälften oberhalb des untersten Bergholzes mit Ölfarbe behandeln; dann den Rumpf umdrehen und dann unterhalb der Wasserlinie den Rumpf anmalen. Es könnte durchaus vorkommen, dass Intervalle von mehreren Wochen zwischen den einzelnen Farbaufträgen kommen. Ich plane ca. 400ml Ölfarbe zu vermischen und diese mit Terpentin zu verdünnen, bis der richtige Farbton erreicht ist. Was kann ich machen um die angerührte Farbe möglichst lange "frisch" zu halten? Vielleicht habt ihr ein paar Tipps zu den Behältern, Zusatzmitteln oder so.
Entschuldige, dass ich hier reinplatze; die Farbenspezialisten werden sich sicher noch melden. Vor dem Rumpffärbeln solltest Du aber vorher noch die beiden Steven richtig proportionieren. Laut Witsen hat der Vorsteven an seiner Vorderkante nur 3/5 der Dicke der Achterkante. Beispiele aus zeitgenössischen Certern: Vreede 1667 170 vt: 20-14; 160er 1669: 20 - 14: 160er 1664: 18 - 12 Daumen. Natürlich nicht zu viel weghobeln, damit die Galionslieger und Galionsknien genug Dicke haben. Denn diese müssen der Dicke dieser Stevenvorderkante entsprechen und werden fließend nach vorne zum Löwen hin dünner. Der Achtersteven ist innen gleich dick wie der Vorsteven; außen am Ruder unter der Heckbalkenhöhe verdünnt, aber etwas weniger wegen dem Ruder. Ich würde da ein bisschen im Witsen lesen. Van Yk ist weniger brauchbar; seine Angaben zielen meiner Meinung nach mehr auf Handelsschiffe.
Nach dem Färbeln kann man dann wohl nichts mehr ändern, nicht wahr? Würde Wo nachmalen nicht Flecken erzeugen?
Der Hinweis auf die nach außen verjüngten Steven kommt vielleicht ein wenig zu spät. Das erscheint mir nun schwer zu bewerkstelligen. Sollen die Lieger am Steven nicht so breit (Draufsicht) sein wie der Steven innen? Dadurch entsteht ein Spalt zwischen Galionsknie und Steven durch den Wasser ablaufen kann und nicht in diesem Winkel stehen bleibt. Ich meine das gelesen zu haben. Einen guten Einblick in diesem Bereich hat man in Beitrag #1235.
Die Angaben zur Ausliegerdicke sind widersprüchlich. Bei Witsen ist tatsächlich die Binnenkante Steven das Maß, und bei seiner 134 vt-Pinasse sind die beiden Lieger 14 bzw. 12 Daumen dick. Ab Hoving hat daraus geschlossen, dass das für den Wasserablauf gemacht wurde. Aber, frage ich, was ist dann mit dem Blasebalken unter dem unteren Lieger? Der bräuchte dann auch diesen Spalt zum Wasserablaufen. Beim HZ sehe ich keinen Spalt. Und Van Yk sagt expressis verbis über die Lieger: gleich dick wie die Vorderkante Steven. Unterschiede zwischen Norden und Süden? Oder einfach wieder eine unklare Formulierung Witsens, er hat ja viele davon. Vielleicht meinte er doch die Vorderkante Steven. Seine Pinasse muss ja nicht die allgemeine Praxis wiedergeben. Ich denke, beim HZ können die beiden Lieger ohne weiteres gleich dick sein wie die Vorderkante Steven. Die kann man doch noch zurechtschleifen. Und den Achtersteven sowieso.
Oder vieleicht ist da ein Problem WEIL das kein deckende Schicht ist: Zweniet-deckende Schichten ueber einander augetragen gibt oft ein andere Farbe.
Und das Verlauf der Dicke der Steven ist im Wagners/Winters Zeichnungen gut documentiert.
Jan
Soweit ich Peter verstanden habe, mischt er sich einen ausreichenden Vorrat seiner Farbe an, so daß Farbabweichungen eigentlich ausgeschlossen sind. Natürlich können unterschiedliche Sättigungen des Holzes auftreten, die aber leicht wieder reduziert werden können. Ich würde allerdings nicht zu sehr ins Rötliche gehen, denn die Eigenfarbe von Eiche ist doch eher ein warmes Grau-Ocker...
Nun, rein zeichnerisch gesehen sieht die Sache folgendermaßen aus: in den hochkopierten Spantenriss hat der (halbe) Achtersteven am höchsten Punkt eine Breite von ca. 12,5mm, also insgesamt 25mm. Der Achtersteven meines Modells ist an der Oberkante 22mm breit - man möge mir verzeihen. Die Draufsicht habe ich nicht hochkopiert aber rein rechnerisch gesehen sieht die Sache so aus: Breite Vordersteven (in Tafel V) ca. 4mm X 100 / 21 = 19,04mm, mein Vordersteven ist an der höchsten Stelle 22mm breit - man möge mir verzeihen; ich könnte mir jedoch vorstellen, dass die Vorderkante des Stevens schmaler war als die Hinterkante somit wären hier die (anscheinend inakzeptablen) 1,5mm pro Seite noch zu korrigieren. Das (oder der?) Scheg ist an der vordersten Spitze noch eindeutig zu breit und dies kann man ohne Probleme noch verbessern. In der Tat kommen hier immer wieder Anregungen nachdem das Kind längst in den Brunnen gefallen ist.
Zitat von ara im Beitrag #1385Laut Witsen hat der Vorsteven an seiner Vorderkante nur 3/5 der Dicke der Achterkante. Beispiele aus zeitgenössischen Certern: Vreede 1667 170 vt: 20-14; 160er 1669: 20 - 14: 160er 1664: 18 - 12 Daumen.
Ich versteh nicht ganz was das zu bedeuten hat; heißt das 20 bis 14 Fuß breit oder Achterkante 20 und Vorderkante 14 Fuß? Dies würde bedeuten, dass in 1:22 die Achterkante 25,73mm breit sein müsste und die Vorderkante 18mm. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass die Trapezform des Vorderstevens so extrem war. Ich bin der Ansicht, dass alles eine fließende Linie bilden sollte ohne welche Spalten o.Ä. durch die Wasser abfließen konnte. Was sagen denn Fotos des Gent Modells dazu?
Nun, große Kriegsschiffe wie die Vreede oder der 160er und andere hatten offensichtlich einen dickeren Vorsteven lt. Certer - 20 Daumen an der Binnenkante (normalerweise 1: 10 lt. Witsen: 160 vt heißt 16 Daumen Innenkante - das ist etwas für Handelsschiffe); Kriegsschiffe werden eben kräftiger gebaut. 14 Daumen Dicke an der Vorderkante; immerhin nahe an der Witsen-Formel: 3/5 der Achterdicke an der Vorderkante. Also muss man den Vorsteven so zurechtschleifen, schmäler an der Vorderkante; und zwar gerade; wozu bei der Seitenfläche eines Vorstevens eine Kurve? Die Seitenfläche kann oben zwischen 3 1/2 bis 4 1/2 Fuß breit sein bei Schiffen dieser Größe. Immerhin ist die Vreede und der 160er offensichtlich wirklich gebaut worden. Und das Schmalerwerden der beiden Steven ist ja nur der logische Abschluss der fließenden Verschmalung des Kiels, sonst hätte man da ein Eck - das alles zieht ja durch das Wasser.
Hier der Vasa Vorsteven, nur ein Beispiel. HZ und Genter: Ich glaube, dass die Verschmalung nicht so extrem war wie in den Certern, aber sehr wohl vorhanden. Die Vorderkante Steven ist ja leider oben verdeckt.
S (1072).jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Ein Modell der Den Helder-Pinasse; Verschmalender Vorsteven.
S (1676)_2.jpg - Bild entfernt (keine Rechte)
Zeichnung der vor einigen Jahren lokalisierten Svaerdet; ebenfalls verschmalender Vorsteven.
In diesem Bild ist gut zu sehen, dass der Vordersteven nicht wesentlich zum Bug hin verjüngt; das Scheg dagegen sehr stark. Im etwa hinter dem Stock des Steuerbordankers beginnt das Scheg und da ist auch gut zu erkennen wie schmal die Vorderkante davon ist. Kann man noch machen!
Sneak preview...
In der Tat ändert sich die Farbe des Decks wie von @Schmidt angekündigt. Darüberhinaus kommt ein wundervoller seidiger Glanz auf, der mich stark an den glänzenden Rumpf der schwarz-weiß Bilder des Originals erinnert. Die Farbe in den Fotos oben kommt zu hell rüber, in Wirklichkeit ist sie dunkler aber auch ungemein homogen! Genau das, was ich wollte. Ich hab mit Öle experimentiert und mit wasserlösliche Beizen, am Ende war es @Schmidt der sagte ich soll es mal mit Ölfarben versuchen. Zuerst war ich entsetzt da ich glaubte ich soll den Rumpf deckend lackieren. Je mehr ich mich im Gedanken damit befasste wurde mir klar, dass der Anstrich lasierend sein muss. Ich bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden!